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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 18.05.1868
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1868-05-18
- Erscheinungsdatum
- 18.05.1868
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- Deutsch
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- Saxonica
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1318 Nichtamtlicher Theil. 113, 18. Mai. Nichtamtlicher Theil. Die Ostcrmeffe 1868. Die heurige Ostermesse ist der Schlußstein eines Friedensjahres. Wohl gab es manche Stunde, wo man bei uns den Ausbruch eines Krieges, der um deutsches Land zu führen sei, glaubte fürchten zu müssen, und gerade da zogen drohende Wetter auf, als die Sorti menter für die Ostermesse 1867 ihre Zahlungslisten fertigten und der Verleger überschlug, was er wohl einnehmen werde. Aber die Luxemburger Frage ward gelöst ohne Blutvergießen und die einzige Folge derselben war eine Reihe von Broschüren, welche wider Frank reich auf unblutige Weise zu kämpfen unternahmen. Der Sommer kam und brachte die gewöhnliche geschäftliche Ruhe —theilweise frei lich nur äußerlich. Denn wir wissen, wie man im Stillen eifrig be schäftigt war mit der Herstellung jener Bände und Bändchen, welche der 9. November möglich machen sollte. Dieses Tages mag hier als eines in der Geschichte des deutschen Buchhandels besonders denkwürdigen wenigstens vorübergehend ge dacht sein. Er hebt das abgelaufene Jahr auf eine hervorragende Stelle, und noch sind die Folgen, die er nach sich zieht, nur zum kleinsten Theil zu überschauen. Es nahte der Herbst und der Winter mit den gewöhnlichen Be schäftigungen; der Sortimenter hatte sich nicht über allzu kleine Ballen zu beklagen. Es kamen die Klassiker und die, welche unter dieser Flagge sich gern verkauft sahen. Auch manches neue gute Buch kam, Las Werk eines Zukunftsclassikers. Das Verzeichniß der Novitäten im Börsenblatt schwoll heftig an und zeigte am Schluß des Jahres die Zahl 12064, während das Jahr 1865 nur 11719 Nummern, das Kriegs- und Annerionsjahr sogar nur 10756 Nummern aufzu weisen hatte. Und nach den Mittheilungen der Hinrichs'schen Buch handlung hob sich die Production buchhändlerischer Erzeugnisse von 8699 (1866) auf 9855 (1867) Nummern (um 13U). Jetzt stehen wir noch in den Tagen, welche die Abrechnung bringen für das abgelaufene Jahr, und dürfen wir der Stimme Ur iheilsfähiger trauen, so ist die Messe eine gute. Es ward nicht allein anno 1867 viel verkauft, sondern der Sortimenter brachte oder sandte auch Geld dafür nach Leipzig und die gefürchteten Ueberträge werden sich hoffentlich nicht in allzugroßer Menge auf den Conten einstellen. Wie im abgelaufenen Jahr, so sahen auch diesesmal die Tage vor und nach Cantate eine große Anzahl fremder Gäste in Leipzig ver sammelt. Für den Nichtbuchhändler ein kaum nennenswerther Factor unter den so viel Tausenden wirklicher Meßfremden, kamen sieden College» um so erwünschter. Und schon diesesmal ließ sich erkennen, wie jene im abgelaufenen Jahr zum ersten Mal in Anwendung ge wesene Bestimmung, daß nur dieVormittage dem Geschäft, die Nach mittage aber dem Vergnügen gewidmet sein sollten, die besten Früchte trage. Denn in der That hat hierdurch die Messe etwas den Cha rakter des Reingeschäftlichen abgestreift und dafür viel gewonnen durch den regen Verkehr in der geschäftsfreien Zeit. Alte Bekannt schaften wurden erneuert, neue geknüpft. Nicht Wenige kamen nur zu diesem Zweck nach Leipzig und überließen ihren Commisstonären Las langweilige Geschäft der Abrechnung auf der Börse. So ent wickelte sich denn bald ein heiter-geselliges Treiben, dem die Frage, ob Mainlinie oder nicht, fern lag. Auch der Oesterreicher wurde hier als gleichberechtigt begrüßt und für die Schweizer und Holländer Waren nicht minder unsere Arme geöffnet wie die Hände der aufwar tenden Markthelfer und Hausknechte. In anerkennenswerther Sorgfalt hatte das Festcomits dafür gesorgt, daß es an Vergnügen nicht fehle, noch ehe man an das Ge schäft ging. Da es auf starken Fremdenbesuch glaubte zählen zu dürfen, so war der Saal des Schützenhauses diesesmal statt des im vorigen Jahr benutzten Gartensaales des Hotel de Prusse für den Sonnabend vor Cantate als Sammelpunkt für alle „Träger der Wissenschaft" und ihre Freunde bestimmt. Die Annahme war richlig und reichten selbst dieser Saal und die anstoßenden Räum lichkeiten kaum aus, um die auf- und abwogende Menge zu fassen. Es war ein bunles, bewegtes Treiben, ein Durcheinander von Hochdeutsch in allen Färbungen nord- und süddeutscher Dia lekte, ein heiteres Wiederfinden und Sichbcgrüßen zwischen alten Bekannten, wie man es nicht schöner sehen kann. Der große Saal war festlich geschmückt. Schon unten am Eingang prangte ein „Willkommen". Dann stieg man auf der mit Laubgewinden bekleideten Treppe hinauf, um an unserer in beträchtlicher Größe mit Wasserfarben gemalten Börse vorbei zum großen Saal vorzudringen. Festons hingen hier von derDecke herab und an den Wänden prang ten in Schwarz auf weißem Grund zwischen Blumen die Namen unserer bedeutendsten deutschen Firmen. In einer Ecke hatte sich ein Herr des Comitüs als Billetverkäufer für die „Bösen Zungen" Heinrich Laube's aufgethan und fand von den fremden Gästen viel Zuspruch. Der Leipziger selbst hat nachgerade über das Stück etwas kühler zu denken angcfangen. — Auch für Musik war gesorgt, und war das Blech, das man an diesem Abend zu hören bekam, nicht minder lobenswecth als es dieLiedcr der vier schwedischen Sängerin nen waren, der letzten künstlerischen Uebcrreste der nichtbuchhändleri- schen Leipziger Ostermesse. Der Garten, weltbekannt durch seine „koutuinös worvoiUousos, Illumination t'üerihuo, sowie Gas- und Wassereffecte" strahlte in gewohnter Pracht und gern flüchtete man zeitweise aus der mehr als angenehmen Temperatur des Saales in die schöne Sommernacht. Die gesellige Vereinigung dauerte bis nach 11 Uhr und wurden die neu- oder frischgeknüpften Verbindungen mit Wein eifrig begossen. Dann trennte man sich allmählich und löste sich in seine näherenBcstandtheilc auf, um nachHause zu gehen oder, wie man auch erzählt, anderswo der süßen Gewohnheit des Daseins bei einem Glase Bier sich weiter zu erfreuen. Der Cantate-Sonntag, der Leipzig im heitersten Sonnenlichte zeigte, sollte der Glanzpunkt des Festes werden und war cs die Auf gabe eines Jeden, sich hierauf würdig vorzubereiten. Dies ist wohl auf die verschiedenste Weise geschehen, nur fehlen dem Berichterstatter hier die nölhigen Anhaltpunktc. Einige poetischer gestimmte Naturen wanderlen hinaus ins Rosenthal zum Frühconcert, Andere blieben in der Stadt und prüften die Erzeugnisse in- und ausländischer Kunst fertigkeit auf dem Gebiete des Malzerlrahirens, Andere wieder zogen, um Posa's Wort zu verändern, die Ruhe des Gasthofs jedem sonsti gen Genüsse vor. Die Cantateversammlung im Börsengebäude war dann für viele der Punkt für die erste Wiedervereinigung; für Alle aber war das Schützenhaus der Ort des Sichwiederfindens. Im abgelausenen Jahr hatte der große Saal nebst dem gerade daran stoßenden kleineren Saal genügt, alle Gäste auszunehmen. Diesesmal hatte man in weiser Vorsicht auch auf den Galerien ge deckt. Und nicht Wenige waren vergnügt, in jenen höheren Regionen einen, wenn auch etwas unbehaglich warmen Platz zu finden. Durch Len Saal quer zogen sich die langen Reihen der Tafeln, genügend groß, um mehr als 600 Gäste zu fassen. Auf der einen Langsette stand die Tribüne für die Festredner. Die Vorhänge waren herab- gelassen, um die Sonnenstrahlen abzuhalten, dagegen brannten einige Lichter des Kronleuchters; zu welchem Zweck, ist nicht recht ersichtlich, da eine Sonnensinsterniß an diesem Tage nicht zu erwarten war. Mit anerkennenswerther Pünktlichkeit begann das Mahl pro grammgemäß um l Uhr. Eine Trompetenfanfare gab den im Garten versammelten Gästen das Zeichen, daß oben alles bereit sei. Und nun entstand jenes Gewoge durch den Saal, das sich nur allmählich verliert, nachdem man seinen Platz erobert. Man mustert dann die
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