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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 09.02.1932
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- 1932-02-09
- Erscheinungsdatum
- 09.02.1932
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- Deutsch
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x° 33, 9. Februar 1932. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn Buchhandel. sel der Bauherren gedacht ist, die von der Zentralstelle giriert, bei der Reichsbank diskontiert werden können. Es wird ange nommen, daß die Diskontzusage ausreichend sein würde und daß jeweils nur ein Teil der Wechsel tatsächlich in das Portefeuille der Reichsbank gelangen müßte, so daß der tatsächlich geschaf fene Notenbetrag noch hinter einer Milliarde zurückbliebe. Ein gewisses Gegengewicht gegen die inflationistische Wirkung ver spricht sich Woytinsky von den Nachwirkungen der Notverord nung sotvie von dem Auftauen eingefrorener Kredite und von weiteren Preismaßnahmen. Auf diese Verbindungen zur Defla tionspolitik der letzten Notverordnung hinüber gilt es zu achten. Auch ist bemerkenswert, wie Woytinsky die inflationistische Ge fahr durch möglichst niedrige Berechnung der in Frage kommen den Summe zu bagatellisieren bemüht ist. Die Gefahr ist aber wie im Wagemann-Plan und in anderen ähnlichen Projekten, wie sie seit langem von verschiedenen Stellen verfolgt werden, un bedingt vorhanden. Zu wünschen ist, daß der Reichskanzler und die Reichsbank dein gegenüber über jeden Zweifel erhaben fest bleiben. Hier spielt aber auch noch anderes mit. Vor allem die ungeheure finanzielle Not der Gemeinden. Ihnen wird irgend wie geholfen werden müssen, soll es nicht stellenweise zur Kata strophe kommen. Auch die Bankenfrage gehört in den Zusam menhang, an der seit dem vorigen Sommer herumgedoktert wird. Überaus lehrreich war, was Hilferding zu dieser Frage Mitte Januar im Haushaltausschuß des Reichstages zu sagen hatte. Dem Vorwärts zufolge führte er aus: Das Reich verfügt heute von sich aus über einen erheblichen Teil des deutschen Kreditsystems, rund 60 Prozent des Kredit- apparates find heute öffentlich kontrolliert. Das ist ohne Zutun und ohne Willen des Reiches geworden. Diese Entwicklung hat niemand vorausgesehcu, aber beim ersten Schritte sei die Negie rung frei gewesen, bas weitere entwickle sich zwingend. Die Re gierung konnte gar nicht anders als mit den Mitteln des Reiches Helsen. Sie kann deswegen auch nichts anderes tun als eine ge wisse Kontrolle über die unterstützten Institutionen ausllben. Das ist ein Entwicklungsprozeß, der nicht rückgängig gemacht wer de» kann. Der jetzige Schwebezustand ist unerträglich. Er führt dazu, daß das Reich zuletzt auf den Verlusten der von ihm ge stützten Privatbanken sitzen bleibt, das Richtigste wäre, das ganze Verhältnis zwischen Banken und Industrie neu zu gestalten, etwa durch eine Trennung zwischen reinen Finanzierungsbanken und Kreditinstituten. Dabei könnte so verfahren werden, daß das Reich zuerst die Depositenbanken in der Hand behält, und das industrielle Kinanzierungsgeschäst davon trennt. Es müßten grund sätzliche Lösungen im Sinne der Weiterentwicklung gesucht werden. Der Reichsfinanziiriinster erklärte sein Einverständnis mit dem Hilserdingschcn Vorschlag, in einem vertraulichen Unter ausschuß des Haushaltausschusses eingehende Auskünfte über die Hilfsmaßnahmen des Reiches gegenüber Industrie und Banken und über die allgemeinen Pläne des Reiches geben zu wollen. Der Ausschuß wurde eingesetzt. Das Ergebnis bleibt abzuwartcn. Einst gehörte ja wohl die Verstaatlichung des Bankwesens mit zu den vornehmsten Zielen des Sozialismus. Es ist lehrreich, daß ihm jetzt selbst davor Angst wird. Was immer aber hier nun auch geschehe, ebenfalls muß vornehmste Sorge sein, in ihren Folgen unabsehbare Experimente, namentlich solche auf Kosten der Währung, zu vermeiden. Der DeDi-Bank, die mit als die konsequenteste Verfechterin der bisher in Deutschland befolgten Politik zu gelten hat, ist zuzustimmen: »In Zeiten, in denen die entscheidenden Voraussetzungen für die Überwindung der Wirtschaftsnot schon vorhanden seien, möge man ohne Ge fahr versuchen, durch kreditpolitische Eingriffe einer sich anbah nenden Aufwärtsentwicklung weiteren Antrieb zu geben. Da von sei nian indessen heute noch sehr weit entfernt. Solange die Störungen der Weltwirtschaft fortbeständen, sei es eine Utopie, zu glauben, daß sich ein Laick> wie Deutschland, das, um leben zu können, auf den Güteraustausch mit dem Auslände angewiesen sei, geldwirtschastlich unabhängig machen könne. Vor allem sei auch mit Kreditkunstgriffen kein Kapitalinangel zu beseitigen. Nur durch Kapitalbildung und Durchführung von ihr dienenden, also auf Rentabilität abgestellten Arbeiten könne man der Arbeitslosigkeit im Rahmen des Möglichen Herr zu werden ver suchen. Eine künstliche Kaufkrastschöpfung werde Kiesen Erfolg nie erzielen. Auch währungspolitisch gebe es keine Patentlösung der Krise. Jede Währungsreform sei mit einer Summe von materiellen und psychologischen Wagnissen belastet. Sie bedürfe auch in normalen Zeiten sorgsamster Erwägungen und ruhigen Ausreisens. Unter den gegenwärtigen Bedingungen könnte ihre Inangriffnahme nur verantwortet werden, wenn sie einen sofor tigen Ausweg aus bödrängtester Lage mit Sicherheit in Aus sicht stellen würde. Zu Experimenten, deren Fehlschlag den letz ten Rest von Vertrauen erschüttern und das wenige mühsam Ersparte vernichten könnte, sei jetzt keine Zeit». Der grundlegende Irrtum in all den letzten Jahren scheint uns der zu sein, daß eine Ankurbelung der Wirtschaft und die Überwindung der Krise immer nur von Aufträgen der öffent lichen Hand erwartet und angestrebt wird. Sie muß aber der Wirtschaft erst nehmen, was sie ihr dann in Form von Auf trägen wieder zuleiten könnte. Von dem abgesehen, was dabei unterwegs für Bcrwaltungskostcn verloren geht, wird so der Wirtschaft überhaupt nichts Neues oder Mehr zugeführt. Nicht einmal die Möglichkeit neuer Auslandanleihen nach entsprechen der Regelung der Tributfrage würde daran Wesentliches ändern. Man sollte sich also dieser Illusion endlich für immer ent- schlagen. Helfen kann nur die Befreiung der Wirtschaft. Ihr muß der Weg zur Selbsthilfe rest- und vorbehaltlos sreigegeben werden, dann wird sie auch sich und dem Staat-Helsen. Eine in jeder Hinsicht innen- und außenpolitisch unfreie Wirtschaft ver kümmert und verdorrt. Es entspricht der allgemeinen Lage, daß das Bild, das Buch gewerbe und Buchhandel bieten, schlecht und unbefriedigend sein muß. Auch anderwärts ist es so. In Amerika, dessen literarische Produktion 1931 trotz aller Krise noch um rund S Prozent größer war als die von 1939, wird von dem Leiter des Verlages Little, Brown L Co. eben die Losung ausgegcbcn, die Produktion 1932 um 20 Prozent niedriger zu halten als 1928. »I-st us buve schreibt er. Der deutsche Verlag ist augenscheinlich darauf be reits eingestellt. War nach den erstmaligen Ankündigungen im Börsenblatt die Zahl der Neuigkeiten 1931 schon um fast 1114 niedriger als 1930, so wies der Januar 1932 sogar ein Zurück bleiben um rund 27 A hinter dem Ergebnis desselben Monats im Vorjahr aus. Das ist eine Produktionsdrosselung, der man den Krisencharakter nicht mehr absprechen kann. Die Rück wirkung dieser Entwicklung auf das übrige Buchgewerbe kann nicht ausbleiben, zumal auch hier ja noch die Einflüsse der all gemeinen Krise von anderen Seiten her ebenso wirksam werden. So heißt es im Lagebericht des Zentralausschusses der Papier-, Pappen-, Zellstoff- und Holzstoff-Industrie für Januar 1932: »Die im letzten Bericht bereits beklagte Absatzstockung im In land, die zum größten Teil als Folge der 4. Notverordnung ge wertet werden muß, hält an. Die Kundschaft erwartet weitere Preissenkung auch dann, ivenn alle in der Notverordnung ge gebenen Voraussetzungen fehlen und die Preise bereits unter den Gestehungskosten liegen. Die Schwierigkeiten bei der Aus fuhr nehmen fast täglich zu. Seit dem letzten Bericht haben sich weitere Länder entweder durch handelspolitische Maßnahmen oder durch Erlaß entsprechender Devisenvorschriften von der Einfuhr abgespcrrt. In den wenigen Ländern, die für den Ex port überhaupt noch in Frage kommen, ist die deutsche Papier- und Pappenindustrie der Konkurrenz der nordischen Länder aus gesetzt. Diese sind infolge der Entwertung ihrer Valuten in der Lage, zu Preisen zu verkaufen, die durch keine noch so nachdrück liche Geftehungskostensenkung von deutschen Fabriken erreicht werden können. Aus denselben Gründen kann die nordische Kon kurrenz den deutschen Fabriken auch die an und für sich schon völlig unzureichende Absatzmöglichkeit im Inland einengen. Der ungeheure wirtschaftliche Druck, der auf allen Gruppen des Papicrfaches lastet, vermehrt die Zahlungsschwierigkeiten, Zah lungseinstellungen und die damit verbundenen Verluste». Als weiteren Beleg für die schon seit langem unaufhaltsam absinkende Konjunktur fügen wir diesmal noch folgende Zahlen über die Beschästigungsverhältnisse in den Buchbindereien an. Von je 100 Köpfen der Gesamtbelegschaft (männlich und weiblich) waren im Jahresdurchschnitt 103
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