Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 27.08.1862
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- 1862-08-27
- Erscheinungsdatum
- 27.08.1862
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- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
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wohl mit Grund geschlossen werden/ daß man die Vorschläge des Börsenvorstandes als angemessen betrachtet. Auch ich theile im Allgemeinen diese Ansicht, doch sei es mir gestattet, da ich durch meinen im Jahre 1844 gestellten Antrag, Friedrich Perthes' und Georg Reimer's Bildnisse auf zustellen, den ersten Impuls zu einer künftigen Galerie verdien ter deutscher Buchhändler gegeben habe, einige Worte über den Plan des Börsenvorstandes zu sagen. Ich hatte damals, neben dem Wunsch zwei bedeutende pa triotische Männer durch Aufstellung ihrer Bildnisse zu ehren, auch den, daß allmählich die Bildnisse anderer verdienter Collegen in dem Saale aufgehängt werden möchten. Es sind seitdem die Bildnisse von Enslin und Cotta de nen von Perthes und Reimer hinzugefügt worden, womit ich vollständig einverstanden bin. Auch finde ich das Verfahren, das vorgeschlagen wird für die weitere Aufstellung von Bildnissen, insoweit es jetzt noch Lebende betrifft, zweckmäßig, und hätte in dieser Beziehung nur den Wunsch, daß erst einige Jahre nach dem Tode ein Antrag wegen Aufstellung eines Bild nisses im Börsensaale gestellt und darüber Beschluß gefaßt wer den könnte. , Nur was die vergangene Zeit betrifft, bin ich der Ansicht' daß das von unserm Vorstand in Vorschlag gebrachte Verfahren nicht ganz angemessen ist. Jcl) glaube, daß der Vorstand die Ini tiative für die Vergangenheit ergreifen und die Namen derer auf einmal nennen sollte, die er überhaupt der Ehre für würdig er achtet, daß ihre Bildnisse in dem Börsensaal aufgehängt werden. Sowie der Vorschlag jetzt vorliegt, wird es einigermaßen vom Zu fall abhängen, ob wirklich die hervorragendsten deutschen Buch händler der vergangenen Zeit die ihnen gebührende Stelle im Börsensaal finden. Daß allein die Generalversammlung des Bör- senveceins die endgültige Entscheidung über die Vorschläge des Vorstandes zu treffen hat, betrachte ich als selbstverständlich; ebenso, daß nicht etwa sämmtliche Bildnisse auf einmal ausge führt und aufgestellt werden, sondern daß hierfür eine bestimmte Summe in unserm Budget ausgeworfen wird und Ausführung und Ausstellung der Bildnisse allmählich stattsindet. Die Anzahl der deutschen Buchhändler aus vergangener Zeit, die Anspruch auf diese Anerkennung und Auszeichnung zu machen haben, wird zuletzt nicht gar zu groß sein, da eben hohe Ansprüche zu stellen sein werden. Um zu bezeichnen, in welchen Grenzen ich mir die Auswahl denke, nenne ich hier sechs Namen, die so be deutend in der Geschichte des deutschen Buchhandels hervortreten, daß es mir nur wahrer Pietät zu entsprechen scheint, wenn sich die Lebenden dadurch selbst ehren, daß sie die allgemein anerkann ten Verdienste der genannten Männer durch Aufstellung ihrer Bildnisse anerkennen. Ich nenne die Namen: Philipp Erasmus Reich (-j- 1787); Johann Philipp Palm (f 1806 ); Friedrich Arn old Brockhaus (ff 1823); GeorgJoachimGöschen(-j- 1828); Hans Friedrich V-eweg (-s- 1835); Karl Christoph Traugott Tauchnitz (ff 1836). Ich meine mit diesen Namen nicht die Liste der Candidaten erschöpft zu haben. Andere mögen andere Namen nennen und unser Vorstand möge dann der Generalversammlung im nächsten Jahre die geeigneten Vorschläge machen: den Verstorbenen zu ehrender Anerkennung, den Lebenden zu aufmunterndem Stre ben, dem Börsensaale zum schönen Schmuck. Leipzig, 20. August 1862. Heinrich Brockhaus. Wider die Russen. Der Artikel des russischen Sortimenters in Nr. 103 d. Bl. kam mir wie gerufen. Ich trage schon längst die Absicht unter dem Herzen, letzteres auszuschütten über das höchst absonderliche Verfahren fast sämmtlicher Buchhändler in Rußland. Richtig ist es allerdings, daß der Uebelstand, einige Conten unter tausend offen lassen zu müssen, nicht allzu hoch angeschlagen werden darf; aber ungleich störender sind andere, durchaus unbuchhändlerische Vorkommnisse, denen man im Verkehr mit russischen Handlungen begegnet. Der Frühling bringt neues Leben in die Natur zurück und unverkaufte Nova in die Niederlagen. Prüfen wir die Wohlbe kannten in ihrem Flügelkleide! Freilich, das allzu dünne Gewand und die bösen Nachtfröste haben jenen zarten Schmetteclingsstaub verwischt, jene Calico- und Franzbände gemordet, mit denen ge schmückt wir die theuren Kinder ins Leben einsührten; aber was bedeutet der materielle Verlust gegen den hohen ästhetischen Ge nuß, den der Anblick ihrer aus leichtester Maculatur gewobenen Envelvppcn uns gewährt! Und siehe da — die Russen fehlen; und wenn sie im Herbste als Nachzügler eintreffen, eingehüllt in schwere, graue, dicke Pappe, dann müssen wir uns sagen: die Bücher und ihre Einbände sind allerdings conservirt, aber das ästhetische Gefühl ist verletzt; die Materie ist gerettet, aber der Geist, die Poesie ist zum Teufel! Folgt die Zeit der Jnseraten-Rechuungen. Da lauten denn die gewöhnlichen Reflexionen der Verleger, oder vielmehr die Reflexionen der gewöhnlichen Verleger, etwa wie folgt: Diese verd— Jnsectionskosten fallen wie ein Hagelschlag auf die spärlichen Früchte, welche der sterile Boden der Ansichtsversen dung gezeitigt hatte; die sieben mageren Kühe möchten die sieben fetten verschlingen, wenn diese nur nicht so selten auf der Weide deutscher Verleger anzutreffen wären, daß jene an dem Fleische ihres eignen Herrn zehren müssen! — So denkt und spricht das proksnum vulKus; der mit freierem Blick Begabte erkennt indes sen die tiefe Bedeutung der Jnsectionskosten: sie sollen der Ueberproduction steuern, der Verleger soll erfahren, daß auch ein gutes Buch nicht immer ein Guthaben im Buche ver schafft, ec soll begreifen, daß Inserate überhaupt nicht der Ver leger wegen existiren, sondern dazu geschaffen sind, die Firma des Sortimenters, mit Straße und Nummer, in Lapidar-Schrift der Nachwelt zu überliefern. Und diese höhere Anschauung ist es, welche wiederum den materiellen Russen völlig fremd zu sein scheint. Sie betrachten Annoncen lediglich als Mittel zur Errei chung des Absatzes und sind befriedigt, wenn sie ihren Zweck er reicht haben. Sie erinnern uns an jenen preußischen Rekruten, der den entrollten Mantel als schützendes Gewand bei heftigem Regen benutzte, aber von seinem Unteroffizier durch den treffen den Zuruf zurecht gewiesen wurde: „Was Hilst mich der Mäntel, wenn er nicht jcrollt ist!" Endlich naht die Ostermesse mit ihren vollen, aber auch so manchen halben und Viertelszahlungen, mit den „lediglich über sehenen" Saldirungen, mit den „durch Versehen" aus der Tha- ler- in die Groschen-Columne gestellten Posten und hundert an deren ergötzlichen Kleinigkeiten, welche das ganze Meßgeschäfl wahrhaft poetisch durchgeistigen. Und abermals stehen die unver wüstlich prosaischen Russen vor uns, sie, die das ganze Jahr hin durch uns jede Gelegenheit rauben, unsre Talente auf dem Ge biete der buchhändlerischenCorrespondenz zuüben undzurSchlich- tung von Differenzen zu verwerthen, sie verleugnen auch jetzt nicht ihre trockene, stoische Natur: sie denken was sie wollen und zahlen was sie sollen—alles, bei Heller und Pfennig! Was sollda endlich von derPoesie derOsteimesse übrig bleiben? Ach, leider nur noch
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