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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 06.06.1848
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- 1848-06-06
- Erscheinungsdatum
- 06.06.1848
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- Deutsch
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1848.) 619 Nichtamtlicher Theil. Zur „Reform des Buchhandels." GS steuert der rnuthige Schiffer den Kiel durch schreckliche Brandung. Bevor die von Herrn Thun in 41- 37 des Börsenblattes propo- nirten Thesen zu einer neuen Reform des Buchhandels, im Allgemei nen durchgesetzt und angenommen werden sollten, wäre wol norhwen- dig, daß nachfolgende, für den Sortimenter nicht unwichtige Punkte, scharf berührt und beachtet würden; nämlich: aä 1. Dem Buchbinder möchten durchgehends löU Rabatt zu bewilligen sein, ohne davon an seine Kunden etwas abzugeben. Ist der Buchbinder dem Buchhandel wirklich so nahe verwandt (und wodurch?), daß ihm 162/g A, vom Verleger zu bewilligen wären? Ein Buchbinder, dessen Verwandtschaft mit dem Buchhandel nur dar in bestehen kann, daß er durch das Einbinden der Bücher stets mit Bücher-Kunden verkehrt, kann, meiner Meinung nach, eben so wenig, wie die andern Kunden, auf 16-/z LH Ansprüche machen, sondern muß mit denselben völlig gleichgestellt werden, wenn dem Sortimenter da durch kein Nachtheil entstehen soll. Die Sortimenter haben gewiß hinlänglich genug Gelegenheit gehabt, zu beobachten, wie die Buchbinder Viel zum Sturze des Buchhandels beigetragen und die Existenz des Sortimenters bedroht haben, eben dadurch, daß er die Rechte des Bücher-Verkaufes usurpirt; um seine Buchbinderei in Flor zu bringen und sich ansehnliche Kunden zu verschaffen, werden die vom Verleger mit ansehnlichem Rabatt bezogenen Bücher verschleudert, zumal wenn ein solch' Individuum dem Sortimenter feindlich gegenüber steht. Der Bücherhandel steht seiner Buchbinderei nach, ist also Nebensache, die zu Handstreichen dient, daher ihm dann auch nichts daran liegt, ob er seine Procenle gewinnt oder nicht, sondern wird im Gegentheil mit dem größten Vergnügen davon abstrahircn, wenn nur der Kreis seiner hohen Gönner sich erweitert. Viele der Herren Verleger begünstigen leider häufig in solcher Weise den Buchbinder, wodurch sie gleichfalls den Ruin des Buchhandels mit herbeiführen helfen, und dennoch lamcntiren sie, als geschehe ihnen von Seiten der Sortimenter das größte Unrecht. Der Sortimenter ist nun einmal darauf angewiesen, sein Leben durch den Rabatt zu fristen, wenn nun aber eine solche jämmerliche Eoncurrenz vom Buchbinder ihm diesen Vortheil beein trächtigt, wie dann? Wenn es auch heißt: der Buchbinder darf von den 162/z chg Nichts an seine Kunden geben, wird der Buchbinder sich daran kehren? wird er sich dazu verpflichten und bescheiden lassen? wird er als Nicht-Mitglied des Buchhandels den Vorstand desselben anerkennen? und wird, wenn ihm diese Bedingung vom Verleger auch aufgelegt werden soll, der Verleger diesen bezüglichen § auf Gewissen befolgen ? Wer will dafür dem Sortimenter garantiren? Soll nun doch einmal eine gute Zucht, eine neue Reform im Buchhandel zu Stande kommen (welches ich von Herzen wünsche), so ist's auch noth- wendig, daß derselbe radical von seinen Schlacken gesäubert werde, und daß demnach der Buchbinder keinen Bücher- Verkauf betreibe; an Bü chern mögen davon ausgenommen sein die gewöhnliche Schulbibel, der Katechismus und das Gesangbuch, die denn nun doch einmal beim Buchbinder gesucht werden. Soll aber ewig der Buchhandel von solcken Schmarotzern leiden, die doch größtentheils an den ver kommenden Ealamitäten Schuld haben, so können wir auch nur beim Alten bleiben, da das Geflickte doch nicht halten wird. Wie darf aber der Buchbinder wohl mit 162/z Lo anerkannt werden, da er doch im Geringsten kein Buchhändler ist, ganz willkührlich mit diesem Handel schleudern und nicht auf Bedingungen geben würde? So lange auch dieser Krebsschaden am eorpus clelioti nicht radical ge heilt wird, darf an eine bessere Zukunft nicht gedacht werden; so lange der Sortimcntshandel auch in dieser Hinsicht im Siechthume darnieder liegt, darf der Verleger auf ein blühendes und freudiges Resultat nicht hoffen. Nur keine halben Maaßregeln, wodurch die guten Ideen reac- tiv zu Tage gefördert werden und unsere Rechte dennoch gefährdet bleiben. Den gegenwärtigen jämmerlichen Zustand des Buchhandels kennt Jeder vollkommen, als daß man darüber noch weitere Eommentare zu liefern brauchte. ->ä 2. führt Herr Thun 8 diverse Geschäfts-Branchen zur Buchung an; sollte durch diese verschiedene Buchführungen dem Sorti menter das Geschäft nicht bedeutend nutzlos erschwert werden? Meinem Dafürhalten nach dürften 4 Geschäfts-Branchen hin reichend sein, nämlich: Verlag — Sortiment — Antiquar — Commission. Wozu die ungeheuren Arbeiten und vielseitigen Firmen, die doch zu keinem Nutzen führen? Die dadurch verlorene Mühe und Zeit kann der Sortimenter zweckmäßiger verwenden. Ueberhaupt ist cs eine Ea- lamität, daß so häufig die Firmen geändert und Eontis mit andern Namen belegt werden, da doch dazu in vielen Fällen wesentliche Um stände keinen Veranlassung geben; hierdurch selbst werden dem Sorti menter nutzlose Arbeiten abgedrungen, worunter doch beide Theile leiden müssen; auch hierein muß ein Ziel gesetzt werden! Noch will Herr Thun, daß der Sortimenter nicht verlegen solle, ein freilich sehr wahres Wort, doch darf der Sortimenter hierin nicht ganz passiv zurückgedrängt werden, indem es sich dtchei um einen reellen Werth und Gewinn für den Sortimenter handelt, ohne dadurch dem Verleger ganz zu schaden; nur sollte sich jeder vorsehen, was er verlegt und nicht ins Gelag hinein drucken lassen, wodurch der moralische Werth unserer deutschen Literatur und des Buchhandels verloren geht. Ein vernünftiger, solider Sortimenter wird bei solchem Verlage schon dafür Sorge tragen, daß dem Verleger zu gehöriger Zeit sein Recht geschieht; für Leute gleichgültigen und unreellen Schlages bleiben alle legitimen Bedingungen dennoch unnütz, und ist es denn nicht besser, mit solchen die Geschäfts-Verbindung gänzlich aufzuhcben, ja ihn gänzlich aus dem Buchhändler-Verkehr zu scheiden? Verleger und Sortimenter haben im Eontraventionsfalle eine bestimmte Buße in klingender Münze zu entrichten, bei wiederholtem Male ist der Ver kehr mit der gedachten Firma zu sistiren. — Die Zeit drängt und der Buchhandel liegt schwer darnieder, darum lasset uns nicht länger in alter Gewohnheit zaudern, sondern denselben mit energischer Thal und eiserner Eonsequenz aus seinem Schmutze hervorheben, damit er frisch und lebendig, der fortschreitenden Gegenwart würdig, als ein einziges Monopol dastehe. Nur unter solchen freund lichen Verhältnissen, nur unter vereintem Streben wird das Gesammt- Geschäft, so wie das des Einzelnen kräftig gedeihen und bestehen können, weshalb sich denn viele Herren Eollegen an dieser Reform betheiligcn wollen. M. — Reform. Den geehrten Herren Eollegen, mit welchen ich in dieser Messe über den Plan sprach, einen Verein von Verlegern zur Hebung des Buckhandels hervorzurufen, diene zur Nachricht, daß mein Entwurf zu einem solchen Vereine ihnen spätestens in vierzehn Tagen zugcstellt werden soll. Diejenigen Herren Verleger, welche diesem Vereine noch beizutreten wünschen, wollen von mir die Zusendung des lithographirtcn Entwurfs, natürlich gratis, verlangen. Ich bemerke aber, daß der Verlegerverein nur 30, höchstens 50 Firmen und zwar nur solche in sich aufnehmen muß, welche gediegenen wissenschaftlichen oder popu- 92 *
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