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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 02.08.1869
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1869-08-02
- Erscheinungsdatum
- 02.08.1869
- Sprache
- Deutsch
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- Saxonica
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176, 2. August. Nichtaiiitlichcr Theil. 2415 so stürmisch, dag es unmöglich ist, jeden einzelnen Redner zu ver liehen. Von mehrern Seiten wird beantragt, über den Bicder- mann'schcn Antrag einfach zur Tagesordnung übcrzugehen, einer be hauptet, cs sei nicht so schlimm mit dem Nachdruck, ein anderer nimmt sich der kleinen Blätter an, die ohne Nachdruck sterben müßten, ein dritter bebauptct, im Zeitalter der Gewcrbcfrciheit und des Telegraphcnwesens sei der Bicdermann'sche Antrag ganz inopportun; ein vierter weist darauf hin, wie in Amerika jede Zeitung alles Nach drucke, was ihr beliebe; wir Deutsche müßten den Zeitungsschreibern drüben sogar die Hand küssen dafür, daß sie deutsche Bildung bis in die fernsten Prairien verbreiteten. Ein Journalist aus Amerika macht Mitteilungen über die amerikanische Einrichtung der Wcchselblälter. Wenn ein Blatt hart näckig abschreibt, ohne die Quelle zu nennen, so erklärt die Zeitung, aus der cs abgeschriebcn hat, öffentlich, daß sic hiermit dem Blatte ihrerseits das Wechsclrccht entziehe, darauf stellen alsbald auch die andern Zeitungen den Wechsel mit jenem Blatte ein, und so ist das Blatt zum Hungcrtodc verdammt. Schließlich kommen drei Anträge zur Abstimmung: 1) einfach zur Tagesordnung übcrzugehen; 2) in Anerkennung der Unzulässigkeit einer Entscheidung zur Tagesordnung übcrzugehen; 3) Friedländer's Antrag, Quellenangabe betreffend. Der erste Antrag fällt durch, der zweite wird zu Gunsten des dritten zurückgezogen, der dritte wird mit großer Majorität an genommen. Schluß der ersten Sitzung 11^ Uhr. Am 26.Juli fanddann diezweitc und letzte Sitzung statt. Erstgegen 9^ Uhr ertönte die Klingel des Präsidenten. Nach Erledigung einiger geschäftlichen Angelegenheiten erhält I)r. Stolp (Gemeinde-Zeitung, Berlin) das Wort „über Altersversorgung der Journalisten". Der Redner liest unter großer Unruhe der Versammlung eine Rede vor, in der er die Journalisten dcfinirt theils als die geistigen Vorkämpfer für die Verwirklichung der höchsten Ideen der Menschheit, theils als Personen, welche ihren regelmäßigen und dauernden Lebenserlverb durch die, sei es selbständige, sei es dienstmäßige Herausgabe von Zeitschriften sichern. Nach einer ziemlich langen Digression über das Verhältnis) von Capital und Arbeit kommt der Redner endlich zn den Schlußsätzen: die Altersversorgung der dienstmäßigen Heraus geber von Zeitschriften ist untrennbar von der Altersversorgung aller übrigeil dienenden, besitzlosen Elasscn; den dienstmäßigen Heraus gebern gebührt ein Theil am Untcrnehmcrgcwinn, durch den sie in den Stand gesetzt werden, regelmäßige Beiträge zur Altersver sorgung zn zahle»; damit eine Altersversorgung aller besitzlosen Elasscn zu Stande komme, muß gesetzlich ein allgemeiner Zwang zu Beiträgen nach bestimmten verschiedenen Höhen eingeführt werden. Hr. Lecher („Presse", Wien) entgegnet: Mit einer Resolution in dieser Sache ist nichts gethan; auch würden wir lange warten müssen, wenn wir auf die Errichtung einer zwangsverbindlichen Altersrcntcnbank aller besitzlosen Elasten warten wollten; die sociale Frage wird vielleicht im Laufe einiger Jahrhunderte gelöst werden; vorderhand wollen wir uns mit einem Erpediens begnügen; ich ver weise die Versammlung auf die hier in Wien bestehende Gesellschaft Concordia: sie wurde 1858 gegründet und ist eigentlich nichts weiter als eine Kranken- und Unlerstützungscassc nicht der Journale, sondern der Journalisten und Schriftsteller; es werden Eintritts gelder und jährliche Beiträge erhoben; zur Theilnahme sind nicht nur die Meister berechtigt, sondern auch alle respcctabeln Arbeiter; durch Veranstaltung von Conccrtcn, Bällen, Lotterien, Theatern sowie durch Geschenke (zum Theil testamentarische Schenkungen) haben wir ein ansehnliches Vermögen gesammelt; es ist um einen geringen Preis ein Bauplatz überlassen worden, auf diesem haben wir das Haus aufgeführt, das Sie am Sonnabend gesehen haben; in einigen Jahren hoffen wir es schuldenfrei zu haben, dann wird es uns jährlich 10000 Fl. Reingewinn abwcrfcn; die Concordia zählt etwa 250 Mitglieder; nicht wenige davon sind so gestellt, daß sie nie Anspruch auf Unterstützung machen werden; schon jetzt kann anständig gesorgt werden; Kranke werden ans Kosten des Vereins im Spital in Zimmern erster Elaste verpflegt oder sic erhalten zu häuslicher Verpflegung den bedeutenden Beitrag von 150 Fl. monatlich; zu Badereisen werden Summen vcrwilligt; werbrotlos geworden, er hält auf einige Monate Subvention, oder er kann Vorschuß gegen die landläufigen Zinsen empfangen; alte Herren bekommen Ehren pensionen von monatlich 30 Fl.; Schriftsteller, die eines Preß- vergchens wegen in Haft kommen, erhalten für sich und für ihre Angehörigen Unterstübung; auch Cautioncn werden von der Con cordia gestellt; es wird gar kein Partcinnterschied gemacht, bei der ^ Aufnahme fragt man nur, ob der Angcmcldete ein persönlich an ständiger Mann ist; schon mehrmals hat die Concordia bei solcber Gelegenheit als Ehrengericht fnngirt. Meine Herren! ich rathe Ihnen, suchen Sic in Ihren Kreisen dasselbe zu Stande zu bringen; in den großen Städten wie Berlin, Breslau, Leipzig re. läßt sicb das ganz gewiß ebenso erreichen wie hier; die Journalisten der Provinz können sich dem Verein der Residenz anschließcn. Auf diese von der ganzen Versammlung mit größter Ruhe und Theilnahme an gehörten Mitlhcilnngcn erfolgt ein allgemeines stürmisches Bravo! Präsident Kletkc bittet den Vorredner, Ercmplare der Statuten der Concordia an alle größer» Zeitungen zn versenden, was Hr. Lecher zusagt. Ein Antrag auf Swluß der Debatte wird angenommen; Hr. Or. Stolp erhält als Referent noch das Schlußwort, er ist von Lcchcr's Hinweisung auf den concreten Fall nicht bekehrt und er müdet die Geduld der Versammlung durch Polemik gegen einige von Lecher angeführte Punkte. Schließlich wird beschlossen: das Material dem künftigen Vorort zu überweisen und diesen zu beauftragen, mit Zugrundelegung der Statuten von der Wiener Concordia ein Gesetz über die Altersversorgung auszuarbeiten. Auf die Debatte über die Altersversorgung folgte die Wahl des Vorortes und des Ausschusses; Präsident Kletkc schlägt unter allgemeiner Zustimmung Wien als Vorort vor, in den Ausschuß werden von Wiener Zeitschriften gewählt: 1) Medicinischc Wochen schrift (Rcdactenr Or. Wittelshöfer), 2) Neue Freie Presse, 3) die Presse, 4) das Fremdenblatt, 5) der Wanderer, 6) das Neue Tageblatt; dazu kommen, nachdem eine die Zahl beschränkende Be stimmung aufgehoben worden, von auswärtigen Zeitungen: a) von Berlin die Vossische Zeitung, die Volkszeitnng, die Zukunft; 1») von Breslau die Breslauer Zeitung; o) von Frankfurt a. M. die Frankfurter Zeitung; ä) von München die Neuesten Nach richten; o) von Elberfeld die Elberfclder Zeitung; k) von Leip zig die Deutsche Allgemeine Zeitung. Dem Anträge eines Hambur gers, die nördliche Gegend Deutschlands (Hannover, Hansestädte, Schleswig-Holstein) in dem Ausschüsse nicht unvertrcten zu lassen, wird nach einigem Hin- und Widerreden durch den Wunsch der An wesenden entsprochen, der Ausschuß möge sich nach Gutdünken durck eine Zeitung aus jenen Gegenden ergänzen, vr. Straßer aus Temcsvar macht die Versammlung darauf aufmerksam, daß hier zum ersten Mal die deutsch-ungarische Presse vertreten sei; sie habe durch ihre Bcthciligung am Journalistentage öffentlich kundgeben wollen, wie sehr sic des Zusammenhanges mit der Presse des eigentlichen Deutschlands und mit den deutschen Interessen sich bewußt sei. Frankfurt a. M. wird zum Versammmlungsort für das nächste Jahr vorgeschlagen. Die Revisoren der Caste erstatten Bericht und bitten, dem bisherigen Cassirer das Absolutorium zu crtheilcn. Dies geschieht. Mehrere Punkte der Tagesordnung (Bericht über Jnseraten- burcaur, Instruction über die telegraphischen Bureaur, Vortrag über Preßverfolguugen) bleiben der vorgerückten Tageszeit wegen uner- 546*
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