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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 31.05.1869
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1869-05-31
- Erscheinungsdatum
- 31.05.1869
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
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122, ZI. Mai. Nichtamtlicher Theil. 1683 Nichtamtlicher Theil LutaloA cksr Libliotkslr äs» Lörssuvoroios cksr Usulsoken Luok Iiäoälvr. j;n. 8. (VllI, 161 8.) Uvipnij; 1869. I. Ein nur oberflächlicher Vergleich des nach seinen eigcnthümli- chen Bedingungen naturwüchsig entwickelten deutschen Buchhandels mit dem nach der kaufmännischen Schablone gestalteten Buchhandel des Auslandes ergibt, daß Deutschland buchhändlerisch das bestbe rat hene Land der Welt ist. Eine Geschäflsorganisation wie die deutsche kennt man nirgendwo, und unsere Ueberlcgenheit in Pro duction und Weltvertrieb beruht eben auf dieser Organisation. Wie erklärt sich aber diese Organisation, welche Bedingungen gehen ihr voraus? Das ist eine Frage, welche man sich im Auslande, wo man unsere äußeren, in die Augen springenden Einrichtungen oft genug nachzuahmcn versuchte, niemals beantwortet zu haben scheint. Des halb mußte cs beim bloßen Versuche und der Ueberzeugung von der Unmöglichkeit der Durchführung sein Bewenden haben. Allein auch in Deutschland tappt inan zum guten Theil darüber im Dunkeln. Der Beweis dafür liegt in dem Umstande, daß wohl keine buchhändleri- schcu Einrichtungen mehr zum Spielplatz von Quacksalbern und un berufenen Reformatoren geworden sind als die deutschen. Denn das, wogegen diese Leute beim jüngeren Geschlecht Wirrwarr ver breitend anrennen, sind gewöhnlich die nothwendigenVoraussetzungen der Organisation: das System des Conditionshandels mit seinen unvermeidlichen Conseguenzen als Anhängsel. Diese Doctoren und Reformer, so sehr sie sonst in ihren An sichten divergircn mögen, haben eins mit einander gemein: sie alle nämlich liegen mit Wesen und Entwickelung, mit Vergangenheit und Gegenwart des deutschen Buchhandels im Prozeß; sie urtheilen da ab, wo cs viel besser angebracht wäre, erst verstehen zu lernen. Und daß diese Erscheinung leider keine vereinzelte ist, das beweist der In halt unserer periodischen Organe und unserer Flugschriftenliteratur. Wer es über sich gewinnt, sich in dieselben zu vertiefen, der wird ohne Zweifel auf manches Körnchen Wahrheit stoßen, aber im Gan zen wird er doch die Ansicht davontragcn, daß der deutsche Buchhandel ein eignes wohlgeordnetes und gefügtes Handelssystem mit Virtnost- tät praktisch ausübt, von dem er sich begrifflich keine genügende Rechenschaft zu geben vermag. Sicherlich ist das ein wirklicher Ucbelstand, und mehr als alles Andere lhut daher zum Heile der Ge genwart und Zukunft die Forderung noth, daß der deutsche Buch handel sich selber erkennen lerne. Für das Gedeihen des Einzelnen mag es allerdings oft genug gleichgültig sein, ob er den deutschen Buchhandel so oder so ansteht, wenn er nur praktisch richtig handelt. Das aber ist nicht immer der Fall. Häufig überträgt sich die schiefe Auffassungswcisc auf die prak tische Ausübung, und wie manches sonst blühende Geschäft hat durch die in solcher Weise entsprungenen Marotten seinen Stoß erhalten und ist allmählich verkümmert. Um hierin nun, der Würde unseres Standes angemessen, zum Besseren zu wirken, wäre die Gründung einer Buchhändler Akademie, wie sie vor nicht langer Zeit in Vorschlag war, vielleicht ein treffli ches Mittel. Allein um eine eigne Akademie ins Leben rufen zu können, müssen wir doch eine eigne Handelswissenschast haben und die unumgängliche Vorbedingung der letzteren ist eine eigne Literatur. Wo steckt diese Literatur und Wissenschaft des deutschen Buchhandels? Vergeblich wird man danach suchen; weder das Eine noch das Andere ist vorhanden. Das erkennt man schon bei flüchti ger DurchblLlterung des hier angezeigten Katalogs. Die Bibliothek des Börscnvcreins weist in jeder Richtung eine ziemlich reichhaltige Literatur nach; nur das was den Kern derselbe» bilden soll, die spe- cisisch buch händlerische Litcratur, istdürft ig — man kann sagen — über alle Maßen und zwar ohne Schuld des Börscnvcreins, welcher cs sich hat angelegen sein lassen, gleich mit etwas in der Hauptsache Vollständigem vor der Ocffcntlichkeit zu erscheinen. Um nur das Wesentliche zu berühren: eine Geschichte des deut schen Buchhandels cristirt für uns bis jetzt nur bis zum Jahre 1765, also bis zu dem Zeitraum, wo die Periode des modernen Buchhan dels anhcbt, und diese ist für uns doch die wichtigste. Mit der Sta tistik verhält cs sich ähnlich, lieber einen Theil der wichtigsten Fragen des modernen Buchhandels wissen wir uns statistisch keinen oder nur ungenauen Ausschluß zu geben. Die Pflege der Usancenkundc, welche von deutschen Juristen seit Jahrzehenden als hochnothwendig hervor- gehobcn worden ist, liegt trotzdem so sehr in den Anfängen, daß ab und zu im Börsenblatt noch immer „Rechtsfragen" aufgeworfen werden, bei deren Beantwortung man das Alphabet unseres Ver kehrswesens herzählcn mnß. Wie will man sich deshalb wundern, wenn Advocaten die Verfolgung einfacher Prozeßsachcn Widerrathen, weil buchhändlerische Usancen vor Gericht schwer oder gar nicht zu begründen, seien? Eine Physiologie unseres Geschäftswesens kennen Wir nicht einmal dem Namen nach, oder man müßte Notizen über Verlags-, Sortimentshandel re., wie man sie in jedem Convcrsalions- lerikon findet, als solche gelten lassen wollen. Selbst das, was am deutschen Buchhandel am meisten auffällt, sein äußeres Organisa tionswerk, hat bis jetzt keine irgendwie genügende zusammenhängende Darstellung gefunden. Wo sind die Weisen, denen cs unter solchen Umständen gelüstet, an der vor wenigen Jahren projectirlen Akade mie den Doccntcnstuhl zu besteigen? Wenn wir erst das haben, was ihnen fehlt, so brauchen wir sic am Ende selber nicht mehr. In der That, der deutsche Buchhandel lebt bis jetzt bloß in der Praxis und am wenigsten vorteilhaft nimmt er sich aus, wenn er den Versuch macht, den Boden^der-Theorie zu betreten. Deshalb darf es nicht Wunder nehmen, wenn viele sonst ernste Berufsgenossen sich keineswegs erbaut fühlen, sofern das Gespräch auf solche Dinge gebracht wird, und auch in der Lectüre des Börsenblatts gewöhnlich alles das überschlagen, was über die blanke greifbare Praris hinaus geht; das Uebrige gilt ihnen als unfruchtbares Räsonnement, gut für Leute, die neben ihren Geschäften viel Zeit für unnütze Dinge zu vergeuden haben. Der Börsenverein hat sich von jeher als der eigentliche Leitstern des deutschen Buchhandels erwiesen. Seine Denkschriften, Geschäfts berichte re. bilden fast durchgängig das werthvollste Material zur Kunde desselben, ebenso sind seine praktischen Maßnahmen stets von einer klaren und rationellen Auffassung der Verhältnisse getragen worden. Auch im vorliegenden Falle scheint er wieder das Richtige getroffen zu haben, indem er statt weitergehender Pläne das Nächst- nothwcndige und Realisirbare ergriff. Der Börsenverein beschränkt sich zunächst darauf, das zu sammeln, was über unser Gcschäftswcseu in Vergangenheit und Gegenwart schriftlich verzeichnet worden ist, und gerade, daß sich unter dem, was uns an dieser Sammlung vor allem intcresstrt, soviel Zerstreutes und so wenig kritische Nummern befinden, gerade dieser Umstand macht die Sache zu einer öffentlichen Angelegenheit geeignet. Die Sammlung bildet die nothwendige, anders schwer zu erzielende Grundlage für die Hervorrufung einer eignen Literatur. Freilich ist cs ein weiter Umweg, der damit genommen wird, ein Weg, der nicht zwischen heute und morgen zu dem zu erstrebenden Ziele führen wird: Geist und Bewußtsein innerhalb unserer Berufs genossenschaft zu heben und eine tiefere Einsicht in das Wesen und die Interessen des deutschen Buchhandels zu begründen. Oer Bör 240*
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