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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 16.02.1870
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1870-02-16
- Erscheinungsdatum
- 16.02.1870
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- Deutsch
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514 Nichtamtlicher Theil. 38, 16. Februar. send, nach Mitteldeutschland. Im Jahre 1420 sollen sic unter Kaiser Sigismund nach Sachsen gekommen sein und sich in dem obener wähnten Theile des schönen Thüringens angesiedelt haben. Eine Cotta aus Cottendorf war die bekannte Patronin des Chorschülers Luther in Eisenach, die Gemahlin Konrad's v. Cotta auf Cottendorf, eine geborene v. Wasungen. In und bei Eisenach lebten die Cotta, bis sie sich »ach Kursachsen wandten und Cotta bei Dresden ihr Eigcnthum ward. Das Haus spaltete sich in eine ältere und eine jüngere Linie. Die erstere erlosch im Jahre 1733. Die jüngere Linie siedelte nach Bayern und Schwaben über, ihr Freihcrrenrang ward nachmals in Bayern legal anerkannt (1821), ebenso in Würt temberg. Johann Georg Cotta (dessen Bildniß hier beigegeben ist) ward 1640 der Gründer der Buchhandlung von I. G. Cotta. Er erwarb dies Berlagsgcschäst in Tübingen durch Heirath, es war die frühere Brunn'sche Buchhandlung, die fortan I. G. Catta'sche Buchhand lung genannt ward. Die größte Blüthe erlangte letztere unter der Führung eines Ur enkels dieses Cotta, unter Johann Friedrich Frhrn. v. Cotta, Enkel des Theologen und Philosophen, Kanzlers der Universität Tübingen, Johann Friedrich v. Cotta- Jener (den unser zweites Portrait den Lesern nach einem zeitgenössischen Original vorführt) ist der Freund und Verleger Schiller's und Gocthc's und all der Heroen unserer Literatur, wie sie am Mnsenhofe Weimars und an den übrigen Stät ten des geistigen Lebens wirkten und blühten, derselbe, den der Wunsch des Vaters, Welcher in Oesterreich Reiterdienste geleistet hatte, ursprünglich zum Kricgerstande bestimmt hatte und deshalb Kriegs wissenschaft stndireu und auf der Universität Tübingen bei Pflciderer u. a. Mathematik treiben ließ. Geboren den 27. April 1764, wurde er mit 16 Jahren (1782) Student der Mathematik in Tübingen, erwarb sich das größte Wohlwollen und die besondere Zuneigung seines Lehrers Pflciderer, der ihn und den Vater veranlaßtc, den ursprünglichen Studicuplau, der auf den Militärstand berechnet war, aufzugcben. Der junge Mathematiker studirte nun Theologie, dann die Rechte. Auf einer längeren Reise besuchte er Paris und verlebte dort in Gesellschaft seines Landsmannes, des Kupferstechers I. G. Müller und anderer geistig geweckter Männer genuß- und anrcgungs- vollc Monate. In das amtliche Leben trat er als Hofgcrichtsprak- ticant zu Tübingen ein (1787), blieb aber nur kurze Zeit der Justiz treu. Schon im December desselben Jahres übernahm er die I. G. Cotta'sche Buchbandlung, die seinem Onkel gehörte, ein in den letzten Zeiten infolge der Verwaltung durch Geschäftsführer, Factore u. dgl. in seiner Bedeutung zurückgekommenes Geschäft. Sein neuer Beruf erfüllte ihn ganz; er arbeitete sich bald ein und brachte die Buchhandlung rasch in die Höhe. Die Anstrengungen in dieserRich- tung thcilte einige Jahre sein gelehrter Freund Dr. Zahn, eine Ver bindung, die >798 eingegangen, aber nach Verlauf weniger Jahre wieder gelöst wurde. Johann Friedrich v. Cotta als Verleger entwickelte eine groß artige Thätigkcit und Unternehmungslust, die vom Glück begünstigt, den Reichthum seiner Familie begründen sollte. Eine seiner ersten Unternehmungen war die Gründung der „AllgemeinenZeitung", die jetzt in Augsburg erscheint, und von der wir weiter unten besonders sprechen werden. Schon 1793 besprach er dies Unternehmen mit Schiller. Eher noch als diese „ Allgemeine Zeitung " sollte das zu einer klassische» Berühmtheit bestimmte Journal „ Horen" unter Schiller's Redaction und Goethe's, Herdcr's u.A. Mitarbeiterschaft erscheinen und der Firma Ehre mache». In demselben Jahre began nen die „Politischen Annalen" und die „Jahrbücher der Baukunst". Im Jahre 1798 erschienen die ersten Nummern der „Allgemeinen Zeitung", jenes Organs, das sich bald zur Selbständigkeit einer auch local abgesonderten großen Abthcilung des Ganzen erheben sollte. Im Jahre 1807 gründete Cotta das „Morgenblatt", mit dem dann Schorn's „Kunstblatt" und das „Litcraturblatt" als Beilagen verbunden wurden. Einige Jahre später siedelte Cotta von Tü bingen nach Stuttgart über, woselbst ursprünglich auf kurze Zeit der Verlag seiner „Allgemeinen Zeitung" gewesen war. In Stutt gart ist er denn auch am 29. December 1832 als 68jähriger Greis gestorben. Seine großartigen, in Tübingen, Stuttgart, Ulm, Augsburg und München verzweigten Unternehmungen und Filial- geschäfte bereicherten die Literatur um eine Fülle gediegener perio discher Schriften. Wir nennen von diesen hier noch die „Hertha", das „Ausland", das „Inland", die „Württembergischen Jahr bücher", die „Jahrbücher für wissenschaftliche Kritik", die „^rolnvcs litteimiri^", die englischen, französischen und italienischen Miscellen, den „Niroir <>e In i'rnnoo", die „Justiz- und Polizcifama", Häber- lin's „Staatsarchiv", Dingler's „Polytechnisches Journal", Andre's „Hespcrus". Welche Stelle die Classiker unserer Nation im Vcrlagskatalog Cotta's noch heute einnehmen, ist bekannt. Der alte Freiherr stand mit allen diesen elastischen Dichtern und Schrift stellern im engsten Verkehr, so mit Huber, Pfeffel, Fichte, Jean Paul, Ticck, Voß, Hebel, Th. Huber, Matthisson, den beiden Humboldt, Johannes v. Müller, Spittler u. A. Johann Friedrich v. Cotta's politische, landständische und diplo matische Thätigkcit war nicht minder hervorragend. Wir sehen ihn schon unmittelbar vor Schluß des vorigen Jahrhunderts in Paris, bevollmächtigt, wegen eines Separatfriedens zu unterhandeln (1799), ebenso für Hohenzollcrn-Hcchingen (1801), finden ihn 1815 auf dem Wiener Kongreß, um mit Bertuch Namens des deutschen Buchhandels für die schleunige Ordnung der Nachdrucksfrage zu plaidircn, im sel- bigenJahre auf dem württembergischen Landtage auf Seiten des Gra fen Waldeck, dann als Virilstimmfnhrcr für die Bissingcn'schen Be sitzungen auf dem Landtage von 1819, an dem württembergischen Ver- fassungswcrke arbeitend, 1820 als ritterschastlichcu Abgeordneten des Schwarzwaldkreises, 1821 im permanenten ständischenAusschuß, endlich 1824 als Vicepräsidcnt der zweiten Kammer. Sein Sohn Georg (dessen Bildniß und Lebensgeschichte unsere Zeitung in ihrer Nummer vom 28. Februar 1863 gebracht hat) fand beim Tode des Vaters das Geschäft wegen vieler heterogener Unternehmungen mit einem sehr hohen Passivstand belastet, setzte aber mit den übrigen Erben das Geschäft in so glücklicher, gediegener Weise fort, daß, als der erstere am 1. Februar 1863 starb, die Cotta'sche Buchhandlung folgende Etablissements umfaßte: die I. G. Cotta'sche Buchhandlung als Mutterfirma in Stuttgart mit ihrer Osficiu, sodann die vom Vater begründete Literarisch-artistische An stalt (mit Sortiment und Officin) in München, deren bedeutendste Verlagswerke jetzt mit der Stuttgarter Handlung verschmolzen, und deren in München domicilirte Journale an einen andern Eigenthnmer übergegangen sind, die G. I. Göschen'sche Verlagshandlnng in Leip zig, die v. Vogel'sche Vcrlagshandlung in München, die Bibelanstalt der I. G. Cotta'sche» Buchhandlung, welche letztere drei Geschäfte andern Händen in Rcgcnsburg, Leipzig u. s. w. überlassen wurden. Freiherr Georg v. Cotta erwarb sich unter anderm ein besonderes Ver dienst um die periodische Literatur durch Gründung der trefflichen „DcutschenViertcljahrsschiift" (1838), wie er auch mit der Redaction der „Allgemeinen Zeitung" Jahrzchcnde lang in täglichem Verkehr stand und mit Opfern unentwegt deren Richtung festznhalten bemüht war. JmJahre1653 ward die (unscrnLesern im Bilde vorgeführte) Buchdruckerei angelegt, die 1853 ihr 200jähriges Jubelfest durch eine vom Freiherr» Georg veranstaltete volkstümliche Feier. begehen konnte. Verantwortliche Leiter all jener obengenannten Zweige, zu denen noch die bedeutende Verlagserpcdition in Augsburg hinzu kommt, sind Karl Frhr. v. Cotta und H. A. Frhr. v. Reischach in Stuttgart.
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