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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 14.10.1885
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1885-10-14
- Erscheinungsdatum
- 14.10.1885
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
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4940 Nichtamtlicher Teil. At 238, 14. Oktober 1885. ist auch der Antiquar ein geriebener Bursche, meist (?) in einer großen Buchhandlung gebildet, kennt er den Wert der Bücher; weiter sind auch die guten Gelegcnhcitskäufe immer seltener ge worden, doch lange noch nicht so selten, daß man sich dem Glauben hingeben dürfte, es wäre überhaupt nichts mehr zu finden. Die schönen Einbände sind von den Seine-Quais freilich verschwunden, ganz tadellose Exemplare sucht man bei diesen Händlern vergeblich. Sei es drum; aber nur Mut! Kaufen wir ruhig diese fleckigen Bücher im verdorbenen Einbande; unserer Geschicklichkeit und Geduld wird es schon gelingen, ihnen den alten Glanz wiederzugeben. Ist das Buch im Innern gut erhalten und bedarf es nur eines neuen Einbandes, so schneiden wir die Pappe der Einband deckel in Streifen und lassen den Band durch den Dampf kochenden Wassers wandern, wodurch sich das bunte, an die Deckel im Innern angeleimte Vorsatzpapier löst. Für den Buchbinder ist es dann kein Kunststück einen neuen Deckel herzustellen, worauf das Buch unserer Bibliothek wieder zum Schmucke ge reichen wird. Wenn das Innere nur wenig Flecke zeigt, so legen wir unter die betreffenden Blätter weißes Löschpapier, tragen dann mit einer Pincette aufgelöstes Chlornatron*) auf jeden Fleck und waschen ihn dann mit destilliertem Wasser. Freilich hat dieses Verfahren seinen Haken: es läßt nämlich um den ursprünglichen Fleck eine Art gelben Rand, wenn es nicht gar einmal das Papier zerstört, wodurch der Band für die Sammlung eines Amateurs unbrauchbar würde. In den meisten Fällen wird ein zerrissenes und beschmutztes Buch eine Radikalkur nötig machen. Zunächst nehmen wir nach Durchschneidung der Heftfäden die Einband-Deckel und -Rücken weg, um sodann die einzelnen Blätter und Bogen auseinander zu nehmen. Werden diese von trockenem Leim zusammen gehalten, so müssen wir, um ein Einreißen zu verhindern, wieder zu einem Dampfbade unsere Zuflucht nehmen, das den Leim nach und nach auflöst, — und nun heißt es Blatt für Blatt waschen. Nach der ersten Abwaschung in gewöhnlichem Wasser taucht man das Blatt in eine Lösung von Chlornatron oder eine solche von Chlorkalk. Das Papier bleicht sofort und nimmt in kurzer Zeit die gewünschte Färbung an, dann folgt ein neues Bad mit einem leichten Zusatz von schwefligsaurem Natron, wodurch das überschüssige Chlor zum Verschwinden gebracht wird. Nach noch maliger Wäsche in reinem Wasser läßt man das Blatt dann rasch an der Sonne trocken. Bei diesen verschiedenen Bädern hat aber das Papier seine ursprüngliche Festigkeit verloren, der Leim ist ausgegangen und muß nun wieder ersetzt werden. Man läßt zunächst eine Tafel weißen Leim in einem Liter Wasser schmelzen und fügt eine Messer spitze Alaun hinzu; in dieser Lösung badet man aufs neue das Blatt und läßt es wieder rasch an der Sonne trocknen. Die Blätter haben nun ihre ursprüngliche Sauberkeit und Haltbarkeit wieder ge wonnen; man könnte glauben, sie hätten soeben die Presse verlassen. — Tintenflecke, schriftliche Randbemerkungen und dergleichen mehr braucht man nur mit einer Salzlösung zu bedecken; sobald sie dann eine gelbliche Färbung angenommen haben, behandelt man sie, wie eben angegeben. Fettige Substanzen lassen sich leicht mit Benzin entfernen. Das ganze Verfahren ist, wie man sieht, höchst einfach und bietet nicht die geringste Schwierigkeit; es verlangt nur Geduld, *) In den meisten deutschen Apotheken auch unter dem französischen Namen enu äs juvells zu haben. Zeit und einige Übung.*) Aber wie werden diese Opfer belohnt! Wenn wir unsere Bibliothek an den so begehrten und geschätzten Ausgaben eines Aldus, Stephanus, Elzevir, Plantin, Gryphius, Didot, Crapelet, Fournier, Lefövre, Claye, Simon Rayon u. s. w. von Tag zu Tag wachsen sehen. Den mit irdischen Gütern Gesegneten bleibt es überlassen, sich mit den Launen der Auktionsgöttin und der Spekulation der eigentlichen Antiquare abzufinden; der Mittelstand und die missru plsbs müssen sich auf die Zeit, ihre Geduld, ihre Erfahrung und ihren Spürsinn verlassen; dann wird es auch ihnen gelingen, eine ausgewählte, eine Liebhaberbibliothek, eine Büchersammlung, auf die der Bibliophile x«r' mit Neid blicken wird, zusammen zubringen. (Nach ll^poloZis 'lluolcor.) Misccllen. Mexikanische Manuskripte. — In der Bibliothek der amerikanischen Lllilosoxbioal Looistz- in Philadelphia befindet sich etwa ein halbes Dutzend echter mexikanischer Manuskripte vom fünfzehnten Jahrhundert — Tribut-Rollen der Städte und Staaten unter Montezuma. Sie sind schön gezeichnet und gemalt, auf Maguey-Papier, einer Substanz, welche dem Baumwollenfaser- Papier in Japan gleicht, aus welchem dort gewöhnlich die Fächer gemacht werden. Herr Wm. H. Keating brachte dieselben um das Jahr 1823 aus Mexiko mit. Alte mexikanische gemalte Schriften sind selten, oder wenigstens öffentlich noch nicht bekannt. (Der Sammler.) Eine seltene Shakespeare-Ausgabe. — vr. Günther in Chicago kam kürzlich in den Besitz eines alten Bandes, den er zu seiner Freude als ein Exemplar der Folio-Ausgabe von Shakespeare erkannte, welche einst Reo. John Ward, Vikar von Stratfort-on-Avon im Jahr 1861 besaß, der ein großer Bewunderer des berühmten Dramatikers war. Der vordere Deckel und das Porträt fehlen leider. Über das Kopfende der zweiten Seite ist indes ein Papierstreifen geklebt, worauf vermutlich eine der so wenigen echten Unterschriften des großen Dichters sich befindet. Unter dem Autograph steht in englischer Sprache geschrieben: Gedruckt 1623. Die Werke William Shakespeare's, geboren im April 1564, gestorben im April 1616. (Unterschrift) Ino Ward. Der jetzige Inhaber kaufte das Buch von einem Herrn, der es auffand, nachdem es schon Jahre lang im Westen von Hand zu Hand gegangen war, ohne daß die jedesmaligen Besitzer eine Ahnung von dessen Wert hatten. Über die Authentizität dieses Buches wird in England noch viel gestritten. (Der Sammler). Ein neues Porträt Shakespeares. — In London wurde in einem Laden in der Nähe des Haymarket vor einigen Monaten ein bisher unbekanntes Porträt Shakespeares entdeckt. Das selbe hatte sich seit vielen Jahren in dem Besitz einer Familie in Paddington befunden, und wurde vom letzten Mitgliede derselben dem gegenwärtigen Eigentümer vermacht. Auf der Rückseite des Bildes befinden sich mehrere erläuternde Strophen, datiert aus einer Zeit vor nahezu hundertundfünfzig Jahren. Das Porträt ist vervielfältigt worden und wird das Titelkupfer der nächsten Nummer des »^.utiguariau NASSAUS«: bilden. *) So gar einfach ist die Sache denn doch nicht, und wir wollen unsere Leser dringend warnen, wertvolle Werke dieser Prozedur zu unterwerfen, ehe nicht die Übung an minderwertigen Büchern den Schüler zum Meister gemacht hat, welcher eben auch hier nicht vom Himmel fällt.
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