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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 30.11.1849
- Strukturtyp
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- 1849-11-30
- Erscheinungsdatum
- 30.11.1849
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- Deutsch
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1315 1849.) Auge zu haben, und die halb ernsthafte, halb frivole Literatur, die noth- wendig in ihnen am meisten verlangt wird, wurde mehr und mehr das einzige Augenmerk der Buchhändler und der Schriftsteller. Man be rechnete bald die Herausgabe und die Zahl der Auflage einzig auf die Lesegesellscbaflen, und der Inhalt des Buches wurde fast gleichgültig in Vergleichung mit dem Titel und dem Namen des Verfassers. Es brachte eine im Ganzen weit bessere Literatur hervor als die, welche für Leihbibliotheken anderer Länder geschrieben wird, die Romane sind an ständiger, die Reisen zahlreicher und unterhaltender, und eine Menge halbwissenschaftlicher Schriften sind besser und nützlicher als die ähnli cher Art, welche man in Frankreich oder Deutschland trifft. Wer eine Jahresliste von Bentley oder Colburn liest, hat einen deutlichen Be griff von der niedrigsten Elassc der hiesigen Leihbibliotheksliteralur, und wer eine von Murray vor sich hat, sieht die beste Classe der Werke die ser Art vor sich, und im Ganzen hat sich das Land nicht deßhalb zu schä men , aber strengwissenschaftliche oder philosophische Werke sind so gut als ausgeschlossen, und wenn ein Buch nicht unter einen gewissen nie drigen, aber doch anständigen Maßstab sinken darf, um gelesen zu wer den, so darf es sich ebenfalls nicht sehr weit darüber erheben, um Glück zu machen. Die Lesegesellschaften haben nun lange möglich gemacht, daß die Buchhändler die alten hohen Preise beibehalten haben, und ge wöhnlich wurde, was sie und einzelne Käufer nicht in den ersten Mona ten von einer Auflage nahmen, vom Verleger in Auktionen an die Anti quare verkauft und von diesen zu sehr verminderten Preisen dem Publi cum angeboren. Dieß geschah so allgemein, daß die eigentlichen Büchec- käufer lieber abwarteten, als die ersten hohen Preise zu bezahlen, und nur wenige Buchhändler, wie z.B-Mucray und einige andere, haben Capital genug und genug Vertrauen auf den Werth ihres Verlags, um nicht die Auflage nach dem ersten Verkauf mit Rabatt loszuschlagen. Dadurch war aber der wahre Standpunkt des Buchhandels verrückt und verdor ben, das Herausgeben wurde eine Lotterie, wo man auf die Neugierde spielte, welche der Titel eines Buches bei den Mitgliedern der Lesege- sellschaften erregen mochte, aber das System hat sich überlebt, der Preis der Bücher ist sogar für die Lesevereine zu hoch geworden, und der fri vole Charakter der meisten Bücher macht, daß sie auch aus zweiter Hand nur zu sehr geringen Preisen Käufer finden. Seit langer Zeit haben einige unternehmende Buchhändler das Uebel eingesehen und ver sucht, sich wieder mit den eigentlichen Käufern in Berührung zu setzen, indem sie Bücher zu vernünftigen Preisen hcrausgebe». Constable war der erste, der den Versuch machte; Cadill's wohlfeile Ausgaben von Walter Scott, Murray's Colonial Library, Bohn's Classical and European Library, Knight's Shilling Volumes und mehrere Unterneh mungen gehören dazu. Die Shillingsbände von Knight wurden von ihm auf den Vorschlag von Miß Martineau unternommen, und ihre erste Erscheinung brachte auf der Stelle höchst interessante Thatsachen zu Tag, von denen es dem vornehmen Buchhandel in London nicht ge träumt hatte. Z. B. es fand sich, daß sich in England in aller Stille über zehntausend Lesegesellschaften gebildet hatten, deren Theilnehmer nur einen Penny wöchentlich bezahlen, und die bei den bisherigen Prei sen der Bücher genöthigt sind, sich mit Subscriptionen auf wohlfeile Journale wie das Penny Magazine, Chambers' u. s. w- und auf den Ankauf von Büchern aus zweiter Hand zu begnügen, die aber alle so gleich die neue wohlfeile Sammlung ankauften. Die Unternehmung gelang über Erwarten und hat viele ähnliche nach sich gezogen, von de nen die Sammlunqen von Bohn die besten sind und sich trotz ihrer fast unglaublichen Wohlfeilheit doch bezahlen, während die Buchhänd ler, welche die hohen Preise aufrechthalten wollen, nicht wagen, ein Buch zu unternehmen. Das Bedürfniß von Büchern ist nie so groß gewesen als gegenwärtig, aber die Umstände fordern durchaus eine gänzliche Aenderung des Systems, damit der Buchhandel wieder auf eine natürliche Basis komme und sich direct an die Käufer wenden könne, ohne das sehr unsichere Mittelglied der Lesevereine und ohne die verderbliche Auskunft des Verkaufs aus zweiter Hand, und dazu gibt es gar kein anderes Mittel, als daß sie die Preise der Bücher auf den wahren Maßstab herabsetzen. Dieß ist um so notkwendlger, als die Aufhebung der Korngesetze einerseits die Einkünfte der Landbesitzer, andrerseits die Preise aller Waaren herabsetzt. Diese stille Revolution ist erst in ihrem Beginnen, aber die Folgen derselben sind schon sehr merklich, und werden es täglich mehr werden, im Verhältniß als die größere Wohlfeilheit der Lebensbedürfnisse nach und nach in dem Preis der Arbeit fühlbar wird. Daß es bei Büchern sehr nützlich ist, sie zu denselben Preisen wie in andern Ländern zu drucken, davon kann man sich leicht überzeugen, wenn man einen Band von Bohn's Sammlun gen ansieht, und noch mehr, wenn man bedenkt, daß die Universitäts presse in Oxford eine ganze Bibel in 24", mit großer Vollkommen heit gedruckt, um sechs Pence liefern und dabei noch gewinnen kann, und daß ihre Setzer dabei wöchentlich 30 bis 36 Schillings verdienen. Die Buchhändler haben Mühe, sich von der Nolkwendigkeit zu über zeugen, sich den Bedürfnissen der neuen Zeit zu fügen, und man er zählt sich, daß Murray mehrere Wecke, z. B. eine Autobiographie des merkwürdigen Missionär Bacrow, gedruckt daliegen habe und auf bes sere Zeiten warte, um sie auszugeben, aber er muß gefunden haben, daß gegenwärtig ein Artikel im Quarterly Review nicht mehr zureicht, um eine Auflage verkaufen zu machen, und wird sich der Nolhwcndigkcit fügen müssen, die er selbst durch seine Colonial Library zugesteht. (Allgem. Ztg.) MiSccllen. JnBerlin erscheint in der nächsten Zeit (bei Gropius)eine Schrift über dieBaukunst des Mittelalters" von Franz Mertens, welcher über diesen Gegenstand schon früher an verschiedenen Orten Vorlesungen gehalten hat, und worin er die über diese Sache oder die Geschichte der Baukunst des Mittelalters, durch ein Studium von nun 19 Jahren, ge wonnenen Resultate kurz zusammenstellt. Eines dieser Resultate, der Ursprung der Gothischen Baukunst, und wie dieser Ursprung sich auf Frankreich zurückführen läßt, ist auch schon in größeren Kreisen be kannt geworden. Ein anderes aber, das Alter der Gebäude betreffend, und namentlich der ersten oder der ältesten Baukunst des Mittelalters, der sogenannten Romanischen Baukunst, ist durchaus neu und weicht auch gänzlich von dem ab, was in dieser Hinsicht hier in den kunst geschichtlichen Büchern steht, und was selbst vor drei Jahren von dem Herrn Mertens über diese Sache gelehrt worden ist. Der Verfasser nimmt dieses Alter nicht so hoch an, sondern setzt ihm für alle Län der, für Deutschland, Frankreich, Italien, England, sehr enge Grän zen, die in keinem dieser Länder weit über den Anfang der Kreuzzüge hinausreichcn. Für die Archäologie und Kunstgeschichte des Mittel alters ist hier ein ganz neuer Haltpunkt gegeben. Die Ansicht von der Bedeutsamkeit und von den Ursachen der Kreuzzüge ist hier ganz neu begründet. Obgleich diese Resultate in Form einer Geschichte der Studien über diese Sache, nur sehr kurz abgehandelt sind, so dürf ten sie doch in den weitesten Kreisen Interesse erregen. Daneben ist der Inhalt und die Einrichtung eines größer» Werkes über Baukunst des Mittelalters geschildert, einer „Statistik der Baukunst des Mittelalters in Tafeln," deren Herausgabe, mit Unter stützung der preußischen Regierung, man demnächst entgegensehen darf. Uislory os tbo American kiblc Society, Irom it« OrZanisatio» to tbe present time, ky IV. p. Strielclancl. dlsv-Vorle, Uarpsr. XXX u. 466 pp. Der Verfasser hat der Kirche Christi durch dieses Werk einen höchst wichtigen Dienst erwiesen, denn welcher Christ möchte nicht gerne bekannt sein mit der Geschichte der Verbreitung des Wortes Gottes, in allen Sprachen, um alle Völker der Erde in den 194*
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