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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 20.12.1858
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1858-12-20
- Erscheinungsdatum
- 20.12.1858
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
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2458 Börsenblatt für den deutschen Buchhandel. M 156, 20. December. Levy Freies, angeregt, eine Concurrenz-Ausgabe zu demselben Preise zu bewerkstelligen. Wen» ich beide vergleichen soll, so glaube ich, verdient die spätere den Vorzug; sic hat ein gediegeneres Ansehen, das Papier ist stärker, der Druck dem Auge angenehmer. Beide Ausgaben jedoch verdienen Muster von eleganter Billigkeit genannt zu werden. Ich brauche kaum zu bemerken, daß die darin gegebenen Werke der Regel nach Wiederabdrucke, nicht Original-Productioncn, sind. In einzelnen Fällen haben allerdings die Hrn. Jaccottet <d Co. Novellen direct aus dem Feuilleton in ihre Sammlung aus genommen, so z. B. den Daniclo von Georges Sand, doch kommt dies selten vor. Es mag sonderbar erscheinen, — aber diejenigen Leser, die die Leihbibliotheken frcquentircn, haben sich so sehr an die für sie einmal bestimmte Edition gewöhnt, daß sie die billigen Ein dringlinge gar nicht mögen.... Nachdem ich so die Ausgaben der bibrsirie „ouvelle und der Hrn. Michel Levy Freres hervorgehoben, muß ich noch bemerken, daß lange vor ihnen etwas Achnliches schon in den herrlichen Wie- dcrabdrücken des Hrn. Charpentier und der Hrn. Firmin Didot Freres geleistet worden war. Die Collection Charpentier, den meisten französischen Lesern wohl bekannt, besteht aus einer großen Anzahl Werken in Duodez, den Band von 4 bis 500 Seiten zu 3^ Frcs. In dieser Sammlung hat die neuere und leichtere Literatur jedoch wenig Platz gefunden. Die aufgenommenen Werke sind fast lauter Classiker. Es kann nicht meine Aufgabe sein, hier Hrn. Charpen tier's Katalog abzudrucken, aber ich kann in wenigen Zeilen eine Vorstellung von seinem Inhalte geben. Da findet man: Rabelais, Malherbe, Racine, Boileau, La Bruyere, Pascal, Boffuct, Madame de Sevigne, Le Sage, den Abbe Pre'vost, Marivaur, Rousseau, Che'nicr re-, neben ihnen ausgezeichnete fremde Schriftsteller. So besteht die Abtheilung liibliotkeque Kreoque-lrsncsi^e aus Ueber- setzungen des Homer, Aristophanes, Aeschylus, Euripides, So phokles, Herodot, Thukydides, Tenophon, Plato rc. Die Samm lung enthält auch die berühmtesten lateinischen Schriftsteller und ei nige erlesene Werke der deutschen, italienischen und englischen Lite ratur. Der Liebhaber leichter Literatur wird also zu Jaccottet und Levy gehen, wer sich mit ernsthafter Lecküre beschäftigt, zu Char pentier. Die billigen Ausgaben der Hrn. Firmin Didot Freres stehen mir der obgenannten Sammlung auf gleicher Stufe. Für drei Francs bekommt man ein tüchtiges Buch von fünf oder sechshundert cngge- druckten Seiten, vielleicht ein bischen zu eng und in elwaszu kleinen, aber sehr klaren Typen gesetzt. Die Hrn. Didot widmen ihre bil lige Sammlung fast gänzlich classischcn Autoren. Sie enthält die Werke von Moliere, Beaumarchais, Chateaubriand, Bernardin de Sainl-Pierrc, Buffon, Diderot, Fene'lon, Regnard, Pasquier, Pas cal, Montesquieu, Madame de Stael, Voltaire :c., nebst mehreren jener Schriftsteller, die ich oben unter der Sammlung Charpentier aufgeführt habe. Viele der drei Francs-Bände von Didot sind in den Läden für die Hälfte zu haben, hingegen sind manche von Char pentier schon ganz aus dem Handel. Mein Capitel über die billige Literatur von Paris würde, ohne einige Worte über den Handel mit alten Büchern, unvollständig bleiben. Es ist dies ein Handel, in Betreff dessen die französische Hauptstadt schon lange berühmt ist. Die Büchertrödler oder Bou quinisten, wie sie hier genannt werden, schlagen ihr Lager an den Bollwerken auf, welche beide Seiten der Seine während ihres Lau fes durch die Stadt stundenweit cindämmen. Die Brustwehr, welche den Bürgersteig gegen den Fluß zu schützt, dient ihnen als Laden tisch. Auf diesen stellen sie die offenen Kisten, oft zwanzig, dreißig nebeneinander, in denen ihre Waaren enthalten sind. An ;eder Kiste ist gewöhnlicsi ein Zettel befestigt, der Stück für Stück den Preis ih res Inhalts angibt. Zwischen gut und schlecht, zwischenvollständigen und unvollständigen Büchern wird kein Unterschied mehr gemacht — was darin ist, ist zu einem und demselben Preise zu haben. So müssen sich denn Bücher zuletzt derselben Behandlung unterziehen, wie wir sie an Eiern und Aepfcln gewöhnt sind. O über die Eitel keit der Autorschaft! Dabei drängt sich mir die Bemerkung auf, welch eigenthümli- lichen Contcast dieses demüthige Verfahren zu dem berechtigten Stolze so manchen Schriftstellers bildet, dessen Wecke davon betrof fen werden. Werke, die einst berühmt waren, — Werke, die, als sic zuerst aus des Druckers und Buchhändlers Händen kamen, nur von wohlgefüllten Börsen erworben werden konnten, kann man hier für fünf oder zehn SouS haben. Für wenige Francs, glaube ich, könn test Du manches Mal auf den Pariser Bollwerken die Literatur ei nes ganzen Volkes, die Gelehrsamkeit einer ganzen Aera zu kaufen bekommen. Du könntest vielleicht eine ganze Wagenladung Bücher zu demselben Preise haben, wie eine Wagenladung Kartoffeln, ohne daß darum Theurung im Lande zu herrschen braucht. Allerdings darfst Du nicht wählerisch sein. Wenn Du gerade auf ein bestimmtes Buch ausgehst, so schwankt das Zünglein der Billigkeit sehr zu Deinen Ungunsten. Der Trödler wird sich dann Deinen Appetit zu Nutze machen. Manchmal jedoch lassen sich un ter diesem Chaos wirklich kostbare Sachen, selten gewordene Ausga ben und dergleichen mehr von eifrigen Bücherwürmern entdecken und im schweigsamen Triumphe für wenige Groschen davontragen. Der Belauf der Geschäfte, die durch diese Büchertrödler ver mittelt werden, kann nicht unbedeutend sein. M. A. de Fontaine de Resbecq, der Verfasser eines kleinen Buches über die Bollwerke von Paris, gibt einige interessante Zahlen über unseren Gegenstand. Ein ächter Bücherwurm, wie er ist, spaziert er sehr häufig an der Uferseite der Bollwerke, wo die Trödellager sich befinden, um unter ihrem Wust nach literarischen Goldkörnern zu graben. Einmal — so erzählt ec — fing es zu regnen an, da er die Region seiner Berg werke eben erreicht hatte. Mit einer spaßhaften Hast, die sie stets unter ähnlichen Umständen entfalten, deckten dicTrödler sogleich ihre Schätze zu. Unser Bibliophile ging mithin der angenehmen Beschäft igung, auf die er gerechnet hatte, verlustig, wußte sich aber zu ent schädigen. Der Regenschauer war nicht heftig genug, um einen tüchtigen Fußgänger außer Fassung zu bringen. Konnte er für heute keine liefere Einsicht nehmen (in die Kisten nämlich), so »olltc er dafür eine um so allgemeinere Uebersicht gewinnen. Auf und ab wanderte er daher die ganze Länge der Bollwerke, soweit Buchtröd ler stehen, zählte mit heroischer Geduld nicht bloß die Zahl dieser Händler, sondern auch die der Bücherkisten, und wußte sich durch spätere Nachfragen weitere statistische Data über diesen Gegenstand zu verschaffen. Manche dieser Data sind nicht uninteressant. Wir erfahren, daß überhaupt etwa siebzig Buchtrödler an den Bollwerken ausstehen; die Gesammtzahl von Bänden, die sie für gewöhnlich feilhalten, beträgt ohngefähr 70,000. Die Zahl von Bänden, die jeden Tag verkauft werden, schwankt von 12 zu 1500, der Durch schnittspreis eines Bandes ist ein Franc. Es ergibt sich daraus ein jährlicher Gesammtumsatz von circa 400,000 Francs. Die Bücherlager der Pariser Bollwerke sind für den literarischen Spaziergänger eine stets fließende Quelle angenehmer Unterhalt ung. Hier beugt man sich stundenlang über die frei ausliegcnden Büchcrmasscn und sammelt allerlei curiose Belehrung, die man mit- nehmcn kann, gleichviel ob man gekauft hat oder nicht. So kommt es denn, daß diese Gratis-Lesecabinette unter freiem Himmel stets gedrängt voll von Lesern sind. Selbst im Winter, wenn die Bollwerke gerade nicht den einladendsten Ort zum Schlendern abgeben,— zu mal, wenn unten im Flusse Eis treibt und in der Luft schneidende Winde sausen, — selbst in dieser traurigen Jahreszeit haben die Büchcrlager reichlichen Zulauf, es müßte denn geradezu regnen oder
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