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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 08.08.1916
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- 1916-08-08
- Erscheinungsdatum
- 08.08.1916
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- Deutsch
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Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. Redaktioneller Teil. ^ 182, 8. August 1916. niz, dem Frisch Unterricht in der russischen Sprache gab und auf den cs wohl auch znrückzuführen war, daß Frisch im Jahre 1705 Mitglied der Akademie der Wissenschaften wurde. Auch in Berlin betätigte Frisch sein frisch zugrcifendes Or ganisationstalent. Auf den alten Wällen von Berlin Pflanzte er Maulbeerbäume und bersuchte, die Zucht der Seidenraupe in der Mark zu fördern. Die Einnahmen wußte er durch Vermittlung seiner Gönnerin Sophie Charlotte der Akademie zuzustthren, und es war Wohl der Dank sür diese Hilf«, daß er, wie schon oben be merkt, im Jahre 1705 zu ihrem Mitglied erwählt wurde. (Diese Hilfe war der Akademie um so erwünschter, als ihre Einnahmen damals lediglich in dem Erlös aus dem Kalendecvcrlag be standen.) Die Lehrtätigkeit Frischs wurde ergänzt durch zahlreich« literarische Arbeiten, die er zum Teil in den dlisosilansa Lero- liosnsia veröffentlichte. Es sind dies Arbeiten, die den verschie densten Wissenschaftsgebieten angehören. Zu dem Siossarium Cemmmoum von Schilter lieferte er Zusätze, schrieb über die Hunderassen bei den alten Germanen, gab eine Auslegung des Egidius heraus, sowie eine dreibändige Beschreibung aller In sekten in Deutschland. Er war aber auch praktischer Chemiker. So ist er der Ent decker des Berliner Blau, einer Entdeckung, mit der er viel Geld verdiente, das er auf die Drucklegung seiner Werke verwandte. Mehr und mehr wandte er sich der Vogelkunde zu und veröffent lichte im Jahre 1732 sein großes Werk über die Vögel Deutsch lands, das im Jahre 1817 eine zweite Auflage erlebte. Das Werk ist mit kolorierten Abbildungen geschmückt, deren Hersteller der Sohn und nachher Ser Enkel des Verfassers waren, die beide die Kupferslecherknnst betrieben. Die Abbildungen sind nicht nur für die damalige Zeit außerordentlich wirksam und charakteri sieren die einzelnen Arten vortrefflich, auch das Kolorit ist hervorragend schön. Das Verdienst Frischs liegt wesentlich darin, daß er eine neue Gruppierung der verschiedenen Arten vornahm, daß er das Leben der Vögel zu belauschen verstand, und datz er eine einheitliche Namengebung cinführtc. Zu diesem Zweck hatte Frisch eine große Sammlung ausgcstopfter Vögel zusammengebracht; es war aber dem Vortragenden nicht mög lich, festzustellen, wohin diese Sammlung gekommen ist. Ebenso hat es dem Vortragenden nicht gelingen wollen, die Grabstätte des verdienten Mannes aufzufinden ; er wird aber seine Bemühungen, sie zu erkunden, fortsetzen. Ich konnte hier nur einen kurzen Abriß des inhaltsreichen Vortrages geben, der noch dadurch besonders belehrend wurde, datz Herr Professor Schalow die erste und zweite Ausgabe der Ornithologie in natura vorlegen konnte, ebenso noch einige an dere einschlagende Bücher. Der Vortrag fand den verdienten Beifall und eine inter essante Besprechung war seine Folge. Am 3. Juli fand die jährlich« Mitgliederversamm lung des Vereins der Freunde der Königlichen Bibliothek in dem Konferenzsaal statt. Aus dem Jahresbericht für 1915, der gedruckt vorlag, ist zu erwähnen, daß die Entwicklung des Vereins auch im zweiten Jahre seiner Bestehens unter dem Kriege stark zu leiden gehabt hat. Die Mitgliederzahl ist etwas zurückgegangen, obwohl der Verein den Eintritt 6 neuer Mitglieder verzeichnen konnte. Von der Stiftung des »kroesssivnals sororum orckiois ?raoäieatorum« durch Herrn Jacques Rosenthal in München, einer für die Geschichte des Kloster wesens in Deutschland wichtigen Handschrift, und von der Er werbung des »Nanuals saoramentoruin Oavsar- auxustanum- aus den Mitteln des Vereins habe ich schon in einem früheren Briefe Kenntnis gegeben. In der Versammlung wurde zunächst durch Herrn Geheimrat Schwenke von den neuen Erwerbungen der Bibliothek Mit teilung gemacht. Von diesen ist besonders hcrvorzuheben: Tusch, Burgundisch Historie (Straßburg 1477), ferner eine Anzahl sel tener kleiner Drucke grammatischen Inhalts aus der Gymnasial bibliothek in Conitz. Ebendaher stammt die A l d i n e des A r r-! 1050 sloteles auf Pergament. Aus der Sammlung des verstor benen Erzpriesters Fabcr konnte die Königliche Bibliothek durch Vermittlung des Herrn M. Breslauer 50 deutsche Handschriften aus dem 15. und 16. Jahrhundert erwerben, ferner mehrere la teinische Gebetbücher mit Miniaturen und eine Anzahl hauptsächlich deutsche Inkunabeln, darunter die dentscheBi - b e l von 1487 von Schönsperger gedruckt, die einzige deutsche Bibel vor Luther, die in der reichen Sammlung der Königlichen Bibliothek bisher nur unvollständig vorhanden war. Durch Erb schaft siel der Königlichen Bibliothek aus dem Nachlasse des Or. Freund eine außerordentlich wertvolle Kochbüchersamm- lung zu. Diese Sammlung, die die größten Seltenheiten ent hält, so auch den Elzevierschc» Lastissier kran^ais, hat zum Grund stock die Drechscl sche Sammlung, über die auch ein Verzeich nis erschienen ist. Die Sammlung ist aber von dem letzten Be sitzer noch erheblich vermehrt worden, so datz sie heute Wohl als die grötzte im öffentlichen Besitz befindliche zu bezeichnen ist. Die Exemplare, namentlich der französischen Bücher, sind außer dem zum großen Teil in kostbaren Einbänden, so daß auch hier durch die Sammlung sich ganz besonders auszeichnct. Erwähnt seien »och die zahlreichen Menüs, unter ihnen die von der Kaiserin Augusta gesammelten, die zum Teil von ihr mit hand schriftlichen Bemerkungen versehen sind. Von Herrn Jacques Roscnthal lag auch diesmal ein Geschenk vor. Selbst am Erscheinen verhindert, hatte er aus Anlaß der Mitgliederversammlung ein Exemplar der sehr seltenen Horns äiurnae brsv. eovlssine dloguntinas dargebracht. Das Buch ist im Jahre 1488 gedruckt, aber nicht in Mainz, wie Herr Rosenthal angenommen hat, sondern die Herstellung ist dem Straßburger Drucker Grüningerzu verdanken, wie Herr Pro fessor Vo ulli eine durch Typenvergleichung festgestellt hat. Auch dieser Druck bildet eine recht wertvolle Ergänzung der In« kunabelnsammlung der Königlichen Bibliothek. Als Jahresgabe wurde den Mitgliedern die Ankündigung eines wandernden Arztes, des Jo Han Pistoris (Becker) in vortrefflichem Facsimile überreicht, ein sehr seltener Einblattdruck, der wahrscheinlich in Magdeburg zwischen 1506 und 1512 her gestellt worden ist. Dem Facsimile ist eine Beschreibung des Druckes beigefügt, die über Typen, Drnckjahr, Verfasser und Sonstiges berichtet. Aus der Versammlung heraus wurde darauf hingewiesen, daß, um der Papiernot abzuhelfen, sich heute mancher entschließt, alte Akten, Schriftstücke und Drucksachen zum Einstampfen bercit- zuslellen. Da es nicht ausgeschlossen ist, daß sich unter dem hand schriftlichen Material auch manches befindet, das an sich wert voll und für die wissenschaftliche Forschung späterer Zeiten wich tig ist, wie Briefe berühmter Männer und anderes mehr, erbietet sich, um die Vernichtung derartiger Schriftstücke zu verhindern, die Geschäftsstelle des Vereins, in Berlin NW. 7, Unter den Lin den 38, die abzugebenden Schriftstricke auf ihren Wert zu prüfen, Wertvolles der Königlichen Bibliothek zu überweisen, auf Ver langen auch die betreffenden Stücke käuflich zu erwerben. Endlich wurde beschlossen, zu versuchen, ein sehr wertvolles Stück, das der Königlichen Bibliothek angeboten ist, für das aber die Mittel augenblicklich fehlen, durch den Verein der Freunde der Königlichen Bibliothek, wenn es irgend möglich ist, zu verschaffen, i Es ist dies eine Pergamenthandschrift größten Formats (Gra- duale) aus dem Anfang des 16. Jahrhunderts, von rheinischer Herkunft, mit 24 großen Miniaturen und Blattumrandungen und mit zahlreichen bunten Initialen. Da aber auch die Mittel des Vereins nicht zu Anfang des Geschäftsjahres sogleich zu einem großen Teil ausgegeben wer den sollen, soll versucht werden, aus den Kreisen der Mitglieder einen Teil des Kaufpreises zusammenzubringen. Wer also von den Freunden der Königlichen Bibliothek geneigt ist, sich an die ser Erwerbung zu beteiligen, wird durch Herrn Geheimrat Schwenke leicht Näheres erfahren können. Die Königliche Bibliothek hat es sich nicht nehmen lassen, den Besuchern einen Teil d«r neuen Erwerbungen, namentlich aus der Sammlung der Kochbücher zur Ansicht vorzulegen, ein Ent gegenkommen, das vielen, so auch dem Schreiber dieser Zeilen, herzliche Freude und wirklichen Genuß bereitet hat.
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