Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 18.05.1868
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1868-05-18
- Erscheinungsdatum
- 18.05.1868
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-18680518
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-186805183
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-18680518
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1868
- Monat1868-05
- Tag1868-05-18
- Monat1868-05
- Jahr1868
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
I« 113, 18. Mai. Nichtamtlicher Theil. 1319 Nachbarn rechts und links, läßt sich, wo nöthig, vorstellen, prüft die Speisekarte, das Programm des Orchesters und überlegt, welche Weinsorte der reichausgestattetcn Karte der Feststimmung am besten entspreche. Das Comitö hatte wie im vorigen Jahr so auch dieses- mal selbst Weinprobc gehalten und den Besitzer des Schützenhauses veranlaßt, außer den Sorten seines Kellers den Wein auf die Karte zu setzen, den es selbst von auswärts verschrieben. Bei dem heurigen Cantate-Essen war es Gotlschick-Witter in Neustadt, der außer dem „Cantatefestwcin" noch weitere vortreffliche Sorten und dadurch den Beweis lieferte, wie der Buchhändler nicht lediglich durch Bücher zur Erhöhung des guten Humors, zur Belebung des Geistes und zur Erwärmung des Herzens wesentlich beitragen könne. Die Reihe der Trinksprüchc cröffnete Hr. vr. Barth von Leipzig, indem er im Namen des Festcomitös die Anwesenden be grüßte und den deutschen Buchhandel leben ließ. Ihm folgte Hr. Julius Springer ausBerlin, der mit Bezug auf die Eigenschaft Leipzigs als Metropole des deutschen Buchhandels und die oftbe- währte Gastfreundschaft der Leipziger Kollegen diesen und der Stadt selbst ein Hoch ausbrachte. Er gedachte dabei in ehrender Weise der Universität Leipzig und der sächsischen Regierung, die von jeher alle Bestrebungen auf dem Gebiete des Buchhandels lebhaft unterstützte. Dann sprach Hr. Rector Di et sch von Grimma einen Trinkspruch in gebundener Rede auf die Universität Leipzig. Ihm folgte deren Rector Magnificus, Hr. Professor Or. Hankel, indem er aus führte, wie die Hochschule ohne den Buchhandel nicht bestehen könne. Auch sein Hoch galt dem deutschen Buchhandel. Hr. G. W. F. Müller von Berlin gedachte sodann der Verdienste, welche der Vor stand des Börsenvereins und namentlich Hr. Jul. Springer sich er worben, und trank auf dessen Wohl. Hr. Stadlältester R- Härtel von Leipzig freute sich der Anwesenheit so zahlreicher fremder Gäste und forderte zu einem Hoch auf die auswärtigen Buchhändler auf. Einer von diesen, Hr. Röttgcr von Petersburg, antwortete in an sprechend humoristischer Weise und leerte sein Glas auf die Gemüth- lichkeit im deutschen Buchhandel. Hr. Bürgerschuldirector I)r. Moe- bius trank dann auf die Zukunft des deutschen Buchhandels. Hr. Nolte von Hamburg gedachte der rühmlichen Thätigkeit des Buch händler-Unterstützungsvereins, zu thätigcr Theilnahme auffordernd. In Folge hiervon wurde nachher eine Sammlung für die Cassc jenes Vereins unter den Festtheilnchmern veranstaltet. Mit einem Toast des Hrn. Professor Or. Erdmann von Leip zig auf das deutsche Vaterland schloß die Reihe der Trinksprüchc. Doch nicht ohne einen harten Kampf. Einige Redner versuchten es noch, sich Gehör zu verschaffen, aber vergeblich. Selbst die Glocke des Vorsitzenden vermochte dieWogen nicht mehr zu besänftigen, in denen die Privatunterhaltung gegenüber jener noch immer nicht seltenen Leidenschaft sich empörte. Schon nach dem dritten Gang, dem „Gla- -cirtcn Kalbscarrö" und der „Pökelrindszunge" begann das Wandern von Tisch zu Tisch, daß man mit Bekannten plaudere und trinke. In diesem Stadium der Feststimmung lösen sich alle Baude frommer Scheu und selbst der beste Toast verblaßt im Widerschein des dritten oder vierten Glases. Mit der sich steigernden Heiterkeit hielt die Wärme im Saal gleichen Schritt, so daß Manche schon vor dem „Eis ka^oun^' ver schwanden, um das erhitzte Haupt in der Nähe der „koutaiuss wsr- vsillsusss" im Garten abzukühlen. Hier trank man Kaffee, ruhte von den Mühen des Mittags und überlegte, was nun weiter zu treiben sei. Glücklich die Fremden, die ins Theater wollten; sie waren über ihre weitere Thätigkeit nicht im Zweifel und lieferten ein Contingent, groß genug, um den deutschen Buchhandel auch vor den Brettern würdig zu vertreten. Die übrigen zerstreuten sich nach den verschiedensten Seiten: Alle in der heitersten Stimmung. Ja, es geht die dunkle Sage, daß einige „Träger der Wissenschaft", wenn auch nicht zu den Getragenen, so doch zu den Geführten gehörten und etwas an Goethe's „schwankende Gestalten" erinnerten. College Witter, was hast Du gethan? Die Besucher des Theaters nahmen einen günstigen Eindruck mit nach Hause. Selbst die verwöhnten Bewohner größerer Städte gestanden willig die Großartigkeit des Leipziger Theaters ein und waren befriedigt von den Leistungen der Schauspieler. Der „gemeine Haus- und Hofbuchhändler" der Provinzialstadt aber freute sich eines Abends, wie er ihn erst in nächster Messe wieder erleben wird. Der späte Abend fand einen Theil der Festgenossen im „Prusse", wie man kurz zu sagen pflegt, versammelt. Auch hier derselbe herz liche Ton, dieselbe ungetrübte Heiterkeit. So, nachdem das Hauptvergnügen vorüber war, konnte am Montag das Geschäft auf der Börse beginnen. Der freie Nachmittag gab dann wieder Gelegenheit zu geselligen Vereinigungen in den Hotels oder in Privathäusern. Manche der Leipziger Firmen sahen Freunde bei sich, die Gelegenheit hatten, neue Beweise zu sammcln von der glänzenden Leipziger Gastfreundschaft. Am Abend fand sich im Gartensaal des Hotel de Prusse aber mals eine zahlreiche Gesellschaft zusammen, die ziemlich lange in die Nacht hinein anhielt. Der Dienstag war der Montag in verkleiner tem Maßstabe. Mancher Gast rüstete zur Abreise; Einzelne hatten den Leipziger Staub schon von den Füßen geschüttelt. Am Nachmit tag feierte der Sprößling der vorigen Messe, das Hinstorff'schc Kaffee kränzchen, seinen ersten Geburtstag unter großer Betheiligung und ist im Interesse des Humors und der Mildthätigkeit gleichmäßig zu wünschen, daß diesem Product einer guten Stunde ein recht langes Leben vergönnt sei. Damit mag der Bericht geschlossen sein. Noch sind zwar, während wir dies schreiben, der werthen Gäste genug in Leipzig, aber die eigentlichen Tage von Aranjuez sind doch zu Ende. Das nüchterne Geschäft tritt wieder mehr in sein Recht, und Sortimenter und Verleger müssen sorgen, daß es auch in der näch sten Messe wieder Bücher zu verrechnen gebe. Es sind freundliche Tage, die hinter uns liegen; Tage, die selbst Pessimisten heiter stimmen und aufs neue beweisen können, daß uns das alte Band der Zusammengehörigkeit noch fest aneinan der kette. Keiner war Wohl, der nicht mit dankbarem Herzen von Leipzig schied, und nicht die Wenigsten hoffen, daß ihnen das nächste Jahr bringen werde, was ihnen dieses Jahr gebracht: einen glück lichen Ausspann aus den Alltagsgeschäften und ein fröhliches Wieder sehen in Leipzig. X. L. Miscellen. Von den Memoiren des Staatskanzlers Fürsten Metter nich, mit deren Sichtung und Bearbeitung beiläufig vor einem Jahre begonnen wurde, liegt der „Neuen Freien Presse" zufolge der erste Band nun vor. Das Werk, das voraussichtlich in mehreren Abtheilungen, jede mehrere Bände umfassend, erscheinen wird, soll zugleich in deutscher und französischer Sprache herausgegeben werden und die erste Abtheilung wird wesentlich die Correspondenz des Fürsten mit Gentz zum Gegenstände haben und unter dem Gesammt- titel „Gentziana" publicirt werden. Personalnachrichten. Herrn Herm. Friedr. Giesecke hier ist von dem König von Preußen der Rothe Adlerorden 4. Classe verliehen worden. Herr C. L. Rautenberg in Mohrungen hat von dem König von Preußen den Kronen-Orden 4. Classe erhalten. Außerdem ist derselbe von der Stadt Mohrungen zum „Stadtältesten" ernannt worden. 200*
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder