Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 18.08.1858

Wajdiks in Gr. Kaniscpa. 5845. klelnoriirl s riss 1>otterlc-4»lelieii d<-r I<. k. priv. österreieli. Oie- ditanstslt s. Unndel u. 6evrerb«. ßr. k> ol. In 6onim. 6el>. Wcbcr in Lcipzig. 5846. k'remdeu - I'üllrer, scbweii'.eriscke. Hrs^. v. H. 4. önrlepsck. dtr.^5. 8. «eb. ' >/z T. O. Wrigcl in Leipzig. 5847. Förster, L. Ilenlovnle deutscker önuleunst v. Linsükrß. <1. 6l>ri- stentkuins bis aus die »eueske ^eit. 22. u. 28. 1>sj;. gr. 4. bnsr T. O. Wcigcl in Leipzig ferner: 5848. Förster, Denkmal«: rleuLseker Diltlnerei u. kVIalerei v. Lin- külirA. 6. OkrisLenLliunis dis auf clie neueste 2eit. 22. u. 23. Df^. Zi-. 4. bnnr s * ^ Witter in St. Louis. 5849. Brückner, G., Amerikas wichtigste Charakteristik »ach Land u. Leu ten. 4—6. Hft. gr. 8. ä * 7 N-?; Ausg. in Lex.-8. » » s/z ^ I. A. Wohlgcmuth in Berlin. 5850. Stetiger, der kleine Katechismus I4r. M. Luthers nach seinem näch sten Wortlaute in Fragen u. Antworten zerlegt u. erläutert, qr. 8. Geh. -/g.? N i ch t a m t l i Zweiter offener Brief an die Herren Wcik öl Co. in Philadelphia.*) Ihr geehrtes Sendschreiben, das den deutschen Verlegern ein so uneigennütziges Anerbieten macht, hat uns seiner Eigenthümlich- keit wegen ein ebenso großes Vergnügen bereitet, als cs uns in die übergroße Verwunderung versetzte, daß cs wirklich noch Menschen — selbst auf der andern Seite des Occans geben sollte, die auf einen Erfolg eines solchen Vorschlages wie des Ihrigen auch nur im Ent ferntesten zu hoffen wagen; Amerikaner und nur Amerikaner allein besitzen die glückliche Gabe, Spekulationen zu erfinden und dieselben auch in Vorschlag zu bringen, auf die in unserem unglücklichen und von Ihnen gewiß bemitleideten Europa eigentlich Niemand kommen würde, vielleicht nur, weil unsere Erziehung uns ein gewisses Ge fühl für Rechtlichkeit und Ehrlichkeit cingcimpft hat! —Zum Nach theile Ihres gütigen Vorschlages sind amerikanische Länder-Spccula- tioncn in Europa hinlänglich bekannt und gewürdigt, es ist uns fer nerhin auch nicht fremd, daß es Niemanden in Amerika und vielleicht auch Keinen in Europa gibt, der die Uncigennützigkcit auf den Gip fel treiben sollte, sichern und guten Gewinn sich selbst zu entziehen, um ihn Anderen zu überlassen. Sie erwähnen >a selbst, daß Sic mit beiden Händen zugreifen würden — und wir erlauben uns nicht daran zu zweifeln —- wenn ähnliche Präpositionen Ihnen von Ea- lifornien oder Süd-Amerika gemacht würden; was denn, meine Her ren, kann Sie bewegen, dieser schon in Ihren Händen liegenden Spekulation den Rücken zuzuwendcn? Ihr geehrter Freund, derben wcrthvollen Besitz seiner großen Ländereien nur deßhalb aufzugebcn wünscht, um Ihre Schulden zu decken und Ihnen zum Ankauf — würde man nichtbcsscr oder passender sagen „zurErlangung"?— von Waaren behilflich zu werden, muß ein wahres, jedenfalls ein seltenes Exemplar christlicher Hingebung sein; er hat aber auch in Ihnen würdige Nachfolger seiner lobcnswerthcn Gesinnung gefunden, da Sie aus seiner aufopfernden Hingebung keinen weiteren Nutzen zu ziehen wünschen, als die bloße Erlangung einiger Waaren! Wenn dieselben nun auch einen Werth besitzen, so ist ja dieser doch nur ein Schatten den Vortheilen gegenüber, die uns dafür versprochen wer den. Können Sic aber erwarten, daß wir Ihnen an Edelmuth nachstehen werden? Sollten wir, die wir so fern von Ihnen leben und Ihnen ja eigentlich mehr oder weniger ganz fremd gegenüber stehen, sollten wir uneigennütziger zu handeln vermögen, als Sie, wecthe Herren, in Ihrer hochgeschätzten Offerte uns erscheinen wol len? Der deutsche Buchhandel gewährt augenblicklich, wenn gleich nicht bedeutende, so doch hinlängliche Vortheilc, und solange Kunst und Wissenschaft in unserm Lande blüht, ist wenig Gefahr, daß wir en mosss uns nach einer Freistätte umsehen werden, die der lieben Heimath so fremd, so entgegengesetzt ist! Sie müssen unsere cher Thell. Situation fürwahr als eine sehr gefährliche halten, möglich, daß wir uns der Gefahr, in der wir schweben, nicht bewußt sind; doch lassen Sic uns unfern Wahn, er erhält uns ja unsere Heimath, eine Hci- math, die uns lieb und wcrlh ist! Doch nun zur Sache selbst: Wir sind durch Zufall genau über Ihre amerikanischen Länder-Speculationen unterrichtet, und das Rc- sumv, das wir daraus gezogen haben, zeigt deutlich, wie herzlich schlecht solche Spcculationcn gewöhnlich ausfallcn. Ländereien z. B., die im Staate Michigan in den dreißiger Jahren für den Gouvernements-Preis von 1 Doll. 25 o. gekauft wurden, befinden sich heute für kaum das Doppelte am Markte, das Land ist vorzüg lich, das Klima für den Getreidebau günstig, was hindert denn Leute, das Zwanzigfache dafür zu zahlen? Illinois, Wisconsin und mehr oder weniger alle westlichen Staaten enthalten heute noch Tausende von Acckcrn, die um 1 Doll. 25 e. erstanden werden können; zu diesen Staaten komme» noch die vielen Territorien mit ihren unendlichen Steppen, in denen das bloße Besitzergreifen ja schon den Besitz sichert. Die guten Ländereien Ihres Freundes mögen Gott weiß wo liegen, sagen Sie uns, in welchem Staate, welcher Oounty.Iovnskip, welcher Section dieselben situirt sind, und wir würden eher fähig sein, die Solidität Ihrer Offerte zu würdigen. Eine zwanzigfache Erhöhung des ersten Kaufpreises findet wohl nur in einzelnen ab normen Fällen statt, wie z. B. in Baustellen rc Uncultivirte, grö ßere Ländereien bringen selten einen solchen oder ähnlichen Preis, sie steigen nur dann im Werkhe, wenn entweder der Strom der Emi gration nach einem gewissen Landstriche hin das in demselben gele gene Land schneller überschwemmt, oder, wenn Eultur — und diese ist mit keinen geringen Kosten verknüpft — einen höheren Preis be dingt. Ihr Freund und vielleicht auch Ihre geschätzte Firma werden die Richtigkeit des Obigen wohl schon lange erkannt haben; wären Sie von Ihren sanguinischen Vorstellungen so unbedingt überzeugt, wüßten Sie bestimmt, daß Sie in fünf bis zehn Jahren eine zwan- zigfachc Vermehrung des Anlagc-Eapitals erwarten könnten, es stünde sehr zu bezweifeln, ob Ihr Plan zum Erwerbe amerikanischer Ländereien den deutschen Verlegern je zu Gesicht gekommen wäre! Schließlich verfehlen wir nicht, Ihnen zu Ihrer Existenz zu gratulircn, und freuen wir uns mit Ihnen, daß die gemachten her ben Erfahrungen Ihre Geschäftsprincipicn geläutert haben. Halten Sic vor allen Dingen an dem gefaßten Grundsätze fest, alle künftigen Einkäufe sofort zu zahlen, die Logik allein wird Sic dann schon vor dem Verlust fremden Eredites sicher stellen! Wir ergreifen diese Gelegenheit, Ihnen, werthe Herren, un sere vorzüglichste Hochachtung zu erkennen zu geben, und zeichnen Berlin, im August 1858. * * *. *) I. Brief. S. Nr. 91.