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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 08.05.1922
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- 1922-05-08
- Erscheinungsdatum
- 08.05.1922
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106, 8. Mai 1922. Redaktioneller Teil. Mrsrnblatt f. d. Dtschn. ?Uch!i»nd^. fahrungen so abschreckend, daß der Kunsthandel das vorliegende Projekt einer -Kulturabgabe» glatt ablehnen müsse und nicht ge willt sei, eine neue, der Luxussteuer ähnliche Last auf sich zu nehmen. Die reichlich zweistündige Wechselrede über diese Fragen war so verlaufen, daß das, was auch die drei Buchhändler sagten, von der Gegenseite bezweifelt, angegriffen oder als unbeachtlich bezeich net wurde. Da erklärte dann zuletzt einer der Buchhändler, er sei in langer Erfahrung als Sachverständiger von Gerichten oder Ver waltungsbehörden gewohnt, daß das, was er aussage, ihm ge glaubt werde. Hier aber sehe er, daß er noch keinen Herrn der Gegenseite überzeugt habe, und er lehne es ab, die Verhandlung auf diese Art und Weise weiterzuführen. Herr Professor vr. Jäckh hatte sich übrigens sehr bald nach Eröffnung der Sitzung, Herr Professor vr. Osterrieth später entfernt. Es wurden nun noch kurz dieVorschlägedesSenats derFichtegesellschaft (Besteuerung nur der erfolgreichsten Werke) und des Herrn Geheimrats Professor vr. Hey mann (Besteuerung nur der schönen Literatur mit 1—2^) be sprochen. Beide Vorschläge sind wohlgemeint, aber ebenfalls schwierig und daher nur mit Kosten auszuführen, die mutmaßlich den Ertrag größtenteils aufzehren oder gar übersteigen würden. Schließlich wurden abermals den Buchhändlern Gegen vorschläge abverlangt; die Not sei da, es müsse geholfen werden, und wenn es nicht anders gehe, durch die Kulturabgabe. Die Buchhändler erwiderten, die Kulturabgabe lehnten sie rundweg als in jeder Beziehung verfehlt ab, andere Allheilmittel wüßten sie nicht, die Notgemeinschaft der deutschen Wissenschaft sei bereits da, kleinere Hilfen könnten sie vielleicht noch nennen, aber solche würden der Gegenseite schwerlich genügen. Die Auffassung des Ausschusses über die Sachlage ist nun diese: Es muß selbstverständlich bei der Erklärung der Hauptver sammlung des Börsenvererns vom 24. April 1921 bleiben, daß andere Wege als der unmögliche der gemeingefährlichen »Kultur abgabe» zur Bannung drohender Gefahren für das deutsche Kul turleben weiter gesucht werden müssen und daß Mit jedem zu verhandeln ist, der gangbare Wege zu weisen vermag. Sollte wirk lich nicht anders als mit einer Steuer zu helfen sein, so darf sie nicht nur den Käufern von Büchern, Noten oder Kunst blättern, den Konzert- oder Theaterbesuchern allein auf erlegt werden, diese tun ja kaufend oder hörend bereits das Ihrige. Die anderen soll man dann mit heranziehen, die Rettung der deutschen Kultur ist Sache desganzen Volkes, d. h. des ganzen deutschen Reiches. Dieses hat für solche Nöte in erster Linie einzutreten; kann es das nicht, so vermag eine Son dersteuer auf die Bücher- und Kunstliebhaber es auch nicht mehr zu schassen. Am einfachsten wäre es, aus der allgemeinen Um satzsteuer etwa oder nur aus der Luxusstcuer 1^ abzu zweigen, wie das uns die Franzosen vorgetan haben (Luxus steuer 11?L, davon 1^ Kulturabgabe). Alles was sonst noch über die irrigen Grundgedanken der Herren Rösch und Genossen, über die drohende Korruption, das Verhältnis zwischen Autoren und Verlegern, die Ungeheuerlich keiten jenes dilettantischen Steuerplanes und irreführende Be hauptungen seiner Urheber zu sagen wäre, ist in unserer Denk schrift vom 12. Juli 1921 zu lesen; es braucht nicht wiederholt zu werden. Im April 1922. Der »Außerordentliche Ausschuß zur Prüfung der Kulturabgabe« im Börsenverein der Deutschen Buchhändler, vr. Gustav Bock (Ed. Bote L G. Bock, Berlin), vr. Millrath Dressen, Georg Eggers (Ame- lang'sche Buch- und Kunsthandlung, Chärlottenburg), vr. Walter de Gr u hier (Vereinigung wissenschaftlicher Verleger, Berlin), Hermann Rauh (Musikverlag Eos, Ber lin), Ernst Sch ultze (Stiefbold L Co., Berlin), Geh. Hofrat und Kommerzienrat Karl Siegismund (Berlin), Robert Voigtländer (R. Voigtländers Verlag, Leipzig), Geh. Hof rat vr. Ludwig Volkmann (Breitkopf L Härtel, Leipzig). Kantate. Selbst ernsthafte Leute findet man geneigt, den Zusammen hang kosmischer Vorgänge mit dem Menschen- und Völkerleben zu bejahen und diese Theorie z. B. auch auf das Ereignis des Welt krieges anzuwenden. Wollt« man das heutige Werden der Dinge in Vergleich stellen mit den vom Gewohnten abweichenden Wit terungsverhältnissen, so könnt« man den Satz »Es will nicht Frühling werden» fast als die Signatur des politischen und wirt schaftlichen Völkerschicksals bezeichnen. Auch für die Lage des Buchhandels mag diese Bezeichnung zutrefsen, nur mit dem Unterschied, daß die Natur, auch wenn sie zögert und enttäuscht, schließlich doch noch und vor allen Dingen schneller zum Durch bruch gelangt, als ein Frühling im Buchhandel. Denn alles deutet darauf hin, daß noch geraume Zeit vergehen und manches Tröpflein Wasser ins Meer fließen wird, ehe die Winterstürme sich hier ausgetobt haben und der warme Sonnenschein des Len zes wieder rein und hell über uns leuchten wird. Und doch: Was wären wir und wo wären wir, wenn wir diese Hoffnung nicht hätten? Wo die Stürme toben und die Kälte die Menschen bedrängt, finden wir stets ihr Bestreben, sich zu sammeln und näher anein anderzurücken, den Trieb, künstliche Wärmequellen zu «rschlie- tzen, wenn die natürlichen versagen. Es ist ein Zeichen unserer Zeit, daß die Menschen in dem gleichen Maße, in dem sie ausein- anderzuftreben scheinen, den Anschluß aneinander suchen. Die Organisationen spielen heute ein« größere Rolle als früher; sie haben überall die Führung übernommen und müssen den Aus gleich auch untereinander zu finden suchen. Im Buchhandel ist es nicht anders. Mag die Kantatetagung nichts weniger als eine Plauderei an deutschen Kaminen sein, so ist doch immer der Börsenverein die Zuflucht aller deutschen Buchhändler gewesen, in seiner Art auch ein Wärmespender, und der gegenwärtige Buch handel dürfte unter dem Zeichen zunehmender Erkenntnis stehen, daß das Dasein des Börsenvereins, herübergerettet aus glück licheren und schöneren Zeiten, für die Wirren der Gegenwart einen Glücksfall für den Buchhandel bedeutet. Wäre dieses be rufspolitische und berufswirtschaftliche Forum nicht schon vor handen, so müßte es heute geschaffen werden. Die große berufliche Tagung am Kantatesonntage wird aber mals im Zeichen ernster und in ihren Folgen entscheidender Ar beit stehen. Die Männer, die nach Leipzig kommen, um über das Wohl und Wehe des Berufes zu raten und zu taten, mögen von mancher schweren Sorge erfüllt sein. Viele sind gezwungen, eigene berechtigte Wünsche zurückzustellen, um dem Ganzen dienen zu können. Solche Selbstentäutzerung ist gleichbedeutend mit Selbstüberwindung. Wie aber noch immer die Politik der Samm lung, der Wille zur Einigkeit und Einigung den Sieg davonge- tragen haben, so wird auch aller Voraussicht nach in diesem Jahre wieder die Formel für ein weiteres friedliches Zusammen leben der Berufsgenossen gefunden werden. Nur möchte man diesmal wünschen, daß sie endlich zugleich der Ausgangspunkt werden möge für alle Bestrebungen, die der Wiederherstellung eines dauernden Friedenszustandes im Buchhandel gelten. Zum Empfang der Kantategäste entbehrt bisher die Leip ziger Natur noch des frischgrllnen Mantels. Sie hat ihn bisher nur um die eine Schulter gelegt. Aber bis Kantate vergehen noch einige Tage, und wenn Helios (wie Ernst Haeckel sagen würde) nun endlich seine Schuldigkeit tut, so wird vielleicht die- sem Kleidermangel leichter und schneller abgeholfen sein, als jedem anderen. Sonst mögen sich die verehrlichen Kantategäste daran genügen lassen, daß die Leipziger Blütenbäume, wo solche vorhanden sind, eine Fülle ihres Weißen und rosa angehauchten Schnees als »Augentrunk» bereitstellen. Aber auch dann, wenn die Natur versagen und als förderliches Stimmungsmoment nicht in Rechnung gestellt werden sollte, so braucht der Ostermcß- besucher nicht zu verzweifeln. Zur Arbeit ist wie stets die Er holung gesellt, wenn auch, was die Veranstaltungen des Festaus schusses anbetrifft, der Rahmen im Hinblick auf den Ernst der Zeit immer noch etwas enger gesteckt ist. Dafür entbehrt das Kantatefestmahl eines großen Teiles des früher üblichen ofsi- 6S7
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