512 4 Börsenblatt f. d. Dlschn. Buchhandel. Kertlg« »Sch«i -X: 71, LS. Mürz IMS Heinrich Federer erhielt soeben für seinen neuen Roman „Papst und Kaiser im Dorf" den Gottfried Keller-Preis der Martin Bodmer- Stiftung im Betrage von 6000 Franken. Vapfi und satter im Dorf Ein Schweizer Roman 16. bis 30. Tausend Geheftet 5,50 M., Ganzleinen 7,50 M., Halbpergamcnt 12 M. „Heinrich FedererS Meisterwerk" Wenn auch heule fast jedes gut geschriebene Buch von eifrigen Freunden und Bekannten des Verfassers oder des Verlegers als ein Ereignis der Weltliteratur bewertet und gefeiert wird, und wenn auch das Lob heute so überaus billig geworden ist, so glaube ich doch, schon des öfteren bewiesen zu haben, daß ich nicht allzu leicht zu rückhaltlosem Beifall verleitet werden kann. Aber bei dem neuen Federer darf ich einmal allen Superlativen die Zügel schießen laßen. „Papst und Kaiser im Dorf" ist ein episches Meisterwerk, das mit Glanz neben den ganz großen Erzählern bestehen kann. Bescheiden nennt Federer dieses fast 600 Seiten fassende Buch: eine Erzählung. Doch wenn irgendwer einen vollgültigen Roman geschrieben hat, in dein ein Weltbild gestaltet ist, ein Weltbild, daS nicht nur per sönlich errungen, sondern tief in jahrtausendaltem Kulturboden verankert ist, so hat es Federer mit diejem Buch getan. Federer ist einer der wenigen Dichter der Gegenwart, die den trüge rischen Glanz des Wortes durchschaut haben und seinen Lockungen nicht erliegen. Federer weiß: nicht das Wort, sondern nur die Gestalt, die er schafft, hat bleibenden Wert. Zwar ist er ein Stilist und Sprachkünstler, über den es kein Hinaus mehr gibt, aber er verfällt nicht in die gezierten Thomas Mann-Allüren. Häufungen oder .pseilregen zugcspihtcr Wörter' sind bei ihm nicht zu finden, er bleibt ursprünglich und kraftvoll. Sein Werk hat die .unwäg bare Verbundenheit mit der Volkheit", die den meisten Erzählern unserer Tage vollständig verloren ging. Pfarrer Carolus und Ammann Corncli, gelehrter Eusebi und all ihr anderen Figuren des Bandes, mit wirklichem Weh habe ich Abschied von euch genommen als das Buch zu Ende war, aber vergessen werde ich euch nie. Wie wunderbar klar und tief hat der Dichter in die Wirrnis der Welt und in die Seelen der Menschen geblickt, und wie wunder bar klar versteht er, sie uns zu zeigen. Mit allen Sinnen lebt und wandelt man mit ihnen, läßt sich einspinncn in ein köstliches Idyll. Doch in das Idyll knüpfen sich schließlich Fäden der Wehmut und des aufrichtigen Schmerzes. Und was nicht vorauszuschen war, der Schluß