Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 02.07.1856
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- 1856-07-02
- Erscheinungsdatum
- 02.07.1856
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- Deutsch
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1212 Börsenblatt für den deutschen Buchhandel. 83, 2. Juli. Nichtamtlicher Theil. Noch ein Beitrag „gegen Schleuderet". Ueber diesen Gegenstand sind in unserm Börsenblatte schon so oft ausführlich, klar, wahr und entschieden, auch von uns, die ver schiedensten Ansichten mit Rathschlagen zur Abhilfe niedergelegt, daß man wohl hatte annehmen können, etwas damit zu erzielen. Es ist gegen diesen Verderb des Buchhandels auch von den Kreisvereinen, am wirksamsten vom rhein.-westphälischen, thätig ein geschritten, und dennoch ist das Uebel ärger denn je. Es sind nun sogar in neuester Zeit von Kreisvereinen und Cor- porationen des Buchhandels Schritte selbst bei den höchsten Behör den geschehen, ob mit und welchem Erfolge ist uns unbekannt. Und endlich geht uns soeben von unserm verehrten Collegen Kaiser (E. H. Schröder) in Berlin eine Denkschrift über diesen Gegenstand zu, in der wiederum von einer Anzahl achtbarer Berliner Buchhändler Ansichten, Wünsche und Rathschläge zur Beseitigung dieses Uebels ausgesprochen und documentirt sind, und muß dieser neueste Schritt von der deutschen Buchhändlergenossenschaft um so mehr freudig und dankbar begrüßt werden, als dadurch gerade abermals der ganze Umfang des zunächst den Sortimentsbuchhandel ruinirenden Uebels zur Anschauung gebracht wird, wobei wir nur wünschen, daß diese wohlgemeinte Darlegung die gehörige und nachhaltige Berücksichti gung, namentlich bei den einflußreichen Verlegern und Sortimentern finden möge, welche zur Heilung der Schäden Mittel und Gewalt in Händen haben. Aus Allem, was uns über diesen Krebsschaden bekannt, wird uns nur zu klar werden, daß das Fortbestehen und Weitergreifcn desselben eine Lebensfrage für unfern Stand gewor den ist. Fragen wir einfach: Kann der Sortimcntsbuchhändler, besonders in den Provinzen, bei einem jährlichen Umsatz von etwa 2000oder wohl noch weniger, bei den immer mehr und mehr sich steigernden Commissions-, Emballage-, Fracht-, Porto- und sonstigen Handlungskosten, Steuern, Abgaben aller Art, Verlusten bei Kunden und dem kaum noch zu erschwingenden Lebensunterhalt bestehen, wenn durch die maßlosen Schleudercien, wozu leider die Commissionäre und Verleger oft nur zu bereitwillig die Hand bie ten, sein Kundenkreis immer mehr und mehr beschränkt und ver kümmert wird? Was bleibt ihm, wenn er für seinen Kundenkreis sich ein passendes Lager von sauber gebundenen Büchern hält, und sich dann Monate, wohl Jahre lang, kein Mann zu diesen schön geschmückten, lieblichen Kindern findet, weil man in Berlin ic. so ^ und so billig dergleichen erhalten kann? Was bleibt ihm, wenn er mit Aufopferungen und Mühen für die neuesten literar. Erschei- < nungen erst Bahn gebrochen, die ergiebigsten davon nachher von Schleuderen: an Stapelplätzen, in Haupt- und Handelsstädten^ weil selbe ja alle die Opfer, Lasten und Mühen der Sortimenter, als Her- und Rückfracht, oft von kaum erhaltenen Werken, 'als wär's ^ eine Lustfahrt, des zur Ansichtversendens rc. weder haben noch ken nen, ausgebeutet und zu Preisen vertrieben werden, mit denen der nach kaufm. Principien sich abquälende solide und achtbare Sorti- j mentsbuchhändler zu concurciren nicht im Stande ist? Was bleibt I ihm, wenn es dahin kommt, daß einzelne Verleger nun auch anfan gen, direct an Schulvorstehec und Lehrer für deren Lehranstalten die Lehrmittel zum Buchhändler-Rabatt zu liefern? Ist es nicht schon arg genug, daß Antiquare und Buchbinder den Schulbüchervertrieb iheilweise in Händen haben? Werden die Schulvorsteher und Lehrer, die einmal solche Vorthcile erhalten, nicht dahin streben, ihren gan zen literar. Bedarf so zu verlangen, und kann der Sortimenter unter solchen Verhältnissen noch mit denselben verkehren, und wenn es geschieht, unter welchen Bedingungen? Was bleibt dem Sortimenter, wenn durch Postanstalten, Landrathsämter und sonstige Behörden Journale und andere Liebenswürdigkeiten vertrieben werden? Fragen wir nun auf der andern Seite: Wgs gewinnen und verlieren die betreffenden Verleger und Commissionäre durch solche Schleudercien, so wollen wir diese Frage erörternd dahin beantwor ten, daß der Gewinn bei dergleichen Baar - Partiekäufen nur ein ! scheinbarer ist. insofern es sprichwörtlich heißt: „Baar Geld lacht!" j Folgende Nachtheile hinken aber nach: 1) Verlieren die Verleger bei Baar-Partiekäufen mit hohem Rabatt und Freiexemplaren an Rabatt und Freiexemplaren, welche größere Vortheile bei den Einzelverkäu fen an Sortimenter zu Gunsten der Verleger wegfallen. 2) Eine j weitere Folge des Nachtheils wird der Minderabsatz von dergleichen ^ verschleuderten Verlagswerkcn sein. Wir würden z. B. von vielen von dergleichen hervorragenden Werken doppelt und dreifach soviel j absetzen können, hieße es nicht, wir wollen warten, bis das Werk ^ complet oder älter geworden, auf den halben Preis herabgesetzt, oder wir wollen dies und jenes zu dem und dem Preise von Berlin, Leipzig rc. beziehen, und wie viele Bücherkäufe gehen dadurch neben bei durch Vergessenheit rc. dann den Verlegern verloren, bleiben gänzlich unrealisirt, und werden auf solche Weise nicht alle Bücher- pceise illusorisch, zum Scandal, sinkt unser achtbarer Stand, sonst i auf solide Principien basirt, nicht zu einem Schwindel- und Krämer- ! geschäft herab? 3) Ist aus dem Börsenblatte leider nur zu oft zu ^ ersehen, daß durch alle diese unseligen Conjuncturen ein Sortimenter nach dem andern zu Grunde gerichtet wird, die Verleger bei densel ben wohl mitunter mehr verlieren, als sie bei den Baar-Parliekäu- fen gewinnen, die Commissionäre aber einen Committentcn nach dem andern einbüßcn werden, und manche Familie, mancher Wirkungs kreis wird dadurch geopfert. 4) Werden die Sortimenter, geht dies Unwesen so fort, immer mehr und mehr gezwungen sein, Novitäten zusendungen zu verbieten, Verwendung dafür einzuschränken, und es wird dies schwerlich zum Vortheil der Verleger sein. Mögen nun diese wenigen Erörterungen und dargelegtcn That- sachen dazu beitragen, die ganz besondere Aufmerksamkeit auf die beherzigenswerthe Kaiser'sche Denkschrift zu lenken, und ihr die ent sprechende Thcilnahme und Unterstützung verschaffen. Möchten vor zugsweise alle buchhändlerischen Kreisvercine, Corporationen, Ver leger, wie: Cotta'sche Buchh., Brockhaus, Reimer, die Perthes', Dunckers, Veit L Co., Vieweg LS., Engclmann, Westermann, Weidmann u. s. w., diese Angelegenheit entschieden zu der ihrigen machen, den Rabatt gänzlich abschaffen oder durch bestimmte Usancen steuern und ordnen, retten, was noch zu retten ist, ehe cs zu spät wird. Wir wollen nicht die Schwierigkeiten, wobei Vielköpsigkeit, Selbst- und Habsucht eine Hauptrolle, wie im weiland deutschen Reiche spielen, und wenn Schleuderer, von einem Terrain vertrieben, ein anderes wieder aufspüren werden, zur Lösung dieser Aufgabe verkennen. Guter Wille, Ernst, Ausdauer und Intelligenz sind in dessen unseren Bcrufsgenossen nicht abzusprechcn, wie zur Genüge bei Gründung unserer Buchhändlerbörse mit Börsenvcrein und Bör senblatt, des Nachdrucksgesehes, der Bestcllzettelanstalten, Unter stützungsvereine u. s. w. bethätigt ist. Sollte dies zur Erhaltung des Buchhändlerstaates nun nicht bei dem hier in Rede stehenden so wichtigen Gegenstand auch der Fall sein können? Haben wir von der deutschen Buchhändlcrgenossenschaft eine gute Meinung, wün schen, hoffen und erwarten wir das Beste! — Nachschrift. Unsere Besprechung über Schleuderei ist im All gemeinen gegen die gerichtet, welche ursprünglich und weitergehend vom geraden Weg abgcwichen, durch Concurrenz, Gewinnsucht und andere Einflüsse getrieben, Rabatt an Kunden gegeben und sich nach
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