Fertige Bücher. V 90, 19. April 1917. Kaufungen-Verlag Rostock i. N. l Das I-eal -es völkerfrieöens ^ X un- -ie Wirklichkeit ^ ^ von Zrie-rich Meier Aus dem Vorwort: Der Krieg hat mir im höheren Maße als die Friedenszett das Auge geschärft für die Tatsache, daß auch die wohlgemeintesten und besten organisatorischen Maß' nahmen den Mangel an redlicher Gesinnung, an Pflicht- und Verantwortlichkeitsgefühl des Einzelnen nicht zu ersetzen vermögen. Aller sittliche Fortschritt in Staat und Volk hängt immer von dem sittlichen Zustande der Einzelnen ab. Das ist der Grund dafür, daß bisher der Gedanke des Völkerfriedens nicht zur Wirk lichkeit werden konnte und daß alle geforderten organisatorischen Maßnahmen zur Erhaltung des Friedens garnichts ausrichten können, solange der sittliche Zustand der großen Mehrheit dem der Etnzelmenschen nicht entsprechend ist. Diese Tatsachen zu erhärten und nach Kräften zur Klärung des sittlichen Denkens bet zutragen, habe ich mir zur Aufgabe gemacht. Wenn wir trotz des Weltkrieges und trotz der noch kommenden Kriege nicht nur für den Friedensgedanken eintreten, sondern auch an seinen Steg glauben, so sind wir uns auf das klarste bewußt, daß dieser Glaube nicht einem Mangel an Wirklichkeitssinn entspringt, sondern genau so auf bestimmten Tatsachen der Wirklichkeit fußt wie der Glaube, es sei unmöglich, jemals den Krieg im Völkerleben zu beseitigen. - Zur Beseitigung des Krieges ist es nicht erforderlich, daß alle Menschen Engel sein müssen. Es ist ein Irrtum, wenn man meint, die Kriege hätten ihren letzten Grund ausschließlich in der natürlichen Selbstsucht und Leidenschaft lichkeit der großen Mehrzahl der Menschen. — Das ist nur halbe Wahrheit. Nicht das Be stehen der selbstsüchtigen Begierden und Leidenschaften an sich ist dem Frieden gefährlich, sondern deren ungehinderter Ausbruch unter dem Deckmantel des Eintretens für sittliche Werte wie Recht und Freiheit. — Wir sind überzeugt, daß in der Unklarheit und Verworrenheit des sittlichen Denkens eine unendlich größere Gefahr für den Frieden liegt als in dem Vor- handensein der tierischen Triebe als solcher. — Sollte es gelungen sein, in den großen sittlichen Fragen des menschlichen Daseins klärend zu wirken, für den rechten Friedensgedanken als Verkörperung der sittlichen Weltordnung begeisterte Mitarbeiter und Mitkämpfer zu finden, dann sind alle Mühen und äußeren Nachteile, die mit der Arbeit verbunden waren, reich belohnt. Br. M. 5.- ord., M. 3.75 no., M. 3 30 bar und 11/10 geb. M. 6.50 ord., M. 4.85 no., M. 4.30 bar und 11/10