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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 29.07.1916
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1916-07-29
- Erscheinungsdatum
- 29.07.1916
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- Deutsch
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.V 174, 29. Juli 1916. Redaktioneller Teil. Operette. Soll ich auch über die Operette berichten? Ach, sie Hat sich sehr verändert! Wenn wir heute einmal Töch tern dieser Muse aus ihrer klassischen Glanzzeit begegnen, so merken wir recht, welch liebenswürdig heitere, oft auch toll aus gelassene Naiurkinder dies waren, während ihre Nachkommen alternden Damen der Halbwelt gleichen. Die Textbücher eines Osfenbach, Strauß und Millöcker waren meist nichts weniger als geistreich, aber sie boten doch oft wirkliche Lustspiele oder Possen, und die Komponisten wußten das Orchester zu be herrschen und schufen in Chorsätzen und Arien wirkliche, leicht beschwingte Musik voll Geist und Können! Auch der Gras von Luxemburg und die lustige Witwe, die Stamm-Eltern der heutigen Operette, belvegen sich auf bemerkenswerter Höhe; die später folgenden Geschlechter kommen und gehen, ohne Spuren zu hinterlasscn, ob sie in Wien, ob in Berlin fabriziert, ob sie »Unter der blühenden Linde«, »Der dumme August« oder »Die Kaiserin« heißen, die Etikette ist verschieden, der Inhalt, mit geringen Abweichungen, der gleiche. Kann man das Publikum tadeln, wenn es diesen Erzeugnissen zujudelt? Es würde, wie es bei den Operetten von Strauß, bei Sullivans Mikado, bei Heubergers überaus feinem Opernball bewiesen hat, sich mit Freu den auch an besserer Kost ergötzen, — wenn aber dieses Bessere nicht geboten wird — nach des Tages Müh und Arbeit, nach Sorgen und Entbehrungen, suchen die Menschen Erheiterung und Vergessen, und die Herren Kompagnie-Autoren machen cs dem lieben Publikum so bequem, man braucht seinen Geist, seine Ohren gar nicht anzustrengen und erhält noch dazu einen Ab glanz jener erotischen Vergnügungen, die sonst der Gold-Jugend der Weltstadt Vorbehalten waren. Es gibt auf ernsten Gebieten so vieles, was als falsch und schlecht erkannt, und trotzdem von Generation zu Generation stillschweigend und ruhig übernommen wird. So wird auch eine Reform der Operette noch gute Wege haben. Diese Tatsache erklärt sich daraus, daß, so wenig Wert das Gebotene hat, es sich um hohe Werte handelt, da die Er zeugnisse den Autoren, den Komponisten wie den Verlegern viel Geld einbringen. Als zeitgemäße Schlager hatten großen Erfolg die »Extra blätter« von Kollo und Bredsch neider sowie Kollos »Immer feste druff!« Der Verleger von Schillings Oper Mona Lisa ist auch der glückliche Besitzer dieser beiden Werke. Inzwischen ist Kollo allerdings so im Werte gestiegen, daß ein extra Kollo- Verlag gegründet werden mußte. Das Drei Mäderl-Haus von Berta-Schubert (Verlag von Carl Döblinger Wien), erhebt sich mit viel Anmut, Heiterkeit und Rührung über die Mitschwestern, vor allem dadurch, daß es seine Hauptstärke dem unversiechbaren Quell Schubertscher Musik verdankt. Wie Franz Schubert sich den Schwammerl ruhig hat gefallen lassen, so hat er auch in diesem Falle keinen Protest er hoben. Auch wir dürfen uns dieser liebenswürdigen Wiener Gabe, trotz mancher Bedenken freuen, allerdings mit dem Wunsche, daß dies« Sonderart der Operette nicht Schule macht und nun nicht Beethoven mit sämtlichen unsterblichen Geliebten, Mozart mit Constanze und Schwester in die Operetten-Sphäre versetzt werden. Paul Ollendorff. Schriftsteller und Verleger. <Zum60. Geburtstagevon Hofrat vr. W i l h e l m N o l f s, 7. August 1918.) Sie richten an mich die schmeichelhafte Bitte um einen Beitrag für das Börsenblatt bei Gelegenheit meines 60. Geburtstages und schlagen als Gegenstand meiner Betrachtungen meine Beziehungen zum Verlags buchhandel vor. Dabei gehen Sie von der Voraussetzung aus, daß sich viele Zei tungen, also die breite Öffentlichkeit bei dieser persönlichen Gelegen heit mit meinem literarischen Wirken beschäftigen würden. Ich befürchte das nicht. Nun bin ich aber auch immer der Anschauung gewesen, das; es im Leben der Allgemeinheit viel weniger darauf ankommt, w e r seine Kräfte, die ihm eine gütige Natur verliehen haben mag, dafür cin- 1'etzt, als darauf, d a st es geschieht, und das; für sein Vaterland sorgt, wer erkannt zu haben glaubt, wo es fehlt und wo es gefördert werden kann. Mit andern Worten: nicht auf die Persönlichkeit kommt es au, sondern auf die Sache, und nur bei den ganz Großen darf dem Verlangen des verehrlichen Publikums nachgegebeu werden, auch die Persönlichkeit näher kennen zu lernen. Daher habe ich es stets sorgfältig vermieden, vermittels einer guten Presse nicht nur eine gute Sache zu fördern, sondern mich auch vor dem genannten verehrlichen Publikum präsent zu halten. Sollte ich dieser lebenslangen Anschau ung in einem Augenblicke untreu werden, wo jeder Soldat im Schützen graben mehr leistet, als ich es mit aller meiner literarischen Tätigkeit zusammengeuommeu je getan habe? Sollte ich der Anschauung untreu werden in einem Augenblicke, da die Rückschau auf mein Leben mich besonders klar erkennen läßt, wie unendlich wenig im Grunde der Einzelne als Schriftsteller zu leisten vermag, und meine unbedeutende Persönlichkeit als Vertreterin mancher vaterländischen Ideale der Allgemeinheit ins Gedächtnis rufen, wo Hunderte und Tausende um eben dieser Ideale willen schweigend in den Tod sinken? Wenn ich daher diesem Teile Ihrer Bitte nicht zu entsprechen ver mag, so will ich mit Vergnügen erklären, das; ich nicht nur bei dieser persönlichen, sondern auch bei jeder anderen Gelegenheit bereit bin, dem deutschen Vcrlagsbuchhandel die schönsten Dinge zu sagen. Nicht nur weil er das wirklich verdient, sondern auch weil cs von Wert ist, wenn jüngere Fachgenossen aus dem Munde älterer erfahren, wie wichtig es ist, mit dem deutschen Verlagsbuchhandel auf gutem Fuße zu stehen. Freilich — auch ich habe meine Sträuße mit ihm gehabt. Wenn ich nun rückschauend versuche, zu ergründen, woran es liegt, daß zwei Wesen, die so auf Leben und Tod auf einander angewiesen sind wie Verleger und Schriftsteller, sich gelegentlich sehr heftig und erbittert in die Haare geraten, so komme ich auf eine Tatsache, die nicht nur für dies Verhältnis, sondern für einen weit umfassenderen Teil der Beziehungen des Einzelnen zu größeren Gemeinschaften Gel tung hat, die Tatsache nämlich, daß alles gedeihliche Zusammenarbeiten zweier Wesen eine Frage des Taktes ist. Und da dieser wiederum das Ergebnis einer gesunden Herzens- und Gemütsanlage, einer sorgfältigen äußeren und inneren Erziehung und damit verbunden eines nüchternen, scharfen und gerechten Urteilsvermögens ist, so er gibt sich: wo ans beiden Seiten immer alles dies vorhanden ist, man sich kein schöneres Verhältnis denken kann, als das des Schriftstellers zu seinem Verleger. Alle Störungen dieses schönen Verhältnisses beruhen (wie in der Ehe) gewöhnlich darauf, daß der eine Teil sich in die Interessensphäre des andern verirrt, daß also der Verleger- gelegentlich zu sehr Schriftsteller, der Schriftsteller gar gern Verleger sein möchte. Hätte ich daher eine Lebensregel aufzustcllen über das Verhältnis zwischen Schriftsteller und Verleger, so würde ich als meiner 60jährigen Weisheit Schluß Hamlets Wort abwandeln und sagen: Takthaben istAlles. vr. Wilhelm Rolfs, Geh. Hofrat, z. Zt. Hauptmann i. F. Kleine Mitteilungen. Zur Papicrfrage (vgl. Nr. 167 u. 171). — Herr vr. Franz Ullstein-Berlin, Vorsitzender des Vereins von Verlegern Deut scher Illustrierter Zeitschriften, schreibt uns: Wie unsere Mitglieder aus der amtlichen Bekanntmachung (abgedruckt Börsenblatt Nr. 167, Zeitungsverlag Nr. 29) ersehen haben werden, ist nunmehr durch Bun desratsverordnung eine Bestandsaufnahme und Bedarfsschätzung auch für geglättetes Papier angeordnet. Im Einverständnis mit unserem Verein ist die von den Verlegern der Tageszeitungen gegründete »Kriegswirtschaftsstelle für das Deutsche Zeitungsgewerbe« damit be auftragt, den gesamten Verkehr mit Druckpapier, also auch den Ver brauch der Zeitschriften- und Buchverleger, zu überwachen. Der Kriegswirtschaftsstelle ist ferner ein sehr wichtiges Enteignungsrecht eingeräumt worden. Die von dem Unterzeichneten in der Hauptversammlung des Ver eins von Verlegern Deutscher Illustrierter Zeitschriften und des Deut schen Verlegervercins vertretene Ansicht, daß von solchen Maßnahmen eine Beruhigung des Papiermarkts zu erwarten sei, hat bereits ihre Bestätigung gefunden. Es dürften große Lagerbestände zum Vorschein kommen und eine Uberdeckung auch mit Abschlüssen erkennen lassen. Die Papicrpreise scheinen ihren Höhepunkt erreicht oder bereits über schritten zu haben. 2 Milliarden deutsche Auslandsfordcrungen! — Vom »Verband zur Sicherung deutscher Forderungen an das feindliche Ausland« (Sitz Barmen) wird der Presse geschrieben: Wie wir aus einzelnen Zeitungsartikeln sowie aus Zuschriften an uns entnehmen, scheint man selbst in Interessentenkreisen noch nicht überall recht unterrichtet zu sein über die Höhe der gefährdeten deutschen Forderungen an feinöesländische Firmen. 1011
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