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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 03.05.1869
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1869-05-03
- Erscheinungsdatum
- 03.05.1869
- Sprache
- Deutsch
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100, 3. Mai. Nichtamtlicher Theil. 1387 fassen konnte, waren im Haupt- und Nebensaal aufgestellt, und doch ist wohl kaum ein Platz leer geblieben, da die Zahl der Teil nehmenden wohl weit über 500 hinaufging. Während das Gelreibe des Platzsuchens und -Nehmens sich nach und nach beruhigt, begrüßt man seinen Nachbar oder macht sich mit demselben bekannt, und mancher freudige Zufall führt uns dabei einen Landsmann oder Jemand zu, den wir gern kennen gelernt hätten. Auch prüfte man mit Freude das gutgewählte Concertpro- gramm, welches die Namen Mendelssohn, Beethoven, Härtel, Spohr, Mozart, Wagner und Strauß aufwies und vom Orchester recht tüchtig ausgeführt wurde. Der nächste wählerische Blick galt wohl der vielversprechenden „Gcrichtszcitung" (Speisekarte), die außer schönem Druck etwas seltenes Gutes hatte, nämlich zwei gute Seiten, und so sehen wir auf der andern den besten „Brunncnkur- nachweis" an. Von der Steinberger Auslese — für 5 Thlr. (etwas sauer!) — richten wir den Blick auf eine sich schon öfter gut em pfohlen habende Marke „Cantate-Festwcin von E. Witter in Neustadt für 1 Thlr." und finden, daß der Verlag des College» die Wein probe des Festcomitös mit allen Ehren bestanden hat. Es war das ein Buchhändlcrmeßartikel, wovon der Sortimenter ebenso wenig Freicremplarc bekommt, wie der Verleger Krebse, und woraus wohl manche Nachbestellung „mit höchstem Rabatt" und „zur Conti- nuation" eingchen wird. Nachdem wir die Suppe unter Mcndelssohn's Festmarsch genos sen, eröffnet der erste Toast deren glänzende Reihe. — Hr. Frz. Wagner erinnert daran, daß uns gerade derselbe Tag zur Festfeier vereinigt, an welchem vor 33 Jahren die Einweihung des Börscnge- bäudes für de» Buchhandel stattfand, und bringt einHoch, in welches Alle von ganzem Herzen einstimmen: „der Zukunft des deutschen Buchhandels". Sodann gedenkt Hr. Ad. Enslin aus Berlin der Theilnahmc, welche Leipzig als Stadt dem Buchhandel stets bewiesen und der besten Aufnahme der Gäste von Seiten der Bewohner. Er bringt darum das zweite Hoch „der Stadt Leipzig!" Hr. Findel (von Focrster L Findel hier) spricht über den Staat, dessen Verfas sung eine durchweg gesunde, dessen Geschäfte geordnet und blühend, dcssenGesehe gerecht und billig und dessenFinanzen im erfreulichsten Zustande seien: den Staat des Buchhandels. Er dehne sich aus, soweit die deutsche Zunge klingt, und von nah und fern seien heut zu seinem Feste seine Bürger undVertrcter aller Stände versammelt. Er heißt „die Gäste" willkommen. Darauf sprach Hr. Consistorial- rath Prof. Brückner alsVertretcr der hiesigen Universität in seiner bekannten geistreich humoristischen Weise über die Zusammengehörig keit des Buchhandels und der Wissenschaft und ihr gegenseitiges sich Fördern. Wo der Buchhandel ein Fest feire, dürfe die Wissenschaft nicht fehlen, um ihren Dank zu sagen, daß er erst sie ins Leben cin- führe und über die Welt hin verbreite, nnd daß der Buchhandel sich stets gut mit der Wissenschaft vertragen habe, wenn auch mitunter der praktische Bruder über die unpraktische Schwester dominire. Beider Streben sei, alles auszurotten, was ungesund sei und wie Krebs aussehe. Dieses Hand in Hand Arbeiten solle immer so fort- bestehcn und so bringe er sein Hoch aus „dem deutschen Buchhandel im Vereine mit der deutschen Wissenschaft!" Daß jedem Toaste ein Gläscrklingen folgte und cs Jeder mit einem guten Schluck ehrlich meinte, daß wir dazu auch, wenn auch langsam, etwas Gutes zu essen bekamen, brauchen wir wohl kaum zu erwähnen. Hr. Stadtältester Ra im. Härtel verglich den Buchhandel in seiner Gcmüthlichkeit und Kollegialität mit einer Familie und feierte ein Mitglied derselben, das ihr heute schon seit 50 Jahren angehört und sich der allgemeinsten Liebe erfreut. Ein Hoch unserem hochver ehrten „Hrn. Karl Franz Köhler!" Nun entstand ein Wandern durch den Saal nach dem Platze des Jubilars, um ihm von allen Seiten Glückwünsche darzubringen. In einstimmigem Zuruf em pfing er dieselben, als er die Nednerbühne bestieg, und mit gerühr ten Worten dankte. Er forderte zur Nachfolge auf, wie er sich be müht habe, auf 50 Jahre der Arbeit voller Lust und Liebe zurück blicken zu können, und erinnerte an einen lieben Freund und Collegen in Oesterreich, der in kurzer Zeit auch 50 Jahre dem Buchhandel angehören werde — Hrn. Braumüller in Wien. Hr. Prof. Eck stein bedauerte darauf mit Humor Namens und im Interesse der Stadt Leipzig den immer größeren Fortschritt gegenüber der guten allen Zeit. Der buchhändlerische Verkehr sei gegen früher, wo zur Ostermesse und sogar zur Michaclismesse die Prinzipale sammt Ge hilfen und Markthelfern auf vier Wochen nach Leipzig gekommen wären, jetzt auf wenige Tage beschränkt, und das sei doch immer hin ein Nachtheil, während sonst der Buchhandel sich immer „treu und bewährt" erhalten habe und so immer bleiben möge. Nachdem wir nun sechs officiellen und mindestens ebenso vielen privaten Toasten wacker Bescheid gethan, hatte es eben tüchtig ge- wittertet und eine bedenklich sich steigernde warme Stimmung ver breitete sich über die Gesellschaft, zudem war nicht über Kälte im Saale zu klagen. Zwar wurde versucht, ob andere Weinsorten nicht kühlten, und der Champagner mußte seine Kohlensäure reichlich her- gebcn, um die erheiterten Gcmüther — noch mehr zu erheitern, statt zu beruhigen. Mit begeisterter Rede wagte noch so Mancher zu dieser Heiterkeit zu sprechen, aber wir wollen Diejenigen nicht aufzählen, von denen man kein Wort mehr verstehen konnte, wenn man nicht unmittelbar vor ihnen stand. Hr. Nolle aus Hamburg wurde noch gehört, sowie Hr. Pomba aus Turin, der uns französisch den Wunsch einer stets herzlichen Vereinigung Italiens und Deutschlands aussprach, und dann sprach Hr. Rcv. Cramcr, nordamcrikanischer Consul hicrselbst, über den deutschen Buchhandel in Amerika und wie wünschcnswcrth, sogar nothwendig ein internationales Verlags recht sei. Gegen den guten Willen eines deutschen Collegen, mit uns französisch zu sprechen, lehnte sich denn doch unsere Heiterkeit alles übertönend auf. Und nach diesem Sturm kam leider auch Hr. Mayer aus Cöln mit seinem guten Humor in gebundener Rede zu spät. Der Jubel der Jubilatemeßfeier erreichte seinen Höhepunkt, als dem Namen des Cantatesonnlags gemäß das Tischlied zum Gesänge kam, wofür das Festcomite nach zwei Jahren endlich den glücklichen und würdigen Dichter gefunden hatte. Hr. Einhorn jun. (Firma Veit L Co.) wünschte zwar ungenannt zu bleiben, aber gerade der Buchhandel muß doch der Poesie selbst wider ihren Willen zur ver dienten Ehre verhelfen. So sei uns denn hier, ohne wegen Nachdruck verklagt zu werden, erlaubt, einige Verse des durchweg gelungenen Tischliedes noch einmal nach der klassischen Melodie „Die Freifrau Droste-Vischering rc." in Gedanken zu singen. Zum Sortimenter-Kummer mit Ki Ka-Kummer mit Gehört der Zeitungs-Pvst-Debit Pi-Pa-Post-Debit; Vielleicht holt künftig Jeder Sich als Velocipcder Selbst seine Continuation? Seit „Unser Schiller" vogclfrei, Vi-Va-vogelfrei, Herr Gott! gab das 'ne Quetschern, Oui-Oua-Ouetscherei; Ob Schiller sittlich passe Auch für die Mädchen-Classe, Drob flog sogleich der „Sabell" raus! Ja, Klassiker sind auf den Hund, J-A-aus den Hund, Man kaust sie nächstens nach dem Pfund, Ni-Na nach dem Pfund. Weiß nicht ob's wahr gewesen? Ich glaub' ich hab's gelesen: „Paul H. der Jüngre gibt schon zul" 196*
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