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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 20.04.1859
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1859-04-20
- Erscheinungsdatum
- 20.04.1859
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- Deutsch
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798 Börsenblatt für den deutschen Buchhandel. 47, 20. April. theilen Diese Frist wird hinreichen, den übrigen Teilhabern etwaige hinterlistige Plane des Ausscheidcnden zu enthüllen, und sie zugleich in den Stand setzen, die Chancen zu erwägen, die für das fernere Fortbestehen oder das Aufgebcn der Association sich ergeben. Es arbeitet sich schlecht mit einem Gesellschafter, der, aus welchem Grunde cs auch sei, auf dem Sprunge steht, sich von dem gemein schaftlichen Geschäft zu trennen. Wir glaubten daher, abweichend von der betreffenden Bestimmung des deutschen Handelsgesctzcnt- wurfs, uns hier auf eine vierteljährige Kündigungsfrist beschrän ken zu müssen. Nicht mehr als billig erscheint cs uns übrigens, wenn wir dem Austretcndcn das Opfer aufcrlegten, sich von seinem Aniheil eine entsprechende Summe abziehen zu lassen. Es wird dieser Verlust für den Ausschcidenden Veranlassung sein, sich seinen Austritt noch einmal und immer wieder noch einmal zu überlegen, während für die Association hierdurch ein gerechtfertigter Ersatz ge boten wird für alle die Ungelegenhciten und Mehrausgaben, die der Austritt für sie zur Folge haben muß. Schwieriger als die Einigung über diese im Ganzen doch immerhin einfachen rechtlichen Bestimmungen wird unter den Teil habern der Association eine Verständigung über den Ge schäftsbetrieb im Einzelnen und die Vertheilung der ver schiedenen Arbeiten zu erzielen sein. Eine Anwendung der Rechts grundsätze wird meist nur dann eintreten, wenn cs mit der Associa tion überhaupt zu Ende geht. Dann aber kommt es schlimmsten falls nicht mehr allzuviel auf die Einigkeit und Nachgiebigkeit der Einzelnen an: das Recht mit seinem zwingenden Charakter tritt eben zwischen die Streitenden und schafft, wenn auch nur formellen Frieden. Zum Zusammenhalten der Vereinigung, zur organischen Thärigkeit jedes Einzelnen, zum gedeihlichen, gesunden Betrieb des Geschäfts darf man nicht auf Recht und Gericht rccurriren wollen; dazu bedarf es des eigenen guten Willens, der Selbstverläugnung, der Nachgiebigkeit, kurz aller der stillen socialen Tugenden, die ein Zusammenwirken unter allen Umständen voraussetzt, und dies ist vielleicht die einzige, jedenfalls aber eine nicht unerhebliche Schwie rigkeit in unscrm Projecl. Mangel an Gcmeinsinn ist eine der Schattenseiten im deutschen Charakter. Soweit die deutsche Zunge klingt, von Memel bis zum fernen Westen Nordamerikas, überall tritt regelmäßig der deutsche Eigensinn in Collision mit den, wenn auch noch so begründeten Forderungen der Gesammtheit. Die Asso ciation, wie wir sic hier für die deutschen Sortimenter im Auge ge habt, ist überdies eine Productiv-Association und bekanntlich hat Schulze-Delitzsch, der kompetenteste Urtheiler über Associations- Wesen, den Ausspruch gclhan, daß diese höhere Form der Genossen schaft allerdings als das Ziel, nach der dcrmaligen gesellschaftlichen Entwickelung des deutschen Volkes aber vorerst noch als das unerreich bare Ziel dieser neuen wirthschaftlichcn Bewegung anzusehen sei. Schulze-Delitzsch hatte hierbei unsere Handwerker und Arbeiter im Auge; sollte er auch für die deutschen Sortimenter Recht haben? Wir glauben nicht. Wir halten uns überzeugt, es werde die größere Intelligenz und Bildung unseren assoeürtcn Sortimentern jederzeit den Blick für die Richtigkeit der Thatsache frei halten, daß das In teresse des Einzelnen selbst durch unzweckmäßige, aber einheitlich ge leitete Maaßregeln der Gesammtheit immerhin noch besser gefördert werde, als durch ein verletzendes und hemmendes Beharren auf der eigenen besseren Meinung. Das Princip der Theilung der Arbeit wird sich als bestes Mittel, die Eintracht aufrecht zu erhalten, em pfehlen, und dies Princip ergibt sich mit solcher Nothwendigkeu für den Geschäftsbetrieb der Association, daß wir nicht daran zweifeln, man werde durck das Loos oder durch freie Uebereinkunft Diesem die Correspondenz, Jenem die Uebcrwachung der Lesezirkel und die Aus wahl der zur Ansicht zu versendenden Sachen, dem Dritten die Leit ung des Verkaufs und der Leihbibliothek, dem Vierten den Musi- kalicn- und Kunsthandel ein für allemal überweisen. Freilich ist die eine Beschäftigung angenehmer als die andere, man kann deshalb, wenn es die Rücksicht auf das Geschäft gestattet, vielleicht auch jähr lich oder halbjährlich einen Wechsel eintreten lassen; der eine oder andere Zweig nimmt wohl auch einmal augenblicklich sehr viclArbeit in Anspruch, man wird daher in solchen Fällen dem allzustark be schäftigten Collegen einen Theil seiner Arbeit abnehmen. Nähere Vorschriften hierüber zu geben, z. B. ob die eigentliche Geschäfts- lcitung, die Bestimmung, wieviele Exemplare eines Werks gekauft, wie viele und welche Werke in die Leihbibliothek ausgenommen wer den sollen, einem Einzigen zu übertragen oder nach gemeinschaft licher Becathung durch die Majorität zu beschließen sei, kann indes nicht in unserer Absicht liegen Das eigene Interesse wird hierüber, je nach den concreten Verhältnissen, jedenfalls die richtigste Ent scheidung treffen. Die Aufgabe, die wir uns oben gestellt, für den Sortiments buchhandel die Möglichkeit wie die Nolhwendigkeit der Association nachzuweisen, glauben wir hiermit gelöst zu haben. Wenn wir dabei Veranlassung nahmen, hin und wieder über die Grenzen unserer Aufgabe hinaus zu gehen und die Verhältnisse des deutschen Buchhandels im Allgemeinen zum Gegenstand unserer Betrachtung zu machen, so mag dieser ausschreitende Charakter unserer Arbeit uns zugleich die Erlaubniß erthcilen, nun auch noch die Stel lung desVerlagsbuchhandcls zurAssociation mit einigen Worten anzudeute». Vielleicht daß unsere Ansicht über diesen Punkt uns gegen den Vorwurf einen Schutz gewährt, daß wir aus blinder Vorliebe für das neue wirthschafkliche Princip ihm gern einen Einfluß sichern möchten, der über seine inner» Voraussetzungen hinaus geht. Man wird aus dieser letzten Wendung richtig folgern, wenn man daraus den Schluß zieht, daß wir die Association auf den Verlagshandel nicht für anwendbar Hallen. Das Verlagsgeschäft ist die Vermittlerin zwischen den Sortimentern und dem Schriftstel ler und erfordert zu seinem gewinnvcrsprechcnden Betrieb hauptsäch lich die Fähigkeit, den inneren Werth des zu verlegenden Werks und andererseits die Geschmacksrichtung des Publikums richtig zu beurtheilen. Die anderen Seiten der dabei zu entwickelnden Tha- tigkeit, die Berechnung der Kosten des Druckes, die Erweckung der Aufmerksamkeit des Publicums durch die Reclamc und die Kritik, die gehörige Benutzung der Absatzqucllen, die Prüfung der Zahlungs fähigkeit der Sortimenter, alle diese mehr geschäftsmäßigen Maaß regeln kommen dabei erst in zweiter Linie in Betracht. Der Schwer punkt also liegt bei dem Verlagshandel nicht auf der g e sch ä ftl i- chen, sondern auf der oben gedachten kritischen Seite, mag diese Kritik nun auf wissenschaftlicher Uebcrzeuqung oder auf einem ge wissen glücklichen Jnstincr beruhen. Gerade diese wichtigste Seite der Thätigkeit des Verlegers ist dann aber nicht der Art, daß sie die Beteiligung mehrerer Personen gestaltete oder erforderte. Glaubt ein Verleger mit einem Werk ein Geschäft machen zu können, so wird er es auch allein machen und nicht den Gewinn mit noch eini gen Anderen theilen wollen, und glaubt er, der Verlag eines Werks werde keinen Gewinn abwerfen, so wird er sich überhaupt nicht dar auf einlassen wollen, denn auch der mit Anderen getheilte Verlust ist ein Verlust Der Vortheil des größeren Capitals, der durch eine Association geboten wird, kann demnach hier nicht in Betracht kom men, weil er auch im besten Fall den Gewinn des Einzelnen nicht erhöhen, sondern nur schmälern würde. Aber auch die übrigen Sei ten des Verlagsgeschäfts sind nicht der Art, daß sie die Kräfte des Einzelnen überstiegen, oder wenn dies der Fall, daß sie sich nicht ebenso gut mit einem Paar tüchtiger Commis abthun ließen. Der Schriftsteller sodann hat vielleicht die Aussicht, sein Werk von einer Association besser bezahlt zu erhalten, er gibt vielleicht auch einer Association schon aus dem Grunde sein Werk lieber in Verlag, weil
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