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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 14.11.1917
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1917-11-14
- Erscheinungsdatum
- 14.11.1917
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
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üv'-i 268, 14. November 1917. Redakltoncller Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandet. In der Eingabe des Vereins Deutscher Zeitungsverleger, die Jmwolde zustimmend erläutert, heißt es: »Vor allem müßte eine Ersparnis angestrebl werden da durch, daß die Herausgabe von Feld- und Armeezeitungen, die dem Frontsoldaten und der Bevölkerung der besetzten Gebiete vielfach, im Gegensatz zu der Heimatzeituug, nur eine geringes Interesse bieten, beschränkt wird. Viele dieser Zeitungen könnten ohne weiteres cingehen. Der Verbrauch an Arbeitskräften und Rohstoffen durch die Feld- und Armee- zeilungen ist durchaus unwirtschaftlich; neue Zeitungen dieser Art dürfen unter keinen Umständen mehr gegründet werden«. Man setze anstelle von »Feld- und Armeezeitungen« die Worte »kleinen, wenig gelesenen Heimatzeitungen« und um gekehrt, und wir werden für die Feldsoldaten das Rechte treffen. Ich war zu kurzem Erholungsurlaub nach überstandener Krankheit in meiner engeren Heimat in einem freundlichen Kurbade, habe hier gründlich gefaulenzt, allerlei Tagcsblätter verschiedenster Parteifärbungen gelesen, um mich über die Stim mung im In- und Auslande eingehend zu unterrichten —' wenn dann aber meine Armeczeitung, obwohl fünf Tage verspätet, cintraf, dann hatte ich wieder den innigen Zusammenhang mit meinem Regiment, wußte, wie es draußen an unserer engeren Front stand, und freute mich, wenn lehrreiche Abhandlungen über Land, Leute und Vorgeschichte aus dem von uns besetzten Gebiete mir die neue Heimat näherrllckten, denn im Gegensatz zu so vielen Politikern des Inlandes hoffen wir an der Front stehenden Soldaten noch immer, daß das mit unserem eigenen kostbaren Blut errungene Land deutsch bleiben soll. Welche Heimatzeitung, erscheine sie auch nahe der alten Reichsgrenze, erzählt uns so viel über die russischen Westprovinzen wie bei spielsweise die Zeitung der 10. Armee? Und als ich dann mit dem vollgepfropften Militär-Urlauberzug am Ende meiner Ferienzeit wieder ostwärts fuhr, da wurden, je näher wir dem besetzten Gebiete, der Etappe, der Front kamen, die Feldzeitungen gekauft und gierig verschlungen. Eilten wir doch den Tages zeitungen aus der Heimat voraus, bringen die Feldzeitungen uns doch viel rascher, viel eingehender die neuesten Heeres berichte, die Einzelheiten der Erlebnisse in unserem Front abschnitt und den benachbarten Kriegsschauplätzen, nennen sie doch vor allem eine Menge rein örtlicher uns angehender Tages ereignisse, die in keiner Heimatzeitung Ausnahme finden können. Es sei zugegeben, daß eine Anzahl kleinster Feldzeitungen sich überlebt hat, von großen, gut geleiteten Armeezeitungen überholt wurde. Ist dies in der Heimat nicht ebenso?. Klagen nicht Hunderte deutscher Zeitungsverleger, daß sie von der großstädtischen Reklamepresse kaltlächelnd an die Wand gedrückt werden? Ich wohne im Frieden in einer kleinen Provinzstadl und bin daher gezwungen, will ich die Fühlung mit der Heimat nicht verlieren, mir hier an der Front eine große Provinz zeitung zu halten. Dennoch bedarf ich meines kleinen Lokal blättchens, denn ich will doch täglich lesen, wer »Bekanntes« geboren oder gestorben ist und was Gevatter Zicks und Zucks tu! und läßt. Meine Armeezeitung dagegen studiere ich, oft mit dem Atlas in der Hand, weil sie mir das Allerneueste rasch und schmackhaft bringt. Sie erscheint neubacken, noch am Tage, unter dem sie herausgegeben ist, vorn im Schützengraben, und aus ihr, nicht aus den erst vier bis fünf Tage veralteten Heimat- zcitungen erfahren wir die großen Tagesneuigkeitcn, die das deutsche Herz bewegen, Gott sei Lob!, freudig bewegen, wäh rend uns der Parteihader aus dem Heimatblatte oft geradezu anekelt. Umgekehrt halten meine Angehörigen in der Heimat sogar mehrere Stücke einer Feld- wie einer Armeczeitung. Warum? Weil sie, wenn auch etwas verspätet, eingehender über unser Ergehen unterrichtet werden und durch manche Ein zelheiten aus den besetzten, jetzt wenigstens noch deutsch ver walteten Gebieten mit ihren Gedanken, Hoffnungen und Wün schen uns geistig nahe verbunden bleiben. Das vermag kein Provinzblatt, kein Lokalblatt so gut wie die Feldzeitung des Gebietes, in dem der Gatte, der Sohn, der Bruder steht, das er mit seinem letzten Blutstropfen verteidigen hilft gegen alle neuen feindlichen Anstürme, das er, noch nahe am Schützengraben, ebenso fleißig bebaut und beackert wie unsere herrlichen Frauen die heimatliche Scholle. Will man uns und unseren Angehörigen die Armeezeitung nehmen und gar des unwirtschaftlichen Verbrauches an Arbeits löhnen und Rohmaterialien wegen? Auch hierin möchte ich dem Kameraden Jmwolde mit Tatsachen entgegentreten. Als Fach mann im Zeitungsbetrieb war es mir vergönnt, einen tiefen Einblick in die großzügig geleitete Zeitung der 10. Armee zu tun. Hier wird mit erstaunlich wenig Menschenkräften Großes geleistet. Ohne Anlagekapital ist der Betrieb ins Werk gesetzt worden, ein beredtes Zeugnis glänzender deutscher Organi- sationsgabe. Die Zeitung, absichtlich in engstem Umfange, aber größter Auflage gehalten, kostet nur zwei Drittel des Preises unserer Heimatblätter, sie wird also nicht in den Schützengraben geschleudert, sondern von dem einzelnen Leser käuflich crstauden. Die Auflage, die manche gutgehende Provinzzeitung um Tau sende übersteigt, ist also der schlagendste Beweis, daß sie uns Feldsoldaten zum täglichen Brot geworden ist. Die Leitung aber ist sogar imstande, noch Rücklagen zu machen, die wie bei jedem militärisch geleiteten Geschäftsunternehmen nicht etwa in die Tasche der Verleger und Besitzer fliehen, sondern den Kame raden, dem Preisrätselschatz und anderweitigen Zuwendungen zugute kommen. Aber auch die Feldzeitungen sind gleicher maßen wie die Heimatpressc im Papierverbrauch beschnitten worden und können aus diesem Grunde, was mancher Kamerad vielleicht bisher noch nicht wußte, nicht mehr so stark erschei nen wie früher. Dürften die Armeezeitungen nach Belieben Papier, Druckerschwärze, Schmieröl, Kohlen verbrauchen, so könn ten sie den vorhandenen Stoff täglich um viele Seiten ver mehren! Was ich hier zum Lobe der Zeitung der 10. Armee sagte, trifft Wohl sicherlich auf alle anderen Feldzeitungen zu; denn sie sind auf Anregung der Obersten Heeresleitung ent standen, und ihr wird man Wohl auch in diesem Belangen das Zeugnis geben müssen, daß sie Unnützes, überlebtes nicht dulden würde. Wenn aber Kamerad Jmwolde aus dem Einzieheu aller Feldzeitungen eine Papiervermehrung der Heimatpresse erhofft, so dürfte dies ein falsches Rechenexempel sein: denn alle Feld zeitungen des deutschen Heeres zusammen verbrauchen sicherlich am Tage nicht so viel Papier, als in der Heimatpresse unnötig gesetzt, gedruckt und oft nicht gelesen wird! Man lasse uns daher die Freude, den geistigen Genuß an unserer Feldzeitung, dafür danken wir freudig und gern für die undeutsch geleiteten, an Parteihader und Verzichtfrieden überquellenden Lokalblätter, vor allem für die wie Pilze aus der Erde wachsenden, unsere deutsch fühlenden Herzen vergiftenden sogenannten Witz- und Humorblätter. Zum Schlüsse noch ein Einwurf auf die Anregung des Kameraden Jmwolde, wie durch Einziehen der Feldzcitungen der dann ausfallende Lesestoff durch Ersatz an unverkauft ge bliebenen Beständen der Unterhaltungsliteratur wettgemacht werden soll. Weiß Kamerad Jmwolde denn gar nichts von den vielen, fast bei jeder Division, jedem Regiment vorhandenen Feld büchereien? Da sorgt schon unsere Heimat dafür, daß in diese Büche reien das Beste an Lesestoff herauskommt, und es bedarf nur des Wunsches des einzelnen Mannes, um sofort das Fehlende heranzuholen. Wo gibt es auf dem Lande, in der kleinen Stadt auch nur annähernd solche Gelegenheit, sich durch gute Bücher weiterzubilden? Bei uns ist alles kostenlos zu haben, und mancher Soldat hat im Felde mehr gelesen, aus dem umfang reichen Büchervorrat sich weitergebildet, als je in seinem frühe ren friedlichen Leben. Vielleicht führt die Anregung des Herrn Jmwolde dazu, daß unsere großen deutschen Verlagsbuchhändler in Zukunft nicht mehr so viel Rohmaterial auf den Druck von Humor- und Schundgcschichten verwenden, dann wird auch hier der Papier not richtig gesteuert werden. S. 1207
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