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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 22.06.1917
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1917-06-22
- Erscheinungsdatum
- 22.06.1917
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
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Redaktioneller Teil. ^ 143, 22. Juni 1917. verteilt worden sind, soll ja allen Mitgliedern möglichst alljährlich eine literarische oder künstlerische Gabe von Sammlerwert zuteil werden, die nicht in den Handel kommen soll und bibliophilen Charakter trägt. Es sind aber nicht nur materielle Gründe vorhanden, sondern auch ideelle, die Ihr Interesse für die Bücherei beanspruchen; denn die Gesellschaft der Freunde will dafür eintreten, daß der große Gedanke der Deutschen Bücherei überall, so weit die deutsche Zunge klingt, sich durchsetzt und überall überzeugte Anhänger, Vertreter und Mitarbeiter findet. Dazu bittet sie um die Hilfe des Buchhandels, der ja nach solcher Richtung hin besonders berufen ist, in seinem Bekannten kreise Mitglieder zu werben, aber auch selbst Mitglied zu werden, soweit die Mittel des einzelnen es nur irgendwie zulassen, und es sollte gewissermaßen eine Ehrenpflicht sein, daß jeder der Gesellschaft der Freunde beitritt, auch dann, wenn er schon seine Verlagserzeugnisse der Bücherei überweist, oder wenn er sonstige Stiftungen in dankenswerter Weise bei der Einweihung gemacht hat. Die Postkarte, die den Satzungen beiliegt, gibt ja den bequemsten Anlaß, das schon heute zu tun, und ich biete mich gern dazu an, eine Liebesgabensammelstelle dafür zu bilden. (Heiterkeit und: Bravo!) Herr Ernst Reinhardt-München: Meine Herren, als wir Verleger aufgefordert wurden, unsere ganze Verlags- produktivn aus zehn Jahre hinaus der Deutsche» Bücherei zu überweisen, da haben wir alle gewußt, daß damit irgendein materieller Nutzen für uns nicht verbunden ist. Wir haben es aus ideellen Gründen getan, obgleich wir uns auch da wieder bewußt waren, daß die ideellen Gründe leider meistens diejenigen sind, welche die Katze aus dem Schwänze davontragen kann. Sehr erleichtert hat manchem von uns den Entschluß, daß der Herr, der die Werbetätigkeit leitete, ein Buchhändler war, einmal, weil wir viel lieber mit eineni Buchhändler zu tun haben, der unsere eigene Sprache redet, als mit einem Beamten, der uns fremd gegenübersteht, dann aber auch, weil wir darin ein Zeichen sahen, daß der Buchhandel auch in gehobenen Stellungen unter Bibliothekaren sich sein Recht behaupten kann. Ich Persönlich sah darin auch ein kleines Zurück weichen des Mandarinentums, unter dem wir ja alle leiden. Wir wissen ja, daß in unserem Beamtenstande vielfach nicht die Frage die wichtigste ist: was leistet der Mann, sondern: welche Examina hat der Mann gemacht? Nun haben wir uns sehr gefreut, daß auch in der Bücherei einige Buchhändler in gehobenen Stellungen tätig waren. Zu meinem großen Bedauern aber habe ich gestern gehört, daß in der letzten Zeit fast alle diese Buchhändler wieder aus ihren Stellen entfernt worden sind. Ich glaube nicht, daß persönliche Untüchtigkeit dafür maßgebend war, sondern ich glaube, es ist wieder ein Vorrücken des Beamtentums, das nicht dulden will, daß fremde Elemente in seinen Reihen in gehobenen Stellungen tätig sind. Manche Bibliothekare sind ja der Ansicht, daß das Ordnen eines Journal zimmers nur von einem akademisch gebildeten Manne besorgt werden könne, ja vielleicht sogar, daß der Verkehr mit dem Buchbinder nur von einem Geheimrat bewältigt loerden könne. (Heiterkeit.) Dieser Ansicht bin ich nicht. Wir haben ja alle die Erfahrung gemacht, daß auch an wichtigen Posten Arbeitskräfte, die früher sehr bescheiden eingeschätzt wurden, sehr Tüchtiges geleistet haben. Ich muß sagen, daß Fräulein bei mir Arbeiten tun, die ihnen zu übertragen ich früher gar nicht gewagt hätte. Sie machen es sehr gut, vielfach besser als die hochqualifizierten Kräfte, die es früher getan haben. Ich war der Meinung, auch die Bibliothekare hätten hiervon etwas gelernt. Das scheint aber nicht der Fall zu sein, sondern wie ich gehört habe, sind die Buchhändler aus der Deutschen Bücherei wieder herausgedrängt worden. Das bedaure ich sehr; denn wenn der Buchhandel gut genug ist, seine ganze Produktion kostenlos auf zehn Jahre zur Verfügung zu stellen, dann sollte er auch gut genug sein, in verhältnismäßig bescheidenen Stellen Mitarbeiten zu dürfen. (Lebhaftes Bravo.) Es liegt mir fern, eine weitergehende Kritik zu üben, denn ich kenne die Verhältnisse viel zu wenig. Ich möchte daher nur die Frage stellen, die uns aus dem Reichstage geläufig ist: Sind dem Herrn Reichskanzler diese Zustände be kannt (Heiterkeit), und was gedenkt der Herr Reichskanzler zur Abhilfe zu tun? (Große Heiterkeit und anhaltendes Hände klatschen.) Vorsitzender Herr Kommerzienrat Artur Seemann-Leipzig: Meine Herren, ich habe glücklicherweise nicht die Ehre, der Reichskanzler zn sein (Heiterkeit); denn das ist ein Amt, dessen Ausübung gegenwärtig die größte Sorge bereitet. Aber ich kann diese Frage, die Herr Reinhardt an den Vorsitzenden des Geschäftssührenden Ausschusses und des Verwal- tnngsrats gerichtet hat, getrost mit Ja beantworten. Die Verhältnisse der Deutschen Bücherei sind nur sehr genau bekannt. Wir haben ja längere Zeit hindurch keinen Direktor gehabt, da im November vorigen Jahres Herr vr. Wahl seine Stellung zugunsten einer Staatsstellung im hiesigen Reichsgericht als dritter Bibliothekar aufgegeben hat. Unterdessen hat ein stell vertretender Bibliothekar, Herr vr. Lerche, das Amt geführt, und seit dem I. Mai offiziell, in Wirklichkeit schon etwas früher, führt das Amt der Direktor Herr Professor vr. Minde-Pouet, der früher die Dresdener Sammlungen geleitet hat. Ich habe die Überzeugung, daß Herr Professor vr. Minde-Pouet sein Amt vortrefflich verwalten wird, und daß wir mit ihr» sehr gut fahren werden. Die Äußerung, daß eine Reihe von Buchhändlern entlassen worden seien, etwa mit Rücksicht daraus, daß sie nicht als geeignet erscheinen, in gehobenen Stellungen tätig zu sein, scheint mir nach den Verhältnissen, die mir genau be kannt sind, unrichtig zu sein. Ich wüßte nicht, auf welche Tatsachen sich das stützen sollte. Die Bibliothekare von Herrn Or. Wahl an, auch Herr Or. Lerche und Herr Professor Or. Minde-Pouet, stehen auf dem Standpunkt, daß es gar nicht möglich ist, nur wissenschaftliche Beamte zu beschäftigen. Es wird nach Meinung dieser Herren in der Bücherei genau so gehandhabt wie anderswo, wo Dinge, zu denen unbedingt fachmännische Erfahrungen und Kenntnisse notwendig sind, eben nur Fachmännern anvertraut werden mit Rücksicht auf die großen Gefahren, die bestehen, wenn diese fachmännischen Kenntnisse fehlen. Meine Herren, ich brauche nur an die Schlagworte »Schulmedizin und Naturheilkunde« zu erinnern, um Ihnen deutlich zu machen, daß man sich natürlich auch in die Hände eines Naturheilkundigen geben kann, daß dies aber von manchen Leuten nicht für zweckmäßig angesehen wird. Ich kann Ihnen getrost sagen, daß ich, obwohl ich die erforderlichen Examina nicht gemacht habe, auch das Studiengebiet eines Bibliothekars aus Grund des mehrjährigen Ver kehrs mit den Herren gut übersehen kann, und daß die Anschauung, daß für gewisse Arbeiten unbedingt Bibliothekare not wendig sind, richtig ist. Daß irgendein buchhändlerischer Kollege lediglich deshalb, weil er keine Examina abgelegt hat, nicht zu einer ihm zustehenden Arbeit gekommen wäre, ist mir nicht bekannt. Ich würde Herrn Reinhardt bitten, bestimmte Tat sachen anzugeben und bestimmte Personen zu nennen, damit ich mich näher dazu äußern kann. (Zuruf: Aberprivat!) — Ja. Es wäre mir auch lieb — nicht meinetwegen, sondern im Interesse der Bücherei und des Umstandes, daß die Bücherei doch im gewissen Sinne ein Wsltobjekt ist —, wenn die Herren, die in Zukunft solche Anfragen stellen wollen, mir den Gegenstand der Anfragen vorher mitteilten, damit ich die erforderlichen Unterlagen mitbringen kann. Ich kann natürlich das ganze Personal der Bücherei, welches während des Krieges sehr häufig gewechselt hat, nicht ohne weiteres im Kopfe haben. Wenn also in Zukunst bestimmte Fragen dieser Art an mich gerichtet werden sollten, würde ich wün schen, vorher einen Wink zu haben; dann bringe ich die Listen mit und kann mich genau informieren, aus welchen Gründe» der oder jener entlassen worden ist. Die Sachen werden mir immer vorgetragen, und Sie werden zu mir als Buchhändler 714
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