Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 09.02.1932

entsprechend, ein Nebeneinander verschiedener Tätigkeitsgebiete, ge tragen durch die Tradition einer Familie, in organischer Folge ent wickelt. — Zum Schluf; sei ermähnt, daß der Verlag angesichts des Ernstes der Zeit von jeder Feier seines hundertjährigen Bestehens absieht. Ter Groß-Berliner Vortrags-Bund (Berlin NW 40, Paul strabe 20, Anruf C 5 Hansa 7310/11) hat für Mittwoch, den 17. Fe bruar, abends 8>ä Uhr in das Haus der Ingenieure, Friedrich- Ebert-Straße 27 (am Reichstag) Ina Seidel zu einer Vor lesung aus eigenen Werken eingeladen. Angestellte des Groß-Ber- lincr Buchhandels erhalten zu diesem Abend ermäßigte Eintritts karten zu 1. - Mark (anstatt 2.50) auf schriftliche oder telephonische Vorbestellung. Vortrag. — In einem Vortragsabend der Gilde-Buch handlung in K ö l n am 29. Januar las P. C. Ettighoffer, der Verfasser des Kriegsbuches »Gespenster am Toten Mann« aus eigenen Werken vor. Durch geschickte Werbung in Verbindung mit dem zur Zeit im Kölner Lokal-Anzeiger laufenden Feuilleton von Ettighoffer war es gelungen, den über 800 Personen fassenden weißen Saal der Kölner Bürgergesellschaft bis auf den letzten Platz zu füllen. Mit seiner ungekünstelten Vortragsweise verstand es Ettighoffer, seine Zuhörer zu fesseln. Der Allgemeine Deutsche Buchhandlungsgehilfen-Vcrband (Fach gruppe Buchhandel im D.H.V.) hält in diesem Jahre seine Haupt versammlung in Leipzig ab. Mit der Hauptversammlung des Verbandes ist auch die Hauptversammlung der Kran kenkasse Deutscher B u ch h a n d l u n g s g e h i l f e n ver bunden, und zwar finden die Veranstaltungen in der Zeit vom 10. bis 12. September 1932 statt. Am Sonnabend, dem 10. September, vormittags 10 Uhr, wird im Deutschen Buchhändlerhause die 19. or dentliche Hauptversammlung der Krankenkasse Deutscher Buchhand- lungsgehilsen abgehalten werden, nachmittags 3 Uhr die 44. Haupt versammlung des Allgemeinen Deutschen Buchhandlungsgehilfen- Verbandes. Anläßlich des 60jährigen Bestehens des Verbandes wird am Sonnabend abend ein Begrüßungsabend stattfinden und am Sonntag, dem 11. Sept., vormittags eine lite rarische Morgenfeier im Festsaale des Deutschen Buchhänd lerhauses. Am Sonntag abend findet im Zoo ein Festabend der Ortsgruppe Leipzig des Verbandes statt, und am Mon tag, dem 12. September ein gemeinsamer Ausflug nach dem Erholungsheim »W a l d f r i e ü e n« bei Bad Lausick. Im Anschluß wird dann die 8. »B u ch h ä n d l e r w o ch e« eröffnet wer den, die ebenfalls wiederum in dem Erholungsheim »Waldfrieden« stattfindet. Ein besonders gebildeter Ausschuß ist bereits tätig, um die Veranstaltungen würdig auszugestalten. »Pcrsicherungszcitschriften — Zcitschristcnvcrsichcrung«. — Uber dieses Thema spricht am Mittwoch, dem 10. Februar, 20 Uhr, im Ortsgruppenheim des D.H.V., Dittrichring 17, Herr Werner Plöt - ner anläßlich der F-achgruppcnsitzung der Ortsgruppe Leipzig des Allgemeinen Deutschen Bnchhandlungsgehilfcn-Verbandes (Fach gruppe Buchhandel im D.H.V.). Gäste sind herzlichst willkommen. Die Arbeitsgemeinschaft des hannoverschen Buchhandels ent faltet auch im laufenden Winterhalbjahr eine besonders rege Tätig keit mit dem Endziele, durch eine Förderung der buchhändlcrischen und allgemeinen Bildung der im hannoverschen Buchhandel beschäf tigten Lehrlinge und jüngeren Mitarbeiter zugleich die Vorarbeiten für eine erstmalig für Mitte März d. I. in Aussicht genommene Lehrlings- und Gchilfenprüfung zu leisten. Es ist erfreulich, wie an den einzelnen Abenden in zunehmendem Maße die Teilnehmer sich an den zur Erörterung gestellten Gegenständen durch Fragen und Mitteilungen beteiligen. Auch der Besuch ist durchweg ein gleichmäßiger und befriedigender. An den bisherigen sechs Abenden wurden in erster Linie die folgenden Fragen behandelt: Am ersten Abend sprach Herr Hille (Hannoversche Buchhandlung) über »Der Buchhändler als Kaufmann«. Es wurde dabei in erster Linie die rationelle Arbeit sowohl im Einkauf wie im Verkauf ge schildert und empfohlen. Unterstützt wurden seine Ausführungen durch einen ergänzenden Vortrag des Herrn Thiemann. — An den beiden folgenden Abenden sprach Herr Neichardt (Schulze's Buch handlung) über »B u ch h ä n d l e r i s ch e Werbung«. Er ging einleitend davon aus, daß schon der Laden äußerlich ein sauberes Gesicht tragen müsse und daß auch der Angestellte ein sauberes Außeres zeigen und zuvorkommendes Wesen zur Schau tragen müsse. Ganz besonders wurde der Werbebrief und seine Gestaltung be sprochen. Auch eine richtige und werbctechnisch wirksame Schau fensterdekoration wurde an mehreren Beispielen praktisch vorgeführt. Natürlich unterblieb auch nicht eine besondere Besprechung einer Weihnachtswerbung. — An einem weiteren Abend gab Herr C. Mierzinsky (Helwingsche Verlagsbuchhandlung) eine Übersicht über die Geschichte des hannoverschen Buchhandels und seiner einzelnen Firmen. Der Vortrag konnte durch Vorlage zahl reicher alter Urkunden im Original oder in photographischer Wieder gabe unterstützt werden. — Nor einem größeren Kreise sprach der hiesige Werbefachmann Herr H. G. Reinstein über »Wirtschaft lich werben!«. Auch die buchhändlerische Werbung durch zweck entsprechende Plakate usw. fand eingehende Berücksichtigung. — Uber »K ä u f e r k u n - e« verbreitete sich in sehr interessanter Weise Herr Nehne (Ludwig Ey), indem er, unterstützt durch die Zuhörer, auf die verschiedenen Typen der Bücherkäufcr und deren zweckmäßige Behandlungsweise cinging. In Aussicht genommen ist für den 10. Februar für die Lehrlinge eine Einführung in das buch händlerische Be st ell wesen und die Bestellkartei durch Herrn H. Witt (Weidemanns Buchhandlung). — Am 15. Februar, 8>L Uhr abends, wird in den Räumen des Börsenklubs, Gr. Acgidien- straße 34, Herr Landeskirchcnrat I)r. Walter Lampe einen Vortrag halten über »Goethes Beziehungen zu N i e d e r s a ch s e n«. Zu diesem Vortrage werden außer dem gesamten Jungbuchhandel alle übrigen Buchhändler Hannovers mit den Angehörigen hierdurch herzlichst eingeladen. Herr vr. Lampe wird auch eine erschöpfende Übersicht über die zu seinem Vortrage vorhandene umfangreiche Literatur geben. Dadurch wird der Vortrag gerade für den han noverschen Buchhändler besonders wichtig sein und ihm eine will kommene Unterstützung bieten für eine würdige Vorbereitung der mit dem »Tag des Buches« zu verbindenden Goethefeier. — Weiter ist für die nächsten Tage die Besichtigung einer graphischen Kunst anstalt in Aussicht genommen. Damit wird ein Vortrag verbunden werden, der in die verschiedenen Arten der Herstellung von Drpck- stöcken ufw. und deren Verwendungsmöglichkeit einführt. Weitere Abende über Buchhaltung, Käufergcspräche im Sortiment usw. wer den folgen. —y. Vor einer Milderung der Presscnotvcrordnung. — Im Reichs innenministerium wird zur Zeit erwogen, die Presscnotvcrordnung durch Vereinheitlichung der für ihre Handhabung maßgebenden Richt linien zu mildern. Es ist in Aussicht genommen, einen Ausschuß aus Vertretern der Verleger- und Schriftleiterorganisationen zu bilden, der mit dem Neichsinnenminister in grundsätzlicher Hinsicht beraten soll. ?ersonalnackrickten. Jubiläum. Am 8. Februar 1932 vollendete Herr Max Kabitzsch in der Firma Franz Wagner Kommissionsgeschäft G. m. b. H. in Leipzig 25 Jahre feiner Tätigkeit als Gehilfe. Der Jubilar erfreut sich sowohl bei seiner Geschäftsleitung wie auch bei seinen Kollegen allgemeiner Wertschätzung. Universitäts-Buchhandlung. — Der Buchhandlung Heinrich Gall in München, Theresienstraße 19, wurde vom Senat der Universität München gestattet, die Bezeichnung Universitäts-Buch handlung zu führen. Gestorben: am 29. Januar der Verlagsbuchhändler Herr Emil Felder in Berlin. Ein Herzschlag hatte ihn im Schlafe überrascht. Es tvar der Tod, den der Entschlafene sich wünschte: Aus voller Schaffensfreude hinllberzugehen. — 1866 in Berlin geboren, gründete er am 1. Ja nuar 1892 unter seinem Namen die bis jetzt bestehende Verlagsbuch handlung, die Sprachwissenschaften, insbesondere Anglistik und Ger manistik, Kulturgeschichte, Wirtschaftsgeschichte und Völkerkunde pflegte, in ihrem schöngeistigen Teile sich modernen Romanen und Novellen zuwandte. Drei Jahre später wurde der Verlag Otto Schulze Leipzig hiuzugekauft, der Scmitica führte. In den Jahren 1896 bis 1900 betrieb der Verstorbene auch eine Buchdruckerei, die er mit Rücksicht auf die vielen fremdsprachigen Texte für die Werke seines Verlages gegründet hatte. Die Arbeitslast wurde aber zu groß, Druckerei und der gesamte schöngeistige Verlag wurden abge stoßen und der wissenschaftliche Teil ausgebaut. Standardiverkc der Wissenschaft, Autoren von Weltruf ließen den Verlag selbst zu Weltgeltung kommen, England und Amerika waren Hauptkunden. Daher traf denn auch der Krieg das Geschäft ganz besonders hart. Auch nach dem Kriege war die Kaufkraft der deutschen Kundschaft ge schwächt, wenn auch das Auslandgeschäft sich wieder hob. Deshalb beschloß der Verstorbene, sich wieder dem schöngeistigen Verlage zuzuwenden und kaufte im Jahre 1925 den Verlag B. Elischer Nachf. — Am 1. Januar hatte der Verschiedene noch die Freude, das vierzig jährige Bestehen feiern zu können. Es rvar sein Stolz, die Form der offenen Handelsgesellschaft gewahrt zu haben, er wollte ganz und allein zu seinem Werke stehen, zu seinem Werke, das ihn nun überlebt.