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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 18.04.1859
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1859-04-18
- Erscheinungsdatum
- 18.04.1859
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- Deutsch
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46, 18. April. Börsenblatt für den deutschen Buchhandel. 779 zu können, daß das Publicum nach wie vor die Leihbibliotheken aufsucht und daß die Befriedigung dieses Bedürfnisses eine hier al lein in Betracht kommende wirlhschaftliche Seite hat. Nicht ganz so zu umgehen dürfte dagegen die andere Vorfrage sein, mit wel chem Recht wir gerade an die Sortimenter die Forderung stellen, durch Leihbibliotheken den Wünschen des Publicums zu entsprechen; denn man wird uns nicht ohne Grund cntgegenhalten können, daß die Leihbibliotheken durchaus kein wesentlicher Bcstandtheil des Sortiments-Geschäfts sind, daß cs eine Reihe von Sortimentern gibt, die keine Leihbibliotheken, und wieder Inhaber von Leihbiblio theken, die kein Sortiments-Geschäft haben. Wir dürfen uns jedoch auch hier auf die Thatsachc berufen, daß im Publicum nun einmal das Bedürfniß nach Leihbibliotheken vorhanden ist, und glauben deßhalb ein Recht zu der Annahme zu haben, daß der Buchhandel nur zu seinem Nachthcil sich der Befriedigung dieses Bedürfnisses entziehen kann, und da wir — wie schon mehrfach hervorgehoben wurde — allein im Großbetrieb des Buchhandels, in der Conccn- trirung aller von ihm überhaupt zu übenden Functionen die Ge schäftsform erblicken, die den Interessen des Publikums wie des Buchhandels selbst vollständig gerecht zu werden vermag, so glauben wir auch an die Association geradezu die Anforderung 'richten zu dürfen, mit dem Sortiments-Geschäft immer zugleich eine Leihbi bliothek zu verbinden. Hierfür haben wir noch den weiteren Grund, daß der Sortimenter, und namentlich die Association allein im Stande ist, auch den weitgehendsten Ansprüchen des Publicums an die Eompletirung der Leihbibliotheken noch mit Vorthcil zu ent sprechen. Als das Minimum nämlich, auf das die Eoncurrenz den durch eine Leihbibliothek zu erzielenden Gewinn hcrabdrücken kann, dürfen wir wohl den Vortheil anschen, der für den Buchhändler in dem Absatz der in die Leihbibliothek aufzunchmendcn Bücher ent halten ist. Aus diesem Gesichtspunkt kann aber allein der Sorti menter das Leihgcschäft betrachten, denn nur für ihn ist dasselbe ein Ne b c n ge sch äst, nur für ihn ist es schon Gewinn, wenn er durch die Kunden seiner Leihbibliothek Gelegenheit erhält, alljähr lich für 500 oder 1000 Thlr, belletristische Sachen abzusctzen. Für den Sortimenter ist also im Leihgeschäft schon dann ein Gewinn realisirt, wenn für den Nichtbuchhändlec der Gewinn erst beginnt. Nur für den Sortimenter ist es deßhalb möglich, bei Einrichtung seines Leihgeschäfts von so liberalen Principien auszugehen, wie sie das Interesse des Publicums verlangt. Es kann uns nicht einfal len, auf dies Minimum den Gewinn des Sortimenters am Leihge schäft beschränken zu wollen. Allein nur dann wird ein solches Ge schäft ganz frei von allen ängstlichen Rücksichten indem »othwendigen großen Maaßstab eingerichtet und betrieben werden können, wenn der Inhaber im schlimmsten Falle sich auch mit einem so mäßigen Gewinn zu begnügen im Stande ist. Im Allgemeinen besteht den Leihbibliotheken gegenüber dieselbe Klage des Publicums, wie wir sie oben aus dem Munde der Käufer gehört: man findet selten ein gesuchtes Werk vorräthig. Wo sich Hunderte nach einem interessanten Roman drängen, ist vielleicht ein einziges Eremplar vorhanden und die Leihbibliothek glaubt schon viel gethan zu haben, wenn sie einmal 3 oder gar 4 Exemplare von einem Werke anlegtc. Die Gründe, die man hierfür den Klagen des Publicums entgegensetzt, sind wieder dieselben, wie wir sie oben den Käufern gegenüber gehört, und sind allerdings auch hier relativ stichhaltig. Allein auch hier sind die Klagen des Publicums noch begründeter und auch hier ist es wieder die Association, die den Kla gen vollständig abzuhelfen vermag Das Publicum kann nur dann wirklich zufriedengestellt werden, wenn die Leihbibliotheken sich ent schließen, von jedem gesuchten Weck alsbald eine größere Anzahl von Exemplaren anzuschaffen Wie viele Exemplare im einzelnen Falle nöthig sind, läßt sich natürlich nicht ein für allemal bestimmen, cs bleibt vielmehr dem Geschmack und der Personalkcnntniß des Diri genten überlassen, diese Bestimmung von vornherein richtig zu tref fen. Wir glauben jedoch nicht zu viel zu verlangen, wenn wir für eine mittlere Stadt bei eigentlichen Zugschriftstellern wie Boz, Hoch länder -c. die alsbaldige Aufnahme von 10 bis 15 Exemplaren beanspruchen. Rechnen wir den durchschnittlichen Werth eines Bandes einschließlich des Einbandes — unter Annahme des Laden preises — zu 1 Thlr. 20 Sgr. und den Preis für die tägliche Be nützung eines Bandes zu ^Sgr., so gehören im ungünstigsten Fall, d. h. wenn jede Person immer nur einen Tag lang einen Band behält, 150 Personen dazu, um einen Band im Ladenpreis bezahlt zu machen. Für das vortheilhafte Führen von 10 bis 15 Exem plaren desselben Werks sind also 1500 bis 2250 Personen erfor derlich. Diese Summen sind jedoch für mittelgroße Städte von 40,000 Einwohnern gewiß nicht zu groß, da wir für eigentliche Modeschriftsteller immerhin Vio der gestimmten Einwohnerzahl als Kunden der Leihbibliotheken annehmen dürfen. Wir lassen hierbei keineswegs unberücksichtigt, daß mit der steigenden Zahl der vor- räthigen Exemplare die Rentabilität derselben sich verringert, wir lassen hierbei ferner auch der Concurrcnz der übrigen Leihbiblio theken noch ihren Spielraum; denn unsere Rechnung unterstellt, wie gesagt, den ungünstigsten Fall, und wir dürfen uns immerhin daran erinnern, daß, wenn die weniger gut complicirten Einzclge- schäfte der Association, diese um so viel mehr den Erstcrn Eoncur- renz zu machen, im Stande ist. Der Ruf einer so reich assortirten Leihbibliothek, in der man fast in jedem Fall das gewünschte Werk alsbald erhält, wird eben der Association noch viel eher das ge lammte lesesüchtige Publicum zuführcn, als dies beim Kaufgeschäft der Fall sein wird, denn das Band zwischen der Leihbibliothek und ihren Kunden ist um so loser, als das Bedürfniß nach Befriedigung hier um so stärker, ja wir können sagen, um so leidenschaftlicher ist. Die Eoncurrenz des Einzelgcschäfts ist freilich auf diesem Gebiet ungleich gefährlicher, weil hier das Capital eine weniger entscheid ende Rolle spielt, der einzelne Sortimenter also sehr gut bis auf die Grenzen der Eoncurrenz mitgehen kann. Ein ausschließliches Foclführen des Leihgeschäfts auf den Grenzen der Eoncurrenz hat ledoch auf die Dauer auch sein Mißliches Es ergeben sich bei einem so kühnen Geschäftsbetrieb hier und da wohl auch Verluste, und wenn infolge der möglichst angestrengten Eoncurrenz sich immer nur das Minimum des Gewinns ergeben sollte, so dürfte leicht, da das Leihgcschäft auch wieder viele Mühe und Arbeit verursacht, mit der Zeit dem Einzelgeschäft die Lust vergehen, die Eoncurrenz in so angestrengter Weise weiter zu führen. Jedenfalls wird auch hier der Umstand sehr erheblich in die Wagschale fallen, daß bei der Associa tion sich die Arbeit wie der Verlust auf 3, 4 oder 5 Personen repar- tirt, während beim Einzclgeschäft diese Nachtheilc immer nur auf einen Einzigen mit ihrem ganzen Gewicht zurückfallcn. Beim Uebcrgang zu den Vortheilen, welche die Errichtung der sog. Lesezirkel für die Association verspricht, dürfte es vielleicht geboten sein, mit einigen Worten erst das Wesen dieser Art des Leihgeschäfts zu charakterisiren. Die Lesezirkel haben zwar unseres Wissens eine ziemlich weite Verbreitung gefunden, doch sind wir nicht sicher, ob dieselben wirklich überall in Deutschland bekannt sind, und wir würden uns nur ungern eine Gelegenheit entgehen lassen, die allgemeine Aufmerksamkeit auf dies wahrhafte Bildungs- Mittel zu lenken. Das Eontingent unserer Leihbibliotheken wird fast ausschließlich aus den eigentlich belletristischen Werken gebildet; was über den Roman oder das Drama im weiteren Sinn hiuaus- geht, findet darin keinen oder doch nur sehr selten seinen Platz. Für ^ den Thcil des Publicums also, der nach den ernsteren Produkten des Büchermarktes, oder mit andern Worten, weniger nach Unter haltung als nach Bildung strebt und doch wieder nicht im Stande 107*
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