Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 16.02.1870
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1870-02-16
- Erscheinungsdatum
- 16.02.1870
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-18700216
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-187002160
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-18700216
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1870
- Monat1870-02
- Tag1870-02-16
- Monat1870-02
- Jahr1870
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Ir 38, 16. Februar. Nichtamtlicher Theil. 515 (Unser anderes Bild führt die Leser vor das Gebäude in Augs burg, in welchem sich die Redactioncn der „Allgemeinen Zeitung" und des „Auslandcs" befinden, deren geschäftlicher Vertrieb Sache der I- G. Cotta'schen Verlagserpedilion unter Fr. Roth in Augs burg ist.) Die Augsburger „Allgemeine Zeitung" besteht seit nahezu drei Vierteljahrhundcrten und hat sich im Laufe dicserZcit eine ehrenvolle Stellung in der periodischen Presse von ganz Deutschland durch ihren vorwiegend ruhigen Charakter in der Politik, insbesondere aber durch ihren gediegenen literarischen und gelehrten Gehalt wie durch Sorg falt in der Form, gewählte und reine Sprache erworben und trotz der seit den Bewegungsjahrcn mächtig in Blnthe und Kraut schießenden Concurrcnz bis in die jüngste Zeit bewahrt. Auf dein literarisch kritischen Gebiete wie ans dem wissenschaftlicher Forschungen, denen sie ihre Spalten mit Vorliebe öffnet, ist sic sich bewußt, ein wirklich allgemeines Publicum ohne Unterschied derPartcistellung für sich zu haben. In der That kann so leicht kein wissenschaftlich gebildeter Mann ihrer Lectüre entbehren ; die Beilagen, welche diesen spccifisch gelehrten und literarischen Charakter tragen, haben den Ruf der Zeitung für alle Zeit begründet. In der Politik vertrat sie und ver tritt zumThcilnochdengroßdentschen, den conservativen und aristokra tischen Standpunkt, so jedoch, daß sic vonAnfang an auch gegnerischen Meinungen zu nicht geringem Mißvergnügen heftiger Parteigänger ihrer Farbe ihre Spalten zur Verfügung hielt, ohne die moralische Verantwortung dafür zu übernehmen. Von den höhern Wogen des öffentlichen Lebens hielt sie sich von früh an grundsätzlich fern, daher ihr Domicil in der friedlichen Einsamkeit zu Augsburg, fern von den großen Mittelpunkten des deutschen Lebens. Rur einmal, cs war zur Zeit des italienischen Kriegs von 1859, ging die „Allgemeine Zeitung" ans ihrer gewohnten Ruhe heraus. In dieser Periode ward die Redaction durch die junge energische Kraft des jetzigen k. k. Ministerialraths v>. Hermann Orges in lebhaftere Bahnen, in die eigentliche Kampfarcna, hineingedrängt. Damals ward sic auch in ihren ersten öffentlichen Prozeß verwickelt. Nur jener ruhigen, althergebrachtcnRedactcurtaktik ist es zuzuschreiben, wenn einer ihrer Rcdacteure, Di . Gustav Kolb, als er starb (1865), gerade 40 Jahre aus dem Redactenrsesscl ausgchalten hatte! Altcn- höscr brachte cs auf 35 Jahre. Dies ist im eigentlichen Strudel des politischen Penteikampfs eben schlechterdings unmöglich. Die „Allgemeine Zeitung", ein Gedanke Friedrich Schiller's, welcher für seine Person die Redaction ablehnte, da er diese aufre gende Thätigkcit mit Recht scheute, besteht seit 1798. Der Gcbanke ist einige Jahre älter. Schiller spricht davon in seinen Briefen vom Jahre 1793. Sic hieß erst „Neueste Weltkunde", ward als solche bald (den 8. September 1798) unterdrückt. Zuerst kam sie in Tü bingen heraus. Von Tübingen wandcrte sie noch 1798 nach Stutt gart, 1803 nach Ulm, den 1. September 1810 (unter Stegmann's Redactivn) nach Augsburg, wo sie noch heute ist. Im Jahre 1824 wurde in der Officin die erste Dampfschnellprcsse in Bayern aufge stellt. Van ihren bckanntern neuern Redacteuren nennen wir Pro fessor Lebret und Karl August Mebold; Dr. Kolb war schon genannt, neben ihm zeichneten die Doctorcn Altenhöfer und der ebenfalls er wähnte Orges. Altenhöfer trat 1868 von der verantwortlichen Re daction zurück, nachdem Dr. Orges bereits Anfang 1865 ausgeschie den war. Im Jahre 1870 ist der crstere ganz in Ruhestand getre ten, die Zeitung wird von Dr. I. v. Gosen gezeichnet, Redacteur on ' lief ist Dr. Otto Braun. Das 1828 in München gegründete „Ausland", jenes treffliche Blatt für Ethnographie und Geographie im weitesten Sinne, befin det sich seit 1^30 in Augsburg. Gegenwärtiger Redacteur desselben ist der bekannte gelehrte Geograph und Historiker Dr. O. Peschel. Miscellen. Zur Beherzigung. — In Nr. 30 des Börsenblattes snäit man unter l>. 11. für eilte lebhafte Sortiments-Buchhandlung einen gesetzten und tüchtigen Sortimenter, der mit der Buchführung durchaus vertraut ist rc., und bietet dafür — 20 Thlr. pro Monat. Unwillkürlich muß der Leser dieses Gesuches dabei zu dem Vergleiche gedrängt werden zwischen demLoosc eines Buchhandlungs gehilfen mit dem des gewöhnlichsten Handwerkers. Acht bis zehn Jahre Vorstudien in Schule und Lehrzeit, dann noch eine Anzahl Jahre, um „gesetzt und tüchtig" zu werden, und nach allem diesem: 20 Thlr. Gehalt pro Monat. Ein Maurergeselle ohne Schnlkennt- nisse, der eben seine zweijährige Lehrzeit beendet hat, erhält pro Tag 20 bis 25 Ngr., ein Maurerlehrling in »rauchen Gegenden, z. B. am Rhein, oft schon 15 bis 20 Ngr., und einem gebildeten Bub- Händler von Erfahrung und Routine muthet man zu, für das Gleiche täglich 10-12 Stunden zu arbeiten. Einsender dieses hat durch Lectüre des Börsenblattes mit Genugthuung bemerkt, daß die gebo tenen Gehalte in den letzten Jahren etwas gestiegen sind, wenigstens im Verhältniß zu der Steigerung des Preises der zum Leben nöthi- gen Bedürfnisse. Wenn aber solche Anforderungen öffentlich noch Vorkommen, so ist dies ein Beweis, daß in Bezug auf die Achtung vor dem Gchilfcnstand und die richtige Werthschätzung der Arbeits kraft der Buchhandel noch sehr im Argen liegt, und dies zu einer Zeit und unter Verhältnissen, welche die persönliche Kraft höher stel len als je. Möchten diese wenigen, einfach die Thatsache constati- rcnden Worte dazu beitragen, daß die Herren Prinzipale dureb an gemessene Bezahlung ihrer Gehilfen die beiderseitige Ehre sowohlals die Achtung vor unserm Stande fördern und bewahren. V . . . h. Den schönen und werthvollen Bibliotheken, die fast alljährlich nach Leipzig zum Verkauf wandern, hat sich eine neue angereiht, die durch ihre Vollständigkeit die besondere Aufmerksamkeit der öffent lichen Bibliotheken und Liebhaber in jeder Beziehung verdient. Es ist die Bibliothek des verstorbenen St. von Nagy in Pest, ent haltend eine vorzügliche Sammlung aus der gesammten ungarischen Literatur. Der Katalog der Bibliothek wurde soeben von den Hrn. List L Francke ausgegeben; er umfaßt über 2000 Werke und enthält eine große Anzahl sehr wichtiger und seltener Bücher, von denen viele allen Bibliographen unbekannt geblieben sind. Die bibliographischen Hilfsmittel über die ungarische Literatur sind bis jetzt sehr unzureichend und mangelhaft, und da können wir den vor liegenden Katalog als einen sehr willkommenen Beitrag zu derselben begrüßen. An ungarischen Wiegendrucken ist er sehr reich, er ent hält u. a. das erste in ungarischer Sprache gedruckte Buch: 8. Uauli opistolao linAua llnnAarioa äonatas. Oraooviao 1533, 8. Viotor. Ebenso das zweite in ungarischer Sprache erschienene Werk: Novum Testamontum sou IV DvauAeliorum Volumina, lingua llunAarioa ckonata Oabriolo kanuonio Uestllmo. Visnnao kannonis, ,1. 8inAre- nius, suis aolloam Nolrgor bibliopolo sxponsis anno 1536. Die früheren Erzeugnisse der ungarischen Presse sind von außerordent licher Seltenheit; die vielen Kriege und Revolutionen, die das Land vom 15. bis zum 18. Jahrhundert heimsuchten, veranlaßten, daß der größte Theil der typographischen Erzeugnisse dieses Landes ver nichtet wurde. — Auch enthält die Bibliothek eine Sammlung von gegen 5000 Handschrifkcn, Documenten rc. nur auf Ungarn und seine Nebenländer bezüglich, aus dem 12. bis zum 18. Jahrhundert, die sicher von großem Werthe für die Geschichte dieser Länder ist. Es wäre sehr zu wünschen, daß diese Sammlung ungetrennt in den Besitz einer öffentlichen Bibliothek überginge, damit dieser Schatz der Wissenschaft nutzbar gemacht würde. 74*
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder