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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 12.05.1869
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- 1869-05-12
- Erscheinungsdatum
- 12.05.1869
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- Deutsch
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1478 Nichtamtlicher Theil. 107, 12. Mai. Nichtamtlicher Theil Wilhelm Engelmann.*) Die Verbindung wirklicher Gelehrsamkeit mit geschäftlicher Tüchtigkeit ist nicht mehr so häufig wie in jener ättern Zeit, in welcher der Sieg des Humanismus durch wissenschaftlich hochgebil dete Buchdrucker wesentlich gefördert wurde. Indessen besitzt der deutsche Buchhandel auch heule noch Männer in nicht kleiner Zahl, die ein weites Gebiet des Wissens geistig beherrschen, und unter diesen nimmtWilhclm EngelmanninLeipzig eine hervorragende Stellung ein. Es war deshalb nur eine wohlverdiente Anerkennung, daß die Jcnaischc Hochschule ihn 1858 zum Doctor der Philosophie ernannte. Nicht bloß die gediegene Richtung, die er seinem Verlag zum Nutzen der Wissenschaft gegeben hatte, auch eigene Werke, die, mit größter Sorgfalt gearbeitet, literargeschichtliche Gegenstände be handelte», verliehen dem berühmten Leipziger Buchhändler einen Anspruch aus diese von ihm nicht gesuchte Auszeichnung. Wilhelm Engclmann wurde am 1. August 1808 in Lemgo einem Vater geboren, der aus einer Leipziger Familie stammte und ein Lcmgoer Filialgeschäft der Meyer'schen Hofbuchhandlung über nommen halte. Zwei Jahre nach der Geburt dieses ältesten Sohnes kehrte er nach Leipzig zurück, um dort ein eigenes Geschäft zu grün den. Wilhelm Engclmann besuchte die dortige Thomasschule, wo eine ausgesprochene Vorliebe für die classischc Philologie in ihm ge weckt wurde, wenn er die Anstalt auch wegen des plötzlichen Todes seines Vaters vor der Vollendung seiner Gymuasialstudien verlassen mußte. Als Lehrling bei dem Buchhändler Th. Ehr. Fr. Ensliu in Berlin eiugetrctcn, fand er dort nicht bloß ein ausgewähltes Lager von wissenschaftlichen Werken, sondern kam auch mit vielen berühm ten Gelehrten, deren Versammlungsort das Geschäft war, in tägliche Berührung. Hier legte er den Grund zu seinen bedeutenden biblio graphischen Kenntnissen, indem er bei der Ausstellung fachwisscnschaft- licher Kataloge zuerst helfen und dann alle Arbeiten allein besorgen mußte. Bei Heyse in Bremen, wo er seine erste Gehilfcnstclle er hielt, setzte er diese Thätigkeit fort, da ihm die Verzeichnisse für die stattfindcndcn Auktionen übertragen wurden, und machte sich auch mit dem techuischcu Betriebe der zum Geschäft gehörigen Druckerei vertraut; er lernte, um alles richtiger beurtheilcu zu können, setzen und drucken. Zwei Jahre später wurde Engelmann zu Carl Gerold nach Wien berufen. Hatte er bisher bloß die wissenschaftliche und rein geschäftliche Seite des Buchhandels beachtet, so sollte er nun auch in die Berührungen seines Berufs mit der Tagespolitik und ihren amt lichen Aufsehern cingcwciht werden. Es war das Jahr der Juli revolution, und die Polizei hatte ihren Argwohn und ihre Wachsam keit gegen den Buchhandel verdoppelt. Engelmann hatte den Ver kehr mit dem Bücherrevistonsamt besonders zugewwsen bekommen. Sobald ein Büchcrballcn „aus dem Reich" ankam, hatte er als Ver treter des Geschäfts auf jenem Amt zu erscheinen und den Versuch zu machen, wie viele der cingetroffenen Neuigkeiten aus den Hände» der Censoren zu retten seien. Je mehr die Bewegung ,,im Reich" zunahm, und je freier die Presse in Baden und Bayern wurde, um so strenger beurtheiltcn die Censoren, in der Regel Geistliche, den Inhalt jedes Büchcrballens, der nur in ihrer Gegenwart geöffnet werden durfte. Welches Ziel sie im Auge hatten, wußte Engelmann sehr wohl, denn oft genug hatte er in derGcrold'schen Buchhandlung die Worte von ihnen gehört: „ES wirb nicht eher besser, als bis auf allen diesen Regalen bloß Gebetbücher stehen " Der vorstehende Artikel bildet Nr. 12 von der bckanme» Gallerte Deut scher Buchhändler in Weber's Jllustrirter Zeitung, woraus wir nach der gewohnten Liberalität ihres Herrn Verlegers uns gestatten denselben hier nbzudrucken. In den Jahren 1832 und 1833 wurde die Stellung Engel- mann's schon eine selbständige, da er die Geschäftsführung der Var- rentrapp'schcn Buchhandlung in Frankfurt am Main übernahm. Er fand ein reiches antiquarisches Lager vor und versäumte die Gelegen heit nicht, sich auch nach dieser Seite hin auszubilden. Von beson- derm Werth sollte die Freundschaft werden, die er in Heidelberg mit Gervinus schloß. Das schöne Verhältniß hat sich durch alle Wechsel der Zeit hindurch bis auf den heutigen Tag erhalten, und längst ist der Entschluß zur That geworden, den der junge Buch händler und der junge Gelehrte damals faßten, sich zur Herausgabe einer Geschichte der deutschen Literatur zu verbinden. Als Engelmann Ende 1833 in das mütterliche Geschäft zurück kehrte, hatte er vor allem damit zu thun, dem mehr als vernachlässig ten Zustand desselben ein Ende zu machen. Nachdem dies geschehen, wurde das seit Jahren verarbeitete bibliographische Material hervor gezogen und zu einer Reihe, von Hilfsmitteln verwerthet, die wegen ihrer Genauigkeit und Zuverlässigkeit von der gelehrten Welt hoch- geschätzt werden. Zwei derselben, die „Libliotboen soriptorum ol-rssioorum", die durch sorgsamste Vergleichung mit der Leipziger Universitätsbibliothek der Vollständigkeit uahegebracht ist, und die „Naturgcschichtliche Bibliothek" haben sich den größten Ruf er worben ; von den übrigen Werken Engelmann's gleicher Art nennen wir die geographische, juristische, mechanisch-technologische, chirurgisch- medicinischc und anatomisch-physiologische, pharmaceutisch-chemischc, ökonomische, philologische, forstwissenschaftlichc, handlungswissen schaftliche und schönwissenschaftliche Bibliothek. Durch diese Werke, mit denen er sich 20 Jahre beschäftigte, hat er den Wissenschaften, deren Forschungen durch seine Nachweise erleichternd, ungemeine Dienste geleistet. Eines seiner frühsten Verlagswerke war die mit Gervinus in Heidelberg verabredete „Geschichte der deutschen Literatur". Das Werk hat Epoche gemacht, und von ihm datirt der völlige Umschwung in der Behandlung der deutschen Literaturgeschichte, dessen wir uns zu freuen haben. In den Jahren 1835 bis 1843 ist die erste Auf lage des fünfbändigcn Werks, 1853 unter dem Titel „Geschichte der deutschen Dichtung" die vierte erschienen. Von Gervinus verlegte Engelmann ferner das bedeutende Werk „Shakespeare", die geist reiche Parallele „Händel und Shakespeare", die „Einleitung in die Geschichte des neunzehnten Jahrhunderts", die in der schlimmsten. Zeit der Reaction (1853) wie ein frischer Lufthauch durch die Lite ratur ging, und das geschichtliche Hauptwerk „Geschichte des neun zehnten Jahrhunderts seit den Wiener Verträgen". Um einen zwei ten ausgezeichneten Geschichtschreiber, dessen Verleger Engelmann ebenfalls ist, gleich hier zu ncnuen, sei erwähnt, daß von Georg Wcber's „Lehrbuch der Weltgeschichte" bisjetzt dreizehn, von seiner „Weltgeschichte in übersichtlicher Darstellung" bisjetzt zwölf Auf lagen erschienen sind, und daß seine auf zwölf Bände berechnete „Allgemeine Weltgeschichte" bis zum Schluß des siebenten Bandes gediehen ist. Von einer „Sammlung griechischer und lateinischer Klassiker mit gegenüberstehender deutscher Uebersetzung", durch deren Veran staltung Engelmann eine alte Liebhaberei befriedigt hat, liegen gegenwärtig 132 Bändchen vor. Unter den Herausgebern und Ucbersctzern begegnen uns Namen wie Köchly, Rüstow, Benscler, Hartung. Besonders wandte sich Engelmann den Naturwissenschaften zu, unter denen er wieder die Zoologie, Botanik und Mineralogie bevorzugte. Unter seinen Verlagsartikcln befinden sich Werke ersten Ranges, wie Schleiden's Werk „Die Pflanze", das in jeder der sechs Auflagen Bereicherungen erhielt, Naumann's „Lehrbuch der Geognosie", von Leopold v. Buch als seine Bibel bezeichnet, das-
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