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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 12.08.1916
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1916-08-12
- Erscheinungsdatum
- 12.08.1916
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- Deutsch
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- Saxonica
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^ 186, 12. August 1916. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. schrift für Kunstwissenschaft hat auch ihr erstes, ganz vor züglich ausgestattctes Heft zum Preise von Lr. 1.50 erscheinen lassen. Der Grund der Schwierigkeiten eines wirklichen Erfolgs auf dem Zeitschriftcumarkte ist natürlich z. Tl. in der Beschränkt heit des Sprachgebiets zu suchen. Ich glaube aber, daß auch der fast beispiellose Umfang der Tageszeitungen dazu beiträgt, da diese oft vieles bringen, was eigentlich in eine Zeitschrift gehört. Besonders die Sonntagsausgaben der Stock holmer Presse habe» sich zu wahren Folianten entwickelt und versehen das Publikum mit überreichem Lesestoff. Es wird viel von dem hohen Stand der schwedischen Presse geredet, und es mutz zugegeben werden, daß die schwedischen Zeitungen den deutschen (auch den besten) sowohl typographisch als auch inhaltlich be deutend überlegen sind. Aber andererseits bergen ihre Sensations- lllsternheit und Klatschsucht in sich einen Keim zur Verflachung, die der Kultur gefährlich werden kann. Beispiele dieser oft krähwinkelartigen Journalistik dürfte man unter normalen Ver hältnissen kaum anderswo als in Amerika finden. Daß die Tagespresse in dieser Weise in das Gebiet der Zeitschrift ein bricht, ist zu bedauern; denn manche wertvolleren Beiträge ver dienten ein dauernderes Dasein als das einer Eintagsfliege. Wenn ich nun über die Neuerscheinungen auf dem Bücher markt berichte, so werde ich mit einem hochinteressanten Buche, das in meinem letzten Briefe übersehen wurde, anfangen. Es ist der zu Weihnachten im Verlage von Alb. Bonnter erschienene Briefwechsel zwischen Amalia von Helwig und dem schwedischen Dichter Atterbom, der von dem Dozenten Fredrik Wetterlund im »^ktonbtallet« kürzlich ausführlich besprochen wurde. Die Briese sind ohne Zweifel in Deutschland gänzlich unbekannt; denn sie sind im Besitz der Familie des Dichters und jetzt erst von seiner Nichte Hedwig Atterbom zum erstenmal veröffent licht worden. Amalia v. Helwig weilte im Jahre 1816 zum Be such ihrer Freundin Malta Montgomery-Silfverstolpe in Upsala, wo sie in. den Kreis der jüngeren Musensöhne der damals in Schweden vorherrschenden romantischen Dichterschul« (»Phos- phoristen« genannt) eingeführt wurde. Dort lernte sie den gerade berühmt gewordenen Atterbom kennen und spielte, da sie von dem Musenhof Weimars kam, eine nicht unbedeutende Rolle. Der Zweck des Besuchs war eigentlich die Erwirkung einer Pension von der schwedischen Regierung für ihren Gatten, einen schwe dischen Offizier in deutschem Dienst. Für die Dichterjünglingc wurde sie geradezu gefährlich, obschon sie bereits in den 40er Jahren stand, und die Gefühle des junge» Eric Gustav Geiser überschritten sogar die Grenzen der platonischen Freundschaft. So weil kam es zwar nicht mit Atterbom, aber in überschweng licher Entzückung goß er, wie es die Art dieser Dichterschule war, in hochtrabendsten Worten sein Lob über diese neue »pikfeine« Sangesgöttin aus. Er widmete ihr einen Gedicht-Zyklus und begleitete sie bei der Abreise bis nach Nstad, von wo damals die Reiseroute nach Stralsund ging. Dann fing der Briefwechsel an und dauerte bis zu Amaliens Tod 1831. In ihren Briefen zeigt sie ein eifriges, selbstloses, fast mütterliches Interesse für den jun gen Schweden, behandelt ihn wie einen Liebling der Götter und stellt an ihn sämtliche intellektuellen und ästhetischen Fragen, die ihr selbst am Herzen liegen. Mit weiblichem Scharfblick sieht sie in ihm das unpraktische, weltfremde, überempfindliche Kind, das ihrer Umsicht und Fürsorge bedarf, und opfert ihm ohne Bedenken Mühe, Zeit und Energie. Diese auf- opfernde, fürsorgliche Tätigkeit tritt besonders in ihren Be strebungen, dem Dichter Geld zu einer Reise nach Italien zu verschaffen und ihn mit den führenden deutschen Geistern zusam menzuführen, zutage. Rein literarische Notizen und Anek doten sind reichlich vorhanden. Leider sind fast sämtliche Ant wortbriefe des Dichters verloren gegangen. Sonst sind nur wenige Neuerscheinungen, die für Deutsch land Interesse haben, vorhanden. Ich werde nur einige durch den Krieg angeregte Bücher erwähnen. Da ist vor allem der dritte Band des Steffenschen Werkes »Krieg und Kultur« zu nennen. Der Kritiker und Dozent Fredrik Book veröffentlichte als Buch seine früher in »Svensim IlaMallkt« erschienenen Eindrücke während einer Reise in Frankreich im Jahre 1915. Sie ge hören laut Urteil des Akademikers Per Hallström zum Wert vollsten, was auf diesem Gebiet geschrieben worden ist (Verlag Norsledt L Süner). Die Baronin Alice Trolle schildert sehr sympathisch und gewandt ihre Erlebnisse »Unter Verwnndetcn« in Österreich und Deutschland während einer Studienreise im Auftrag des schwedischen Roten Kreuzes (Lhlon L äkerlund). Ein bekannter Jagdschriftsteller, Arbid Knöppel, erzählt in einem temperamentvoll und mit starker Bewunderung geschriebenen ; Buch »Barbaren« —, was er auf einer längeren Reise in dem ^ östlichen Kriegsgebiete in Deutschland und Österreich gesehen und ! erfahren hat. Auch von der französischen Front liegen ein paar ! merkwürdige Bücher vor. Es sind: »lluiturkalltoiu« von G. Hellström, einem in Frankreich seit einigen Jahren > lebenden schwedischen Schriftsteller und Journalisten, der alles mit den Augen eines Franzosen sieht, »LranL- l riks i Lrixr (Frankreich im Kriege) von vr. Harald Heymaun, einem schwedischen, stark ententefreundlichen Journalisten, und »Lianicrillks 8M«. (Die Seele Frank reichs) von der Baronin Marika Stjernstedt. Dieses Buch ist bemerkenswert erstens, weil die Verfasserin sich einen guten Namen in der ersten Reihe der jüngeren Dichter erworben hat, und zweitens, weil es von einer ehrlichen, tiefen Überzeugung getragen ist. Dies mutz gesagt werden, obschon die Verfasserin sich darin in einer sehr verletzenden und gehässigen Weise über Deutschland ausspricht. Aber sie ist von einer fast grenzen losen Liebe zu Frankreich, wohin sie durch Anschauung und Bluts bande gehört, durchdrungen und mutz danach beurteilt werden. Mehr ein Kuriosum als eine ernst zu nehmende Schrift, ja eine jugendliche Entgleisung ist ein Merkchen des jungen Journalisten Henry von Kraemer. Er hat ein recht anspruchs volles großes Format gewählt und auf dein Umschlag das be kannte Bild »Der Brummer« von Erler gesetzt, »vet är es saut« (Es ist nicht wahr) lautet der Titel. Der Inhalt soll eine Widerlegung der deutschen Antwort auf die Beschuldigungen wegen Greueltaten und Barbarei sein, ist aber gänzlich belang, los, denn K. vermag nur schon längst einwandfrei widerlegte Anklagen ohne die Möglichkeit eines Beweises zu wiederholen und ergeht sich sonst nur in sinnlosen Schimpfereien auf Deutschland. Auch eine Anzahl Bilder soll seinem Zweck dienen. Sie gehören aber alle der Gattung »Das Bild als Verleumder« an, denn sie sind kläglich schlecht und manchmal gänzlich unerkenntlich nach Zeitungsillustrationen reproduziert und Wohl absichtlich aus den verleumderischsten gewählt. Der Verleger ist »Tidens Förlag«. Durch den Krieg angeregt ist auch das neue Buch von Romain Rolland: »Lu-ckessus <Ie la mölke«, von dem eine Übersetzung bei Norstedt L Söner erschien. Vor kurzem wurden auch Cham- berlains »Politische Ideale« übersetzt. Nach dem, was ich von verschiedenen Seiten gehört habe, erscheint es mir jedoch zweifel- Haft, ob seine Schriften hier auf Interesse rechnen können und ob ihre Übersetzung der deutschen Sache nützen wird. Ten Meisten gilt er als politischer Überläufer, und der Eifer, mit dem er für Deutschland und gegen England kämpft, macht ihn hier, wenn nicht gerade verdächtig, so doch gewissermaßen unsympa thisch. Dies ist, wie gesagt, eine Erfahrung, die ist gemacht Hab«, und keine persönliche Ansicht. Der politischen Lage hat ten wir auch einen der größten Erfolge des Frühjahrs zu ver danken : »Graves: Ln kemlix agents akslöjsiulkn« (Enthüllungen eines Geheimagenten). Das Buch ist eine Übersetzung des eng lischen »Tbk secrkts ok tke kernmn tzVar Okkiee« und stammt von einem Dänen, der angeblich früher als deutscher Spion beschäftigt war. In welchem Verhältnis Dichtung und Wahrheit darin zu einander stehen, ist natürlich für einen Uneingeweihten unmög lich zu beurteilen, aber vieles scheint tatsächlich auf Tatsachen zu beruhen. Es mag gesagt werden, daß darin eigentlich nichts für Deutschland Herabsetzendes steht, obschon vieles vielleicht noch nicht reif für eine Veröffentlichung in Deutschland ist. Auch ein rein finanzwissenschaftliches Werk über eine in der Tat sehr Wichtige Seite des Krieges: »Värlcllcri^kts LIronomi« (Ökonomie des Weltkrieges) wurde von Professor E. Heckscher hcrausgegeben, und ferner erschien bei Lagerström eine große vorzüglich ausge- stattete Darstellung des Moratoriums in sämtlichen Ländern. Das auch in deutscher Sprache unter dem Titel »Schwedische Stimmungen« erschienene Buch: »Die Auslandspolitik Schwedens >011
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