Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 19.07.1854
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- 1854-07-19
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- 19.07.1854
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1854.^ 1199 Nichtamtlicher Th eil. Eröffnung der Debatte über daS österreichische Circular. Die österreichischen Buchhändler haben unter dem 15-Juni 1854 ein Circular erlassen, in welchem von dem ungünstigen Stande der österreichischen Valuta Nachricht gegeben wird, und die, seit 6 Jah ren schwankend, erdrückend aus dem Buchhandel lastet. — Die öster reichischen Buchhändler sind dadurch in eine Lage versetzt, die eben so nachtheilig für sie, als für die deutschen Verleger ist, die von Tag zu Tag drohender für beide Theile wird. Die österreichischen Buchhändler sind daher übereingekommcn, den Verlegern außer Oesterreich Nachfolgende Vorschläge zu machen: I. Die Verleger geben den österreichischen Buchhändlern bei Novitäten und in Rechnung durchaus erhöhtenRabatt, wie er bei festen und Baar-Bezügen Uso ist; oder II. die Verleger bestimmen selbstden Verkaufspreis in Bank noten, und eröffnen denselben cinBanknotenconto. Dieß wäre besonders bei C o n t in u a ti o n sw erke n und Schulbüchern, so wie bei Unternehmungen, die vorzugsweise auf den Absatz in O esterreich basirt sind, zu empfehlen, da die zeitw eilige zu große Preiserhöhung den Absatz sehr vermindert, wie die Er fahrung der letzten Zeit bereits hinlänglich bewiesen hat. Durch etwaige mit erhöhtem Rabatt gemachte Baarsendungen und Nach nahmen käme der Verleger früher in den Besitz des Geldes und in die Lage, günstige Chancen zur Conversion zu benützen; oder III. theilen die Verleger mit den österr- Buchhändlern die D i ffe- renz des Courses von 75 abwärts, wenn derselbe zurOster- Messc 1855 unter 7V fällt, wogegen diese bis zu diesem Stand des Courses den Verlust allein tragen und den Thaler im Verkehr nicht höher als zu 2 fl. Bank-Valuta berechnen. Um die Aahlungsliste rechtzeitig unfertigen zu können, soll als Normcours der im Börsenblatle am vorletzten Samstag vor Can tate verzeichnet«: gelten. Wir Buchhändler außer Oesterreich gestehen gern zu, daß die Lage unserer österreichischen College« eine äußerst traurige ist, indem die Zukunft manches Geschäft tödtlich treffen kann und wird. Aber was können wir thun, da uns nicht einmal gestattet ist, über diesen Gegenstand zu schreiben und unsere Meinungen auszutauschen? Wir wissen sehr gut, daß cs nicht denn ein Mittel giebt, die Valuta zu fixiren — aber die Geldlcutc, welche am meisten bei dieser fortwäh renden Schwankung profikiren, sind das erste und größte Hinderniß rc. rc. rc. Wir könnten übrigens einfach erwidern: Die Banknoten, welche Ihr für unsere Bücher als Zahlung empfangt, haben bei Euch denselben Werth, wie bei uns, und für die Schwankungen können wir doch unmöglich büßen? Fällt das Silber, so verlangt Ihr Ersatz von uns; wenn aber der Cours eines schönen Tages stiege, würdet Ihr uns auch das plus geben? Gerecht und ehrlich wäre das jeden falls. Ich frage aber: Wenn sich heule oder morgen die Fahne drehte, Eure Banknoten pur, würden, und unsere preußischen, säch sischen, hessischen, cöthenschcn rc- Papicrthaler 5, 10, 15, 20, 25 ?h unter pari ständen, würdet Ihr, theure Collegen, uns dann in Banknoten oder in unfern Papicrthalern bezahlen? Bedenkt wohl: Die Schicksale der Menschen und Papicrscheine sind oft wunderbar, und es könnten unangenehme Consequenzen gemacht werden. Ja, ja, in Geldsachen hört alle Gemächlichkeit auf, und die besten Freunde verwunden sich und werden Feinde, warum? Jenseits verlangt man ungerechte Opfer, hier will man sie absolut nicht dul den! Darauf die Drohung: „Für Deinen Verlag will ich mich nicht mehr verwenden rc." Das ist der klägliche Ausgang und endliche Störung so manches frübcrn Geschäftsvcrhälknisscs. Das klingt eben so toll, wie miserabel, ist aber dennoch wahr. — Ich komme nun auf die drei §§. der österreichischen Herren Col lege», und frage hier, warum wird das österreichische Circular nicht vor das Forum des Leipziger Gremiums gebracht, berathcn, bespro chen, und irgend etwas beschlossen? Warum haben wir einen Vor- l stand, und warum bilden wir einen Verein, wenn solche wichtige Fragen nicht gemeinschaftlich disculict werden? Ich eröffne hiermit die Debatte und erwarte, daß man dem Circular der österreichischen (gesummten?) Buchhändler die größte Aufmerksamkeit schenke. Leipzig, I. Juli 1854. Otto Wigand. Das österreichische Circular vom 15. Juniuö. Daß die Oestecreicher uns ein klares Bild der Verwicklung ver legen, in die sie durch den hohen Cours auf Leipzig versetzt sind, und der Schwierigkeiten, welche sich den bisher gemachten Versuchen und andern denkbaren Auswegen enlgegenstellen, daß sie daran Vorschläge knüpfen, wie nach ihrer Ansicht das Nebel gemindert werden könne — das sollte ihnen niemand verdenken; nur hätte ich gewünscht, daß man diese Vorschläge mehr durch Gründe, als durch die 86 Unter schriften unterstützt hätte, wodurch der Schein einer beabsichtigten Nölhigung zur Annahme erzeugt wird, der — wie ich besorge — nicht blos die Einigung erschweren, sondern dem wirklichen Nebel, an dessen Entstehen alle gleich unschuldig sind, noch das selbstgemachte gegenseitiger Erbitterung hinzufügen dürfte, besonders wenn andrer Orten gemeinschaftliche Gegenerklärungen dadurch hervorgerufcn wer den. Schon jetzt ist ein ziemlicher Grad der Erbitterung zwischen Ein zelnen bemerklich, entstanden über die Forderung von Nachlaß an Saldo's, deren Rechtsbeständjgkeit nicht zweifelhaft war, keineswegs wegen Mangel an Vermögen beim Sortimenter, sondern blos, weil dieser weniger als sonst, beim abgesctztcn Verlage verdient hatte, wäh rend cs unerhört ist, daß ein Verleger vom Sortimenter eine Bei steuer für wirkliche Verluste an fehlgeschlagenen Verlagsuntccneh- mungen verlangt hätte. Dergleichen läßt sich unter Wenigen wieder ausgleichen, wie wir oft erlebt haben; aber ebenso gut wissen wir aus Erfahrung, daß Streitigkeiten zwischen den Collegen verschiedener Städte oder Länder ein viel zäheres Leben haben und mit lange ver haltender Erbitterung geführt zu werden pflegen, weil sich immer einer an dem andern entzündet, wie unter den Studenten die pra palria-Duelle die schlimmsten und endlosesten zu sein pflegen. Wenn ich also jetzt nach langem Schweigen wieder einmal das Wort im Börsenblatte ergreife, so geschieht es, weil ich als Verleger bei der Sache gerade nicht bedeutend bcthciligt bin, und mich deßhald vor andern befähigt glaube, sin« ira et stullio zu schreiben und so vielleicht heftigen Entgegnungen zuvorzukommen; weil ich ferner hoffen darf, daß meine österreichischen'Collegen, für die ich früher einmal ein mäßigendes Wort gesprochen, cs mir nicht verüblcn wer den, wenn ich ihnen sage, was mir vom Standpunkte des Nicht- österreichcrs gegen ihre Vorschläge zu sprechen scheint. Die Frage schwebt nicht blos zwischen den großen Leipziger, Ber liner, Stuttgarter und andern Verlegern einerseits, und österreichi schen reinen Sortimentern andrerseits, sondern die große Masse klei ner Verleger und die noch größre derer, die, wie ich, ein gemischtes Geschäft haben, kommt auch in Betracht, und cs fragt sich eben, ob alle diese in der Lage sind, auf die Vorschläge der 86 eingehcn zu können. Wir armen Sortimenter im Norden und Westen Deutschlands, die wir so dicht neben einander sitzen, daß wir uns überall gepreßt fühlen und bei der größten Thätigkeit und Anstrengung unfern Ge schäftskreis nicht erweitern können, von denen viele sich kümmerlich genug behelfen müssen, damit sie nur ja zur Messe mit ihrem Saldo pünklich zur Stelle sind, weil sonst kurzer Prozeß mit ihnen gemacht wird, da niemand fürchtet, von seinem Verlage weniger abzusctzen, wenn er die Rechnung mit einem oder mchrern aufhebt — wir armen 172'
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