Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 11.08.1858
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- 1858-08-11
- Erscheinungsdatum
- 11.08.1858
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- Deutsch
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^1? 100, I I. August. Börsenblatt für den deutschen Buchhandel. 1463 festen Sortimentslagcrs zu beurtheilcn, ist stets eine Inventur er forderlich, sei cs nun, daß man den Stand desselben durch zweck mäßige Einrichtung des Lagerbuchs auf dem Papier ermittelt, oder aber, daß man diese Inventur wirklich ausfühct, das Lager also ge nau prüft und den Werth der Bücher abschätzt. Das letztere muß jedenfalls in bestimmten Zeiträumen wiederholt werden, um mög liche Jrrthümer einer Buchinventur zu berichtigen. Außer diesem Werthe des festen Lagers tragen aber diejenigen Geschäfte, welche wir durch Benutzung unseres Cccdits machen, zu den Resultaten bei und in den meisten Fällen führen diese erst den wirklichen Ausfall herbei. Da wir nun die Bücher meist zu einem höhcrn Preise verkaufen werden, als wir dafür bezahlen, so bildet diese Differenz den Bruttogewinn, und es wird von der Größe der Unkosten und Spesen, der Verluste an Außenständen und der Be- tciebscapitalzinsen abhängcn, wie viel uns davon als reiner Gewinn übrig bleibt. Das Sortimcnls-Eonto wird also folgende Posten in sich aufnehmcn: Soll: 1) Werth des festen Lagers am Anfang des Rechnungsjahres, 2) sämmtliche Werthbcträgc der von Verlegern bezogenen Bücher, 3) sämmtliche Handlungsunkostcn und Spesen, 4) Verluste an Geld, Außenständen und Eapitalzinscn. Haben: 1) Die berechneten Beträge sämmtlicher abgesctzter und verkaufter Bücher, 2) die Nettobeträge der an die Verleger remiltirten Artikel, 3) den Nettowert!) des Eommissionslagcrs, 4) den ermittelten Werth der Vorräthc des festen Lagers am Schlüsse des Rechnungsjahres. Eine Vergleichung der Totalsummen des Soll und Haben ergibt das Resultat der Geschäftsführung. Es ist nicht zu leugnen, daß die Theorie dieses Abschlusses zwar einfach ist, aber die Ausführung doch manche Schwierigkeiten darbictct, welche besonders in der Mehrheit von einzelnen Objecten liegen, deren Werthe zu einem Ganzen zu vereinigen sind. Indessen läßt sich auch hier durch zweckmäßige Einrichtung der Bücher viel erreichen, wodurch Zeit und Arbeit erspart wird. Die Ealculation der übrigen Besitzthcilc. Aus den Andeutungen, welche wir über die Ealculation der beiden hauptsächlichsten Besitzthcilc im Buchhandel gegeben haben, wird es im Allgemeinen klar sein, wie die Ealculation auch auf andere geschäftliche Fragen anzuwcnden ist. Es würde uns hier zu weit führen, wenn wir alle übrigen Besitzthcilc ausführlich abhan den wollten, daher beschränken wir uns nur noch auf wenige Be merkungen, die verkommenden Falls Berücksichtigung finden mögen. u) Der Eommissionsartikeldcbit beschäftigt sich damit, das Eigenthum Anderer gegen eine bestimmte Vergütung zu verbrei ten, welche meist nach dem Absatz jedes Ercmplacs berechnet wird. Aus dieser Vergütung hat der Buchhändler den Rabatt an die Sorti- mcntshandlungcn, sowie alle Unkosten der Versendung und Arbeit, häufig auch die möglichen Verluste an Außenständen zu decken. Derartige Geschäfte können also nur dann gewinnbringend für ihn sein, wenn der Ertrag des Absatzes größer ist, als der Aufwand an Mühwaltung, Verpackungsspcscn n., und es wird daher Aufgabe der Ealculation sein, diese Verhältnisse zu ermitteln, um das Re sultat in Zahlen festzustellen. b) Das Eommissions- oder Eommittenlcngcschäft ist ebenfalls in seinen Resultaten auf die Vergütung angewiesen, welche der Eommissionär für die Besorgung der Commissionen em pfängt; den gcgcnüberstchendcn Posten bilden die Handlungsun kosten und der Aufwand an Arbeitskräften, sowie etwa eintretendc Verluste. Die Vergleichung beider läßt uns den reinen Gewinn oder Verlust aufsinden. v) Die Ealculation in Anwendung auf technische Geschäftszweige. Sobald der Buchhandel auch diejenigen Ge schäftszweige in den Bereich seiner Thätigkcit zieht, welche ec zur Ausführung seiner Unternehmungen in Anspruch nimmt, tritt er gleichzeitig als Produccnt auf und wird, wenn er auch blos für seine eigenen Interessen arbeitet, doch stets zu ermitteln haben, ob und welcher Gewinn aus der technischen Production hervorgcht. Der Ealculation wird hier ein außerordentliches Feld der Anwendung geboten, und je mehr man die beiden Factoren der Arbeitskraft und des daraus hervorgehcnden Resultats in alle Specialitäten verfolgt, desto sicherer wird man die crsterc ausnutzen und das letztere erhöhen lernen. Wenn wir beispielsweise den technischen Betrieb einer Buch- druckerci zum Gegenstand der Ealculation machen, und die Resultate im Ganzen beurtheilcn, so werden wir uns die Beantwortung fol gender Fragen vorlegen. 1) In welchem Verhältniß steht das Capital zu dem Ertrage? Das feste Capital bildet der Werth des Jnven- tariums, welches hauptsächlich Pressen und Maschinen, Schrift-, vorräthe, Utensilien aller Art w. umfaßt. Das veränderliche Betriebs kapital bilden die Arbeitslöhne, Materialien (Farbe rc.), sowie über haupt die für den technischen und geschäftlichen Betrieb erforder lichen Ausgaben und Unkosten Wenn wir nun dem Werthe des festen Eapitals beim Beginn des Rechnungsjahres und dem Be triebskapital während desselben die Resultate der Geschäftsführung und den Werth des festen Eapitals am Schlüsse des Rechnungs jahres gegenübecstellcn, so finden wirken reinen Gewinn odcrVerlust. Ausführlicher können wir hier diesen sehr umfangreichen Gegenstand nicht behandeln, und bemerken nur noch, daß das „Lehrbuch der Buchhaltung" auch die Geschäftsführung einer Buchdruckcrci ui^d Schriftgießerei in sich begreift. 2) Wie viel Proccntc haben wir an der Arbeit ver dient? Eine sehr wichtige Frage für den Produccnt ist, welchen Preis er für seine Arbeit fordern soll, um nicht ohne Nutzen zu arbeiten. Die Beantwortung dieser Frage setzt eine genaue Kenntniß und klare Beurtheilung aller auf die Production bezüglichen Spe- cialitälen voraus, und je sicherer man diese durch Hilfe der Ealcu lation ermittelt hat, desto weniger werden Täuschungen und will kürliche Annahmen Vorkommen. Zuvörderst hat man die Zeit in Betracht zu ziehen, welche zur Ausführung einer Arbeit erforderlich ist. Nach dieser Zeit sind die Arbeitslöhne zu berechnen, ferner die Benutzung des Jnventariums oder der entsprechende Zinscnantheil; außerdem kommt die Abnutzung der Schrift, der Verbrauch an Ma terial (Farbe rc.), der Antheil an Betriebsspescn und Unkosten, und schließlich der Aufschlag der Production in Berechnung. Die Be antwortung dieser Frage begreift also schon die Resultate einer Menge Spccialcalculationen in sich, über die man sich vorher klar zu machen hat. Wenn man z. B. die Leistungen einer Schnellpresse bcurtheilen will, so ist eine genaue Kennrniß aller Lasten erforderlich, welche dieselbe verdienen muß, dann aber auch der Zeitvcrhältnisse ihrer Benutzung, denn da die Lasten z. B. der bewegenden Kraft von Menschenhänden oder einer Dampfmaschine fortbestchcn, während die Arbeit unterbrochen wird, so läßt sich das Resultat nicht nach dem Verhältniß der Leistungsfähigkeit, sonder» nach dem in Wirk lichkeit erzielten Arbeitsertrag bemessen. Das wesentlichste Material für Herstellung der Druckerzeugnisse bilden die Schriften, deren Werth durch die Benutzung reducirt wird. Es ist die Aufgabe der Ealculation, zu ermitteln, wie viel man für Abnutzung der verschiedenen Schriftarten auf die erforderlichen Quantitäten zu berechnen hat, um ihren Werth auf dasjenige Ac- quivalcnt zurückzuführeei, welches für abgenutzte Schrift als Zeug zu gewinnen ist. In derselben Weise wird man den Werth des übrigen Materials an Farbe rc. und, was noch sehr wichtig ist, den Antheil der Betriebsspescn und übrigen Unkosten zu ermitteln suchen, um diesen in Berechnung zu ziehen. Es ist selbstverständlich, daß man diese Ealculationen nicht bei jeder Arbeit wiederholen wird, sondern die einmal angenommenen Normen für die einzelnen Positionen 201 '
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