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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 08.01.1868
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1868-01-08
- Erscheinungsdatum
- 08.01.1868
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- Deutsch
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auszunutzen und seinen Kindern ein großes Vermögen zu hinter lassen. Soll nun mit dem oben Ausgeführten etwa dem ewigen Fort bestände des hier in Frage kommenden „Rechts" oder Privilegs das Wort geredet sein? Gewißlich nicht! Die Folgen eines solchen unbeschränkt fort- dauerndcnPrivilcgs liegen zu klar vor JedcrmannsAugen. Sie haben sich auch bereits dem Publicum deutscher Nation genugsam fühlbar gemacht durch die Art und Weise, in welcher bisher das Privileg zum Schaden des Geldbeutels der deutschen Nation — und nicht bloß des-Geldbeutels — ausgenutzt worden ist. Aber Eins scheint mir sonnenklar: Die Aushebung des Erb rechts an dem Ertrage der sogenannten geistigen Werke, des „realen Witzes" darf nicht geschehen ohne Entschädigung der directen Nachkommen und erblichen Besitzer, solange es deren noch gibt. Die Rücksicht auf die Förderung des Gemeinwohls kann nimmer mehr zu der unbedingten Aufhebung solchen Eigenthums das Recht geben, solange überhaupt Vererbung anderen Besitzes (ja sogar Vererbung anderer Privilegien) noch zu Recht besteht. Wieaberund in'welcher Weise soll eine solche Ent schädigung der directen Nachkommen und Erbberechtigten statt finden, denen man zu Gunsten des Gemeinwohles, zum Vortheile der 'Nation und ihrer Cullur ihren Besitz, ihr Recht entzieht? Die Antwort liegt auf der Hand. Diese Entschädigung ist zu leisten von Denjenigen, denen all ein der materielle Vortheil und Gewinn jener Aufhebungsmaßregel zu gute kommt, von den Buchhändlern, die mildem jetzt herrenlos gewordenen „realen Witz" spcculiren und Geschäfte machen. Mag ein jeder derselben gesetzlich verpflichtet werden, von jeder Ausgabe eines oder mehrerer, oder der gcsammten Werke Gvethe's einen — wenn auch noch so geringen Proccntsatz für jedes Exemplar an die directen Nachkommen des Autors so lange, als dergleichen vorhanden find, in eine unter Aufsicht des Staates, dem er angehört, befind liche Casse einzuzahlcn. Es wird dann wenigstens Deutschland — das bekanntlich bereits durch die „Schillerstiftung" den Beweis für das so wenig glänzende materielle Loos seiner geistigen Arbeiter vor Augen und festgestellt hat — die Schmach erspart werden, den Enkeln und Urenkeln seiner Gesteshcroen „zum Besten des Gemeinwohls" ihr nnfragliches Eigenthum entrissen zu haben. Die hier angeregte Sache verdient die Theilnahme der Nation. Vor allem aber glauben wir sie der Theilnahme der deutschen Schrift steller selbst und namentlich derjenigen unter ihnen empfehlen zu müssen, deren Schriften auch noch dreißig Jahre über ihren Tod hinaus einen geistigen und materiellen Werth behalten dürften. Montreur, 16. Decembex 1867. Adolf Stahr. Leopold Zaunrith. Am 19. Decembex v. I. starb Herr Leopold Zaunrith, Buchdruckereibesitzer und Verlagsbuchhändler in Salzburg, bis 1857 auch Eigenlhümer der Mährischen Buchhandlung daselbst und als solcher langjähriges Mitglied des Börsenvereins. Der Verewigte, obwohl niemals einem größeren Kreise von College» bekannt geworden, zählte nichts desto weniger zu den thätig- sten und achtungswerthesten Vertretern unseres Standes. Am 6. No vember 1800 als zweiter Sohn des Buchhändlers und Buchdruckers Kaspar Zaunrith in Salzburg geboren, halte er kaum das 18.Lebens- jahr erreicht, als er den Vater und einen großen Theil des väter lichen Vermögens durch ein Ereigniß verlor, dessen schrecklicher Ein druck nie ganz aus seinem Gedächtniß verwischt werden konnte. Es war der große Brand vom 30. April 1818, der fast den ganzen Stadttheil vom rechten Salzachufer in Asche legte. Auch Zaunrith's Haus in der Bergstraße sammt der Buchdruckerei und dem reichhal tigen Verlage (darunter Judas Thaddäus Zauner's Chronik von Salzburg) wurde ein Raub der Flammen, und Kaspar Zaunrith Vater, der noch in das Haus eilte, um Einiges zu retten, büßte sein Leben ein.*) Man kann sich denken, welche Anstrengungen es kostete, in einer Zeit, wo das Versicherungswesen kaum dem Namen nach ge-- kannt war, ein Unglück solcher Größe im Geschäft zu überwinden, und dabei noch dazu die leitende Kraft, die Seele des Geschäftes entbehren zu müssen. Ja noch mehr; Leopold's älterer Bruder Kas par, von Jugend auf für den Buchhändlcrstand bestimmt und, irren wir nicht, ein Zögling von G. Reimer in Berlin, wurde wenige Jahre nach seiner Rückkehr in das väterliche Geschäft von unheilba rem Irrsinn ergriffen und mußte, anstatt die Stütze der Familie zu sein, von dieser bis an seinen Tod erhalten werden. So lernte Leo pold Zaunrith schon früh den Ernst des Lebens kennen, und wenn es ihm gleichwohl gelang, das Geschäft wieder emporzubringe», so verdankte er dies nächst Gottes Segen seiner eigenen Thätigkeit, dem Wohlwollen, dessen er sich am Platze erfreute, in späteren Jahren auch der Mitwirkung seines trefflichen Schwagers Josef Hagenauer. Sowohl Sortiment als Verlag der Mährischen Buchhandlung (letzterer soweit es die beengten vormärzlichen Verhältnisse in einer oesterrcichischcn Provinzialstadt zulicßcn) standen in den dreißiger und vierziger Jahren in Blüthe, und die seit 1834 neu errichtete Zaunrilh'sche Buchdruckerei stellte zuerst die Salzburger Zeitung in guter Ausstattung her. Was aber den Verstorbenen noch achtungs- werther machte, als seine Geschäftstüchtigkeit, das war sein edler Charakter, seine Bescheidenheit und Hümanität im Umgang, sowie eine Anspruchslosigkeit, welche kein „Ich" zu kennen schien, dagegen das Bestreben, Andere glücklich zu machen und überall einzutreten, wo cs sich um einen menschenfreundlichen oder gemeinnützigen Zweck handelte. Obwohl gläubiger Katholik, war ihni die Form doch nur Nebensache, und ohne je in Kreisen gelebt zu haben, wo freiere An schauungen Geltung gewinnen, dachte und handelte er nach Grund sätzen wahrer Toleranz. Im Jahre 1857 verkaufte Zaunrith das Sortiment mit der Firma „Mährische Buchhandlung" an Hrn. Theodor Ackermann, und zog sich mit seinem Verlag auf das Buchdruckcreigeschäft zurück, dem er bis zu seinem unerwartet schnell durch einen Schlagfluß er folgten Tode Vorstand. DerDahingeschiedene war zweimal verheira- thet und hatte eine Tochter aus erster Ehe, die im Kindesalter starb. Die zweiteEhe mit der ihn überlebenden Frau Amalie, geb. Hücker, blieb kinderlos. „An diesem braven, herzensguten Bürger", so schreibt die Linzer Zeitung aus Salzburg, „verloren Arme, Wittwen und Waisen eine kräftige Stütze, viele Anstalten und Vereine einen unermüdlichen Förderer alles Guten und Schönen. Ehre seinem Andenken!" Personalnachrichten. Die Jllustrirte Zeitung hat mit der ersten Nummer dieses Jahres ihren fünfzigsten Band angetreten. Bei dieser Gelegenheit ist dem verdienten Herausgeber und Verleger derselben, Herrn Con- sul J.J.Weber, das Ritterkreuz des oesterreichischenFranz-Joseph- Ordens verliehen worden. ") Erst einige Wochen nach dem Brande wurden seine Gebeine auf- efundcn und im Friedhöfe zu St. Sebastian beigesetzt. Sein Grabmal at folgende Inschrift: „Diese Urne enthält den kleinen Rest der Asche des seligen Kaspar Zaunrith, bürgerlichen Buchhändlers und Buchdruckers, welcher im 65. Lebensjahr am 30. April 1818 ein Opfer des schrecklichen Brandes geworden." — Kaspar Zaunrith hatte l788 die Mährische Buch handlung von seiner Prinzipalin, der Witlwe Frau von Sternfeld, Toch ter des Johann Josef Mayr von Mayeregg, „für seine treuen Dienste" gegen Ausbezahlung einiger Legate zum Geschenk erhalten.
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