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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 05.04.1869
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1869-04-05
- Erscheinungsdatum
- 05.04.1869
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- Deutsch
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den dann der spottwohlfeilen Arbeit eines arme» Teufels Forschten; von Anderen, welche umgekehrt ihre eigenen Geisteskinder von be rühmten Vätern — aber ohne dcrenZustimmung — adoptiren ließen; von noch Anderen, welche das Honorar voraus bezogen, aber ganz vergaßen, das versprochene Buch zu schreiben. „Solche G'schichtesi gibt's noch mehr", aber bei dem Wiederholen derselben und den gegenseitigen Vorwürfen kommt wenig heraus. Sie bestätigen nur, daß die literarischen Zustände unerfreulich sind und daß jeder von beiden Theilen auch einen Theil der Schuld trägt, den Nest das deutsche Publicum, welches zwar viel liest, aber sehr wenig kauft. Wer legt heutzutage Werth auf eine Bibliothek? Meistens nur un bemittelte Leute. Wohl gab es eine Zeit, in welcher der hohe Adel in Deutschland und in Oesterreich ganz besonders in glücklichster Anwen dung des„dWbIsE obli^s" BücherundKunstwerkcsammeltc,Haus- capcllen und Hausthcater hielt; jetzt legt er sein Geld in Pferden, Hun den,Fabrikenu.s.w.an, undauch den wohlhabenden Mittelstand wird man viel leichter bereit finden, fünfzig Gulden fürChampagner, als fünf für ein Buch auszugeben. Wir könnten von einem Bibliothek- zimmcr erzählen, dessen schöne Glasschränke mit leeren Einbänden gefüllt sind. Die feinsten Damen scheuen nicht vor einem Bande ans der Leihbibliothek zurück, welcher schon durch hundert unsaubere Hände gegangen ist, wenn sie auch für dasselbe Geld, das ihnen die Handschuhe kosten, mit welchen sie das Buch berühren, das Buch zu eigen haben könnten. Und während die Verhältnisse in Deutschland notorisch so sind, will man Parallelen mit England ziehen, wo Bü cher wirklich gekauft werden und dessen Sprache außerdem die ganze Welt offen steht? »Der Buchhändler ist Geschäftsmann, sein Geld soll ihm Zin sen tragen, er handelt also nur vernünftig, wenn er mit der äußer sten Vorsicht zu Werke geht, nur Bücher in Verlag nimmt, durch welche entweder einem Bedürfnis; genügt wird, oder denen ein besonde rer Werth, ein Interesse des Tages, eine Mode genügenden Absatz zu verbürgen scheint. Allein eine große, vielleicht die Mehrzahl han delt gar nicht einmal so, cs wird viel, viel mehr gedruckt, als ver kauft werden kan» (von dem Muß zu schweigen), und eben darin liegt eine Hauptwurzel des Uebcls. Schlechte Bücher versperren guten den Weg, gute sich gegenseitig, und die Lurus-Literatur ist in jedem Meßkatalog so massenhaft vertreten, daß man glauben sollte, die Deutschen seien die besten Bücherkäufer, oder Deutsch werde überall gelesen, wo überhaupt gelesen wird. Wer weiß, wie verhältnißmäßig wenige Bücher nur ihre Herstellungskosten decken, und wie lange cs dauert, bis die meisten von diesen wenigen sich bezahlt machen, der wundert sich eher, daß so viele Verleger bestehen, als daß sie schlechte Honorare zahlen. Diese thatsächlichen Verhält nisse widerlegen auch in seiner Allgemeinheit den Aberglauben so vieler unglücklicher Schriftsteller, daß die Verleger heimlich die dop pelte Zahl von Eremplaren auflegen, um das Honorar für eine zweite Auflage zu ersparen. Das müßten —> abgesehen von allem Anderen — wunderbare Speculanten sein, welche die Chance, wie der zu dem ausgelegten Gelde zu kommen, freiwillig durch Verdop pelung der Druck- und Papierkosten weiter hinausschöben. Daß bei der Wahrscheinlichkeit eines sehr großen Absatzes derartige Betrü gereien vorgekommen sind und vielleicht noch Vorkommen, mag des halb unbestritten bleiben. Uebrigens haben wissenschaftliche Grö ßen und Mode-Autoren in Deutschland so wenig wie anderswo über knickerige Verleger zu klagen, vielmehr die Auswahl zwischen Eon- currenten, die einander überbieten. Und ferner steht nur zu fest, daß die Gcldsäcke, auf welchen manche Bnchhänvler sitzen, viel sel tener durch bedeutendewissenschaftliche Bücher oder lVorlco of üotion gefüllt wurden, als durch Compendien, Fibeln, Gebet-, Koch-, Traum-, Vieharzneibücher u. dgl. m. »Was hier gesagt wurde und manchem Leser vielleicht wie eine Schutzrede für den Buchhandel aussieht, hat keinen anderen Zweck, als das traditionelle, auf Selbsttäuschung und Unkenntniß der that- sächlichcn Verhältnisse beruhende Gerede über die Ausbeutung der Schriftsteller durch die Verleger auf seinen wahren Werth zurückzu führen. Auf der anderen Seite ist bald der Mangel an Urtheil in der Wahl der Verlagsartikel, dessen traurige Folgen dann mit dem Buchhändler auch die Schriftstellerwelt im Allgemeinen treffen, bald wieder der Mangel an Unternehmungsgeist offenkundig, und Schrei bende und Lesende haben das lebbaftcstc Interesse daran, daß die wiederholt angebahnte, aber bis jetzt mit allen Mitteln unterdrückte Revolution im Innern des Buchhandels selbst zum Siege gelange. Dessen Stolz ist die mehr als hundertjährige, allerdings sehr merk würdige Verfassung, welche ermöglicht und gebietet, daß ein in Stuttgart erschienenes Buch zu genau demselben Preise ebendaselbst, in Leipzig, Aachen, Kiel, Königsberg, Wien rc. verkauft werde. An dieser Satzung, welche für ihre Zeit eine große Errungenschaft war, wird noch heute „im Prinzipe" mit äußerster Zähigkeit festgehalten, während ringsumher, auf allen Gebieten des Vcrkehrslebcns, ganz andere Grundsätze zur Geltung gekommen sind. Das Buch soll ab solut keine Waare sein, deren Preis durch die Herstellungs-, be ziehungsweise Transportkosten einerseits, durch die Nachfrage ander seits bestimmt wird; die Forderung nach einer Regelung des Büchcrverkchrs nach kaufmännischen, volkswirthschaftlichen Grund sätzen wird wie eine rein interne Frage behandelt und erstickt. Der Buchhändler in dem kleinsten und vom Stapelplatz Leipzig entfern testen Orte, und der Großstädter, den nur wenige Eisenbahnstunden von Leipzig trennen, müssen den gleichen Zuschlag zum Einkaufs preise machen, obgleich der eine ein großes Lager halten kann, der andere nicht, der eine ein großes, der andere ein kleines Absatzgebiet, der eine große, der andere geringe Spesen zu zahlen hat rc. Sie sol len ein Werk lieber verschimmeln und vermodern lassen, als durch billigeren Preis einen Käufer dafür zu gewinnen. Unter der Hand wird das Gesetz allerdings längst verletzt. Aber erst wenn es förm lich aufgehoben ist, werden alle Betheiligtcn, Schriftsteller und Käu fer und der Vermittler zwischen beiden selbst die Vortheile erfahren, welche erleichterte Anschaffung, größere Verbreitung, rascher Absatz der Bücher und Umsatz des Geldes mit sich bringen müssen, ohne daß die sinnreiche Organisation des deutschen Buchhandels in ihrem Wesen darunter zu leiden brauchte.« U. Rechtsfrage. Peter Zapfel bezieht von Paul Zipfel ein bandweise erschei nendes Werk seit Beginn in einer Partie gegen baar. Paul Zipfel hat s. Z. Allen, die eine solche Partie von Anfang bis zum Schluffe des Werkes abnehmen werden, den letzten Band gratis zugesagt; eine Zeit hindurch liefert er an Peter Zapfel die Fortsetzung ganz ordnungsmäßig, da bricht wegen eines andern Gegenstandes eine Diffe renz zwischen beiden Firmen aus, in deren Verlauf Peter Zapfel Paul Zipfeln erklärt, keine Rechnung mehr mit ihm haben zu wollen. Paul Zipfel erkennt sein Unrecht in der Differenz und thut, was Peter Zapfel bezüglich derselben von ihm verlangt, will aber diesem von da ab die Fortsetzung des vorerwähnten Werkes nicht mehr liefern, in der Ansicht, daß derselbe (Peter Zapfel) sich des Anspruches darauf begeben habe durch die Erklärung, keine Verbindung mehr mit ihm (Paul Zipfel) haben zu wollen. Wer ist nun im Recht? Paul Zipfel mit dieser Ansicht, oder Peter Zapfel mit der seinigen, daß bestehende Verpflichtungen durch seine Erklärung nicht aufge hoben sind, selbst in dem Falle nicht, daß er von Ablehnung der weitern „Verbindung", des weitern „Verkehrs" oder drgl. statt „Rechnung" gesprochen haben sollte?
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