Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 29.03.1858
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- Ausgabe
- Band
- 1858-03-29
- Erscheinungsdatum
- 29.03.1858
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- Deutsch
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M 38, 29. Marz. Börsenblatt für den deutschen Buchhandel. 563 Harburg, 23. Marz. Vor drei Wochen erhielt ich von der Dyk'schcn Buchhandlung in Leipzig 1 Reichenbach, Volksnalurge- schichtc des Thierrcichs auf Verlangen in Rechnung zugesandt. Auf der Factur war der Preis von 10 Thaler ocd. mit 7 Thaler 15 Neugroschen netto ausgeworfcn, und war die Bemerkung hinzu- gcfügt, gegen baar mit 40 dH. Ich setzte das Buch sofort ab und ließ in Folge dessen den Baarprcis von 6 Thalern auszahlcn. We nige Tage darauf kommt mein Abnehmer zu mir, und zeigt mir in den Hamburger Nachrichten eine Anzeige der Dyk'schcn Buchhand lung, worin sic den Preis des obigen Werkes zu 7 Thaler 15 Neu groschen angibt und dabei bemerkt, durch alle Buchhandlungen zu beziehen- Auf meine darauf bezügliche Anfrage erhielt ich von der Buck,Handlung zur Antwort: „Rcichenbach's Thierreich 1. 2. kostet 6 Thaler baar. Verkaufspreis 7 Thaler 15 Neugroschen. Haben uns gar nicht zu rechtfertigen, da wir über unser Eigenthum ver fügen können, und Sie uns nichts geben, wenn wir nichts haben." Soeben lese ich nun in Nr. 32. des Naumburg'schen Wahlzettels dasselbe Werk von derselben Buchhandlung wiederum zu dem Laden preise von 10 Thaler mit 40da Rabatt gegen baar angckündigt. Ich erlaube mir, diese neue Gcschäftsweisc meinen Herren College» bekannt zu machen, damit sie nicht in ähnliche Verlegenheiten ihren Kunden gegenüber gcrathcn, wie ich. Zugleich erlaube ich mir die Anfrage, ob es einem Geschäflsmanne gestattet ist, solche offenbar täuschende Ankündigungen zu erlassen. Mit einem andern Namen als Täuschung kann doch ein solches Verfahren nicht belegt werden, wenn ich dem Publicum gegenüber den Preis eines Werkes auf 7 Thaler 15 Ncugroschen festsetzc, und dem Buchhandel 10 Thaler Ladenpreis angebe. R. Danckwerts. Augsburg. Am 3. Mai findet hier unter der Leitung des Antiquars Butsch eine Versteigerung von xylographischcn und typo graphischen Seltenheiten und vielen andern Büchern statt, welche Kenner und Sammler höchlich überraschen wird. Wir geben hier einige dem Katalog entnommene Proben. Von den Vorläu fern des Bücherdrucks mit beweglichen Typen, den sogenannten Holztafeldruckcn (vvoockeuls prinleck bz- »w rubber) enthält der selbe die „Apokalypse" in zwei Ausgaben; das „Oontioum csntico- rum" (bei Heinecke pag 374) und die ,,^rs memorunäi psr li^urs« Lvangeli-ilarum." An Pergamcntdrucken sieben Nummern: das Lstbolieoo von 1460, aus Gutenbcrg's Ofsicin; den Fust'schen Cicero von 1465; das ,,ä1is>-sle lialiübonenns" von Pfeil in Bam berg !c. Würdig reiht sich eine Elite von Papicrdrucken an: z. B. die crstc lalcinische (Mazarin'sche) Bibel (in Hibbert's Auction für 215 Pf. St. verkauft); von den deutschen Bibeln die erste, zweite, dritte, fünfte, sechste, siebente, neunte und zehnte. Wolf ram von Eschenbach's Parcival und Tyturell (Straßburg, Mente- lin) 1477. Der erste von Christ. Columbus aus der neuen Welt geschriebene Brief in deutscher Ucbcrsctzung; Stcaßb. 1497 (neben einer Menge früher Nachrichten über die Entdeckung Amerika's in alten Drucken). Lernancko cko Osstillo, Onncionoro xensrsl, sgors nuoviiinonto onnlito etc. lolecko 1527 (Brunet 600 Franken). Dante ^lixliieri, ckivina eaminockia, Lirenre 1481 , mit den (20) Kupfer stich-Erstlingen nach Sandro Boticello, angeblich von Baccio Baldini gestochen; Bücher mit guten, seltenen oder besonders merk würdigen Holzschnitten von alten gänzlich unbekannten Meistern; dann von Mich. Wohlgemuth, A Dürer, H. Schäufclcin, H. S. Bcham und H. Holbcin d. j. Nicht unerwähnt dürfen wir schließ lich das To dt cn tan zalphab e t dieses großen Meisters lassen. Lödel in Göttinqen hat es trefflich nachgcstochen — denn es ist eine der kostbarsten Perlen, die der Katalog bietet. Wenn Engländer und Franzosen zur Auction kommen, woran nicht zu zweifeln ist, dann dürfte sie dem heimathlichen Boden entrückt werden. Das wäre Schade; denn cs existiren bekanntlich nur ganz wenige Exemplare davon. (Allg. Ztg.) Aus Rom schreibt man der Allg. Ztg.: Eine große Wohlthat für Deutsche, welche hier leben, oder auch nur kurze Zeit sich hier aufhalten, sind die verschiedenen ausdrücklich für sie angelegten Bi bliotheken, deren eine („die Bibliothek der Deutschen") auf dem Capitol im Palast deck, prcuß. Gesandtschaft, die andere im Giar- dino di Malta, dem Privateigenthum Königs Ludwig von Bayern, sich befindet. Letztere, „die Bibliothek der deutschen Künstler," hat in jüngster Zeit einen überaus ergiebigen Zuwachs erhalten, indem der Bildhauer Hr. Dircctor Martin Wagner aus Würzburg, der erst vor kurzem seine Vaterstadt ansehnlich beschenkt, ihr einen Bücherschatz von mehr als 900 Bänden durch eine Schenkung ein verleibt hat. Es sind Bücher, welche vorzugsweise die Kenntniß der Geschichte des Alterthums, ihrer Kunst und ihrer Literatur vermit teln, die Classiker der Griechen und Römer in Uebersetzungen rc., sämmtlich Werke, deren Studium gerade den in Rom lebenden Künstlern von entschiedenem Werth sein muß. Eine andere wcrthvolle Schenkung erhielt diese Bibliothek durch die Fleischmann'- sche Buchhandlung in München in einem vollständigen Exemplare von Nagler's Künstlerlcxikon; Piecer's Buchhandlung in Altenburg hat das Universallcxikon verheißen, auch die I. G. Cotta'sche Ver lagshandlung hat zu den bereits früher gemachten reichen Geschenken neue Gaben in Aussicht gestellt. Da diese Bibliothek ihrer Narur nach nur auf eine Bereicherung durch Geschenke angewiesen, und doch von so großer Bedeutung für die Deutschen in Rom ist, so ist wohl der Wunsch nicht unangemessen, daß die hier angeführten Beispiele zur Nachfolge reizen möchten. Bei dieser Gelegenheit sei es mir gestattet, noch einer andern Stelle in Rom zu gedenken, die für unsere Landsleute von besonderem Werth ist: ich meine die deutsche Buchhandlung von Spithövcr, am spanischen Platz. Hr. Spithövcr hält nicht nur ein Lcsecabinet mit einer großen Anzahl deutscher (natürlich auch englischer, französischer, italienischer) Zeit ungen und Zeitschriften, sondern er sorgt auch dafür, daß die neuesten Erzeugnisse der deutschen Literatur, und zwar aus allen Fächern, rechtzeitig in seinem Laden sind, und man so übereinen Mangel leicht hinüber gehoben wird, der bei längerer Entfernung von der Hcimath sehr wehe thut. In der Regel finden sich da auch zu bestimmten Stunden Befreundete zusammen, sodaß der Ort un gesucht zum Vercinigungspunkt von Landsleuten wird, die sich gerne mit dem Herrn der Handlung und unter sich über das, was jenseits der Alpen gedacht, gethan und geduldet wird, unterhalten. In keiner Stadt Italiens habe ich eine Anstalt gefunden, welche, gleich der hier genannten, den Wünschen und Bedürfnissen deutscher Wanderer oder Ausgewanderter so genügend und zuvorkommend entspräche, die Freundlichkeit und Gefälligkeit gar nicht gerechnet, mit welcher Je dermann daselbst ausgenommen und behandelt wird. Wer sich erin nern kann, was man vermißte, che Hr. Spithövcr sein Geschäft hier gegründet, der wird gerne bestätigen, daß Rom für uns Deutsche dadurch sehr an Annehmlichkeit gewonnen hat. Briefwechsel. Herrn E. B. in G. — Wir danken Ihnen für Ihre gefällige Hinweis ung auf den Jahresbericht des Calwer Verlags-Vereins, können aber bei allein sonstigen Interesse nichts darin finden, was sich zur Auf nahme in unsere Spalten eignete. 77
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