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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 02.06.1916
- Strukturtyp
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- 1916-06-02
- Erscheinungsdatum
- 02.06.1916
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- Deutsch
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Nr. 12«. ^ »weitere Exemplare zlNn^igeaei?GebrauchOxoste'n ?eÄMar»!7 Mitglieder für die ^eile I6M.. für 6. 32 21?. stritt ^6 M.. N ^ »jährlich frei Geschäftsstelle oder 36 Mark dei1)oftüoerweifuag^ für'/, 6.1? M. statt 18 M- Stellengesuche werden mit 10 >pf. pro R I »innerhalb des Deutschen Äekches. Nichtmitglieder in» ^ Äeile berechnet. — 2n dem illustrierten Teil: für Mitglieder r? ^Deutschen Neich» zahlen für jedes Exemplar 30 Mark dez.»j des Dörseavereins die vleraespaltene >petit;eile oder deren A »36 Marl jährlich. Nach dem Vusland erfolgt Lieferung!! Nauoi 15<pf^'/46.13.56M^'/j6.26M..'/,6-56M.; sürNicht-»» MAMlrMÄMr'1?lwerAdeMUWenBWUMr Leipzig, Freitag den 2. Juni 1916. 83. Jahrgang. Redaktioneller Teil» Der Buchhändler als Volksbildner. Der Buchhandel hat die Ausgabe, sich Bücherleser und als deren Folge Bücherkäufer großzuziehen. Jetzt ist die Gelegen heit geboten, den Mannschaften, denen der Dienst freie Zeit zum Lesen läßt, Achtung vor Büchern und Geschmack am künstlerischen Genuß zu vermitteln. Aus diesem Gedanken heraus folgt ein Vortrag, der sich an Leute richtet, die ein eigenes Urteil bei der Auswahl von Büchern noch nicht haben und von denen man an- nimmt, daß sie sich im weiten Felde des Wissens und der Wis senschaft nicht allein zurechtfinden werden. Etwas Ähnliches, von Fachleuten und Wissenschaftern gemeinsam ausgearbeitet, könnte vielleicht, mit kurzem Bücherverzeichnis als Anhang, gedruckt und an die Mannschaften mit Erlaubnis der in Frage kommenden Stellen verteilt werden. Die Ortsvercine müßten sich über die Bezirke und den Aufdruck einigen. Zu empfehlen wäre die An gabe nur einer Bezugsquelle, da alles, was umständlich ist, bei einfachen Leuten verniieden werden soll. Ausgenommen sind in der Aussprache di« Religion und die Politik. Nicht in Er innerung an russische Zustände, sondern weil für die Verbreitung religiöser Bücher im Felde und in der Garnison durch Geist liche und Vereine sachgemäß gesorgt wird. Wer Politik treibt, ist hierin genügend vorgebildet, um selbst seine Auswahl treffen zu können. Aufallenandern Gebieten hatderBuch- händler das Recht und die Pflicht, an der Ver- breitung von Büchern mitzuarbeiten, und er soll beider sich von niemand ohne Zwangneh- men lassen. Kameraden ! Bücher sind Kameraden. Mancher kannte bis zum Kriege keine Kameradschaft, da er allein seines Weges zog, da er niemand hatte, dem er sich Mitteilen sollte, mit dem er Freud und Leid gemeinsam trug. Dort draußen im Felde lernte er die Kameraden kennen und schloß Freundschaft, die über den Tod hinaus nicht welke» wird. Das Jneinanderauf- gehen, das Füreinandersorgen, das Selbstlose und Uneigen nützige ist das Zeichen einer guten, wahren Kameradschaft. Alle diese Merkmale zeigt auch das Buch, das zu unseren Gedanken paßt. Wenn wir den Drang haben, mit uns allein zu sein, nicht zu reden, sondern zu schweigen, sollen wir ihn nicht durch Zerstreuung, Trinken, Kartenspiel Niederkämpfen, sondern wir sollen dem geistigen Kameraden nachgeben, wir sollen zum Buch greisen. Fast jeder Deutsche hat lesen gelernt, und doch können es nur wenige unter uns. Denn »lesen« heißt nicht nur Buchstaben und Worte mit dem Auge erkennen, nicht allein den Sinn von Sätzen erfassen, sondern »lesen« verlangt außer dieser mechanisch- sinnlichen Tätigkeit eine Vertiefung des Denkens, eine Vorstellung der Gedanken anderer, also eine Wiedererweckung toter Buch staben zu lebendigem Geiste. Mancher glaubt, daß die Zeit verloren sei, die er mit Lesen zubringt. Er sei so alt geworden, er begnüge sich mit der Zei tung, er habe eingesehen, daß in den Büchern oft großer Un sinn stehe, er brauche es nicht zu seinem Geschäft, zu seinem Hand werk, zu seiner Arbeit. Er mag recht haben mit Bezug aus die vergangene Zeit. Darüber zu streiten wäre zwecklos. Wir stehen vor einer neuen, große Anforderungen an den einzelnen stellenden Zeit, die allerdings noch für jedermann ein großes Fragezeichen ist, weil er noch nicht weiß, an welchen Platz er sich zu stellen hat. Bis zum Beginn des Krieges konnten wir auf den alten Wegen gehen und hatten dabei rinser Auskommen. Die neue Zeit wird die Bahnung neuer Weg« fordern, sie wird den einzelnen vor Aufgaben stellen, die er aus der reinen Erfahrung nicht lösen kann, sie wird denkende Menschen, for dern. Denken aber ist ein Vorgang, der gelernt sein will, wie das ABC. Mancher bringt natürliche Begabung mit, er hat Mutterwitz, er ist in seiner Art ein tüchtiger Mensch, und dennoch unterliegt er, sobald er mit Menschen zusammentrisst, die jede Lage beherrschen, weil sie im Geiste schon deren Folgen voraus sehen, weil sie folgerichtig denken lernten. Nur der wird mir mit voller Überzeugung recht geben, der diesen Dcnkvorgang an sich selbst beobachtet«, der weiß, wie oft er sich aus der Patsche half, während sein Gegner sich mit Händen und Füßen wehrte und sich ohne Überlegung immer tiefer hineinsenkte. Wer nicht Gelegenheit hat, auf der Hochschule das Denken zu lernen, der muß lesen, der mutz Bücher besitzen, die ihm mit der Zeit ver traut werden, die er auf sich selbst überträgt. Was sollen wir lesen? Zunächst lernt deutsch reden. Ihr glaubt, daß Ihr es könnt, und wißt nicht, daß Ihr zum großen Teil Eure Muttersprache nicht kennt. Nicht Eure Mundart sollt Ihr verleugnen, die Ihr von Euren Ahnen und Eltern geerbt habt, nein, Ihr sollt hören, was Ihr sprecht, Ihr sollt vor Euch sehen, was Ihr meint. Erst dann werdet Ihr deutsch reden, wenn Euch Euer eigenes Wort im Ohre klingt, wenn Ihr Eure aus Worten gebildeten Sätze lebendig vor Euch seht. »Ich weih nicht, was soll es bedeuten, Daß ich so traurig bin, Ein Märchen aus alten Zeiten, Das geht mir nicht aus dem Sinn.« Hört Ihr das klingen? Es ist die deutsche Rede. »Die Luft ist kühl und es dunkelt, Und ruhig stießet der Rhein, Der Gipfel des Berges funkelt Im Abendsonnenscheiu.« Mit wenigen Worten malt Euch der Dichter Heinrich Heine in seiner Loreley, was Ihr so oft als Lied sauget, ein Bild, dessen Schönheit auch der stumpf« Mensch genießen muß. Lest zunächst mit Genuß und Bedacht unsere Klassiker: Goethe, Schiller, Heine, Uhland, Körner, Kleist, Shakespeare, Hebbel, Otto Ludwig. Von den sünf zuerst Genannten besonders auch die Gedichte; gefallen sie Euch, lest Detlev von Liliencron, Richard Dehmel, Otto Julius Bierbaum. Dann lest aber auch die Theater stücke, bei denen Ihr Euch zuerst das Verzeichnis der aus- trelcuden Personen einprägcn müßt. Macht eine Pause und stellt sie Euch zunächst im Geiste vor, laßt sie in Eurer Phantasie leben. Dann erst lest und vergleicht später Eure eigenen gedachte» Ge stalten mit denen des Dichters. »Ein spanischer König«. Stellt ihn Euch vor, überlegt, wie er Wohl austreten und handeln wird, daun erst lest, und Ihr werdet doppelten Genuß haben und für dos Leben lernen! Auch den Ort der Handlung, die Szene, die Landschaft, die Burg, das Zimmer müßt Ihr Euch genau nach der Auszeichnung des Dichters vorstellen, Ihr müßt alles vor Euch sehen. Seid Ihr so weit, so beginnt mit Lesen, doch lest langsam, denn Ihr müßt die Menschen sprechen hören. Beachtet 893
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