Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 31.12.1856
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1856-12-31
- Erscheinungsdatum
- 31.12.1856
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-18561231
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-185612318
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-18561231
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1856
- Monat1856-12
- Tag1856-12-31
- Monat1856-12
- Jahr1856
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
2500 Börsenblatt für den deutschen Buchhandel. 160, 31. December. In der Thal ist diese Befürchtung durch keinen einigermaßen erheblichen Trostgrund zu beschwichtigen. Die Vortrefflichkcit des Fabrikats, die erstaunliche Ersparniß an Zeit und Geld treibt die Anwendung und Verwendung desselben weiter und weiter. Wie jetzt schon nicht mehr blos die Adressen der Journal-Continuationen, sondern auch die Faeturen, welche die Berechnung oder gar die Quit tung über den nachgenommenen Betrag der Journale enthalten, instinctmäßig aufgeklcisterl werden, so wird es nicht lange dauern, daß die Facturen über sämmtliche in die Welt gehenden Bücher auf die Packete gekleistert werden, was einige ganz besonders hervorra gende verständige Buchhändler schon jetzt zu thun pflegen. Wird es dann noch sehr lange dauern, daß sich auch der Leipziger Commis- sionshandel dieses Bindemittels bemächtigt und die Ballen und Postpackcte an die Herren Committcnten mit Kleister, statt mit Schnuren und Stricken zusammenfügt? Mag dies die Seiler ruinicende Ziel manchem Kurzsichtigen auch noch in nebelhafter Ferne erscheinen, es wird näher und näher kommen, und endlich da sein; wir werden zusammcngekleisterte Bal len erhalten, trotz allen bei so hohem Ziele kleinlichen Bedenken von Maculatur zerreißen und dergleichen. Hielten es doch viele, dem alten Schlendrian anhängende Buch- Händler früher für völlig unschicklich, eine mit Preis, Datum und Quittung versehene Factur aufzukleistern, so daß sie nur zerfetzt zu den übrigen Facturen gesellt werden konnte. Wie schnell ist der Buch handel im Allgemeinen von solchen veralteten Ansichten zurückge kommen! Nur noch einige wenige Firmen, welche ohne Zweifel ein gewisser Hochmuth dazu treibt, verschließen sich dem allmächtig drän genden Geist des Fortschrittes; sie wollen aller Welt kund geben, daß ihre Journale die Wucht der Ausgabe für den Bindfaden zu den berechneten Journalfacturen noch zu ertragen vermögen. Der Hochmutb dieser Wenigen wird bald genug gebrochen werden, sic können sich unmöglich für längere Zeit der Lockung ver schließen, eine Ersparniß zu machen, die so enorm sein muß, daß sich die große Mehrzahl ihrer Eollegen die Selbstverläugnung aufcrlegt, ihre resp. Firmen auf zerfetzten Facturen in den buchhändlerischen Archiven aufbcwahrt zu wissen. Es nahet wieder die Zeit, welche den Sortimentern die hohe Stufe der Vollkommenheit, welche die Fabrikation des Kleisters er reicht hat, vor Augen führt; cs nahet wieder die Zeit, uns mit Ge- nugthuung über die meisterlich verkleisterten Journalpackcte herzu machen und mit herzinniger Befriedigung die in unserm GcschäftS- Personale heimische Intelligenz zu bewundern, welche gerade die Stellen der Facturen so eisenfest aufzukleistcrn versiebt, welche Zahl Preis und Datum kragen, so daß es völlig unmöglich, sic unbeschä digt abzulosen. Ehre den buchhändlerischen Kleistecpinsel-Führern und Ehre den Principalen, welche ihrem so wunderbar weisen Walten und Streben keinen Einhalt thun! MiScellen. Leipzig, 27. Dec. Nach einer aus zuverlässiger Quelle uns zugehenden Mittheilung hat das Schriftchcn „Der Jahresabschluß des Buchhändlers von Albert Rottner", dessen Ertrag zum Besten des Vereins zur Unterstützung hilfsbedürftiger Buchhändler w. be stimmt ist, eine so allgemeine Theilnahmc gefunden, daß in de» er sten vierzehn Tagen nach dem Erscheinen desselben bereits über 600 Exemplare verkauft wurden, und läßt sich bei der noch fortdauern den lebhaften Nachfrage erwarten, daß die Austage von 1000 Exem plaren demnach sehr bald vergriffen sein wird. In dieser außeror dentlichen Betheiligung liegt ein schöner Beweis dec Bereitwilligkeit, den mit diesem Unternehmen verbundenen edlen Zweck zu fördern, aber es gibt sich darin auch ein lebhaftes Interesse für den Gegen stand selbst kund, der für jeden Buchhändler von so hoher Bedeu tung sein muß. Diese allgemeine Verbreitung in den weitesten Kreisen wird ohne Zweifel wesentlich dazu beitragen, den Sinn und das Streben immer mehr zu wecken, eine größere Klarheit und Ordnung in der buchhändlerischen Geschäftsführung zu erreichen und in Folge dessen durch eine fortgesetzte Prüfung aller dahin ein- schlagendcn Verhältnisse den segensreichen Einfluß ausüben, der diesem Zwecke zu Grunde liegt. Berlin, Dec. Wenn die geschäftliche Reclame sich gegen wärtig auch bei uns zu einem so hohen Grade von Virtuosität auf geschwungen hat, daß Kleider uno Eßwaaren, Möbel und Cigarren, Parfümerien und Perrücken, Gesundhcils- und Schönheitsmittel u. s. w. kaum noch anders als im Tone einer veredelten Marktschreie rei der Aufmerksamkeit des Publicums empfohlen werden, so mag das in mancher Beziehung belustigend und ergötzlich sein. Verletzend aber für das sittliche Gefühl gebildeter Menschen ist die Art und Weise, mit der diese immerhin plumpe und niemals anständige Ma nier der Anpreisung sich neuerdings hier sogar auf dem typogra phischen Felde einzubürgen sucht. Bücher sind freilich für den Buchhändler eine Waare, deren Vcrwerthung und Verbreitung er nach Kräften zu befördern hat. Daß sie aber trotzdem nicht eine Waare sind, wie jede andere, hatte die bisherige Haltung des deut schen Buchhandels genugsam bewiesen. Mehr oder weniger von dem stolzen Bewußtsein erfüllt, eines der edelsten Güter der Nation, die höchste Blüthe ihres Lebens, ihren eigentlichen Glanz und Ruhm zu verwalten, suchte er eine Ehre darin, allen profaneren Geschäfts zweigen gegenüber eine Ausnahmestellung einzunchmen, und des halb auch die gewöhnlichen Mittel und Machinationen zu verschmähen, durch welche jene ihre Products an den Mann zu bringen pflegön. So war ourch Corporalionsgeist, Rücksicht auf das Gesammt-Jnter- esse und herkömmliche Geschäftspraxis dafür gesorgt, daß der Lite ratur ihre geheimnißvolle Würde, jener ernste und keusche Nimbus erhalten blieb, der so wichtig für ihr Gedeihen, so bedeutsam für ihren Einfluß auf die große Masse des Volkes ist. Diese Zeit einer ehrenhaften Gesinnung und eines richtigen Taktgefühls scheint je doch leider vorüber zu sein. Glauben wir auch nicht, daß der Buchhandel im Ganzen und im Großen bereits die Neigung ver spürt, den noblen und allein angemessenen Weg eines ruhigen und anstandsvollcn Betriebes verlassen zu wollen, so fürchten wir doch, daß die gierige Concurrenz und Speculationswuth Einzelner auch allmälig viclc Andere zum Einschlagen des entgegengesetzten Pfa des zwingen, und so die heilsame Tradition einer besonderen Stan des- und Bcrufsehre des Buchbändlers immer mehr und mehr er schüttern wird. Gründe für diese Befürchtung bieten uns wäh rend der jetzigen Weihnachtszeit wiederum unsere täglich er scheinenden Annoncenblätter in überreichem Maße dar. Kann es für den Literaturkenncr und Eingeweiheten etwas Widerwärtigeres und Niederschlagenderes geben, als den gemeinen und aufdring lichen Schacher, den er in diesen Spalten jetzt Tag für Tag mit dec schönsten und edelsten Regung des Volkes, dem Bedürfnis? nach geistiger Nahrung und den Mitteln zu seiner Befriedigung treiben sieht? Was die einfache Anzeige und Empfehlung bei untergeord neten Producten nicht bewirken kann, —einen schnellen und massen haften Geldgewinn, — das will man vermittelst der Jnserat-Rc- clamc durch die versteckte und uneigennützig erscheinende Anprei sung zu erreichen suchen Und diese tritt denn auch von den ver schiedensten Seiten her in den verschiedensten und schamlosesten For men auf, bald in die marktschreierische Posaune stoßend, bald in das heiße Lob einen leisen Tadel mischend, bald in dem herzgewinnen den Tone einer lieblichen Unbefangenheit. Und was, fragen wir, was ist
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder