Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 24.11.1858
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- 1858-11-24
- Erscheinungsdatum
- 24.11.1858
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- Deutsch
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»V? 145, 24. November. Börsenblatt für den deutschen Buchhandel. 2261 Sic müßten cs für eine Ehre halten, wenn ein Minister etwas diese unschuldigen Tauben zeigen sollte, aber wir Leihbibliolhekare mit eigener Hand hincingeschrieben hätte." — „Dann werden mir gleichen den Beichtigern, wir haben nur Ohren für die Sünden der Ercellenz auch erlauben, daß ich die beiden Bände in meinem Leute; die Lippen sind uns durch den Gebrauch und äußern Vortheil Laden ausstelle und an Jeden verkaufe, der für die Handschrift Sr. Ercellenz noch ein paar Groschen gibt." — Platzmann ver schwand und der Leihbibliothekar warf mit den beiden Bänden Segur so entrüstet um sich, als hätte er die Ercellenz selber unter seinen Händen. Ich wunderte mich über so viele Genauigkeit bei einer Excellenz, allein der Leihbibliothekar brummte: „Sie kennen die Menschen nicht. Das geht Mittwochs und Sonnabends selber auf den Markt, das commandict Millionen, gibt große Diners und ißt am andern Tage die Reste von gestern, oder Bratwurst und geriebene Kartoffeln." Darauf zog der schwergekcänkle Mann ein großes Stück Gummi aus der Schublade eines Tisches und bearbeitete damit gewaltsam die schlimmsten Inschriften auf den Blättern des unglücklichen Feldzuges in Rußland, „denn," sagte er, „für die Handschrift (er bediente sich noch eines viel schlim meren Wortes aus dem Hirtcnlexikon) gibt doch niemand einen Heller." Er rieb »och, als ein freundlicher grauhaariger Herr eintrat, um den zweiten Band der „Wanderungen eines allen Soldaten" bat, ihn erhielt, in die Tasche seines langen braunen Oberrocks ver senkte und gemüthlich grüßend sich empfahl. „Dieser war unser ältester Abonnent," bemerkte die Schwester, „er stammt noch von unserem seligen Vater her. Er ist zufrieden, wenn er alle Neuig keiten zwei Jahre nach ihrem Erscheinen im Buchhandel erhält, hat unsere Bibliothek wenigstens schon zehnmal durchgelescn und wahr scheinlich noch nie ein neu broschirtes Buch in der Hand gehabt." Ich konnte mich bei dieser Benachrichtigung nicht des abenteuer lichen Gedankens erwehren, welche sonderbare Gestalt die Pferde zucht und der Pferdehandel annehmen würden, wenn die Deutschen ihre Bücherökonomie auch auf den Stall verpflanzten und nur auf „Miethsgäulen" reiten wollten. Aus diesen Grübeleien wurde ich durch eine» ungefähr vierzehnjährigen Knaben in feinen Kleidern geweckt, der mit einer Cigarre im Munde in den Ladest trat, die Asche an der Tischkante abstrich, auf mich einen flüchtigen halbver- ächtlichen Blick warf und von der Schwester des Bibliothekars mit lauter Stimme den ersten Band eines so unanständigen Romans verlangte, daß ich gerechtes Bedenken trage, den Titel hier mitzu- kheilen. Das gute alte Mädchen flüchtete verlegen hinter die am Schreibtische stehende spanische Wand und rief de» Bruder, der sehr höflich und mit Bedauern sagte, daß der verlangte Band nicht da sei, aber in einigen Tagen zurückkäme und aufbewahrt werden solle. Nachdem der Bube sich noch mit einem geforderten Schwefelhölzchen die Cigarre wieder angezündct hatte, ging er hinaus und schlug hin ter sich, ohne guten Abend zu sagen, die Thür zu. Der Leihbiblio- rhekar zuckte die Achseln. „Der Sohn unseres Hauswirthes — was sollen wir machen?" „Dem Vater die unsaubere Lcctüre seines Sohnes anzeigen, sollen Sie!" rief ich entrüstet. „Als ob wir das nicht gcthan hätten! Dor alte Herr lachte aber und meinte, er sei noch jünger gewesen, als er solche Bücher schon gelesen; wir sollten uns um seinen gescheiten Jungen nicht bekümmern. Würden wir nur noch ein Wort verlieren, wir riskirten, der Alte kündigte uns die Wohnung und ein Umzug ist der halbe Untergang eines Leih- bibliothckar- Geschäftes." Ich zuckte die Achseln und fragte, ob diese Schriften häufig Leser von so zartem Alter fänden. „Das genannte Buch," sagte der Bibliothekar, „ist den jungen Leuten meistens unbekannt, allein es gibt eine Menge Bücher unverfänglichen Titels aber schlüpfrigen Inhaltes, die von vielen jungen Mädchen im Alter von achtzehn bis zwanzig Jahren gefordert und oft im häuslichen Kreise vorgelesen werden. Sie würden sich wundern, lieber Herr, wenn ich Ihnen geschlossen. Draußen schlug es sieben Uhr, es war Zeit, das Geschäft zu schließen und an den Einband eines Haufens neuer Romane zu gehen, die vor einer halben Stunde aus einer Verlagshandlung angelangt waren, welche sie der Leihbibliothek mit besonderen Vor- theilen zu überlassen pflegte; da traten zwei Soldaten ein, legten ein überaus schmutziges Buch auf den Tisch und forderten den fol genden Band. Die Leute hatten Eile, als ob sie heimlich aus der Kaserne entwischt wären. Als ihr Wunsch befriedigt worden war, warf ich einen Blick in das Buch, es war der erste Band von „Onkel Tom." „Die Droschkenkutscher haben ihn letzt Alle gelesen; nun komnit er unter die Soldaten. Sie sind immer die Letzten." Nach diesen Worten drehte ec die einzelnen Gasflammen des Kronleuchters aus und ich hielt es für Zeit, mich zu verabschieden. Auf der Treppe begegnete mir noch eine ältere Dame und rief, als sie das Geräusch der Schlüssel hörte: „Mein Gott, der Laden wird doch nicht schon geschlossen?" „Allerdings, Madame, Sie sind nur fünf Minuten zu spät gekommen!" „Ach wie unangenehm, wir lesen heute Abend den Schiller'schen Don Carlos mit vertheilten Rollen und es fehlte uns noch ein Exemplar. Der Sicherheit wegen hatte ich mich selbst auf den Weg gemacht und nun ist der Laden geschlossen." Da ich die Hartnäckigkeit der Geschwister kannte, an der fest gesetzten Feierabendstunde fcstzuhaltcn, ermunterte ich die Verehrerin Schiller's nicht weiter, aber ich fühlte mich als Schriftsteller wun dersam getröstet, daß selbst einer unserer Großmeister der Literatur, wie der erste beste Romancier aus der Leihbibliothek geholt werden sollte, und ging zu meinem Romanschceiber, um bei ihm Thee zu trinken. E. K. Pcrsonalnachrichten. Herr Friede. Au g. Eupel, Hofbuchhändler und Landkam merrath in Sondershausen, hat in Anerkennung seines verdienst lichen, regen Strebens von dem Herzog von Gotha einen kostbaren Brillantring erhalten. Neuigkeiten der ausländischen Literatur. Englische Literatur. .^Itmsox, vv ., krinciples ok 8oc!al ans Political Lconoin)"; or, tbs 1a»s ok tke Oreation anll Diffusion »s VVealtk Investi^alell anll Lxplaiuell: precellell d)? an Lxaniinalio» ok tke extant anll pre- vaiiin^ krinciples ans 8^steni ok Political kconvNt)-. 3 Volk-. Vol. 1. 8. 1-onllvn, lon^man. Olvtk, 18 8. lleonvenri, l^., Ibe Ho Krilles; »r, tke lkr ck Lkateau anll tke knslisb Home: a 'lale. kost 8. 1-onllon, o. Ulaclcwooll. Llotk, 10 s. 6 ll. knrroi», Oeolss anll 6ovlies; or, b'ive Hars in Mauritius. 12. I.onllon, düsbet. 6Iotk, 4s. Oll. kni-t-cias, dl., Nellmarsk kector) : a lale ok l.ike. 8 Vols. kost 8. 1-onllon, 8Iceet. Llotb, 31 8. 0 ll. 6»x»iai!»s, II., L^clopaellia ok künglisb 1-iterature: a Nistorz-, Lri- ticsl anll öioßrspkical, ok öritisb Vutkors, krom tks stärkest perioll to tko present Pinie. 2 Vols. Vol. 1. koz-al 8. 1,vnllvn, dkamders. Olvtk, 8 s. Dxvr, N., l-'raxmentar)- llemains, I.iterar)- anll 8cientikc! vvilb a 8ketck ok bis Dike, anll 8elections krom bis Ovrresponllence. kllitell d)- bis krotker, lob» Dav^. 8. 1-onllon, Okurckill. Llotb, 10 s. 6 ll. Du IVIcm'rri.nnnnar', 6on>te, Dn Debat sur l'Inlle au parlenisnt ^nx- lais. 8. lonllon, lleffs. 8e»ell, 3 s.
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