Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 02.06.1916
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- 1916-06-02
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stjr 126, 2. Juni 1916. Redaktioneller Teil. Genus;. Für 6 Mark macht man als Kavalier und Abenteurer eine Reise um die Welt, was doch nicht zu teuer ist. Daß Ihr zunächst deutsche Geschichte kennen lernen sollt, braucht Wohl nicht besonders erwähnt zu werden. Ihr wißt fast alle, daß di« Geschichte von den Parteien, die sich im Staate bildeten, sehr unterschiedlich aufgefaßt und gelehrt wird. Ich versuche, die Geschichte aus ihrer Zeit heraus zu verstehen, wo durch ich mein Gedächtnis für Namen, Begebenheiten und Jahres zahlen sehr vernachlässigt habe. Wer also in der Gesellschaft, im Gespräch und in Versammlungen sich durch Anführung von Tatsachen, Beispielen und Belegen hervortun will, greife zum Lehrbuch der Geschichte. Wer sie aber durchleben will, der ver suche mit Führern wie Lamprecht, dessen Werke ich kenne, Treitschke, Sichel, die ich nur als Buchhändler empfehlen kann, in einzelne Zeitläufte sich zu vertiefen und alsdann, soweit als möglich, ein Gesamtbild zu erhalten. Die Geschichte bietet auch die Erkenntnis der Massen, an die man erst gehen sollte, wenn man sich selbst erkannt zu haben glaubt. Die Psychologie und deren Erweiterung, die Sozio logie, haben in den letzten Jahren vor dem Kriege ganz bedeu tende Fortschritte gemacht. Die Bücher, die ich als Fachmann einpfehlen könnte, sind so zahlreich und gleichmäßig bedeutend, daß mir die Wahl schwerfällt. Ich erwähne deshalb hier noch mals das zusammenfassend«, auch für Laien verständliche Buch von Schleich »Von der Seele« und die wertvolle Sammlung »Die Gesellschaft«, die ich bei Erscheinen des ersten Bandes be stellte und die ich noch heute halte. An jedem ihrer Bücher merkt man die Denkarbeit des Herausgebers und des Verfassers. Die Gesellschaft hat unsere Technik ein gutes Stück gefördert, was wir jetzt täglich im Kriege merken. Viele von Euch sind im Dienste der Technik tätig und haben das Begehren, auch theo retisch sich über das zu unterrichten, was sie praktisch zum täg lichen Werke führt. Sie kommen zum Buchhändler, sie wissen, was sie wollen, sie können es aber nicht so ausdrücken, daß der Mann sie versieht. Ich gebe Euch daher eine Übersicht über die Technik, die ich dem trefflichen Buche »Das Jahr 1913. Ein Gesamtbild der Kulturentwicklung-- entnahm. Allgemeiner Maschinenbau, Elektrotechnik, Bauingenieurwesen, Lokomotivbau, Aulomobilbau, Schiffbau, Technik der Luftfahrt, Bearbeitung der technischen Rohstoffe: Metalle, Hölzer, Steine. Papier und Fasern, Bergbau: Lagerstätten, Hüttenwesen, Graphik. Sucht Euch das Gebiet aus, auf dem Ihr Euch weiter unterrichten wollt, schreibt dem Buchhändler, der Euch das anliegende Verzeichnis schickt, und Ihr werdet sofort eine Angabe von Büchern mit Preisen erhalten. Am besten ist es, wenn Ihr gleich angebt, was Ihr ungefähr ausgeben wollt. Also eine Feldpostkarte: »An die Buchhandlung Ich will ein gutes, nicht veraltetes Buch über Automobilbau mit Abbildungen und Skizzen für ungefähr 3 Mark. Schreiben Sie mir, was Sie vorrätig haben, und senden Sie mir einen Katalog, aber keinen dicken mit allem möglichen Kram, der mich nichts angeht, da ich dazu weder Zeit noch Lust habe«. Die Technik ist aus der Beobachtung der Natur abgeleitet. Wir lernen sie schon bei den ältesten uns bekannten Völkern kennen. Die Völkerkunde gibt uns darüber Aufschluß. Buschan Hai sehr leicht verständliche Bücher geschrieben, die gute Bilder haben, auch die Kosmossammlung bringt in ihren Heften manches Lesenswerte. Eng verbunden mit der Völkerkunde ist die V o lks - künde, die uns durch die Wiedergabe der Sagen, Märchen und Gebräuche übermittelt wird. Man muß sich hier in das Einzel- gebict verlieren, um etwas von dem Studium zu haben. All mählich kommt man dann hinter den Zusammenhang, und es macht einem Freude, die Fäden von Volk zu Volk, die Wandlung der Sagen und Gestalten selbst aufzuspüren. Man lasse sich die Verzeichnisse von F. A. Blockhaus in Leipzig, Eugen Diederichs in Jena kommen, die viele Bücher dieser Richtung enthalten. Man bemerke, ob man die Sagen und Märchen bestimmter Länder kennen zu lernen wünscht. Kenntnisse, die dem Soldaten täglich zu statten kommen, bieten die Astronomie, die Chemie und die Physik. Der gestirnte Himmel ist Euch ein Wegweiser, der Euch bei richtiger Benutzung nicht nur zur Orientierung im Gelände der Erde nützen wird. Ich weiß, daß ein jeder von Euch gern mit den einzelnen Sternen, mit Kometen und Planeten Bescheid wüßte. Kauft Euch eine gute Stemkarte und lest ein verständlich geschriebenes Buch, das Professor Meyer oder Newcomb bietet. Daß der Krieg mit allen Mitteln der neueren Chemie und Physik arbeitet, ist Euch bekannt. Die Zusammensetzung der Geschosse, ihre Bahnen, Eure Ernährung und manches andere regeln sich nach den neuesten For schungen auf diesen Gebieten. Ohne Vorkenntnisse werdet Ihr Euch jetzt schwer mit ihnen beschäftigen können, da man zu ihrem Verständnis Experimente benötigt. Wer sich dennoch heranwagen will, dem seien die Schriften von Ostwald, Liebig, chemische Briefe, Müller-Pouillet, die Kosmos-Schriften und die der Tho- masschen Sammlung empfohlen. Auch di« Kaufleute unter Euch sollten die Zeit nutzen und das, was sie täglich arbeiten, durchdenken und in seinem Zusam menhänge mit der Wirtschastslehre zu erfassen versuchen. Ich empfehle Euch die vorzüglichen Bücher von Obst, Handbuch des Kaufmannes und Bank- und Börsenwesen sowie eins, das ich auf fast jeder Seite unterschreibe: Jaroslaw, Ideal und Geschäft. Mit Nutzen las ich Taylor, Die Grundsätze wissenschaftlicher Betriebsführung, mit Bereicherung meiner wirtschaftlichen Kenntnisse und mit Genuß das Buch von Wal ther Rathenau, Zur Kritik der Zeit. Wer tiefer eindringen will, lese die Werke von Wagner, Schmoller, Rießer. Was mich wiederholt bei Gesprächen mit Kameraden wun derte, war ihre Kenntnis des menschlichen Körpers und seiner Organe. Die meisten hatten sie sich im Kriege durch Belehrung, Mitteilung und Beobachtung erworben. Die Bücher über die Krankheiten sind sehr zahlreich, Euch bei der Auswahl zu raten, ist schwer. Kauft jedoch nur Bücher von Ärzten, die ihren rich tigen Namen auf den Titel setzen. Aufklärung und Vorbeugung von Krankheiten wird selten schaden, besonders nicht in geschlecht lichen Dingen. Vielleicht aber ist es besser, daß Ihr Euch mit Lustigkeit heilt, die Ihr Euch durch ein humorvolles Buch verschaffen könnt. Lei der haben wir nicht allzuviele, die uns den Ernst entwolken. Wilhelm Busch, den die meisten von Euch kennen, Reuter, Raabe, Sünde, Erdmann Graeser für die Norddeutschen, Stoltze für di« Mitteldeutschen und Thoma und Queri für die Süddeutschen. Diese Ortsbegrenzungen bedeuten nichts anderes, als daß teil weise Dialekte wiedergegeben sind, die nicht jeder von Euch richtig verstehen kann. Lustige Bücher sind gerade jetzt in großer Menge erschienen, lest sie und lacht! Wir kommen zu dem Abschnitt, den ich bis zuletzt aufhob, zur Naturbetrachtung. Nur mit Zagen gehe ich da heran, mich mit Euch auseinanderzusetzen. Geht Eurem Instinkt nach, packt es, wo Ihr Euch festbeißen wollt. Zunächst ein kleiner Versuch mit dem Leben der Ameisen, Bienen, mit den Schmetterlingen, dann zur Kenntnis der Pflanzen übergehen, bis es Euch dämmert und Ihr überall in der Natur das Eine, Große findet, das in keinem Buche beschrieben werden kann. Jeder Rcligionsstiftcr, jeder Phi losoph, jeder Naturforscher hat über das Stirb und Werde nach gedacht, und wir alle, die wir streben, denken und zu handeln suchen, finden uns in des Meisters »Faust«. Vergesst nie, daß diese »Welträtsel« das Letzte sind, das wir zu begreifen ver suchen werden, daß sie jenseits der uns sichtbaren Welt liegen, daß wir jetzt aber mit beiden Füßen auf der Erde stehen sollen, daß wir in Zukunft noch mehr Menschen der Tat werden und einer durchdachten, von jedem erkannten, zielbewussten inneren Freiheit in einem nach außen gesicherten Lande zusteuern müssen. Bis wir unseren Kindern eine solche Schule, die jedem Be fähigten offen steht, bieten können, müssen wir uns mit Büchern behelfen, müssen wir uns selbst erziehen. Soweit der Vortrag. Das Verzeichnis könnte folgende Unterabteilungen haben: Die deutsche Sprache, ihre richtige Grammatik und ihr Wesen. Die berühmtesten Werke in deutscher Sprache. Unsere bekanntesten neueren Dichter, auch fremde. Die berühmtesten Werke anderer Völker und ihre Sprachen. Philosophie: Logik, Erkenntnistheorie, Ethik, Psychologie, Pä dagogik, berühmte Philosophen und ihre Lebensbeschrei bungen. 695
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