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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 29.07.1916
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- 1916-07-29
- Erscheinungsdatum
- 29.07.1916
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Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. Redaktioneller Teil. ^ 174, 29. Juli 1918. morgen, sondern nur allmählich geschehen kann, dafür bürgt die Wucht und Größe seiner Erscheinung. Wahrscheinlich wird solche Würdigung, wie ja fast immer, die Mitte suchen zwischen plan loser Vergötterung und eigensinniger Krittelei, und ihr End ergebnis wird sein, daß die besten Werke des Meisters dem wert vollsten Besitze deutscher Tonkunst zugezählt und vielleicht manche jetzt unscheinbare kleine Schöpfungen auf eine hohe Stufe gehoben werden. Ob in Negers Januskopf das rückschauende oder das in die Zukunft blickende Antlitz das lebensvollere ist, wir können cs nicht sicher entscheiden! aber mich dünkt, schon dieses Doppel- Wesen sei etwas ebenso Seltenes wie Bedeutendes. Im übrigen aber wollen wir erst die ungeheure Fülle dieses Lebenswerkes redlich kennen und verstehen lernen, ehe wir uns an «in ab schließendes geschichtliches Urteil wagen: aber auch an dieses nur mit der Einschränkung des Nietzscheschen Wortes: Nur so weit die Historie dem Leben dient, wollen wir ihr dienen«. Die Signale für die musikalische Welt haben eine Reger- Gedächtnis-Nummer <16. Junis mit wertvollen Aufsätzen von Professor Petzet, vr. Scherber, Spanuth u. a. nebst Verzeichnis feiner Werke gebracht, die Neue Musikzeitung (Carl Grllninger, Stuttgarts ein Max Reger-Gedächtnisheft <22. Junis, das den Werdegang Negers, unterstützt durch zahlreiche Illustrationen, lebendig macht und das vielleicht beste Bild von Reger (ausge nommen von Theo Schafgang, Bonn) als Kunstbeilage bietet. Neben dem Verlust dieser Musikschaffenden sei noch des ver storbenen Professors Gustav Holländer, des Direktors der Sternschen Konservatoriums in Berlin, und des Professors Iwan Knorr, des Direktors des Hochschen Konservatoriums in Frankfurt, gedacht. Beides Männer von außerordentlicher Arbeitskraft und hohen Verdiensten in ihren Wirkungskreisen; Knorr auch als Komponist geschätzt. Oper. Am lebhaftesten von allen musikalischen Betätigungs gebieten ging es in der Oper zu; die Art, wie hier ge arbeitet und geschafft wurde, überragt weit die Leistungen nor maler Jahre. Die Zeit, da der Riesenschatten Wagners unsere Opernproduktion erst erstickt und dann gehemmt hat, scheint end gültig vorüber zu sein. Eine Flut von Neuheiten ist über die Bretter gegangen. Welchen von diesen vielen in heißem Rin gen und Mühen erstandenen Werken wird ein Eingehen in die Tore der Unsterblichkeit beschieden sein? Die größte Anzahl dieser Opern dürfte vor dem Kriege ge schaffen worden sein, also nicht in den Werten selbst, Wohl aber in der Art, wie die Bühnen auf di« «ingereichtcn Manuskripte reagiert haben, ist der Einfluß einer neuen Zeit zu spüren. Ich greife aus der Füll« der Neuerscheinungen die folgenden heraus: Komponist Titel Textdichter Verleger Uraufführung d'Albert, Eugen Die toten Augen Hanns Heinz Ewers und M. Henry Ed. Bot- L G. Bock, Berlin Dresden Behm, Eduard Brand-Buys Marienkind Herm. Erler Würzburg Die Schneider von Schönau Warden und Welleminsky Schotts Söhne, Mainz Dresden Graener, Paul Das Narrengericht Otto Anthcs Universal-Edition, Wien Halle Kaskel, Karl von Die Schmicdin von Kent Ralph Benatsky Dresden Korngold, Wolfgang Violanta Hans Müller Schotts Söhne, Mainz München — Ring des Polykrates Teweles Rottenbera, Ludwig Die Geschwister Goethe Frankfurt a. M. Neitzel, Otto Der Richter von Kaschau nach MauruS Jükai Darmstadt Schillings, Max v. Monna Lisa Beatr. Dovsky Drei MaSken-Verlag,Bcrltn Stuttgart chSigwart, Botho Waltershausen, Herin. Wolfg. v. Die Lieder des Euripides Wildenbruch Max Brockhaus, Leipzig Stuttgart Richardis Komponist Drei MaSken-Verlag,Berlin Karlsruhe Weingartner, Felix v. Dame Kobold nach Calberok Universal-Edition, Wien Darmstadt Von diesen Opern haben Schillings Monna Lisa und Die toten Augen von d'Albert schon durch den Ruf ihrer Autoren das meiste Interesse erweckt. In beiden Fällen wird die Musik von der Kritik fast durchweg gerühmt, aber überein stimmend Bedenken, das sich bis zu lebhaftem Protest steigert, gegen die Art der Texte erhoben. Wenn in Monna Lisa hinter einander zwei Männer in einen Perlcnschrank eingeschlossen und dadurch vom Leben zum Tode befördert werden, das zweite Mal Monna Lisa ihren eigenen Mann aus Rache in solch furchtbarer Weise behandelt, so wirkt dieses Motiv, auch wenn es von noch so schöner Musik begleitet wird, abstoßend, und man kann dem Kritiker nur zustimmen, der da wünscht, daß di« Komponisten ihre Stoffe in der Höhenluft von Beethovens Fidelio suchen möchten. Auch Weingartner wurde, da er sich auf dem für ihn neuen Gebiete der komischen Oper versuchte, freundlich empfangen; große Hoffnungen setzt man nach den Erfolgen von »Oberst Chaberts« und »Die Schneider von Schönau« aus weitere Werke von Brandt - Buys, ebenso auf Walters- hausen nach seinem Richardis, endlich werden die beiden Opern von Korngold, dem Neunzehnjährigen, als erneute Kraftproben einer ungewöhnlich reichen und vielversprechenden Begabung angesehen. Die besonders zu erwähnende Tätigkeit der Theater war mit den Opern-Neuheiten keineswegs erschöpft; neben dem gewöhnlichen Spielplan, in dem Wagner vielleicht nicht so stark wie sonst vertreten war, moderne Autoren des feindlichen Aus landes selbstverständlich ganz fehlten, (nicht aber die Opern: Faust, Mignon, Carmen, wie die Opern von Verdis wurden wert volle Werke vergangener Zeiten mit Erfolg zu neuem Leben er weckt, so Boieldieu,Johann vonParis (Leipzig),Mozart,Gärtnerin aus Liebe (Bearbeitung von Oskar Bie, Darmstadt und Berlin), Schubert, Häuslicher Krieg (Hamburg), Weber, 3 Pintos (Leipzig 1010 und Weimars, Beethoven, Ballett, Geschöpfe des Prometheus (Frankfurt a. M.s. Auffallend viel wurde Meycrbecr gegeben, besonders in Berlin machten seine Werke voll« Häuser und er rangen, wie z. B. die Afrikanerin im Königlichen Opernhaus, große Erfolge. Kritiker verschiedener Richtung sprachen von einer Meyerbeer-Rcnaissance. Nach starker Überschätzung zu seinen Lebzeiten, nach völliger Abwendung durch Wagners Ein fluß — man schämte sich Meyerbeer zu hören — nun dieser Auf stieg! Nichts interessanter als die Geschichte der Erfolge, und doch hat noch niemand den Mut gefunden, sie zu schreiben. Auch zu Unrecht vernachlässigte Werke neuerer Komponisten wurden aufgeführt, u. a. der wundervolle Barbier von Bagdad von Cornelius (an vielen Bühnen), Königin von Saba von Goldmark, Corregidor von Hugo Wolf (Leipzig), und endlich die viel zu selten gehörten Opern des in Straßburg schaffenden Hans Pfitzner : Die Rose vom Liebesgarten und Der arme Heinrich. Pfitzner schreibt zurzeit an einer neuen Oper »Palestrina«, er ist ein besonderes Kapitel für sich, über die bleibende Bedeu tung seiner Werke besteht heute kaum noch ein Zweifel; Straßburg darf sich glücklich schätzen, daß, nach Unstimmig keiten mancher Art, ihm diese als Künstler wie Mensch gleich außerordentliche Persönlichkeit erhalten bleibt. Wer nicht Gelegenheit hat, Pfitzner aus seinen musikalischen Werken kennen zu lernen, dem empfehle ich seine gesammelten Aufsätze Vom musikalischen Drama (Süddeutsche Monatshefte) zu lesen."') *) Solch meist wenig gelesene musikalisch-literarische Erscheinungen erweisen sich, wie viele Musiker-Biographien, als Stiefkinder des Han dels; die Musilalien-Sortimenter wollen, da es Bücher sind, dem Buch handel nicht »vorgreifen«, der Buchhandel, wenn er auch für alle Ge biete der Kunst sich interessiert, findet, daß der Vertrieb musikalischer Bücher Sache des Musikalienhändlers sei, und so sind Autoren wie Verleger dieser Büchcrgattung übel dran.
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