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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 09.10.1878
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1878-10-09
- Erscheinungsdatum
- 09.10.1878
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
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Erscheint außer Sonntags täglich — Bis früh 8 Uhr eingehende Anzeigen kommen in der nächsten Nummer zur Ausnahme. Börsenblatt Beiträge sür'daS Börsenblatt sind an die Redaction — Anzeigen aber an die Expedition desselben zu senden. für den Deutschen Buchhandel und die mit ihm verwandten Geschäftszweige. Eigcnthum de» BörsenvereinS der Deutschen Buchhändler. Nichtamtlicher Theil. Ein Beitrag zur Geschichte der Buchdruckerkunst und des Buchhandels in Nürnberg. Von M. Warnatz. Wenn jetzt im Publicum öfter die Bemerkung laut wird, daß die Preise der Bücher zu hoch seien, und die Lust am eigenen Besitz derselben in bedauerlicher Weise abnimmt, so sollte die Kostbarkeit literarischer Werke vor Erfindung der Buchdruckerkunst in Erinne rung gebracht werden. Ich will hier ein, durchaus nicht etwa vereinzeltes Beispiel anführen. In den vierziger Jahren des dreizehnten Jahrhunderts, als die humanistische Strömung in der Wissenschaft lebhafter zu werden begann, kaufte ein Florentinischer Edelmann eine Abschrift des Livius für 120 Goldstücke, nach unserem Münzfuß etwa 760 Mark, und verpfändete, um zu dieser Summe zu gelangen, sein Landgut. In den Universitätsstädten hielten sich zwar überall Bücher verkäufer und Abschreiber auf, welche unter obrigkeitlicher Aufsicht den Lehrern und Studenten die für die Vorlesungen nöthigen Werke verkauften. Sie verstanden es aber, trotz der vorgeschriebenen Taxe, durch allerlei Kunstgriffe die Bücherpreise zu einer so schwindelhaften Höhe hinaufzuschrauben, daß nur Reichbegüterte in den Besitz lite rarischer Werke gelangen konnten. Die Bibliotheken erschlossen sich dem Publicum nicht oder nur in vereinzelten Fällen, die der Universitäten waren nicht bedeutend, und erschwerten ihre Benutzung soviel als möglich. So mußte z. B. Ludwig XI. von Frankreich ein werthvolles Silberservice verpfänden und einen reichen Edelmann zum Bürgen stellen, um von der medicinischen Facultät der Univer sität Paris ein Werk leihweise auf vierzehn Tage zu erhalten. Im dreizehnten Jahrhundert hatte die Literatur durch bild liche Darstellungen, in Form von noch ganz rohen Holzschnitten, auf das Publicum zu wirken begonnen. Dadurch war das Interesse Derer, die nicht zu dem, in Bezug auf die Masse, verschwindend kleinen Theil der Schriftkundigen gehörten, angefacht. Der bezeichnende Titel jener Werke, man könnte sie Bilderbücher für die Ungelehrten nen nen, war Narrenspiegel, Sachsenspiegel, Gnadenspicgel rc., und sie zeichneten mit derb realistischen Strichen die wirkliche jedem Einzel nen sichtbare Welt, in allen ihren Schattenseiten und Lächerlichkeiten, das Gute ebenfalls genügend hervorhebend. Der publicistische Drang, sowie der Wunsch nach Belehrung war durch diese Bildersprache geweckt und führte zur Erfindung und Verbesserung der Formen schneidekunst, aus der sich in ihren Fortschritten die Buchdrucker kunst mit beweglichen Lettern entwickelte, die einen so mächtigen Hebel zur Civilisation des deutschen Volkes abgeben und die Grundlage zur Reformation werden sollte. Die Stadt Nürnberg, im dreizehnten, vierzehnten und fünf zehnten Jahrhundert der Mittelpunkt europäischenHandelsverkehrs, Fünfundvierztgster Jahrgang. und damals das deutsche Venedig genannt, nahm zuerst die volks tümliche Bilderliteratur und später die Buchdruckerei als Handels artikel auf. Der erste Drucker und Verleger Nürnbergs, Anton Koburger, beschäftigte bereits im Jahr 1480 in Nürnberg mehr als 100 Setzer, Correctoren, Drucker, Buchbinder und Zeichner. Er besaß überall in den bedeutendsten Städten Europas Factoreicn und offene Geschäfte. Gelegentlich einer Reise, die er im Interesse des Buch handels nach Paris unternahm, empfahl ihn der Rath Nürnbergs dem König Ludwig XI. als einen klugen und wohlunterrichteten Mann, dem daran gelegen sei, Tüchtiges in seinem Fach zu leisten. Johannes Müller Regiomontanus ließ sich 1471 in Nürn berg nieder, und verfaßte dort die meisten seiner berühmten mathe matischen und astronomischen Werke. Er errichtete sich eine eigene Druckerei für dieselben, und verlegte seine Schriften selbst, ein da mals mehrfach geübtes Verfahren. Sigmund Meisterlin, ein gelehrter Augsburger Mönch, ver faßte 1488 im Aufträge des hohen Raths von Nürnberg eine lateinische und deutsche Chronik derStadt, die beiKoburger erschien, wie 1491 den „Schatzbehalter des Reichthums der ewigen Selig keit" mit Illustrationen von Meister Wolgemut, dem Lehrer Dürer's. Ich will hier einschalten, daß Anton Koburger des letzter» Taufpathe gewesen war. Infolge des allgemeinen Beifalls, mit dem das eben genannte Buch im Publicum ausgenommen wurde, schlossen die Patrizier Schreyer und Cammermeister mit Wolgemut und Koburger für die Illustration und Herausgabe von Hartmann Schedel's „neuer Welt chronik" einen Vertrag, nach welchem sie die zweitausend Holzstöcke und die Druckkosten bezahlten. Im Jahre 1493 erschien das Werk in deutscher und lateini scher Sprache, und der Absatz desselben machte mehrfach erneute Auflagen nothwendig. In allen Städten des großen deutschen Reiches war das Buch verbreitet. In Italien ließ es der reiche Nürnberger Handelsherr und Vorstand der deutschen Kolonie in Venedig, Anton Kolb, überall auf eigene Kosten colportiren. Der Preis der zwei starken Foliobände war zwei Gulden rhein., und das Nürnberger Stadtarchiv besitzt eine Urkunde, in welcher der ganz bedeutende Gewinn der Unternehmer des Werkes nach Abzug aller Kosten berechnet ist. Die Schedel'sche Weltchronik ist das erste Buch profanen In halts, welches in so reicher und künstlerisch vollkommener Ausstattung erschien. Sein Inhalt ist für die Gebildeten aus dem Volk der damali gen Zeit berechnet und enthält Belehrendes genug. Es mag wohl dazu beigetragen haben, den allzu eng beschränkten Gesichtskreis der Einzelnen zu erweitern. 542
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