Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 05.05.1869
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1869-05-05
- Erscheinungsdatum
- 05.05.1869
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-18690505
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-186905057
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-18690505
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1869
- Monat1869-05
- Tag1869-05-05
- Monat1869-05
- Jahr1869
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
1410 Nichtamtlicher Theil. 102, 5. Mai. reicht, den Preis verdient hätte, ein Honorar in Ducaten über sendete, die in der Familie des armen Verfassers einen unermeßlichen Frcudenschein verbreiteten! Ueber das zweite schrieb K. von Holtet den 2. März 1829 an den Verfasser: „Was das Lustspiel „Der Bär" betrifft, so hat cs mich entzückt. Wenn die Erfindung, die An lage der Charaktere ganz Ihnen gehört, so wünsche ich Ihnen von Herzen Glück, denn dann werden Sie noch schöne Stücke schreiben. Haben Sie beides jedoch irgendwo entlehnt, so haben Sie einen glück lichen Griff gethan."*) Wie viele Stücke hat er noch geschrieben und herumgesendet ohne Erfolg! Seltsam! Was ihm gelang, drucken zu lassen, hat Glück gemacht. Viel mochte ihm hinderlich sein die Verwegenheit, mit der er in vielen Schriften sowohl der Hierarchie als auch dem Regime Mctternich's nahetrat. So schrieb er, angeregt durch „die Ritter" des Aristophanes, einen humoristischen Schwank: „Der alte Herr", in welchem auf das kühnste und mit unwiderstehlicher Komik Metternich als „Hausverwalter" geschildert ward. Das Stück ist durch einen Wiener Kunsthändler, der es an Campe in Hamburg zu übermitteln übernahm, verloren gegangen. Einen anderen, in kirchlicher Hinsicht ebenso verwegenen Schwank: „Die Krebse", wagte kein Buchhändler zu drucken. In unkennbar verstümmelter Gestalt ist cs endlich erschienen bei Paetz in Magdeburg, 1845, und Niemand wußte, was er daraus machen sollte. Oeser nannte sich hier Theodoricus Schernberg der Jüngere. Wahrhaft glänzend war aber die Aufnahme, die ein größeres dramatisches Werk Ocscr's fand, das ihm im Stillen ebensoviel Freuden eintragen, als Kummer bereiten sollte — Freuden, indem er die Begeisterung sah, die es hervorgcrufcn, wenn er auch nicht wagen durfte, zu sagen: „Ich bin der Verfasser!" Kummer, indem man den Verfasser suchte, man war ihm auf der Spur — und indem mächtige Herren demselben die Aussicht eröffnetcn, auf die Festung Munkacs gesetzt zu werden. Dies war um so mehr zu befürchten, als zwei ebenso verbotene politische Schriften, von denen ich weiter unten sprechen werde, schon vielseitig den Verdacht der Autorschaft auf ihn gelenkt hatten. Das dramatische Werk, von dem ich spreche, heißt: „ Leben und Thaten Emcrich Tököly's und seiner Streitgenossen." Historisches Drama von A. Z. Leipzig 1839, Einhorn. Von Karl Beck hörte ich einmal, er habe darüber das Bonmot geäußert: es sei die bedeutendste Dichtung der ungarischen Literatur (obwohl cs deutsch geschrieben ist). Holtei hatte es eures Abends ans des Verfassers Hände» erhalten. Den anderen Tag, als er wieder zu ihm kam, fragte dieser: „Nun haben Sie das Ding ange sehen?" worauf Holtei sich mit den Fingern die Augen aufriß, daß man das geröthete Weiße sehen konnte, und sagte: „Da sehen Sie meine Augen an. Es hat mich die ganze Nacht gekostet; ich habe es zu Ende gelesen und dann von vorne wieder angefangen." Wahrhaft erhebend für den Verfasser war aber die Rcccnsion, welche die „Blätter für literarische Unterhaltung" vom 25. October 1839, Nr. 298, brachten. Daselbst heißt cs: „Ein geschichtliches Bild von bewunderungswürdiger Frische!" „ Arbeiten so frischen Hauches und so entschiedenen Charakters gehören in unseren Tagen wirklich zu den Seltenheiten;" „jede der Gruppen ist voll hohem Reiz, weil sic voll hoher Wahrheit ist;" „der Tököly des Verfassers ist ein ungarischer Götz von Bcrlichingen, und nur mit diesem läßt sich das Drama vergleichen! " „ Alles, bis auf den Kricgstroß und die Türken, steht in wunderbaren Naturfarben vor uns, wie sie nur ein Auge, das durch die Schale der Dinge in ihren Kern blickt, ergründen konnte. In dieser Farbe lebt und schimmert Alles." ') ES liegt dem Stücke eine Anekdote aus dem Leben des ZarS Iwan IV. Wasiliewitsch zu Grunde. Die Charaktere, außer dem Jwan's, sind Oeser's Schöpfung. „Aber er bindet und bezwingt seine Begeisterung durch das Gesetz der Wahrheit und der Schönheit. Von einem solchen Geiste können wir alles, auch das Größte, erwarten. Hat er auch hier mehr in Naturlauten gesprochen, als sich dem dramatischen Gesetze unterwor fen, so ist doch kein Zweifel, daß er, wenn er cs will, auch in dieser engetbn Form Treffliches leisten wird. Wir fordern ihn dazu auf; seine Ader ist strotzend und voll, Jugend und Frische ist sein Element; er nenne sich uns und erfreue uns öfter!" — Ja nennen. Er hatte Familie und ein öffentliches Amt und — war überdies von so un endlich zarter Gesundheit, daß er wohl keinen unsanften Stoß der Außenwelt Hervorrufen durfte. Als er als „Jugendschriftsteller" unter dem Namen Oeser be kannt ward, wollte er ja mit manchem Unschnldigeren als Dichter hervortreten. Da hieß es: „Ach, ein Jugendschriftsteller! Er soll dabei bleiben!" Und ungedruckt liegt heute noch ein großer Theil seiner Schriften! Was hätte er geschrieben, wenn ihm die Auf munterung zu Theil geworden wäre, die er verdiente. Obige Recension ist aber nicht etwa von einem Neuling in der Literatur, sie ist von W. v. Lüdemann, der durch eine „Geschichte der Architektur", eine „Geschichte der Malerei", seine „Spaziergänge in Nom" u. s. f-, Erzählungen und Novellen sich den Namen eines Mannes von hoher Bildung und feinem Geschmack erworben hat. Die Aufregung, die das freilich streng verbotene Buch hervor- ricf, das den Kampf Ungarns für den Protestantismus und dieRänke der klerikalcnHofpartci schildert, waraußcrordentlich. Der begeisterte Graf K. Zay sagte: „Der Verfasser nenne sich, und ich thcile mit ihm, was ich habe." Die vertrauten Freunde des Verfassers aber meinten: „Wenn es znr Anklage kommt, kann kein Magnat dich vor der Macht der Geistlichkeit schützen!" Eine Haussuchung fand statt, selbst bei der Mutter des Verfassers. Das Manuscript wurde nicht gefunden; er blieb unbehelligt, aber auch — ungenannt. Noch sind zwei andere Schriften zu erwähnen, die dem „Tököly" vorausgegan gen waren und den Verfasser bereits verdächtigten. Die erste hieß: „Ueber Erziehung und Unterricht in Ungarn, in Briefen an Grafen St. Szechenyi, von Pius Desiderius. Leipzig 1833." Wegen der kräftigen Anklage, namentlich gegen den Unterricht der katholischen Geistlichkeit, wurde -schon diese Schrift verboten und der Verfasser gesucht. Man verhörte deshalb den Buchhändler K. Fr. Wigand, den Aelteren, in Preßburg, und verlangte von ihm die Nennung des Verfassers. Der aber erklärte: „Wenn man von diesem Verlangen nicht absteht, so werde ich auswandern wie inein Brnder Otto; nennen werde ich aber den Verfasser nicht!" Der Palatin Erzherzog Joseph erkundigte sich selbst vielfach um den Verfasser. Als man ihm aber den protestantischen Instituts-Director von Blaskovics nannte, einen SchülerSalzmann's und renommirtcn Päda gogen, der das Buch geschrieben haben könnte, cngagirte !er den selben, sobald der erste Lärm sich gelegt hatte, für den Unterricht seines Sohnes, des Erzherzogs Alexander, was sehr bezeichnend ist. Das zweite Buch, das auch im Auslände viel gelesen wurde und den Kirchenhistorikern wohl bekannt ist, erschien unter dem Titel: „Die Religionsbcschwerden der Protestanten in Ungarn, wie sie auf dem Reichstage im Jahre 1833 verhandelt worden. Herausgegeben von Elias Tibiscanus. Leipzig 1838, Einhorn." Diese beiden Bücher, deren wahrer Autor doch hin und wieder richtig vermuthet wurde, schufen dem Verfasser eine Vergangenheit, derart, daß seine vertrauten Freunde beim Erscheinen des „Tököly" zum Theil wahr haft erschraken und ihn zur größten Vorsicht mahnten. Dennoch ließ er unmittelbar dem „Tököly" eine Novelle folgen, die ganz denselben Geist athmet und direct aus die Landtagsverhandlungen über die ge mischten Ehen einwirken sollte: „Die heilige Dorothea. Dichtung und Wahrheit aus dem Kirchenleben in Ungarn. Leipzig 1839, Ein horn." Mit diesem ganz anonym erschienenen Büchlein geschah der
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder