Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 05.05.1869
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- 1869-05-05
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- 05.05.1869
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^ 102, 5. Mai. Nichtamtlicher Theil. 1411 Censur etwas Menschliches. Wegen des heiligen Titels*) hielt man es für unverfänglich und ließ cs ruhig überall verkaufen. Erst als cs in Aller Händen war, entstand Sturm, und nun wurde cs ver boten und consiscirl. Es hatte seine Wirkung bereits gemacht. Dabei würde man aber sehr irren, wenn man nach alledem an nehmen wollte, Oeser sei eine Natur gewesen, die sich etwa in sub versiven Tendenzen gefallen hätte. Er war der Friede und die Liebe selbst, am liebsten aufbauend und an hohen Idealen sich erhebend, eine Künstlernatur, die immer nur vorübergehend und nur durch die unnatürlichsten öffentlichen Verhältnisse in die Negation gedrängt werden konnte! Ebenso wie Gcrvinus schon 1849 von der Revolution sich ab und seinem Studium über Shakespeare zuwendete, indem „vorerst keine Aussicht zu einem befriedigenden und abschließenden Ziele" vorhanden schien, so wendete auch Oeser sich 1849 schon wieder in seinen Gedanken Goethe zu und feierte, wenn auch im Stillen, sein hundertjähriges Geburtsfest, ganz abgckchrt der Wirklichkeit, die damals einen so wild und stürmisch bewegten Anblick bot. Darüber liegt ein merkwürdiges Zeugniß vor. Einer seiner Zuhörer — es war der jetzige Professor G. Friedrich am Gymnasium in Teschen — der an ihm mit Liebe und Begeisterung hing, hatte ihn zu Goethe's Geburtsfest, den 28. August 1849, mit Blumen erfreut. Oeser lag krank, an Kopfschmerzen leidend, die ihm fast wöchentlich einige Tage raubten. Da schrieb er dem jungen Freunde folgende Zeilen: „Zum 28. August 1849. Ster» »icincs Lebens, ich trage Verlangen — ach beißcö Verlangen, Dir zu folgen in's Reich bcr stille gewordenen Geister, Wo dann die Welt hinter mir, die gemeine, die leere zurückbleibt! — Wollte noch heute, am Tage deiner hundertjährigen Feier Leeren, weil ich noch lebe, ein GlaS mit lhenren Genossen, Daß cS erhebe die Seel' mir noch einmal im frostigen Leben—: Aber mich fesselt ein widrig Geschick an das peinliche Lager Und — den Freudenbecher zu weihen mit Kuß und mit Rosen Ist kein liebend Gcmiith von allen, die waren, geblieben! — Aber du Freund, noch jung und erst im Anlauf zum Leben, Fülle den Becher mit allen den treuen Genossen, und sinke Trunken dann nieder in'S Gras und schaue die Sterne, wo Goethe Still unter Heldengestalten hinwandelt in göttlicher Klarheit!" — Zart und kränklich körperlich, wie er immer war, war er doch durch aus stark und gesund an Geist. Dabei von großer Anspruchslosigkeit und Kindlichkeit des Gcmüthcs, so daß man sich unwiderstehlich un gezogen fühlte. Besonders wenn erleidend war und mitten im Schmerz mit Geistesblitzen sich und seine Umgebung erheiterte. Doch ich will hier einen Andern für mich reden lassen! — Ein langjähriger Freund, Karl Lang schrieb einmal folgende schöne Strophen an ihn, die es Wohl verdienen, der Vergessenheit entrissen zu werden: An Christian Oeser! Wer so viel, wie du, gelitten, Stund' für Stund' erkämpft, erstritten Vom Vcrhängniß eine Galgenfrist: Ilm ein tiefenrcicheS Leben Nicht zu wohlfeil hinzugeben — Und, wie du, so liebenswürdig ist: Wenn durch's Hirn die Schmerzen wüthen, Heiter'n Scherzes duft'ge Blüthen Immerdar, von göttlichem Humor Uebersprudelnd, kann entfalten Und des Himmels Lichtgcstalten Zaubern aus der finstern Nacht hervor: *) Wahrhaft ergötzlich war ein zweiter ähnlicher „Mißgriff", als Oeser's Weltgeschichte, weil vor dem Titel des zweiten Bandes die heilige Elisabeth abgebildet war, als Lehrbuch in einem katholischen Nonnenkloster eingeführt und längere Zeit gebraucht wurde. Wenn man darin die Abschnitte über die Reformation liest, wird man hierüber billig staunen. Der Freisinnig- keit der Nonnen dürfte dieser „Mißgriff" wohl kaum zuzuschreiben sein. O, der ist für höh're Sonnen Vorbestimmt; längst lieb gewonnen Haben alle guten Götter ihn, Die um seine Wiege standen, Perlenkränze um sie wanven, Als das Kindlein auf der Welt erschien. Ja, so ist's! Dich großgczogen Haben sie, dir zugewogen Haben sie ein unvergänglich Glück. Und so wirft uns deiner Qualen Spiegel nur die schönen Strahlen Deiner Liebenswürdigkeit zurück. Dies nur zum Beweise, daß Oeser wohl keine Natur war, die der herrschenden Gewalt zur Entschuldigung dienen kann, unter der er litt und starb, gleichsam im Jncognito! K. I. Schröer. Miscellen. In der Sitzung des Norddeutschen Bundesraths vom 23. April wurde eine Präsidialvorlage betreffend den Abschluß einer Literar- convention mit Italien eingebracht. Als Grundlage dafür soll der zwischen Preußen und Frankreich unter dem 2. August 1862 geschlossene ähnliche Vertrag gelten. Aus Heidelberg wird uns der Wunsch ausgesprochen, das nachstehende Circular, das soeben an die süddeutschen Buch handlungsgehilfen versandt worden ist, auch im Börsenblatt zur Mittheilung zu bringen, und zwar mit dem besondern Zusatz, daß, wenn auch das Rundschreiben zunächst nur an die Gehilfen Süddeutschlands gerichtet sei, doch jeder College, möge er aus einer Richtung der Windrose kommen, aus welcher er wolle, willkommene Aufnahme finden werde. Wir wollen diesem Wunsche gern ent sprechen, um den genossenschaftlichen Sinn unseres Gehilfenstandes, dessen Pflege gegenüber den neuen gewerblichen Verhältnissen alle Anerkennung verdient, auch unserseits mit fördern zu helfen. Das Circular lautet also: Geehrte Herren College»! Bei der in den Pfingsttagen des vorigen Jahres in Stuttgart abgehaltcnen Versammlung der Buchhandlungsgehilfen Süddcutschlands wurde, wie Ihnen vielleicht schon bekannt, die Wiederkehr dieser Versammlung für das Jahr 1869 beschlossen und eine Anzahl von College» beauftragt, für die Ausführung des Beschlusses Sorge zu tragen. Es gereicht uns zum Vergnügen, Ihnen mittheilen zu können, daß dieses Comits mit uns übereingekommen ist, die diesjährige Pfingstversammlnng in Heidelberg statlfinden zu lassen und beehren wir uns demgemäß, zu einer recht allgemeinen Betheiligung an derselben sreundlichst einzuladen. Ist unsere Zahl auch klein und die uns zur Vorbereitung gebliebene Zeit eine nur kurze gewesen, so versprechen wir doch, das Möglichste aufznbielen. Ihnen den Aufenthalt in unserer Stadt recht angenehm zu machen und hoffen, Sie — soweit es eben in unseren schwachen Kräften steht — in jeder Weise zufrieden stellen zu können. Bei der Aufstellung unseres Pro- grammes haben wir neben anderen Genüssen besonders auch den herr lichen Umgebungen Heidelbergs die gebührende Berücksichtigung gezollt und glauben, daß Sie dies für manche sonstige Festlichkeit reichlich entschädigen dürfte. Zu der im Programm vorgesehenen Besprechung bitten wir ein zubringende Anträge uns möglichst früh zu übersenden, um die Tagesord nung bei Zeilen festsctzen zu können. Sehr dringend erwünscht wäre uns ferner Ihre gefällige Anmeldung bis spätestens Mittwoch den 12. Mai, um die nothweudigen Arrangements, namentlich wegen guter und billiger Quartiere treffen zu können. Diejenigen Herren, welche bereits am Sam stag hier anzukommen gedenken, ersuchen wir, uns dies speciell mitzutheilen (damit wir schon für diesen Tag für Quartier besorgt sein können) und sich s. Z. bei dem Unterzeichneten oder Abends nach 8 Uhr in dem für die Vorversammlung bestimmten Locale „Bremeneck" einzufinden. So bitten wir Sie denn, unsere Einladung freundlich aufzunehmcn und zum kommenden Fest recht zahlreich in unserer heitere» Musenstadt eintreffen zu wollen. Heidelberg, Ende April 1869. Mit collegialischem Gruß, im Auftrag der hiesigen Gehilfen: F. Emmerling, Untere Neckarstraße 13, 8. In Brüssel steht das Erscheinen einer Schrift von dem Her zog von Chartres bevor, welche nicht verfehlen wird, namentlich jetzt und am Vorabende der allgemeinen Wahlen in Frankreich großes 200*
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