Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 01.03.1854
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- 1854-03-01
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- 01.03.1854
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- Deutsch
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361 1854.) Oceans prcisgegeben sei. Die großen Reviews, die Mode-Romane, die guten Schulbücher werden, unmittelbar nachdem sie in London oder Edinbucg das Tageslichterblicken, sogleich auf amerikanischen Pressen nachgedruckt. Diese Ausgaben sind nicht allemal ganz cor- rect, aber immer gefällig und gut gedruckt, und kosten gewöhnlich nur den vierten Theil der Originalausgabe. Ja es giebt Beispiele, daß englische Romane, die in London ein Pfund Sterling kosten, in New-Dork für 30 Cents verkauft wurden. Sie erschienen dort als Zeitungsblätter, und zwar fix und fertig gedruckt, schon vierzehn Tage nach der Ankunft in der neuen Welt! Die Vereinigten Staaten sind bekanntlich der beste Absatzmarkt für die Erzeugnisse der europäischen Fabrik-Industrie; sie bilden aber auch den besten Büchermarkt der Welt. Allerdings giebt es in Amerika Tausende von schwimmenden und stehenden Leihbiblio theken und Lesecirkeln; aber jener Unfug, welchen man z. B- in Deutschland mit den crstecn treibt, kommt bei den Dankces nicht vor. So langePrinzessinnen keinen Anstand nehmen, neueUnterhaltungs- lectüre aus den Leihbibliotheken holen zu lassen, so lange der hohe Adel und die hohe Finanz Bücher auf ihre Tische legen, welche deutliche Spuren an sich tragen, daß sie vorher schon in Wacht- stuben ausgelegen haben, so lange wird man auch nicht erwarten dürfen, daß es sich in pecuniärer Beziehung mit dem Buchhandel bessern werde, abgesehen von dem Unverstände vieler Verleger, welche den Markt mit Büchern überschwemmen, die nicht das Löschpapiec werth sind, auf welchem sic gedruckt werden. Hermann Marggraff hat in Ihren Blättern mehr als Einmal sehr eindringliche Worte über das traurige Loos mancher deutschen und englischen Schrift steller geredet; aber so zweckmäßig für die Bedürftigen unter ihnen auch wohithätige Vereine wären — in den von ihm beklagten Ver hältnissen wird nichts sich ändern, so lange es in der Hauptsache mit dem Publicum bleibt wie seither. Einer meiner Freunde besucht eine unserer reichsten Handelsstädte. Eine reiche Familie, mit wel cher er aus früheren Jahren her bekannt ist, veranstaltet nun dem Dichter zu Ehren ein Gastmahl, bei welchem es an guten und theu- ern Sachen nicht fehlt; man speist und trinkt vortrefflich; der Mit tag kostet gewiß lOOGulden- Nach Tisch, als der Dichter mit Glie dern der Familie und den Gästen im Garten lustwandelt, bemerkt eine der Töchter: „Denken Sie mal, lieber Hr. Doctor, wir haben nun schon drei- oder viermal in die Leihbibliothek geschickt, und haben immer Ihre Frau Professorin noch nicht zu lesen bekommen können; ist das nicht abscheulich?" Also man giebt hundert Gulden aus um einen Dichter zu ehren, sowie man es eben versteht, und hat nicht den Tact, eines seiner besten Werke zu kaufen. Es mag bemerkt werden, daß hier ein sehr reiches Haus in Frage kam. Das Publicum kauft nicht genug Bücher, in Europa näm lich, wohl aber in Amerika. Während ich diese Zeilen schreibe, über blicke ich die Bücher, welche auf meinem Arbeitstisch stehen. Ich greife nach liawbles in Vuoslsn, bx 8. ül. Norman, kliilssolplna 1849, «event/, eüilion; ich nehme Inoissnts ok trsvel in Onlrnl-^meries, OkigpN!. nncl Vnostsn, b^llolln 8. Slepliens zur Hand, und finde Ncw- Pork 1846, twe/M eäitio»; die erste vor 1841 erschienen. Und so ließen sich manche andere Werke nennen, die ich vor mir sehe- Der sehr militärisch klingende Wahlspruch so vieler Amerikaner: „Gute Schulen, gute Bücher und recht viele Eisenbahnen und Dampfer," hat seine ganz vortrefflichen Seiten; er fördert die In telligenz, während er auch die Gewerbe belebt. Wie in den VercinigtenStaaten alles einen kolossalen Zuschnitt gewinnt, so auch die Erzeugnisse der Buchdruckerpresse- Manche Zeitungen haben einen Absatz von nahezu 100,000 Exemplaren. So hat eines der größten New-Dorker Blätter für sein täglich erscheinen des Blatt 21,500 Abnehmer, für seine Wochennummcr 63,120; für die zweimal wöchentlich erscheinende Nummer 6360, für die nach Californien bestimmte Ausgabe 4080, für die europäische Ausgabe 350 Exemplare. Andere große Zeitungen haben bis zu 30, 40 und 70,000 Abonnenten. Und diesem Absatz der Zeitungen entspricht der Bücherabsatz. Es liegen darüber merkwürdige statistische An gaben von einem praktischen Geschäftsmann vor. Ein Verleger zu Philadelphia, Hr. H. C. Carey, hat nämlich vor ein paar Wochen lwttors on international copx-riZcht, 72 Seiten Octav, erscheinen lassen. Er ist gegen den Abschluß völkerrechtlicher Verträge in Be zug auf das schrifstellerische Eigenthum, unter andern auch deßhalb, weil er annimmt, daß dann die amerikanische Production den Sta chel der Concurrenz verlieren, und das Publicum die Werke englischer Autoren weit theurer als jetzt werde bezahlen müssen. Er weist nach, daß sich bei der gegenwärtigen Lage der Dinge die amerikanischen Autoren ganz vortrefflich stehen, weit besser als die englischen. Diese Behauptung belegt er mit einer Reihe interessanter Beispiele, von denen einige hier ausgcführt werden mögen. Zuerst aus England. Lady Morgan ist blutarm und muß von einem dürftigen Gnaden gehall leben; Frau Hemans lebte und starb arm; Laman Blanchard entleibte sich im Wahnsinn; ec hatte einen Artikel für eine Zeitschrift verfassen müssen, als seine Frau auf der Todkenbahre lag; darüber > verlor er den Verstand. Miß Milford wandte sich um Unterstützung l an ihre amerikanischen Leser, nicht an die englischen; Leigh Hunt erhielt öffentliche Unterstützungen; Thomas Moore kam nicht aus ! den Verlegenheiten heraus, und hätte ohne Unterstützung seines ; Freundes Lord Lansdowne ein kümmerliches Alter gehabt. Campbell i hätte, wie er selbst schreibt, ins Schuldgefängniß wandern müssen, wenn ihm nicht in Folge einer neuen Auflage seiner Gedichte gerade ^ zu rechter Zeit eine Summe Geldes zu Händen gekommen wäre. Capitän Marryat war in der Lesewelt sehr beliebt, und doch , wurden, wie cs Hr. Carey mitthcilt, von den ersten Ausgaben seiner ! Werke nie über 1500 bis 2000 Exemplare gedruckt, von jenen Bul- § wer's nie über 2500, und so mit andern Novellisten. Jetzt eben geht durch die deutschen Blätter die Nachricht, daß Thackeray einen , neuen Roman nicht für 2400 Pfd. St. verkaufen wolle; Carey be hauptet, daß von den einzelnen Werken dieses Autors nie über 6000 ' Exemplare verkauft worden seien. Möglich, daß in der jüngsten Zeit sich für ihn das kaufende Publicum vermehrt hat. Am besten - ist Dickens daran; er verkauft ein Buch, dessen Herstellung ihm 4 Shilling 6 Pence kostet (?), für 20 Sh. Sein „Bleak Housc" : erschien in Monatsnummcrn, und gewann eine große Verbreitung. ! Diese benützte er, um möglichst viele Ankündigungen zu verbreiten; ^ bei der letzten Lieferung bestand daher der Text nur aus wenigen Sei- ^ ten; das übrige war mit Annoncen gefüllt, die Dickens sich mit I ' bis 5 und 6 Pfund bezahlen ließ; er gewann durch diese Spekula tion etwa 15,000 Pfd. St. Die Household-Words bringen ihm jährlich netto 4000 Pfd. St. ein, obwohl er selbst weiter nichts thut, ^ als allwöchentlich einen Artikel für diese Zeitschrift zu liefern. In Amerika sind die Verhältnisse durch und durch anders: von der Octavausgabe der neuern britischen Essayisten wurden binnen fünf Jahren über 80,000 Exemplare verkauft; von Macaulay's ! Miscellanies, welche die Essays enthalten, 3 Bände in Duodez, nicht ^ weniger als 60,000 (ich besitze eine Ausgabe in Lexikon-Format, die ! schon 1843 zu Philadelphia erschien und ein Stereotyp druck zu sein scheint); von Miß Aquilar's Werken 100,000, von Murray's Encyklopädie der Geographie mehr als 50,000, von MacCulloch's Commercial Dictionary reichlich 12,000 Exemplare Von Alexander Smith's Gedichten wurden binnen einem Vierteljahr 10,000 Exem plare verkauft; von Thackcray's Werken mehr als drei - und viermal so viel als von der englischen Ausgabe in England; von Dickens ist wohl eine Million gedruckt und verkauft worden; von Bulwer's letz ter Novelle 32,000; von Thiers' Werken 32,000; von Montagu's Ausgabe der Werke Lord Baco's 4000.
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