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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 23.07.1856
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1856-07-23
- Erscheinungsdatum
- 23.07.1856
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- Deutsch
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M 92, 23. Juli. Börsenblatt für den deutschen Buchhandel. 1367 nen Zweigen. Es bedurfte des ganzen durchdringenden und energi schen Geistes dieses Mannes, um allein und unter neuen geistigen und culturlichen Strömungen zugleich auch eine neue fruchtbare Gcschäftscpvchc zu beginnen. Bald fand indessen Heinrich Block baus an seinem alteren Sohne und jetzigem Associe Eduard einen lhäiigcn, hochgebildeten und von edler Humanität beseelten Mitar beiter. Daß es dem Flciße und der Einsicht Beider gelungen ist, das Geschäft auf der Höhe der Zeit zu erhalten, zeigen dessen große technische Erweiterungen, sowie die reichen Verlagsunternehmungen der jüngsten Geschäftsepoche. Insbesondere ein Punkt trat in der Rede Heinrich Brockhaus' scharf und bezeichnend hervor, nämlich: daß sowohl der Stifter des Hauses wie seine Nachfolger mit klarem Bewußtsein das innere culturhistorische Moment des Buchhandels festzuhalten suchten — jenes immaterielle Moment, welches den Buchhandel weit über alle anderen industriellen Bestrebungen er bebt, und von dem seine großartige Entwickelung (man erinnere sich der Namen Aldus, Stephanus, Elzevirius, Didot) in jeder Zeit und in jedem Jahrhundert bedingt gewesen ist. Seine Rede deutete wiederholt darauf hin, wie ihm, seinem Bruder, seinem Vater stets gegenwärtig gewesen, die Größe, Bedeutung und Zukunft seines Hauses beruhe nicht auf dem Umstande, daß sie verschiedene Bücher gedruckt und verlegt, die einen guten Abgang gehabt, sondern, daß sie unausgesetzt darnach gestrebt, den Bildungsrichlungen und gei stigen Zeitstrebungen in die Hände zu arbeiten. Und wer daran zwei feln möchte, den darf man nur an das „Eonversations-Lexikon" und seine Geschichte erinnern. Friedrich Arnold Brockhaus erwarb im Beginn seiner Laufbahn dieses unter weniger scharfsichtigen Verle gern damals verkümmerte Buch, weil er entschieden erkannt hatte, daß die Idee desselben mit dem Auge des neuen Jahrhunderts auf allgemeine bürgerliche und volksthümliche Bildung hin zusammen träfe. Ec schuf daraus ein bändereiches Weck, das sich nicht nur bis auf den heutigen Tag wie ein rother Faden durch die zahlreichen Ver- lagsunternchmungen seines Hauses zieht, sondern zugleich auch eine culturhistorische Bedeutung und Wirksamkeit in Anspruch nimm-, wie sie die Annalen der Literatur und des Buchhandels nicht häufig aufzuwcisen haben. Doch —kehren wir zum Feste zurück. Die Rede Heinrich Brockhaus', welche mit einem Hoch aus die Manen seines Vaters schloß, machte auf die Gemüthec der Zuhörer einen tiefen Eindruck, umsomehr, als man auch den verehrten Redner selbst von innerer Bewegung ergriffen sah. Während sich der bis jetzt umhüllte Himmel klärte und die Sonne freundlich durch die Linden des Festraumes blickte, begann man sich zu einem Zuge aus denselben zu ordnen. Diese lange Reihe, Paar hinter Paar, setzte sich Mittags gegen I Uhr in Bewegung und nahm ihren Weg, die Herren Brockhaus und ihre Familienglieder an der Spitze, durch die Querstraße nach dem Schützenhause, in dessen großem Saale die Anstalten zu einem solennen Festmahle getroffen waren. Noch bewegten sich die letzten Glieder des Zuges aus dem Thorwrge des Hauses hervor, während die ersten bereits im Schützenhause anlang- tcn. Die 400 Personen, welche sich zum Festmahle setzten, Labmen ihre Plätze nach der Zahl der Jahre ein, die sie im Dienste oes Hau ses zugebracht. Die, freilich im Laufe der Zeit zusammengcschlossene „Alte Garde" (in der Sprache des Hauses Diejenigen, welche schon unter Brockhaus dem Vater im Geschäft waren) saß sorach in erster Reihe. Die Frauen der Familie Brockhaus ließen sich in der oberen Galerie des Saales nieder. Musik, Reden, Toaste n Ver sen und Prosa, der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft des Hauses Bcockhaus und seiner Glieder gewidmet, wechscltin mit heitern Tischliedcrn. Indessen, die muntere und lebhafte Unterhaltung, die sich nach einiger Zeit in allen Reihen der Tafel erhob, dazu die weiten Räume, in denen sich die einzelne Stimme nur mit Anstrengung dm Ent fernteren verständlich macht, setzten längeren Reden bald ein Ziel, und man mußte sich mit kurzen epigrammatischen Sprüchen und Toasten begnügen. Manche hübsche Rede blieb im Kopfe oder in der Tasche. So umsichtig auch vom Festcomite das Programm entwor fen worden, stellte sich vielleicht doch ein Mangel insofern heraus, als man für dies geistreiche und sprachfertige Völkchen nicht geradezu einen'Redeactus eingeschaltet hatte. Gegen 6 Uhr wurde die fröhliche Tafel aufgehoben. Man kehrte gruppenweise in den am Mittag verlassenen Hofraum zurück, wo man anfangs unter geselligen Gesprächen ruhig auf- und abwan- dclte. Später jedoch, als die Gesellschaft wieder vollständiger wurde, kehrten zugleich auch Momus und Kvmus ein, die vorerst aus dem Stegreif ihr munteres Wesen trieben. Zugleich lhaten sich im rech ten Nebengebäude zwei Buffets auf, deren eines eine ganze Reihe dickbäuchicher Gestalten aus dem Bayernlande, das andere Berge von soliden Genußmitteln aufzeigte. Als der Tag neigte, wuchs die Gesellschaft rasch um mehr als das Doppelte, indem die Frauen, Töchter und Verwandten der Anwesenden eintraten, um dem Schau spiele und der Illumination beizuwohnen. Gegen Vzd Uhr bewegten sich an 1000 frohe Menschen in dem weiten Raume, der mit einbre chender Nacht durch die Illumination sämmclicher innerer Hausfron- tcn im Lichte strahlte. Noch bei Tage rauschte der Vorhang der Bühne zum ersten Male auf, und es begann das melodramatische Vorspiel des Stücks, das auch in den Gesängen trefflich ausgeführt ward. Dieses Vorspiel wie der darauf folgende Hauptact, der fast die Zeit von 10—1l Uhr hindurch spielte,'waren von einem Mit glieds der Offizin, einem sehr begabten Kopfe, in der kürzesten Zeit gedichtet worden. Ebenso hatte der Dichter seinen College» das Stück einstudirt und leitete auch die Ausführung desselben. Das Drama, in dem zwei Setzer, zwei Drucker, eine Hexe und ein Bauer die Rollen führten, war ganz dem Orte und dem Feste angepaßt und sprudelte von Witz und humoristischen Anspielungen. Nach 11 Uhr ward die Gesellschaft durch einen Becgmannsaufzug mit Fackeln überrascht, der sich aus dem Garten hervor durch das Por tal der Offizin in den Hof bewegte, und dem ein anderer 200 Mann starker Zug mit bunten Laternen folgte. Der Vorhang der Bühne erhob sich jetzt noch einmal und zeigte den leuchtenden Na- mcnszug des Hauses. Zugleich erschien der Anführer der Berg leute und recitirle ein ergreifendes Gedicht, während sich der Na- menszug in die Höhe bewegte. An seiner Stelle ward die von bun tem Feuer bestrahlte Büste von Friedrich Arnold Brockhaus sichtbar, die ein nicdecschwedendcr Genius mit einem Lorbcerkranze krönte. Mit dieser sinnigen, prächtigen Scene schlossen die Festlichkeiten des ersten Tages. Allmählig verschwanden die heitern Gruppen, und noch ebe der neue Morgen im Osten Heraufstieg, herrschte in den vor Kurzem so belebten Räumen einsames Schweigen. Am Vormittage des 14. Juli (Montag) besuchte ein Theil des Personals das unweit Leipzig, auf Reudnitzer Gebiet erbaute neue Lagerhaus der Firma, in dessen weiten Sälen bereits die sämmtli- chen Verlags- und sonstigen Büchervorräthe des Hauses ccntralisirt worden sind. Auch dieses imposante Gebäude hatte sich mit festli chen Laubgewindcn geschmückt. Am Nachmittage unternahmen die Meisten mit ihren näheren Bekannten und College» weitere Aus flüge auf das Land. Erst der Abend sah das ganze Personal mit Frauen und Töchtern wieder im Schützenhause versammelt, wo die Herren Bcockhaus einen Ball veranstaltet hatten. Gegen 800 Per sonen waren an diesem Abende ihre Gäste. Nach einem musikali schen Divertissement begann der Ball gegen 9 Uhr. Um 11 Uhr ward indessen die Tanzvcdnung durch eine große Polonaise unter brochen, deren Zug sich herunter in den Schützengarten bewegte, wo die Gesellschaft ein ebenso unerwartetes wie prachtvolles Schauspiel genießen sollte. Auf ein gegebenes Zeichen entzündete sich ein von 188*
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