Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 21.07.1858
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- 1858-07-21
- Erscheinungsdatum
- 21.07.1858
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- Deutsch
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Nichtamtli Offener Brief an die Herren Weik a- Co. in Philadelphia. Sehr geehrte Herren! Ihr Wcrthcs vom „April" (vielleicht vom 1.?) habe ich richtig erhalten, und beeile mich um so mehr, Ihnen darauf zu antworten, als ich mich dazu ebenso sehr durch das Gefühl des Dankes, daß Sie meiner vorzugsweise bei Ihrer Offerte gedacht haben, als durch die Befürchtung getrieben sehe, daß ich außerdem vielleicht zu spät kommen dürste, um von Ihnen noch berücksichtigt zu werden. Ihre Idee eines Change- (nicht Chance-) Geschäfts zwischen amerikanischen Ländereien und deutschem Verlage ist in der That so neu und originell, daß Jeder, der nicht wüßte, daß sic von Ihrem ehrcnwcrthcn Hause ausgcht, sie für den größten amerikanischen Humbug halten müßte, der jemals dagewesen, oder überhaupt er dacht werden könnte. Das Einzige, was mich abhaltcn könnte, auf Ihre Offerte einzugehcn, ist die Befürchtung, daß Sie bei diesem Geschäfte zu meinen Gunsten vielleicht auf Vortheile verzichten, die Sic oder Ihr Ländcrfreund ohne diese Rücksicht sich weit leichter und einfacher dadurch verschaffen könnten, daß Sie selbst allein tzder ge meinschaftlich das mir proponirtc Land in angedeutctcr Weise steigen ließen, um es bei paffender Gelegenheit zu vcrwerthcn, wobei Sie allerdings die (nach Ihrer Angabe nur ca. ^ pro Mille betragenden) Abgaben allein zu tragen hätten, dagegen aber auch die mir offerir- tcn 6L, jährliche Zinsenvergütung ersparten und den Gewinn nicht mit mir zu theilcn brauchten. Obwohl Ihr ganzer Vorschlag den geriebenen Geschäftsmann nicht verkennen läßt, so haben Sie doch vielleicht in Ihrem Ge- schäftscifcr nicht genau genug berechnet, welche enorme Summe der mir in mögliche Aussicht gestellte zwanzigfache Betrag der Ländereien ausmachcn und auf welchen coloffalen Gewinn Sie eventuell zu mei nen Gunsten verzichten müßten (ganz abgesehen von den Neben- vorthcilcn, die ich durch Ihr mühevolles Placement und den fortge setzten Debit meiner Vcrlagsartikel haben würde, obwohl ich zu hof fen wage, daß Sie dabei wenigstens nicht ohne Vortheil von der Bank fallen würden, was aber auch geradezu selbstmörderisch vonJH- ncn gehandelt wäre). Nehmen wir z. B. an, daß ich durch Ihre gütige Vermittlung für 4000 Thlr. Ländereien kaufte und diese in 10 Jahren für den 20fachen Preis verkauft würden, so machte dies eine Summe von 80,000Thlr. Hiervon kommen auf meinen Theil: für60hZinsenvon4000Thlr. auf lOJahre . 2400 Thlr. die Hälfte der bleibenden 77,600Thlr. . . 38,800 - während Sic ebenfalls nur 38,800 - erhielten. Vielleicht erscheint Ihnen diese Summe gering bei der schwindelnden Höhe amerikanischen Geschäftsumsatzcs; uns hier zu Lande erschreckt nun eine solche geradezu, zumal wenn man bedenkt, mit welch kleinem Einsatz und wie ganz ohne alles Risico und Arbeit meinerseits dieselbe gewonnen werden kann, natürlich, wenn man das Glück hat, das große Loos zu gewinnen. (Apropos, um cs nicht zu vergessen, erlaube ich mir, Sic gleich hierzu ersuchen,im Fall wir uns noch, wie ich nicht zweifle, wegen des in Rede stehenden Geschäftes einigen und dasselbe in 10 Jahren den oben erwähnten Gewinn abgcworfen haben sollte, mir den Betrag gefälligst nicht durch Ihren hiesigen Herrn Commissivnär auszahlen zu lassen, son dern denselben für meine Rechnung in guten Wechseln an das Ihnen gewiß auf das vortheilhaftestc bekannte Banquierhaus Coutls in London einzuscndcn, dem ich bis dahin bereits meine Instructionen mitgetheilt haben werde-) Ich weiß allerdings nicht, ob Sie Fa milienväter sind, aber in allen Fällen halte ich es für meine Pflicht, Sie zu bitten, sich die Sache nochmals zu überlegen, ehe Sic sich cher Theil. mit mir oder mit irgend Jemand auf ein derartiges Arrangement einlasscn, da cs wirklich unverantwortlich von Ihnen sein würde, ohne reifliche Uebcrlegung darauf einzugehcn. Nehmen Sic an, daß nur die zwei Häuser, von denen Sie die Annahme von 40,000 Doll, erhallen haben, einen ähnlichen Gewinn erzielen, als den vorbc- rechneten, so entgeht Ihnen dadurch bereits wieder eine halbe Mil lion Dollars. Ich könnte daher um so weniger mich entschließen dazu beizutragen, Ihren Verlust noch zu vermehren, ohne Sie we nigstens vorher gewarnt zu'haben. Deßwegen will ich Sie auch für jetzt nicht an Ihre Offerte gebunden erachten, bis Sie dieselbe wiederholen, dann will ich aber auch recht ordentlich zulangen, und stelle Ihnen zu diesem Behufs meinen sämmtlichen Verlag in den ge summten Vorräthcn zu Diensten, wie ich dann auch Alles, was Sie noch wünschen, in jeder beliebigen Auflage nachträglich hcrzustcllen und Ihnen zu senden crbötig bin. lieber die Ihnen von meinem Verlage zu gewährenden Rabatt- bcdingungcn werden wir uns um so leichter einigen, als es mir bei dem mir Ihrerseits in Aussicht gestellten brillanten Gewinn auf einige Procente Rabatt mehr oder weniger gar nicht ankommen kann, und die Papierpreise jetzt so hoch gestiegen sind, daß sie jeden falls in nächster Zeit einmal fallen müssen, weßhalb ich dann um so wohlfeiler meinen Verlag werde ergänzen können. Empfangen Sie daher inliegend meinen vollständigen Katalog sammt allen Nachträgen; wählen Sie daraus ä äiscrölion, je mehr je besser, und senden Sie mir dagegen einen Katalog der noch zu ha benden Ländereien zur Auswahl, obwohl ich Ihnen muthmaßlich diese zuletzt frcistcUcn werde, dies Alles aber nur, nachdem Sie sich die Sache nochmals reiflich überlegt haben; jedenfalls verbitte ich mir im Voraus, daß Sie mir später etwa den Vorwurf machen, Sie, wie man zu sagen pflegt, bei diesem Geschäfte überrum pelt zu haben. Wenn Sic mir in 10 Jahren die mir zukommcndcn 41,200 Thlr. (abzüglich der für mich ausqelcgrcn Abgaben und et waiger Portospcscn) auszahlcn müssen, so sagen Sic dann zu sich selbst; 1u i's« voul», OoorKo llsnäin! Ganz besonders hat mich auch Ihre Hinweisung angcsprochcn, daß mir in dem gemachten Anträge im Fall der Noth eine Freistätte für mich und die Mcinigcn geboten ist. Sic scheinen mit Gewiß heit anzunchmcn, daß alle Betreffende verziehen, sich möglichst weit im fernen Westen auf unbebautem Lande anzusicdcln, vermuthlich, tim dem in Europa ins Stocken gcrathcnen Vcrlegertrieb dort einen andern Ausweg zu bieten. Da Sie Ihre Offerte doch nur den grö- ßcrn und größten Verlegern machen, so habe ich demzufolge die Chance (oder Change?), eines schönen Tages vielleicht auf demselben Dampfer, mit den Herren Cotta, Brockhaus, Vicweg, Reimer rc. nebst Familie zusammenzutreffcn. Jedenfalls würde ich Sie in die sem Falle bei mcinerDurchreisc durch Ihre Stadt besuchen und bitte mir nur recht bald mitzuthcilen, zu welcher Stunde ich Sie am we nigsten störe, da ich mir denken kann, daß Sie bei Ihrem großar tigen Geschäft ungemein in Anspruch genommen sind. Sollten Sie vielleicht in ähnlicher Sorge für Ihre Zukunft wünschen, daß ich mich im Voraus um ein paffendes Plätzchen für Sic hier in Europa umschc, so würde ich mich diesem Aufträge mit der gleichen Gewissenhaftigkeit unterziehen, wie diejenige ist, die ich bei Ihnen in Wahrung meiner Interessen voraussetzc. Mit Gruß, Kuß und Handschlag auf ewig Ihr ? k. 8. Die genaue Adresse von Coults in London gebe ich Ih nen in meinem nächsten Briefe an. 182
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