Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 20.12.1858
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- 1858-12-20
- Erscheinungsdatum
- 20.12.1858
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- Deutsch
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156, 20. December. Börsenblatt für den deutschen Buchhandel. 2457 Mehrheit die Prüfungszcit der zartesten Jugend überstanden hat; die meisten von ihnen sind in ihrem zweiten oder dritten Jahre. Zuerst folgt eine Liste der Wochenschriften für einen Sou: „1s ?s«so-Iomps" (drittes Jahr). „Io NoZor llontemps" (zweites Jahr). „1s äournsl äu Ilimsnclio" (drittes Jahr). „Iss sing Lontinies Illustrv-," (drittes Jahr). „l'Omnidus" (drittes Jahr). „1s Isoture, äournsl ris tionisn»." (drittes Jahr). Die letzten beiden erscheinen wöchentlich zweimal, alle andern nur einmal. Zum Preise von zwei Sous erscheinen' „äournsl pour Ions" (drittes Jahr). ,,1s llouobo Osrisienns" (zweites Jahr). „1s Isnlornv »Isziguo" (zweites Jahr). „1s 8ei»sino des llnlsnt^ - (zweites Jahr). „Io äournsl Illustrv äes Voxs^os et des Vo^sKeurs" (erstes Jahr). „1e ltlusee Onivorsol" (erstes Jahr). „1'^rmeo Illustree"' (erstes Jahr). „1e Kusee äes 8oiences" (zweites Jahr). „1s Scionco pour lous" (zweites Jahr). „Io Voleur" (zweites Jahr). Unter einer andern Form und zu einem andern Preise hat das letztgenannte Journal über dreißig Jahre existirt. Die Mehrheit der Publicationcn, deren Titel ich eben gegeben habe, ist von einer Farbe und hat nur ein Ziel. Dies Ziel ist: amüsiren. Fast all ihr Raum ist der Novellistik gewidmet, — fran zösischer Novellistik. Ein Blick auf die Illustrationen, denn fast ein jedes der obigen Journale ist mit Holzschnitten ausgestattct, — wird uns von der Art Literatur eine Idee geben, welche den Lesern der billigen Pariser Presse am meisten zusagt.... Ich sagte vorher, daß die meisten dieser billigen Publicationcn ihren Raum hauptsächlich der Dichtung widmen. Ich eile hinzuzu fügen, daß dies keineswegs mit allen der Fall ist. So gibt das „äournsl Illuslre äs« Voz'sxes et äos Voz'SAours" Berichte über Reisen aus alter und moderner Zeit. 1s Soienoe pour lous und Kusse äes 8oienoes behandeln in populärer Weise Gegen stände, die ihrem Titel entsprechen. Das „Kusss klniverssl" gibt malerische Schilderungen interessanter Gegenstände der Natur und Kunst. Die Verbreitung der billigen Pariser Journale ist sehr groß, und nimmt noch immer zu. Du kannst sehen, wie der Ouvrier die wenigen Augenblicke seiner Muße, welche dem Mahl im Freien folgen, auf das Ein- oder Zwcisous-Journal concenlrirt, dessen Mitpatron und Anhänger er ist. Du kannst das Arbcitermädchcn Abends voller Spannung, mit ihrer Nummer in der Hand, dahin- cilen sehen, wie sie es nicht erwarten kann, welcher romantische Zwischenfall ihre Licblingsheldin aus der Gefahr retten wird, von der sie in letzter Woche bedroht war. Du kannst den Portier an dächtig eine dieser Geschichten buchstabircn sehen. Sein Gemülh ist so in Anspruch genommen von dem, was er hcrausbringt, daß er kaum seine Auge» erhebt, um Deine Identität scstzustcllcn, währ end Du an seinem Verschlage vorüber eilst. Brauche ich noch hin- zuzufügcn, daß Du Materialisten- oder Schlächter-Burschen oft mals ruhig auf der Straße sitze» sehen kannst, die Marktkörbe neben sich, die Jungen selber in Thränen zerfließend, über irgend eine rührende Geschichte! Sonderbare Empfindung das, wenn Du gerade gemüthlich aus dem Fenster siehst, singst, pfeifst, und in Er mangelung des erwarteten Kaffee's oder der ersehnten Hammelkeule keine andere Abziehunq hast. Unter diesen Umständen wird der Mensch äußerst geneigt, seinen Enthusiasmus für billige Literatur um einige Töne tiefer zu stimmen. Ich komme nun zu einer andern Art billiger Publicationcn, deren Herausgabe neulich in Paris begonnen hat. Um dieselbe Zeit, als die erste Nummer des lournsl pour lous, wurde auch der erste Band einer ganzen Serie von Werken unter dem Titel: 1s llibliolliegue »ouvelle von Jaccottet, Bourdilliat ck Eo. verlegt. Der Preis eines solchen Bandes war ein Franc. Für eine so bescheidene Summe konnte man ein gut gedrucktes Buch von vier hundert Seiten oder mehr haben, welches dieselbe Masse Stoff enthielt, wie man sonst in zwei Bänden Octav findet. Die englischen Schillingbücher, welche in den letzten Jahren solche Verbreitung - fanden, haben augenscheinlich die Anregung zu diesem Unternehmen ^ geliefert. Aber die Eopie ging noch über das Original hinaus. Die französischen Buchhändler, die ich eben genannt, gaben für einen Franc sogar noch mehr, als die Engländer für einen Schilling, und druckten ihre Bücher in klaren leserlichen Typen auf festem und gutem Papier. Eine Erzählung von Lamartine „Oonevivve ou l'lüstoirs ä'uno 8srvsnto" war das erste Werk, das sic auf diese Weise Herausgaben. Werke von Georges Sand, Balzac und Soulie folgten. In sehr kurzer Zeit erwarb sich die kidliotbegue nouvslls einen bedeutenden Namen bei dem französischen Lesc-Publicum. Um die Billigkeit dieser Lieferungen vollständig zu würdigen, muß man den Preis kennen, zu welchem französische Romane bei ihrer ersten Ausgabe bis dahin verkauft zu werden pflegten. Die meisten französischen Novellen erscheinen ursprünglich in den Feuilletons der Tagesblätter, und eine große Anzahl von Lesern lernt sic nur auf diesem Wege kennen. Andere Leser aber, denen es lang weilig ist, die Novelle stückweise zu lesen, warten bis sic vollständig erschienen ist, um sic dann entweder zu kaufen oder aus der Biblio thek zu leihen. Für die Leihbibliotheken wird sogar eine eigene Aus gabe unter der Bezeichnung „b'urmst äs vsbinel äs Isoturs" ge druckt. Bei dieser herrscht das entgegengesetzte Princip von dem der populären Ausgaben. Während bei letzterem möglichst viel Stoff in einem vcrhältnißmäßig engen Raum conccntrirt wird, (sucht jenes mit möglichst wenig Stoff möglichst viele Bände zu erzielen, so daß cs fast gar keine Werke unter zwei Bänden kennt. Die meisten aber sind zu der dreifachen Zahl ausgercckt. So füllt z. B. die „Lomtessv äe liuäolslsät", von Georges Sand, fünf Bände, die bcrübmtc Oonsuelo nicht weniger als acht, die Ilisloirs äe ms vis, von derselben Verfasserin, sogar zwanzig! Vor allen aber sind es die Werke von Hrn. Alexander Dumas, welche den Preis bei diesem topographischenAuseinandcrrcnncn davon kragen. Der Konto Girisio besteht aus achtzehn Bände», der Vioomte äe ljrsxolonne aus sechs undzwanzig , die Kemoirss ä'un meäooin aus neunundzwanzig Bänden.... Die Kostspieligkeit einer solchen Ausgabe kann daraus ent nommen werden, daß der Preis eines jeden Bandes für die Eigen- thümer der Bibliotheken 4^ Fr. und für das Publicum im Allge meinen 71/2 Fr. beträgt. Freilich begnügen sich die meisten Leute da mit, sic zu borgen. Wollte sich ein Privatmann die vollständigen Werke der bedeutendsten französischen Novellcnschreibcr in der Eabinet de Lccturc-Form aufstellcn, so müßte er über Räumlichkeiten wie die kaiserliche Bibliothek gebieten. Da jeder Band der liiblio- tlieguo nouvollo den Stoff von zwei gcwöbnlichen Eabinet de Lecture- Bändcn enthält, so geben folglich die Hrn. Jaccottet L Eo. für einen Fr., was bis dahin fünfzehn gekostet hatte. Man kann jetzt das Werk ungefähr für dasselbe Geld kaufen, was man früher für das Borgen zu bezahlen halte. Der glückliche Erfolg, welchen der Versuch der Hrn. Jaccottet L Eo. gehabt hat, hat eine andere Pariser Verlagsfirma, Michel
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