Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 02.01.1873
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1873-01-02
- Erscheinungsdatum
- 02.01.1873
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-18730102
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-187301028
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-18730102
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1873
- Monat1873-01
- Tag1873-01-02
- Monat1873-01
- Jahr1873
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Ränder Heller Flächen schieben sich also scheinbar vor und uber greisen die benachbarten dunkleren Flächen. Die Wirkungen der Irradiation treten am stärksten hervor, wenn das Auge sich nicht im Zustande genauer Accommodation für den betrachteten Gegenstand befindet, und wenn der Gegenstand selbst sehr hell beleuchtet ist. Aber, und dies ist in Bezug aus die Lettern der Druckschriften beachtenswert!), die Irradiation tritt auch bei genauer Accommodation des Auges auf und ist dann besonders bei kleinen Gegenständen, oder besser bei solchen, welche unter einem kleinen Gesichtswinkel wahrgenommen werden, bemerkbar. Außer den soeben erwähnten kommt für die Untersuchung unserer Frage noch eine dritte Erscheinung in Betracht. Auch schmale dunkle Streifen auf Hellem Grunde erscheinen bei erheblich un genügender Accommodation, unter gewissen weiteren Vorbedingungen, durch Bildung von Zerstreuungskreisen breiter als sie wirklich sind. Dieses Phänomen tritt zu den Gesetzen der Irradiation an scheinend in Widerspruch; indeß ist diese Abweichung nur eine schein bare; die physikalische Begründung dieser Thatsache gehört natürlich nicht hierher. Es ist unerläßlich, an dieser Stelle die Bedingungen des deut lichen Sehens, die Entstehung der Zcrstreuungskreise und die Be griffe der Accommodation und des Gesichtswinkels, wenigstens in einigen Hauptzügen zu entwickeln. Das deutliche Sehen ist wesentlich an die Vorbedingung ge knüpft, daß der von einem leuchtenden Punkt ausstrahlcnde, die Pupille des Auges treffende Lichtkegel, nach dem Durchtritt durch den brechenden Apparat des Auges, wiederum annähernd in einen Punkt auf der empfindenden Netzhaut vereinigt wird. Trifft die Spitze des gebrochenen Strahlenkegels die Netzhaut nicht, sondern befindet sich die letztere in einer Stellung vor oder hinter jener Spitze, so wird, da die Strahlen jenseits dieser Spitze wieder aus einanderweichen, in beiden Fällen nicht ein einzelner Punkt, sondern eine dem Durchschnitt des geschnittenen Kegels an jener Stelle ent sprechende Kreisfläche der Netzhaut beleuchtet. Einen solchen Kreis nennt man Zerstreunngskreis. Ein leuchtendes Object kann man sich in unendlich viele leuch tende Punkte zerlegt vorstcllen. Werden die von diesen Punkten divergirenden Strahlen auf der Netzhaut nicht wiederum als Punkte vereinigt, sondern entstehen als Bilder der Lichtpunkte des Objects ebenso viele Zerstreuungskreise, so erscheint zwar die Mitte des Ge- sammtbildes in entsprechender Helligkeit, die Helligkeit der Mitte geht aber an den Rändern, statt Plötzlich mehr allmählich, in die Helligkeit des Grundes über, d. h. die Ränder des Bildes erscheinen verwaschen. Die Bilder ungleich entfernter Gegenstände liegen auch im Auge in verschiedener Entfernung hinter dem brechenden Apparat. Werden nun die Strahlen der leuchtenden Punkte des einen Gegen standes aus der Netzhaut zu Bildpunkten vereinigt, d. h. entsteht ein scharf begrenztes Bild desselben, so muß nothwendig von dem an deren Gegenstände bei gleichzeitiger Wahrnehmung ein Zerstreu ungsbild, d. h. ein verwaschenes, undeutliches Bild entstehen. Wir können nun zwar, behufs Einstellung auf die Bildpunkte, die Netzhaut selber nicht beliebig vor oder zurück rücken, wohl aber besitzt das Auge die Fähigkeit, den Zustand des brechenden Apparats und damit die Lage des Bildes hinter demselben zu ver ändern, d. h. eben sich zu accommodiren. Unter Accommodation versteht man daher denjenigen vitalen Vorgang in unserem Auge, durch welchen der Zustand desselben verändert werden kann, um un gleich entfernte Objecte nach einander deutlich wahrzunehmen. Die Accommodationsvcränderungen des Auges reduciren sich wesentlich auf Veränderungen des Krümmungshalbmessers der vorderen Linsenfläche; dieselben erfordern indeß die Thätigkcit eines complicirten Mechanismus, es treten dabei verschiedene Theile des inneren Auges in Action und cs ist leicht begreiflich, daß das Be streben, unter ungünstigen Bedingungen genaue Accommodation zu erzielen, das Auge bald erheblich ermüden muß. Das Accommodationsvcrmögen des Auges für verschiedene Entfernungen ist indes; kein unbegrenztes. Für jedes Auge gibt es einen Nahepunkt, über welchen hinaus ein Object dem Auge nicht genähert, und einen Fernpunkt, über welchen hinaus es nicht ent fernt werden kann, ohne undeutlich zu werden. Der Abstand dieser beiden Punkte heißt die Accommodationsbreite oder die Aus dehnung des deutlichen Sehens. Für ein völlig normal gebautes Auge liegt der Fcrnpnnlt in der Unendlichkeit, d. h. das Auge besitzt die Fähigkeit, ans unend licher Ferne kommende parallele Strahlen ohne Accoinmodations- thätigkeit aus der Netzhaut zu einen; scharfen Bilde zu vereinen; dasselbe müßte daher jeden Gegenstand in unendlicher Entfernung ebenso schars sehen wie in der Nähe, wenn die Genauigkeit des Sehens nicht außer von der Accommodation abhängig wäre von der Größe des Gesichtswinkels, unter welchem das Object gesehen wird. Das Bild muß eine gewisse Größe und Lichtintensität haben, um empfunden zu werden. — Ein Auge von so idealer Beschaffenheit findet sich indeß fast niemals vor; auch in dem bestorganisirtcn Ange sind immer gewisse Abweichungen und Anomalien der brechenden Medien und Flächen vorhanden, durch welche die Vereinigung der aus un endlicher oder größerer Ferne kommenden Strahlen zu Punkten mit völlig scharfer Begrenzung verhindert wird. Die Wahrnehmung der Größe eines Gesichtsobjccts ist der ab soluten Größe des erzeugten Nctzhautbildcs proportional. Die Größe des Netzhautbildes dagegen ist abhängig von den; Winkel, der ge bildet wird durch die Richtungslinien, welche von den gegenüber liegenden Endpunkten des Objects nach einen; gewissen Punkt ;»; Innern des Auges gedacht werden können. Dieser Winkel wird Gesichts- oder Schwinkel genannt. Betrachten wir z. B. eine Münze in der Entfernung von 8 Zoll, so ist der Winkel, welcher durch die von gegenüberliegenden Punkten des Randes zu einem Punkt in; Innern unseres Auges gedachten Richtnngslinicn erzeugt wird, relativ groß; entfernen wir die Münze, so wird der Winkel mit der Entfernung kleiner. Je entfernter daher ein Object, um so kleiner ist der Gesichtswinkel, unter welchem wir dasselbe wahr- nehmcn und um so geringere Größe hat infolge dessen das Nctzhant- bildchcn desselben. Entfernung und Gesichtswinkel stehen daher in umgekehrtem Verhältniß. Es ist bereits erwähnt worden, daß die Wirkungen der Irra diation besonders bei Gegenständen hcrvortretcn, welche unter kleinem Gesichtswinkel gesehen werden, von welchen daher, wie auch ihre ab solute Größe sein mag, stets kleine Netzhantbildchcn erzeugt werden. Man kann daher unterscheiden Irradiation, d. h. Uebcrgrcifen der Lichtbilder auf der Netzhaut, infolge ungenügender Accommo dation und ähnliche Erscheinungen, welche bei vollkommener Accom modation durch das Vorhandensein jener Abweichungen bedingt werden. Es bleibt nun noch eine Eigenthümlichkcit des Auges zu er wähnen, welche gleichfalls in einer Abweichung der brechenden Flächen ihren Grund hat, und darin besteht, daß das Auge in den meisten Fällen sich leichter für verticale als für horizontale Linien accommodirt. Betrachtet man z. B. ein Kreuz, so vermag man die verticale und horizontale Linie nicht gleichzeitig deutlich zu sehen; während man für die verticale Linie accommodirt, erscheint die hori zontale undeutlich. Man verlegt gleichsam die Linien in zwei ver schiedene Ebenen und zwar der Art, daß die Ebene der verticale» einen größeren Abstand vom Auge hat als diejenige der horizon talen. Diese Erscheinung ist insofern von Wichtigkeit, als infolge 1*
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder