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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 02.06.1916
- Strukturtyp
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- 1916-06-02
- Erscheinungsdatum
- 02.06.1916
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- Deutsch
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Bbrscndlatt s. d. Dtschn. Buchhandel. Redaktioneller Teil. ^ 126. 2. Juni 1916. Werke über Architektur. Malerei. Kunstgewcrbe. Musik. Lebensbeschreibungen und Briefe berühmter Leute. Erdkunde. Deutsche Geschichte. Geschichte Österreich-Ungarns. Weltgeschichte. Technologie. Allgemeines und Besonderes. Völkerkunde. Märchen. Sagen. Mythen, besonders deutsche. Kulturgeschichte. Astronomie. Gesteinskunde. Chemie. Physik. Wirtschaftsleben und kaufmännische Bücher. Landwirtschaft. Rechtsbüchcr, Gesetze. Volkstümliche Medizin. Biologie. Botanik. Zoologie. Auswahl guter, nicht zu schwerer Romane, besonders humor volle Bücher. See», Gespenster« und Verbrechergeschichlen. In der Beschränkung der Auswahl nach Ideal und Geschäft zeigt sich der tüchtige Buchhändler. Ldstm. Jacques Jolowicz. Literarische Erfahrungen- (Zun, 50. Geburtstage 1) r. Albert Dresdners sl. Inn i 1916s.) Ich habe in frühen Jugendjahren einen großen Respekt vor den Büchern und den Büchermachern empfunden. Ein Buch — das er schien mir als eine Tat, ein Titel; wer ein Buch fertiggebracht hatte, als ein Erwählter, und ich habe später volles Verständnis für Tiecks Wort gehabt, ein zehnbändiger Roman sei immer eine Leistung, selbst wenn er schlecht sei. Seitdem hat die nähere Kenntnis des literari schen Betriebes der idealen Auffassung meiner jungen Jahre längst das Lebenslicht ausgeblasen, und nachdem ich nun so lange den Mangel an literarischem Gewissen bei den Bücherschreibern und die skrupellose Massenerzeuguug des Mittelmäßigen und des Geringen beobachtet habe, bin ich eher geneigt, anzuerkennen, daß es eine Tat ist, kein Bnch zu schreiben. Doch das ist, um mit Fontanes altem Briest zu reden, ein weites Feld, und wenn ich cs berührt habe, so geschah es nur, um zu rechtfertigen oder vielmehr — denn warum rechtfertigen? — zu erklären, warum mein literarisches Gepäck, soweit es in Büchern verstaut ist, für einen Fünfzigjährigen so klein ist. Denn das darf ich aussprechen, daß ich die Forderungen, die ich an andere stelle, auch in meinem eigenen literarischen Schassen anerkannt und mit allein Ernste sie zu erfüllen gestrebt habe. Ich habe nie ein Buch leichthin geschrieben, um nur eben ein Buch zu schreiben, sondern habe mir stets die Aufgabe gestellt, das, was ich machte, bis zum höchsten Grade der Reife und der Vollendung zu treiben, den meine Fähigkeiten mir erlauben. Plan und Gedankenstoff meines »Wegs der Kunst« habe ich viele Jahre mit mir getragen, ehe ich mich berechtigt glaubte, sie als Buch zu fassen, und auf wie lange gehen nicht der Vorsatz und die Vorbereitung zurück, mich mit Weseu und Aufgabe der .Kunstkritik ge schichtlich und theoretisch auscinanderzusetzen! Meinem Wollen nach darf ich wohl »mnltnm, non inulta« die Richtschnur meines Schaffens nennen. Eine literarische Wirksamkeit dieser Ratnr darf aus breiten Erfolg nicht rechnen, und ich beklage mich nicht darüber. Die ungeheure Über schwemmung des literarischen Marktes mit dem Qualitätslosen und Qualitätswidrigen hat auch auf die geistige Qualität des lesenden Publikums gedrückt. Mehr als je will es der Leser bequem haben, scheut er ernstes eigenes Denken, klebt er am ewig Trivialen. Mehr als je haben breite Bettelsuppen ein großes Publikum, und Essenz bücher sind höchst »unzeitgemäß«. Ich habe diese Erfahrung bei mei nem Büchlein »Ibsen als Norweger und Europäer« gemacht, bei dem ich, um die wassersüchtige Ibsen-Literatur nicht unnütz aufzuschwcllen, meinen besonderen Ehrgeiz darein setzte, den Gedankenstoff, der ganz wohl zu einem behäbigen Bande gereicht hätte, aus wenige Bogen zu kondensieren. Damit war das Schicksal der Schrift entschieden: nur eine kleine Anzahl selbständiger Denker brachte ihr Anteil und Ver ständnis entgegen, während sie an den Viclzuvielen, die sich Jbsenver- ehrer oder gar Jbscnkenner nennen, so ziemlich spurlos vorüberge gangen ist. Aber — wird man spötteln, daß dem Füchslein die Trauben zu sauer seien, wenn ich bekenne, daß ich überhaupt, je älter ich werde, um so mehr in der esoterischen Wirkung das erwünschte Ziel und den schönsten Lohn des literarischen Schaffens sich nehme das dichterische dabei aus) erblicke? Einer suchenden Seele zur Wegweisuug behilf lich zu sein, einen denkenden Kopf zu befruchten, einen Fcuer- gcist zu packen: das erscheint mir erstrebenswerter, wertvoller, folgen reicher, als jene Wirkung in die Breite und an der Oberfläche, die in tausend »aktuellen« Salon- und BildungSgcsprächen haltlos zu ver puffen pflegt. Die Wirkung in die Breite muß nun einmal mehr oder weniger mit Trivialität bezahlt werden, und ich will als geschworener und unversöhnlicher Feind der Trivialität leben und sterben. Bcrlin-Halensce, im Mai 1916. Albert Dresdner. Kleine Mitteilungen. Hcjscn-Darmstadt und die Rcichsbuchwochc. Wie nns von dem Gesamtausschuß zur Verteilung von Lesestoff im Felde und in den Lazaretten mitgeteilt wird, hat nunmehr auch Hessen-Darmstadt der Neichsbuchwochc in erweiterter Form zugestimmt. Ursprünglich auf B ü ch e r sammlungen in den Schulen beschränkt, sind jetzt also auch dort, wie in den übrigen Bundesstaaten, G e l d s a m m l u n g e n nnd Ankäufe für die Zwecke der Reichsbuchmoche zulässig. 10 Hinweise für das Versenden von Büchern ins Feld. 1. llnsere Soldaten haben Hunger nicht nur nach Brot - denn nicht von diesem allein lebt der Mensch —, sondern auch vou der Speise des Geistes. 2. Du sendest vielleicht jede Woche für drei oder vier Mark oder noch mehr Eßwaren ins Feld. Laß diese Sendungen von Zeit zu Zeit ausfallcn und sende dafür ein gutes Buch. §. Bei der Auswahl von Wurst und Speck hütest Du Dich wohl, ver dorbene und unschmackhafte Ware ins Feld zu senden. Auch die Soldaten mögen die Bücher und Fetzen nicht, die seit Urgroßväters Zeiten auf den Speichern ihr Dasein verträumen. 4. Du seudest Tabak und Zigarren ins Feld, um den Feldgrauen in der freien Zeit und in der Langeweile des Schützengrabenlebcns oder Lazarettaufenthaltes einen Genuß zu bringen. Ist ein Buch nicht viel mehr dazu angetan, die freien Stunden auszufttllen? 5. Deinem Gatten oder Sohn schreibst Du täglich, vielleicht vieles, was ihn noch nicht einmal interessiert, möchtest ihm aber recht viel mitteilen nnd sein Herz freudig stimmen. Ergänze deshalb Deine Korrespondenz durch die Zusendung eines Buches. 6. Unsere Feldgrauen lieben die .Kameradschaft. Gib ihnen durch ein Buch einen neuen Kameraden. Sein Erscheinen bringt Sonne nnd Freude, bedeutet ein Erlebnis in der Eintönigkeit des Kano nendonners; es wandert von Hand zu Hand. 7. Bei Deinen Feldpvstsendungen hast Dn Dir zum Grundsatz ge nommen: »Das Beste ist für unsere Feldgrauen gerade gut genug«. Laß es auch für Deine Büchersendungen gelten. Kaufe keinen Kitsch. Bist Du in der Literatur wenig bewandert, lasse Dich be lehren durch einen gewissenhaften Buchhändler. 8. Bedenke, daß unsere Krieger Ablenkung von ihrem Erleben haben, all das Grausame, was ihnen die Hölle der Schlachten in die Seele hämmerte, vergessen wollen. Sonniger Humor, Bücher, die zur Seele sprechen, bringen schnell diese Ablenkung und das Vergessen. 9. Keine größere Wohltat gibt es für die Soldaten in den Ruhe pausen, als ihren Körper von Schmutz und Ungeziefer zu reinigen. Wenn der Geist in Büchern badet, ruht der Körper sich aus nnd kräftigt sich zu neuen Taten. 10. Dn kannst Sämann sein für eine neue Kultur, wenn Dn Bücher ins Feld schickst. Denn was sie enthalten, wird meistens einen Einfluß haben ans das ganze Leben des Einzelnen nnd Früchte tragen, wenn der Friede wiederkommt. .V I.. Persrnialuachrichteii. Auszeichnung. Anläßlich des Geburtstags Sr. Majestät des Königs Friedrich August von Sachsen wurde dem Verlagsbuchhändler Raimund Gerhard in Leipzig, derzeit Kommandant eines Sffizier-Gefangencnlagers, der Charakter als Major der Landwehr verliehe», nachdem er früher schon das sächsische .Kriegsverdienstkreuz erhalten hat. Gestorben: im 75. Lebensjahre der frühere Buchhändler Severin M atthieseu in T o n d e r n , der dort 1875 eine Buchhand lung unter der Firma seines Namens gegründet nnd durch Fleiß und Umsicht zu schönen Erfolgen geführt hat. Namentlich den Lehrern, die in der Zeit von 1875 bis 1907 das Seminar in Tondcrn besucht haben, wird der Verstorbene, der sich haupt sächlich für Pädagogik und Lehrmittel verwandte, in guter Er innerung sein. Im Jahre 1907 verkaufte er sein Geschäft nnd zog sich ins Privatleben zurück, das er zuletzt in einem Stifte verbrachte, wo ihm nun der Tod als sanfter Erlöser genaht ist.
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