Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 22.11.1917
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- 1917-11-22
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- 22.11.1917
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Redaktioneller Teil. 272, 22. November 1917. Fracht-, Verpackungskosten u. a. m. wesentlich im Vorteil ist, mit wel chen Kosten das Provinzsortiment, ganz besonders in jetziger Zeit, nahezu erdrückt wird. Eine weitere Begründung für die Ablehnung gab mir ein (von mir übrigens sehr geschätzter) Stuttgarter Kollege, der zugleich Verleger ist, damit, daß er meinte, er könne in seinen beiden Geschäften doch unmöglich zweierlei Preise für ein und das selbe Buch verlangen. Wenn er in seinem Buchladen ein Werk für .// 20.— zuzüglich 10"/, Zuschlag mit .// 22- verkaufe und müsse dasselbe Werk, das in seinem Verlag erschienen sei, an einen direkten Prioatbesteller laut Katalog zu 20.— abgcbcn, so würde das doch wiederum dem Sortiment schaden und eine Abwanderung der Sorti menter-Kundschaft zur Folge haben. Haben übrigens, wenn doch einmal die Katalog-Preise als Grund angeführt werden, nicht auch eine ganze Anzahl rein kaufmännischer Geschäfte Katalog-Preise, die eben auch unter der Einwirkung der Zeitverhältnisse eine Änderung bzw. Steigerung erfahren haben? Wird heute wohl im Ernst ein Kunde bei seinem Zigarrenlieferanten sich auf Katalvgpreise berufen wollen? Er mühte mit Recht gewär tig sein, ansgelacht zu werden. Nur darin liegen in unserem Berufe die Verhältnisse anders, als wir durch unsere Vcrkaufsordnnng ge bunden sind, die Katalogpreise einzuhalten. Daß wir aber diesem in der gegenwärtigen Beleuchtung ungesunden Zustand ein Ende machen können und müssen, wird weiter unten Gegenstand der Behandlung sein. Ja, muß ich jetzt weiter fragen: Mus; dem; der Verleger direkt an Private liefern? Wo steht denn das geschrieben? Und wenn er schon (seinem Geldbeutel znlieb liefern zu müssen glaubt), wo steht denn geschrieben, das; er nicht auch diese 10°/, Tenerungszuschlag er heben darf, womit er dann sein Gewissen dem Sortimenter gegenüber entlasten würde? Mit der erwähnten Lieferung des Verlags direkt an Private komme ich zugleich ans ein Kapitel, das schon lange einer offenen, geraden Anssprache bedarf. In keinem Beruf wird so viel das Wort »Kollegialität« im Munde geführt, in keinem aber wird dieser Begriff mehr mit Füßen getreten, als eben gerade im Buchhandel. Ich frage nochmals: Muß es denn sein, daß der Verlag direkt an Private liefert? Ein gut Teil der tatsächlichen Notlage des Sor timents bestünde nicht, wenn jeder Verleger grundsätzlich alle aus Privatkreisen entlaufenden Bestellungen dem Sortiment überweisen würde. Daß das geht, ist Tatsache, denn eine Reihe einsichtsvoller Verleger hält diesen Weg stets streng ein in der richtigen Erwägung und Erkenntnis, daß beide, Verlag und Sortiment, auf einander an gewiesen sind, und aus der weiteren Erwägung, daß der Verleger, als der in der Mehrzahl der Fälle auch wirtschaftlich Stärkere, eine ge wisse moralische Hilfspflicht hat. Dem Sortiment sind die freund lichen wie die feindlichen Mächte genau bekannt. Warum kann denn der kaufmännische Grossist die Interessen der Detailgeschäfte wahren und fördern? Wenn ich heute wegen irgend eines Artikels an dessen Fabrikanten eine kleine Einzelbestellung schicke, so kann ich darauf wetten, in 99 Fällen vom Hundert an ein einschlägiges Detail-Ge schäft verwiesen zu werden! Durch diese Verweisung zeigt der Fa brikant dem Händler, daß er dessen Tätigkeit für seine Artikel zu stützen weiß. Wie oft habe ich in früheren Jahren für eine Erschei nung durch Prospekt- und Ansichtversand Opfer an Zeit, Arbeit und Porto gebracht, um hinterher erfahren zu müssen, daß der betr. Ver lag vorher (ehe der Sortimenter solche erhielt) Prospekte oder gar das Werk selbst direkt an die Interessenten zur Ansicht versandt hatte. Nach solchen Erfahrungen habe ich mich nicht mehr gewundert über den geringen Erfolg meiner Mühe und Opfer, aber bitter machen solche Erfahrungen, die sicherlich nicht- zur Hebung der guten Bezie hungen zwischen Verlag und Sortiment beizutragen geeignet sind. Ans der andern Seite weiß das Sortiment sich dem entgegenkommen den und die Sortimenter-Rechte achtenden Verlag gegenüber auch dankbar zu erweisen, und beide finden ihren Vorteil auf diese Weise. Nach dieser zur Sache selbst gehörigen Abschweifung kehre ich zum Kernpunkt dieser Zeilen zurück. Der Zug des Tenernngszuschlags ist leider Gottes auf das tote Geleise gefahren worden. Es wäre eine dankenswerte Aufgabe fiir den Börscnverein gewesen, diese ganze brennende Frage zu rechter Zeit anznschneiden und zu verfolgen. Der Trost, den man dem Sortiment geben zu müssen glaubte mit der Er klärung: »Erhebt den Zuschlag, aber schlitzen kann ihn der Borsen- vcrein nicht«, ist ein inehr als schlechter. Sind nicht während dieses Krieges eine Unzahl Gesetze neu geschaffen und durchgeführt worden, ja oft mehr als genug, und da sollte der Börscnverein mit seiner ein zigartigen Stellung im deutschen Wirtschaftsleben nicht anftreten können mit der Erklärung: Die Verhältnisse erheischen gebieterisch einen Zusatz zu unserer Verkanfsordnnng, der der Notlage des Sor timents gerecht wird? Das Sortiment darf nicht bis zur nächsten Ostermessc vertröstet werden. Warum wird in solch dringendem Falle nicht eine außerordentliche Versammlung des Ausschusses ein berufen, um darüber Beschluß zu fassen und den nötigen Rechtsschutz zu schaffen? Besondere Zeiten verlangen gebieterisch besondere Maß nahmen und bis ckat, (M cito ckat. Noch ist es nicht zu spät, auch diese Front einheitlich zu gestalten, aber rasch und tatkräftig muß zugegriffen werden. Die Wirrnis ist >a)on jo weil gediehen, daß die von anderer Seite ausgesprochene Be fürchtung nicht von der Hand zu weisen ist, daß der kraftvolle Bau des deutschen Buchhandels dadurch bis in seine Tiefen erschüttert werden könnte. Darum: Vickeant consulos, ne yuick cletrimentum kiat rei- pudlieae! H e i l b r o n n a. N. T h e o d o r C r a m e r. Eile tut Not! Bisher klappte der einzigartige Betrieb des Buchhandels. Nun im vierten Jahre dieses gigantischen Kampfes ckuß er auch seinen Tribut zahlen, und zwar hart zngemessen. Durch Einberufung des alten, eingearbeitcten Personals und der Markthelfcr verzögert sich in Leipzig jede Auslieferung, soweit dort überhaupt noch Vorrat am Lager ist, und auch die postalischen Verhältnisse erschweren den Ver kehr. Während in Fricdenszeitcn innerhalb zweier Tage jedes Buch, wenn es überhaupt vorrätig war, von Leipzig beschafft werden konnte, dauert es jetzt 8—14 Tage, mitunter noch länger. Was das für die kommende Weihnachtszeit bedeutet, kann nur ei» Buchhändler ermessen, der mit wachsendem Entsetzen die Tage dahin gehen, aber keinen Büchcrballcn ankommen sieht. Das Publikum das wohl geduldig auf Schokolade oder Zigarren und sonstige Luxus mittel wartet, hält es noch nicht für nötig, im Bnchladen einsichtsvoll den ungezählte Male wiederholten Bescheid aufznnehmen, daß man jetzt beim besten Willen sich an keinen Zeitpunkt für pünktlicher Ein treffen binden könne und geduldig warten müsse. Nimmt man noch hinzu, daß vielfach jetzt nicht genügend ausgebildetes Personal dem Publikum gegenübersteht, Auskunft und Bedienung nicht mehr wie früher auf der Höhe sind, so kann es nicht befremden, daß der Zustand zwischen Käufer und Buchhändler ein etwas gespannter ist. Hierzu treten nun die Preisändcrungen, die nicht nur, nebenbei be merkt, täglich so und soviel Zeit znm Neuauszeichnen beanspruchen (und dem gewissenhaftesten Arbeiter entgeht doch dieser oder jener Verlag, der sich genötigt sieht, »der allgemeinen Lage folgend«, seine Preise zu ändern), sondern unter den Käufern böses Blut machen, da noch der Tenerungszuschlag von 10'/« auf jedes Buch kommt. Was sind das jetzt für Zustände, wenn die — hoffentlich meisten — Handlungen diese 10°/» Aufschlag nehmen und andere aus irgendwelchen Gründen, sei es um die Kauflust nicht zu mindern oder alte Kunden nicht zu kränken, davon Abstand nehmen! So wird in einer Buchhandlung für ein Ullsteinbuch ^ 1.25 genommen, anderswo 1.25 zuzüglich 10°/, — also ^ 1.40. Es ist vorgekommen, daß von zwei großen, dicht bei einander liegenden Berliner Buchhandlungen die eine fiir ein Neclam- bändchen 25 Pfg. und Aufschlag, also 30 Pfg. berechnete, die andere dagegen nur 25 Pfg., sodaß natürlich großer Unmut seitens der niehrzahlenden Käufer laut wurde. Ob jetzt, bei den erhöhten Preisen eine Änderung eingetreten ist, weiß ich nicht; sie würde die Möglichkeit einer drittelt Berechnungsweise zulassen. Das Publikum muß jedenfalls öffentlich durch Zeitungsnotizen von authentischer Stelle aus unterrichtet werden, daß z. B. Fischer und Jnselbändchen, Göschen, Neclam, Natur und Geistcswelt, und wie die Sammlungen mit ihren allbekannten Preisen alle heißen, von den Verlegern im Preise erhöht worden sind, und daß außerdem der Tenerungszuschlag des Sortiments berechnet wird. Das Publikum muß wissen, das; jetzt überall die gleichen Preise berechnet wer den, niit einem Wort: es muß Ordnung in das jetzt noch herrschende Chaos kommen. Es darf nicht mehr geschehen, daß gesagt wird: »Dann kaufen wir da, wo kein Aufschlag erhoben wird«, nicht, das; Käufer sagen können: »Bei uns draußen in den Feldbuchhandlnngcn gibt es die Bücher noch zum alten Preise; ich lasse sie mir von dort schicken«. Es muß auch Klarheit geschaffen werden, ob alle Zeitschriften höher verkauft werden, z. B. Velhagen L Klasings und Westermanns Mo natshefte und andere. Gegenwärtig sind die Zustände unhaltbar. Wie könnte es sonst geschehen, daß ein Käufer, der sich in diesen Tagen in einer erstklassigen Berliner Buchhandlung »I^a l'our« vorlegen ließ, die jetzt 18.— und 1.80, also ^ 19.80 kostet, sagen kann, in Lille koste sic noch 14 in München sogar nur 12 ^! Das Ansehen des gesamten Buchhandels ist aufs äußerste durch diese Un gleichheit gefährdet, und cs kann sich nicht darum handeln, in langen Auseinandersetzungen auf die Natur und die Berechtigung des Tene rnngszuschlags einzugehcn, sondern es muß Ordnung nach außen hin in diesen Wirrwarr kommen, und das Publikum wissen, woran eS ist. M. P. Verantwortlicher Redakteur: Emtl Thomas. — Verlag: Der Börsenverein der Deutschen Buchhändler zu Leipzig, Deutsches BuchhändlcrhanS. Druck: Namm L Seemann. Sämtlich in Leipzig. - Adresse der Redaktion und Lrpeditivn: Leipzig, Vertchtsmeg 3« lBuchhändlerhauS).
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