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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 31.03.1916
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1916-03-31
- Erscheinungsdatum
- 31.03.1916
- Sprache
- Deutsch
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..V 75, 31, März 1S16, Redaktioneller Teil, INI) 'Musiker-Autographen« <2023 Nummern) und »Auto graphen« (Bildende Künstler und Schauspieler: 677 Nummern), im ersten davon, der zum SOjährigen Jubiläum der Firma er schien, ein Widmungsblatt ihres jetzigen Besitzers Otto Haas an seine Kunden und Kollegen, in dem er sagt: »Es wird das eisrigste Bestreben und der größte Stolz meiner Firma sein, , , , besonders die altbewährten Spezialitäten, Musikantiquariat und Auto graphenhandel, in der jetzigen schweren Zeit, wie in künftigen froheren Tagen aufs kräftigste weiterhin zu pflegen und zu för dern,« Der liebenswürdige Gründer des angesehenen Geschäftes, der kürzlich, nachdem er sich schon seit einer Reihe von Jahren ins Privatleben zurückgezogen hatte, hochbetagt gestorben ist, war weithin bekannt und unter feinen Kollegen ebenso wie besonders in der Musikwelt geschätzt. Sein Nachfolger hat es bis jetzt ver standen, die alten Traditionen ausrechtzuerhalten und den Ruf der Firma zu mehren. Es wird ihm auch weiterhin glücken, 8, 8, Die Korrektoren. Humoreske aus dem Buchhandel von E d m u n d Äre u s ch (Offenburg, Baden). Eigentlich müßte ich schreiben: die Verbesserer; wir wollen ja die Fremdwörter in unserer Sprache nicht mehr dulden. Aber die Herren .Korrektoren könnten sich dann allerhand und allerlei und gar viel einbildeu, Zum Beispiel, das; sie Weltverbesserer seien. Und das möchte doch zu manchen Unzuträglichkeiten führen, besonders in dieser Zeit, da die ganze Welt auf den Kopf gestellt wird. Also bleiben wir vorläufig bei bei dem altgewohnten Korrektor. Ter erste der Herren Korrektoren ist der Herr Schriftleiter. Er setzt mir in meine Handschrift über den »Lesestoff im Felde« ein kleines i für ein großes hin. Aber fest; mit mächtigem Druck des Bleistiftes wie einen Mörser in Feuerstellung, gar nicht fortzndispntieren still! ich verbessere mich — gar nicht wegzustreiten. Also sei es drum; das kleine i soll bleiben statt des großen. Wenn ich einmal ob der Genauigkeit meiner Wortfügungen, der Bravheit meines Satzbaues, des Glanzes meiner Schreibweise berühmt werde, so ist ein gerütteltes und geschütteltes Maß sein Anteil daran. Nach dem Herrn Schriftleiter kommen die Herren Korrektoren aus der Setzerei und Druckerei an die Reihe. Ich stelle sie mir vor als graubärtige Männer mit blauen Schürzen. Eventuell, ich will sagen, gegebenenfalls, können die Schürzen auch grau sein. Graubärtigc Männer; denn die jungen stecken ja alle in Feldgrau, wenn sic nicht so kurzsichtig sind wie ich etwa, so daß sic auf zehn Meter Entfernung ihre eigene Frau nicht erkennen. Mit blauen Schürzen — es können ja auch graue sein —, weil sie, wie ich vermute, bei dem Mangel an Arbeitern überall mit an greifen müssen. Hab' ich mich getäuscht, so mögen sie in einer Fuß note sich gegen mich erheben und mich in meine Schranken zurückweisen. Indessen mögen die Herren sich beruhigen; denn erstens ist meine Handschrift heute besser denn jemals, und zweitens meine ich sic gar nicht, sondern habe ganz andere Korrektoren im Sinne. Augenblicklich spielen sie mit Tonkügelchcn im Zimmer, und ich liege krank im Bett und schaue zu- Hannele, die zehnjährige, und Bubi, der sechsjährige, machen »Kügcles« auf dem Fußboden. Der ist zwar rul üoe mit einer ausgedienten Reisedecke belegt, die noch aus meiner Iunggeselleuzcit stammt, da sich eine solche Anschaffung lohnte: aber Lärm gibt's trotz der schalldämpfenden Decke noch genug. Maulkörbe und Papagcnoschlösser möchte man.auch noch an den ge eigneten Stellen anbringen; schließlich auch noch Fußeisen und Zwangsjacken; dann wär's aber kein Spiel mehr. Hannele sieht sich nämlich vor Bauchgrimmen veranlaßt, ihrem Brüderchen eine Art Kapitulation vorznschlagen. »Versprichst du mir, Bubi, daß du mich nicht mehr auf den Bauch trittst, so bekommst du zehn Kugeln.« Bubi sagt zu; nur soll Hannele sich halt nicht der Länge nach auf die Decke strecken und ihn am Spiele hindern, sonst Ich denke, die Lache ist geregelt, und das Spiel der Geschwister setzt mit dem zweiten Akt ein. Aber nein! Hannele fragt wieder und zwar eindringlicher: »Versprichst du mir also, Bubi, daß du mich nicht auf den Bauch treten willst — ?« »Ja«, wiederholt Bubi und streckt die Hand nach den versprochenen Kügelchen ans. »Schaf!«, ruft Hildegard, die elfjährige. Sie liest gerade »Himmel schreiend«, das einzige meiner Bücher, das den Mädchen gefällt, weil arme Waisenkinder drin Vorkommen, und ist innerlich erregt über Un gerechtigkeit und Härte — »Schaf!« Bubi versteht nicht, was sic meint, aber Hannele versteht's; kann sie die größere Schwester ärgern, so unterläßt sie das selten. Und Hilde gard fällt so oft drauf herein, versteht sv wenig Spaß! »Versprichst du mir, Bubi«, erhebt Hannele zum drittenmal ihre Frage, »daß du mich nicht mehr auf den Bauch treten willst, dann —« Mitten im Satz hebt Bubi den Fuß und versetzt ihr einen neuen Tritt. Seine Geduld ist zu Ende. »So, jetzt kriegst du auch die Kugeln nicht.« Das war's, was Han- ncle gewollt: eine raffinierte Reizung, um ihn zum Treten zu ver anlassen, damit sie nicht die in der Übereilung versprochenen Tonkugeln hcrauszngeben brauchte. »Wie der Vicrverband«, lachte meine Frau an der Nähmaschine, »gegen Griechenland tut.« Es währte noch eine kleine Weile, dann spielten die beiden jedoch wieder einträchtig miteinander. Hannele mogelte stark, Bubi merkte nichts. Hildegard aber konnte das zuletzt nicht mehr ansehen; immer wieder mußte sic vom Buch aufsehen und in das Spiel Hineinschwatzen. Hannele widersprach, Hildegard ward heftig, Hannele bockte. Bubi wußte nicht mehr aus noch ein. Da tönte draußen die Klingel. Meine Frau sah nach. Es war nichts von Belang. Aber im Briefkasten steckte etwas, das brachte sie mit. »Wieder ein Manuskript zurück.« »Sieh mal nach.« Sie öffnete. »Nein«, der Ton klang anders, »eine Korrektur vom Börsenblatt.« »EUige Korrektur«, las Hildegard über ihre Schulter. Ich vermochte kaum den Kopf zu heben; auf meinem Schädeldach hockte die schwere häßliche Hexe Influenza. »Ich mach's«, sagte meine Frau. Aber Hildegard nötigte ihr die Korrektur ab. »Laß mich, bitte!« Und schon saß sic am Schreibtisch. »Ich will auch«, sagte Hannele; denn sie spielte zwar mit Bubi, horchte aber doch überall hin, wo es eine Neuigkeit gab. Der erste Korrektor war also an der Arbeit und fand drei Fehler. »Aber«, sagte sie ehrlich verwundert, »über fünf Millionen Bücher und Hefte sind ins Feld und in die Lazarette verschickt morden. Papa schreibt's.« Was Papa schreibt, ist natürlich genau so wahr wie ein mathematischer Satz. Hildegard findet weiter keine Fehler und spricht: »Nun sieh du mal nach, Mama«. Mama tat also und fand, wie der Schöpfer am sechsten Schöpfungs tage, daß alles sehr gut sei. Die fünf Millionen imponierten ihr auch. Das war der zweite Korrektor. Also zurück zur Druckerei! »Wart' mal!«, rief Hannele, gewann Bubi rasch noch zwanzig »Kügele« ab, pflanzte sich vor die Korrektur und — fand noch einen Fehler. Das war der dritte Korrektor. Bubi sah sich allein. Da kam er an mein Bett. »Papa!« »Dickerle!« »Papa, willsch was?« »Ja, was denn?« Da reichte er mir einen Reiter. Das war viel für seine Verhält nisse;.denn seine Kavallerie zählte wenig Pferde; mit der Infanterie stand's besser. Da rutschte die schwere häßliche Hexe Influenza von meinem Schädeldach herunter und versank zwischen Bubi und Bett in den Boden. Sie hatten alle ihr Möglichstes getan, um das Untier zu ver scheuchen . . . Auch eine Korrektur . . . Mir ward der Kopf klarer, und meine Korrektoren spielten fröhlich weiter. Darüber geriet ich in ein wohliges Sinnen, und als ich genug nachgedacht, rief ich: »Hildegard, setz' dich hin nnd schreibe!« Und Hildegard setzte sich hin und schrieb: »Die Korrektoren.« »Lesen das auch die Soldaten?« fragte Hannele dazwischen. »Natürlich.« Das war ihr nicht, ganz recht, wegen der Kundmachung ihrer Mogelei. »Was werden sie von mir denken?« »Sic werden lachen, und das ist gesund im Schützengraben. Nichts verlangen unsere Soldaten so sehr als humoristischen Lesestoff, der ihre Einbildungskraft von der grauenvollen Wirklichkeit des Stellungs- kampfcs ablcnkt, ihr Gemüt erheitert, ihre Nerven beruhigt, ihre Ge danken in die Heimät führt.« 375
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