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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 27.05.1857
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1857-05-27
- Erscheinungsdatum
- 27.05.1857
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- Deutsch
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964 Börsenblatt für den deutschen Buchhandel. 68, 27. Mai. übergehe, den Gedankcngang des Prospcctus bloßzulegcn, damit uns das Ziel deutlich vor Augen trete, auf welches der Herausgeber und Verleger des Werkes losstcucrt, um später zu sehen, mit wel- i chen Mitteln dies Ziel angestrebt wurde. Von vorn herein muß ich darauf aufmerksam machen, daß das Raisonnemcnt dieses Prospects keineswegs neu ist, sondern sich der Hauptsache nach in der Vorrede zu Meycr's (großem) EonversationS- lexikon findet, zu welchem Werke, wie wir sehen werden, das neueste Product derHildburghauscr Presse nicht blos dem äußeren Gewände, sondern auch dem inneren Charakter nach in sehr naher Verwandt schaft steht. Der Verfasser des Prospects hat im Eingänge den dithyrambischen Schwung jener Vorrede, die mit Kanonenkugeln beginnt, um auf den Beweis zu kommen, daß das Mcyer'sche Werk eine großeLücke in der encyklopädischen Literatur ausfülle, verschmäht und geht gleich zu der müßigen Auseinandersetzung der Gründe über, aus denen der große Erfolg der Eonvcrsationslcxika und Realency- klopädien herzuleiten ist. Nachdem dann die Masse der untergegang- cnen Werke dieser Art in Bausch und Bogen als verfehlte Unter nehmungen verurtheilt worden, macht der Verfasser bei den Ency- klopädicn von Brockhaus und Picrer Halt. Es gilt jetzt, nachdem einige tobte Zwerge zu Boden getreten sind, zwei Riesen mit keckem Lanzenwurf aus dem Sattel zu heben. Zwei anerkannte Größen lassen sich nicht so *,n» layon abthun, und Herr Meyer, oder wer sonst die Auslassungen des Bibliogr. Instituts zu vertreten hat, ist gnädig u. großmürhig genug, die Gunst, die beiden Werken von Seiten des lesenden Publicums zu Theil wurde, nicht dem Zufall, sondern dem inneren Werthe derselben beizumesscn. Beide sind aber weit davon entfernt, das Mever'sche Ideal einer Realencyklopädie zu verwirklichen. Brockhaus ist in seinen Artikeln zu unvollständig und nur für eine Fraclion des Publicums „für die gebildete Gesellschaft" bestimmt, Pierer aber ist bei allem Artikel reichthum zu trocken und „bietet nur skelettartige Skizzen." Das Mcyer'sche Ideal einer Realencyklopädie verwirklichte sich in dem (großen) Eonversationslerikon des Bibl. Instituts. Aber der Begründer desselben hatte ein Versehen gemacht. Das Werk, welches complet 260Thlr. kostet, wurde dem „Volke" zu theuer und konnte deshalb nur in Besitz einer „Fraktion des Publicums", näm lich der bemittelten Gesellschaftsklasse gelangen. Eine neue Auflage dieses alten Meyer wäre augenscheinlich eine thörichlc Spekulation gewesen; denn schwerlich hatten sich Käufer genug zur Deckung der Kosten gefunden, wenn ihnen Umfang und Preis des Werks von vorn herein verrathen wäre. Diese aber zu verschweigen oder die Subscribenlen absichtlich darüber zu täuschen, konnte nach den Erfahrungen, die das Bibl. Institut gemacht, nicht rakhsam erscheinen. Es blieb also nichts übrig, wollte man die „kolossalen Vorar beiten" nicht für todt und begraben betrachten, als das große Werk zu excerpiren. Zwar spricht der Vers, des Prospects das fatale Wort „Auszug" nicht aus und sucht durch verblümte Pbrasen den Leser glauben zu machen, das „Neue" Eonversationslerikon werde den Artikelreichthum Pierer's wenigstens annähernd erreichen und dabei in bequemer fcuillctonistischer Prosa wie Brockhaus, nur noch ausführlicher als dieser, die einzelnen Artikel abhandeln ; aber der den kende Leser kann sich über die Umschreibung des Sinnes nicht täu schen und, wenn er glücklich an dem Sirenengesang der Gratiszu- gaben vorbei und über den „Zopf der Pedanten" und die „Schellen kappe der Phantasten", von denen man nicht weiß, ob sie Brockhaus, Pierer oder wem sonst angehängt werden sollen, hinweg zu der bril lanten Schlußphrase gelangt ist, wird er, zum Werke selber übergeh end, in dem jungen Meyer im Wesentlichen nichts als einen Auszug aus dem alten finden. Don 607 Artikeln, die in dem „großen" Meyer'schen Eonversationslerikon bis zumWorte „Abfall" enthalten sind, sind nur 162 und diese noch nicht einmal geblieben, denn es sind auch neuere Artikel eingcschoben worden. Zn der neuen Auflage von Pierer's Universallcxikon zählen wir bis zu demselben Worte 361 und bei Brockhaus 117 Artikel, reine Worterklärungen und Verweisungen abgerechnet. Jndcß ist noch nicht einmal anzu- nchmcn, daß das „Neue" Eonversationslerikon in Zukunft in glei cher Weise reich an Artikeln und breit in der Behandlung sein werde. Der Vergleich mit dem Piercr'schen Werke und noch besser mit dem „großen" Meyer'schen Eonversationslerikon zeigt uns, daß Herr Meyer jun. sein Werk um die Hälfte des Umfangs zu niedrig ange schlagen hat, wenn er den Stoff in derselben Weise wie in den ersten acht Lieferungen (vom Probehefte gar nicht zu reden) auch für die Folge verarbeiten will.*) Doch das ist ein müßiger Einwurf. Das Bibliographische In stitut verspricht ja Alles, was über 15 Bände erscheint, den Sub skribenten gratis zu liefern. Gewiß, ich war zu voreilig in meinem Schlüsse, als habe der Herausgeber des „Neuen Eonversationslexi- kons" eine Unwahrheit gesagt, wenn er behauptet, sein Werk solle gleichmäßig nach einem bestimmten Plane durchgeführt werden und den Arrikelreichthum von Brockhaus' Realencyklopädie um das Vier fache übersteigen. Nach dem Grundsätze, daß Geben seliger als Nehmen ist, der sich so unzweifelhaft in den Bildern und Karten versinnlicht, mit denen die Subscribenlen ohne eine Gegenleistung erfreut werden, wird das Bibliographische Institut auch 500 bis 600 Druckbogen nicht ansehen. Wer könnte solcher Großmulh widerstehen und noch bedenklich vom Subscribiren abrathen wollen? Doch nicht Jeder läßt sich ob solchen Edelsinns zu rascher Thal verleiten. Der kalte, nüchterne Klügler glaubt nicht gern an die reinen Motive eines sich für das allgemeine Beste opfernden Her zens. Za Res. ist hartherzig genug, das Pathos des Meyer'schen Stvls, welches, zum Theil wenigstens, in das neue Opus überge gangen ist, für nicht mehr zu nehmen als das widerwärtige Gebüh ren eines Eoulissenreißers, der nach Effecten hascht. (Schluß in Nr. 70.) Da?»«/ 0/ictt/<?io?ec1i'» v«ni»!///c/ie A??z?si«r>/?c/i«. lle^clirieben, mit lii- «toriiiobvn, ülei'ari-wlien und kiblios-rsplii»>elion dioclinewunj-on, der Ovbeo-cheüellreiliunA da« llün-Uler« und lle^iülern versetzen von >Vil>,eIm knAelmsn». illit drei liuplertosel»: Oopivn der sellenslen llliitler den Kei-de» enltzsllend. I.eip/.i^, knxel- >»»»». Hr. llr. Petzholdt in Dresden referirt darüber in seinem N. Anz. f. Bibliogr. rc.: „Mit Benutzung eines von Ehodowiecki selbst eigenhändig niedergcschriebencn Verzeichnisses seiner Werke sowie eines anderen von Zacoby handschriftlich hintcrlassenen ähnlichen Verzeichnisses und des berichtigten Handexemplars des gedruckten Jacoby'schcn Verzeichnisses der sämmtlichen Ehodowiecki'schen Kupfer stiche ist es dem Verfasser mittels langjähriger, mit ganzer Hingebung und Liebe gepflegter Arbeit gelungen, ein in jeder Beziehung muster haftes Werk zu Stande zu bringen, welches, abgesehen davon, daß es die Jacoby'sche Schrift, die seither einzige Quelle über die Eho- dowiccki'schcn Stiche, durchaus überflüssig macht, Alles in sich faßt, was der Bibliograph (diesen habe ich natürlich hier hauptsächlich im Auge) von einem solchen Buche zu wissen wünschen kann. Alles in der schönsten Ordnung und Uebersichtlichkeit und mit einer fast mi nutiösen Genauigkeit zusammengestellt. Auf jeder Seite zeigen sich die Spuren des sorgfältigsten und rühmenswerthestcn Eifers, der *) Bis zum Artikel „Alexandreum" hat das „große" Meyersiche Lexikon erst ca. den 72. Theil seiner 3600 Bogen, das „Neue" Conver- sationslerikon aber bereits den 43. Theil seiner 1200 Bogen erreicht.
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