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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 22.12.1856
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1856-12-22
- Erscheinungsdatum
- 22.12.1856
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
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- Saxonica
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Nicht a mtli Auch eine Pariser Speculation. Paris, 9. Der. Gestatten Sie mir, Sie auf ein großartiges literarisch finanzielles Unternehmen aufmerksam zu machen, das Hier im Werden begriffen ist, und bereits der Unterstützung sehr acht barer Schriftsteller und angesehener Finanzmänner versichert ist. Wenn dasselbe durchdringt, dürfte es eine gründliche Umwandlung in der geschäftlichen Seite des Büchermarktes und in der materiellen Lage der Schriftstellerwelt herbeiführen, und scheint uns darum je denfalls beachtenswertst Der Hauptzweck des Unternehmens nach den vorläufig projectirten Statuten ist ein zweifacher. Es soll erstens der Bücherverlag derartig concenlrirt und so großartig betrieben wer den, daß durch die Geschäftsmasse die Kosten sich auf das möglichst kleine Minimum herabmindern, und derart das Ideal des billigen Preises Inder literarischen Erzeugung, ohne Beeinträchtigung des Innern Werthes, erreicht werden könne. Es soll zweitens der Haupt gewinn der geistigen Thätigkeit von dem Verleger, in dessen Hän den er bisher gewöhnlich blieb, dem Schriftsteller zugewendet, und dadurch der literarische Stand wirklich zu einem lohnenden und un abhängigen gemacht werden. Die Gesellschaft, welche sich mit einem Capital von 10 Millionen Fr. (20,000 Actien zu 500 Fr.) con- stiluirt, besteht aus den Actionären einer- und aus den Schriftstel lern andererseits, welche ihr den Verlag ihrer Werke übertragen. Sic übernimmt denselben von jedem Werk, das die zu ernennenden Specialcomites nach genommener Einsicht vom Manuskript oder (bei schon bekannteren Namen) nach Anhören des Planes der Ar beit, zum Druck empfehlen. Sie bestreitet aus eigenen Mitteln alle Kosten des Druckes, der Anzeigen, der Versendung u. s. w., und hat außerdem eine eigene Vorschußbank, welche dem Verfasser wäh rend des Verkaufes und Druckes und resp. selbst schon während sei ner Arbeit, auf Antrag der bezüglichen Comites, Darlehen bewilligt, die im Verhältniß zu dem muthmaßlichen Gewinn des Verlagsar tikels stehen. Die Veröffentlichung ist derart mit den Mitteln und auf das Ristco der Gesellschaft unternommen, aber das Geschäft geht auf Rechnung des Verfassers. Dieser erhält nämlich kein fixes Honorar, sondern bleibt der Eigenthümer seiner Arbeit. Von dem Reingewinn, den sein Buch ergibt, erhält er 65Proc., wcitere5 Proc. werden der Hilfscasse zugeschrieben, welche die Gesellschaft gründet, und die von den Schriftstellern selbst verwaltet wird; die andern 30 Prvc. gehören der Gesellschaft für ihre Mühewaltung, für das Herleihen ihrer Geldmittel und für ihr Ristco. Sie hat nämlich, ! sobald sie ein Werk angenommen, vom Schriftsteller keinen Ersatz für Druck und andere Kosten zu fordern, wenn die Operation miß lingt und Verlust für Gewinn ergibt; nur die erhaltenen Baarvor- schüsse hat der Verfasser sich ratenweise von seinen spätern Geschäfts unternehmungen mit der Gesellschaft abziehen zu lassen. Als sehr günstig für die schreibende Welt möchten wir besonders noch zwei Umstände hervorheben: erstens daß der Verfasser dieselbe Tanlibme von 65Proc. auch von allen spätern Auflagen bezieht; zweitens daß die Gesellschaft, auch nachdem das Buch in Folge der Gesetzesbestim mungen bereits öffentliches Eigenthum geworden, doch noch das Eigenthumsrecht des Verfassers in seinen Erben anerkennt, und ihnen für alle Zeit von dem Gewinn, den sie an den resp. Verlags artikeln macht, denselben Antheil wie früher dem Verfasser selbst zu- stellt, nur daß sie davon 15 anstatt 5 Proc. der Hilfscasse zu überlie fern haben. Die Gesellschaft selbst liefert an die Hilfscasse 50 Prvc. des Reinertrags vom Verlag aller jener Bücher (Elassiker u. s. w.) ab, für die kein Honorar zu zahlen ist. Dies die wesentlichsten Bestim mungen in Bezug auf das literarische Geschäft; denn ob die Gesell schaft auch den Titel „8oeiete universelle äs Is litlersture, äes seienoes vl äes Nrls" annimmt, so soll doch die Ausführung sich vorläufig cher Th ei!. auf die Literatur beschränken, und die Kunst erst später in den Kreis ihrer Operationen gezogen werden. Die Herausgabe großer ency- klopädischer Werke, Journale, Revuen u. s. w. soll der Gesellschaft bedeutende Mittel der Publicität, und zugleich die Gelegenheit bie ten, die Schriftsteller direct zu beschäftigen. Wir behalten uns vor, auf eine nähere Würdigung des Unternehmens einzugehen, sobald es in seiner Ausführung weiter vorgerückt ist: aber wir glaubten das Project selbst um so eher mittheilcn zu dürfen, als die Idee offenbar manches für sich, und hier nicht unerhebliche Chancen einer baldigen Ausführung hat. (Allg. Ztg.) Die Buchhandlung Butnuh L Comp. Um mehrfachen an mich gerichteten Anfragen (Vergl. Börsenbl. Nr. 140, S. 2139, u. Nr. 143, S. 2183.) hinsichtlich der bemerk ten Buchhandlung zu begegnen, erkläre ich hiermit: Bereits im October 1855 wurde mit den Butnuh'schen Erben die käufliche Uebernahme meinerseits pr. 1. Januar 1856 vereinbart und dem zufolge beim Beginn des Drucks in Schulz' Adreßbuch davon Vor merk genommen. Es ergab sich indeß später, daß die Masse auf Grundlage der Vereinbarung nicht realistrt werden konnte, indem namentlich ein mir beim Beginn meiner Geschäftsführung am 1. December 1854 nicht angegebener Capitalposten den Stand des Geschäftes geändert halte. Mittlerweile war ich bestrebt, durch aufmerksame und umsich tige Leitung des Geschäftes den Status in's Gleichgewicht zu brin gen, und durfte ich mich dabei vom günstigen Erfolg überzeugt hal ten, als ohne mein Vorwissen plötzlich die Inhaberin der Firma, H. W. Butnuh's Wwe., sämmtliche Activen der Handlung (ausschließlich der für fremde Rechnung lagernden Commissions artikel) an ihren Bruder und zwei Schwäger übertrug. Gegen diese Manipulation wurde zwar von mir kraft meiner Procura Namens der betheiligten Creditoren und in Gegenwart des Notars, Herrn Hansen, auf der Stelle Protest eingelegt, welcher jedoch nicht berück sichtigt wurde. Eine durch den Herrn Justizcath und Stadtseccetär Hargens dahier in meinem Namen den Betheiligten gemachte spä tere Proposition, welche dahin zielte, die Passiven der Firma mittelst der vorhandenen Activen zu decken, wurde — nicht acceptirt, obschon unter anderem eine sofortige Auszahlung der zu übernehmenden Ca- pikalposten und namentlich vollständige Sicherung des Buchhandels von wir zugesagt wurde. Bei Erwägung des Vorstehenden werden die Herren Verleger es erklärlich finden, weshalb einerseits eine Berichtigung von Schulz' Adreßbuch s. A. vorläufig unterblieben, und andererseits weder ein Circulär über Geschäftsveränderungen ausgegeben, noch die Firma Butnuh -L Comp, auf den Bestellzetteln seither abgeändert werden konnte. Da ich bei neuester Aufmachung des Status die Ueberzeu- gung gewonnen, daß die vorhandenen Activen zur Deckung der bci- kommenden Forderungen hinreichend sein würden, so glaube ich die Hoffnung hegen zu dürfen, daß die bethciligten Creditoren durch Anwendung der geeigneten Rechtsmittel gegen die früheren und jetzigen Inhaber des Geschäftes ihre Deckung zu erhalten im Stande sein werden, wie auch ich zur Erlangung meines Salär-Guthabens und der durch meine Vermittlung eingeschossenen Capitalien mich zu gleichen Schritten genöthigt sehe. Mit der Leitung des Geschäfts nach den stattgehabten Ver änderungen konnte ich mich selbstverständlich nicht befassen, und werde mir daher erlauben, über meine anderweitigen Unternehmun gen demnächst Mittheilung zu machen. Flensburg, den 12. December 1856. Conrad Prall.
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